Zitat:
Mehr Abstand zu Putin?
Das meinen unsere Leserinnen und Leser zur Sonntagsfrage
War die Geburtstagsfeier von Altkanzler Gerhard Schröder in St. Petersburg und sein vertraulicher Umgang mit Russlands Präsident Wladimir Putin angemessen, oder hätte Schröder vor dem Hintergrund des Ukraine-Konfliktes mehr Abstand zu Putin halten sollen? So lautete die Sonntagsfrage der vergangenen Woche. Und das meinen unsere Leserinnen und Leser.
Alles für den Frieden tun!
Wir brauchen helle, aufmerksame Denker, die jede gute Gelegenheit ergreifen für Gespräche, um den Frieden zu erhalten und Vernunft walten zu lassen. 1914 darf sich nicht wiederholen!
Gespräche sind notwendig, EU-Europa muss Putin-Russland zum Gespräch einladen. Die Politik in Europa hat viele Fehler gemacht.
Gerhard Schröder hat Mut bewiesen, indem er Putin besuchte. Auch Philipp Mißfelder war mutig.
Rosemarie und Karl-Heinz Czitrich, Espelkamp
Die Rolle der USA
Putin ist ein gewiefter Taktiker, und er kann es gar nicht wollen, die Sowjetunion mit ihrem militärischen Vorfeld wieder zu errichten. Die Sowjetunion ist daran schion mal pleite gegangen deshalb kann Putin eine Wiederholung nicht wollen. Ein Land, das industriell nicht stark entwickelt ist, kann sich das nicht leisten.
Aber es ist doch interessant, dass schon eine ganze Reihe von US-Politikern in Kiew waren - weshalb? Erst Senator McCain, dann US-Diplomatin Noland, danach Außenminister John Kerry und zuletzt Vizepräsident Joe Biden. Zwischendurch war auch CIA-Direktor John Brennan in Kiew.
Besonders der Besuch des CIA-Direktors hat Gründe, die mit dem Aufgabenbereich der CIA zu tun haben, und sie sind: lügen, betrügen, tricksen, täuschen, Desinformation und verdeckte Aktionen bis hin zu Mord.
Es gibt also jeden Grund, die Rolle der USA zu hinterfragen.
Reinhard Wick, Bielefeld
Putin macht seinen Job
Nein! Warum denn auch? Schließlich ist Putin doch kein Verbrecher wie einer seiner großen Vorgänger! Er macht doch nur seinen Job für sein Land.
Die Ukraine gehörte mal zu Russland. Und wenn sich da jetzt Leute melden, die dorthin zurück möchten, nachdem der derzeitige Machthaber das Land zum Staatsbankrott geführt hat, soll ausgerechnet Russland ihnen den Rücken kehren?
Mal angenommen, im Elsass möchten welche zurück nach Deutschland: Was sagt dann wohl Angela Merkel? Und wenn sie genau so reagiert wie Putin, dürfte ihr Schröder auch keinen Kuss mehr geben? Das kann es doch wohl nicht sein, oder?
Detlev Piekenbrock, Herford
Schlechter Zeitpunkt
Die Hörigkeit des Herrn Schröder gegenüber Herrn Putin ist schon beschämend für einen ehemaligen deutschen Kanzler. Schon in der Vergangenheit war Schröders Ausspruch über den "wahren Demokraten Putin" für mich der Beweis, dass Schröder schon damals alles unternahm, sich der Macht und dem Mammon zu unterwerfen.
Sowohl Herr Schröder als auch ein gewisser Herr Mißfelder waren Marionetten auf der Russenparty, während sich in der Ukraine Menschen gegenseitig niedermetzelten. Ein wenig vernünftiger wäre es in der Tat gewesen, einen anderen Zeitpunkt zu wählen.
Ulrich Kansteiner, Herford
Intensiver Dialog nötig
Jedes Problem und jede Krise kann durch Gespräche gelöst oder zumindest verbessert werden. Leider werden Gespräche oft dort abgebrochen, wo sie intensiver geführt werden sollten.
Die Regierungen der EU haben bisher leider nicht wirklich zur Entspannung der Krise in der Ukraine beigetragen: Sie führten Verhandlungen ohne Beteiligung der Separatisten. Sie entsandten Nato-Soldaten als Militärbeobachter in die ostukrainische Krisenregion. Sie warnten die ukrainische Übergangsregierung nicht davor, Militäraktionen durchzuführen. Sie verhängten Sanktionen gegen Russland, während es zeitgleich für das völkerrechtswidrige Töten von afrikanischen Zivilisten mit Drohnen keine Sanktionen gab. Über die Medien dämonisierten sie Putin und gaben ihm alle Schuld an der Krise.
Schröder kann die Atmosphäre nicht allein "entgiften". Es sind jetzt intensive Gespräche mit allen Beteiligten nötig, um einen Krieg noch abzuwenden.
Putin ist offensichtlich der einzige, der den Mut hat, Snowden Asyl zu gewähren - er spielt somit für den Erhalt unserer Bürgerrechte eine wichtige Rolle. Es wäre längst Zeit gewesen, dass sich jemand dafür bei ihm bedankt hätte.
Reinhard Großmann, Bielefeld
Putin nicht isolieren
Dass einem ehemaligen Bundeskanzler seine - von Steuergeldern bezahlte - "arme Rente" nicht reicht und dieser seine Finanzen mit der russischen Gazprom aufbessert, das ist schon wunderlich. Was aber das Verhältnis zu Putin angeht, wäre es im Interesse auch der derzeitigen Regierung, ein Beispiel daran zu nehmen.
Hätte die Bundesregierung, ja, hätte Europa die ausgestreckten "Friedensfühler" des Wladimir Putin in den letzten Jahrzehnten angenommen, anstatt neue Raketen vor Russlands Haustüre zu stationieren, wäre es vielleicht nicht einmal zu der Krise in der Ukraine gekommen. Deswegen: kein Abstand zu Russland und zu Putin, sondern das Gegenteil. Dieser Präsident eines europäischen Landes gehört fest eingebunden in alle Angelegenheiten Europas.
Frank Buschinski, Bielefeld
US-Regierung provoziert
Gespräche mit Putin aussetzen? Mir scheint, die Welt und die Frage stehen auf dem Kopf: Die Amerikaner unterstützen eine rechte Übergangsregierung mit viel Geld und der "Beratung" ihrer Geheimdienste.
Die Amerikaner nehmen angebliche "sichere Hinweise", Putin unterstütze die Separatisten, zum Anlass, weiter zu intervenieren. Weshalb nicht gleich "sichere Hinweise" auf Atomwaffen, wie im Irak-Krieg? Sie provozieren Putin und versuchen, Europa zu spalten.
Wenn jemand irgendwelche Sanktionen verdient hätte oder das Aussetzen von Gesprächen, wäre es nicht der relativ besonnene Putin, sondern Amerika. Schröder sollte besser Obama ins Gewissen reden.
Michael Großmann, Bielefeld
Fundstelle: Leserbriefe: Mehr Abstand zu Putin? Das meinen unsere Leserinnen und Leser zur Sonntagsfrage in: OWL am Sonntag Herford, Bünde, Enger, Spenge, Vlotho, Lübbecke Nr. 19, 34. Jahrgang (2014), S. 18.
Gut, dass es in Deutschland viele vernünftig denkende Menschen gibt!