Friedrich Merz: Zwischen Blackrock und Kanzleramt (Auszug)
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Die
Gillamoos-Rede verdeutlicht Friedrich Merz‘ Bestreben nach Volksnähe. Wenn er davon spricht, Gillamoos sei Deutschland und nicht Kreuzberg, dann schürt er das Gefühl, im Land werde in erster Linie Politik für eine privilegierte Elite in den Innenstädten gemacht. Der
SPIEGEL spekulierte im Anschluss an die Gillamoos-Rede, es ginge Merz womöglich darum, eine
bestimmte Illusion zu erschaffen. Die
Illusion, dass der ehemalige
Blackrock-Funktionär und
Multimillionär Merz
volksnah sei. Die Illusion, dass Merz auf der Seite der jeweiligen Bierzeltbesatzungen stehe, zu der er gerade spricht.
Doch Friedrich Merz hat auch
eine andere Seite, abseits des Bierzeltes. So war er jahrelang für den weltweit größten Vermögensverwalter
BlackRock tätig. Merz selbst antwortete einst im Interview mit Anne Will, er habe ausgesprochen
gerne für
BlackRock gearbeitet. Es sei das erste Unternehmen gewesen, für das ökologischen, sozialen und gesellschaftliche Themen in den Kapitalmärkten eine Rolle gespielt hätten.
Der
Vermögensverwalter wird von einigen Beobachtern
extrem kritisch gesehen. So berichtete der Tagesspiegel 2018 im Rahmen von Merz‘ politischem Comeback:
«Kritiker halten BlackRock vor, den Wettbewerb zu torpedieren, die Altersvorsorge bewusst zum eigenen Vorteil zu privatisieren, sehr eng mit Behörden zusammenzuarbeiten und damit auch Einfluss auf die Regulierung der Finanzbranche zu nehmen.»
Auch BlackRocks Umgang mit seiner ökologischen Verantwortung stößt auf Kritik. So berichtete das politische Fernsehmagazin «Monitor» über das Unternehmen:
BlackRock sei bei zwölf der klimaschädlichsten Großprojekte weltweit der größte Investor der jeweils beteiligten Firmen gewesen.
Merz war außerdem bis in das Jahr
2021 als
Senior Counsel im Düsseldorfer Büro der
Anwaltskanzlei Mayer Brown tätig.
ZEIT ONLINE bemerkte 2018, dass diese
Anwalts-Kanzlei auf ihre Weise an dem
Steuerdiebstahl Cum-Ex mitverdiene:
So wolle die
Kanzlei ihren Kunden dabei
behilflich sein, dem
wachsenden Rechtsrisiko durch
Cum-Ex-Geschäfte entgegenzuwirken. Bei den
Cum-Ex-Geschäften hatten sich einige Banken durch
Diebstahl in großem Stil an
öffentlichen Geldern bereichert. Davon profitierte in erster Linie
eine Elite, die deutlich
privilegierter ist, als die Kreuzberger Bevölkerung.
Friedrich Merz’ polarisierende Äußerungen und das Spielen mit kulturellen Gegensätzen stehen sinnbildlich für die
Spaltungen innerhalb der deutschen Gesellschaft. Seine Fähigkeit, die politische Agenda zu prägen und Debatten anzustoßen, führt dazu, dass er trotz oder gerade wegen der vielen Kontroversen eine zentrale Rolle im politischen Diskurs Deutschlands spielt.
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