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Es war nicht der erste Angriff von Linksextremisten in den letzten Wochen, aber mit Abstand der bemerkenswerteste: 18 Scheiben gingen zu Bruch – als Opfer hatten sich die Täter ausgerechnet ein Familienzentrum ausgesucht, das es gewagt hatte, eine Info-Veranstaltung der Polizei zum Thema Schutz vor Einbrechern anzubieten. Der Bezirk sieht keinen Handlungsbedarf und stellt sich auf den Standpunkt, dass der Umgang mit Linksextremismus einzig Sache der Polizei sei.
Die Fenster des Familienzentrums waren mit Pflastersteinen eingeworfen worden. Kurz nach der Tat tauchte im Internet ein konfuses Bekennerschreiben auf: Die Polizei-Veranstaltung solle ein Klima der Angst schaffen, um sich an die Grenze militärischer Intervention herantasten zu können – zu Gunsten von zugezogenen Reichen. Außerdem wolle man sich für einen Mitstreiter rächen, der dafür verurteilt worden sei, mit einem Laserpointer einen Hubschrauberpiloten geblendet zu haben.
Die Betroffenen wollten lieber nicht viel zu dem Fall sagen. Eine Mitarbeiterin spekulierte, die Täter hätten wohl nicht gewusst, für wie viele Kinder und Jugendliche aus dem Kiez sich die Einrichtung einsetze. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann verurteilte mit einer Erklärung den Angriff: „Solche blinde Zerstörungswut sendet keine politische Botschaft“, teilte sie mit. Wer hier die Scheiben einwerfe und dort lebende Kinder gefährde, schade der Gesellschaft und störe das friedliche Zusammenleben. Darüber hinaus hält sich der Bezirk zum Thema Linksextremismus jedoch zurück. Es sei nicht die Aufgabe der Bürgermeisterin oder des Bezirksamtes, das Gefahrenpotenzial solcher Anschläge einzuschätzen, dafür sei die Polizei zuständig. Gleiches gelte für die Frage, ob durch linksextreme Gruppierungen eine Gefahr für die Bewohner des Bezirks ausgehe. Regelmäßige Kontakte zu Polizei und Verfassungsschutz zum Thema Linksextremismus gebe es nicht, ebenso wenig gebe es Kontakte zu gemäßigten Gruppen, die Einfluss auf Extremisten haben könnten. Eine allgemeine Positionierung des Bezirks zum Thema sei nicht geplant, Aufklärungsmaßnahmen für die Bevölkerung seien ebenso wenig vorgesehen.