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„Wir überfordern die Imame“
Dort spielt der Imam eine wichtige Rolle. In der deutschen Öffentlichkeit spiele er eine zu wichtige Rolle, sagt Mathias Rohe, Jurist und Islamwissenschaftler an der Universität Erlangen-Nürnberg:
„Und zwar deswegen, weil wir die armen Imame hier in Deutschland eigentlich hoffnungslos überfordern. Die sollen also nicht nur – was ihres Amtes ist – ihren Gottesdienst abhalten. Nein, sie sollen darüberhinaus auch Familienberatung machen, sie sollen Integrationslotsen sein, sie sollen interreligiösen Dialog betreiben.“
Ein Imam sollte im Idealfall islamische Theologie studiert haben und sich danach einer bestimmten Gemeinde für die Gebetskultur und religiöse Angelegenheiten zur Verfügung stellen. Doch im praktischen Alltag sind sie häufig auch Ansprechpartner für:
„Eheprobleme, Schwierigkeiten in der Sexualität, in der Schule, in der Arbeit. Wie gehe ich mit den anderen um? Was gebietet Allah, was verbietet Allah mir“, so Ahmad Shekeb Popal, selbst Imam in München.
Vermittler zwischen den Generationen
Außerdem müsse sich ein Imam heute auch politischen Fragen und Problemen widmen:
„Die Jugendlichen und das Internet, die Jugendlichen und der immer lauter werdende Populismus. Die Probleme zwischen der alten Generation, die meist nur Afghanisch, Türkisch oder Arabisch spricht, aber eben nicht Deutsch und die Jugend, die eben nicht gut genug Türkisch, Afghanisch, Arabisch spricht, aber sehr gut Deutsch spricht. Wie schafft man, die zusammen zu bringen, dass es in der Gesellschaft Frieden gibt.“
Vielfältige Aufgaben für einen Imam in der muslimischen Gemeinde – und das, obwohl es im Islam keine klassische Obrigkeit gebe, wie der Islamexperte Mathias Rohe erklärt:
„Es gibt eine riesige und langwierige Debatte im Islam darüber, inwieweit man als Mensch selbst in der Lage ist, die Glaubensgrundsätze durchschauen zu können und sich dementsprechend dann auch verhalten zu können. Es gibt jedenfalls außerhalb des schiitischen Islams ja eigentlich nichts wie so eine Lehrautorität, sondern man muss schon auch selber nachdenken.“