Gebauer: Selbst wenn sich ein Hamas-Kämpfer in einem Krankenhaus versteckt hat, darf man es nicht bombardieren. Strategien, die nicht zwischen Militär und zivilen Opfern unterscheiden, verstoßen gegen die Genfer Konvention. Aber kaum jemand hält sich noch daran.
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Da ist es oft schwer, zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten zu unterscheiden. Jedes Gegenüber könnte ein Angreifer sein - selbst Frauen und Kinder.
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SPIEGEL: Der tote Zivilist, zynisch "Kollateralschaden" genannt, bleibt eine unerwünschte Begleiterscheinung des Krieges?
Gebauer: Seit langem kommen im Verhältnis immer weniger Soldaten um. Im Ersten Weltkrieg zählte man noch 10 Prozent tote Zivilisten, im Zweiten Weltkrieg waren es schon 50, im Vietnam-Krieg 70, und heute, in Afghanistan und im Irak, sind es 80 bis 90 Prozent.
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Gebauer: Es ging uns darum, die völkerrechtlichen Vereinbarungen zu stärken, die den Krieg eindämmen. Durch das Abkommen zur Ächtung von Landminen wurde die Zahl der Minenopfer von jährlich 25 000 auf 5000 gesenkt. Jetzt gibt es einen Nachfolgevertrag für Streuwaffen.
SPIEGEL: Die Amerikaner haben allerdings beide Abkommen nicht unterzeichnet.
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Gebauer: ....Die Armeen wollen den größtmöglichen militärischen Effekt bei den geringstmöglichen eigenen Verlusten haben. Mag sein, dass eines Tages überhaupt kein Soldat mehr zu Tode kommt, sondern nur noch Zivilisten. Damit wäre dann die Essenz des humanitären Völkerrechts, der Genfer Konvention, auf den Kopf gestellt.