Nicht nur in Paris, in ganz Europa waren die Rothschilds damals die Bankiers der Könige, die "fürstlichen Seckelmeister", wie Heinrich Heine sie nannte: "Geld ist der Gott unserer Zeit, und Rothschild ist sein Prophet." Mitunter hing die Zahlungsfähigkeit ganzer Staaten von dieser einen Familie ab.
Ohne die Familie Rothschild, meinte der illustre Fürst von Pückler-Muskau, "scheint keine Macht in Europa Krieg führen zu können". Tatsächlich füllten sie die Kriegskasse des englischen Generals Wellington gegen Napoleon oder versetzten mit ihrem Kredit Österreich in die Lage, 1821 den national-liberalen Aufstand in Neapel niederzuschlagen.
Bestechung war damals übliche Praxis. Und Vater Rothschild wollte den Vorsprung der christlichen Banken einholen. Seinen Söhnen schärfte er ein, nicht nur den Regierungen attraktive Angebote zu machen, sondern auch die Beamten mit Provisionen und zinsfreien Darlehen günstig zu stimmen.
Und politisch zeigten sie wenig Skrupel - problemlos versorgten sie etwa Frankreich mit den Mitteln, um die Revolution der Liberalen in Spanien niederzuschlagen. Allerdings gelang James nach der Julirevolution von 1830 auch scheinbar mühelos der Schwenk auf die Seite der Liberalen mit ihrem "Bürgerkönig" Louis Philippe.
Damals wurden die Rothschilds, so Ferguson, zur "wichtigsten Geldleitung zwischen der britischen Regierung und den Schlachtfeldern des Kontinents, auf denen in den Jahren 1814 und 1815 das Schicksal Europas entschieden wurde". Als "blutsaugende Bande", die im Europa dieses Jahrhunderts "für unermessliches Elend und Unglück verantwortlich war", geißelte 1891 etwa die britische Sozialistenzeitung "Labour Leader" die Rothschilds.
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