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Bundestagsabgeordnete der Grünen demonstrierten am 12. Mai 1983 auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz für Abrüstung in Ost und West. Petra Kelly (mit Sonnenbrille) und ihre Mitstreiter wurden daraufhin von Sicherheitsbeamten der DDR festgenommen. (© dpa)
In West-Berlin wurde zu dieser Zeit von der Friedensbewegung die 2. Europäische Konferenz für atomare Abrüstung abgehalten. Den Mitgliedern der DDR-Friedensbewegung jedoch war die Reise nach West-Berlin und damit die Teilnahme an der Konferenz von der DDR-Administration verweigert worden. Am 4. Konferenztag versammelten sich daher einige der Konferenzteilnehmer gemeinsam mit Friedensaktivisten aus der DDR zum Protest im Osten der geteilten Stadt auf dem Alexanderplatz. Die Grünen Bundestagsabgeordneten Petra Kelly, Gert Bastian, Gaby Potthast, Lukas Beckmann und Roland Vogt traten geschmückt mit Blumen und Transparenten auf und forderten "Abrüstung in Ost und West."
Ihr Auftritt währte nur kurz. Lukas Beckmann schilderte den Einsatz der Volkspolizei später so: "Die Aktion begann um 11.55 Uhr – und dauerte nur wenige Minuten. Im Nu waren 50 Lederjacken da, wir wurden verhaftet, in einem Kleinbus ins Gefängnis gefahren."[1] Dort angekommen begannen heftige Diskussionen zwischen den Grünen und Vertretern der Staatsmacht der DDR. Den Unterlagen der Stasi zufolge waren die Gespräche dominiert von einem Spagat zwischen offener Antipathie und versuchter Höflichkeit. Petra Kelly, die nach Meinung der Staatssicherheit besonders "aggressiv und herausfordernd" auftrat, und Gert Bastian bemühten sich um eine Telefonverbindung zu Erich Honecker. Lukas Beckmann forderte entschieden die Freilassung von in der DDR inhaftierten Friedensaktivisten. Roland Vogt konzentrierte sich darauf, die Gesprächsführenden in politische Diskussionen zu verwickeln. Gert Bastian betonte, dass die Grünen planten, ihre Aktion in ähnlicher Form zu wiederholen. Die Beamten erwiderten lapidar, dass es dann zu ähnlichen Schwierigkeiten kommen könne.[2] Anders als ihre Friedensfreunde aus der DDR freilich mussten die Grünen als Parlamentarier eines anderen Staates weder politische Verfolgung noch Haftstrafen befürchten. Nach einigen Stunden wurden sie zurück auf bundesdeutschen Boden gebracht.