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Merkels Weg führte sie in die Akademie nach Adlershof. Sie promovierte, hatte ein Praktikum in Prag und durfte auch zu einer Tagung in die sogenannte BRD reisen. An der Akademie, so behauptet die Politikerin, sei sie in der FDJ-Gruppe für die Kultur zuständig gewesen. Kollegen haben sie als Verantwortliche für Agitation und Propaganda in Erinnerung. Das klingt fürchterlich linientreu. Aber dort auf dem Gelände neben dem Staats-Fernsehen hatte sich die DDR-Bildungselite versammelt. Die Vorstellung ist geradezu abstrus, dass sich Persönlichkeiten wie der Eisenacher Michael Schindhelm, später Intendant in Nordhausen, Gera und in Basel, oder ein Joachim Sauer, heute ein international anerkannter Wissenschaftler und Merkels Ehemann, jemals hätten agitieren lassen. Im Osten gab es ein real existierendes Leben und gleichzeitig eines, das nur in Rechenschaftsberichten vorkam.
Beste beim Sprachkurs in Donezk
Ein damaliger Akademie-Kollege aus Thüringen nahm zusammen mit Merkel an einem mehrwöchigen Sprachlehrgang im ukrainischen Donezk teil. Sie war mit Abstand die beste Lehrgangsteilnehmerin. An dieser Episode lässt sich auch der nüchterne Stil der Merkel von heute belegen. Die meisten Politiker hätten an ihrer Stelle während der Krise im Donbass ständig darüber bramarbasiert, dass sie diese herrliche Stadt und die Menschen kennen würden und so weiter und so weiter. Kein Sterbenswort von der Kanzlerin darüber. Sie weiß, dass gezeigte Emotionen medial mitunter ein Eigenleben entwickeln. In der Wendezeit begab sich Merkel [...]