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Wenn wir das durchaus sympathische Zwischenmenschliche beiseite lassen, ergibt sich ein sehr nüchternes Bild eines Asylbewerbers, der keiner war. Mohamed kam laut „Chrismon“ 1993 mit einem Touristenvisum nach Rom, „zerstörte“ sofort seinen Pass, zog durch Frankreich weiter nach Karlsruhe und stellte nach fünf Tagen seinen ersten Asylantrag. Jetzt erzählt er ganz offen, wie es dazu kam: „Bevor ich in Deutschland ankam, wusste ich nichts von eurem Asylsystem.“ Ein anderer Flüchtling hatte ihm in Karlsruhe geraten: „Entweder du heiratest eine Frau, du lebst vom Drogenschmuggel, oder du beantragst Asyl.“ Also entschied sich Mohamed für den dritten Weg, das Asyl. „Ich träumte von einem Leben in Europa“, sagt er im Rückblick – und spielte den politisch Verfolgten. Bei seiner Bamf-Anhörung hatte er 1993 zudem Schwierigkeiten mit der Polizei angegeben, „weil sie gegen Berber sind“. Nach der Rückkehr spielte das ebenfalls keine Rolle mehr.
In „Chrismon“ lernen die Leser einen ausgesprochen liebenswürdigen und gegenüber seinen deutschen Helfern unverändert dankbaren Mohamed kennen. Der kannte freilich keine Skrupel, zu betrügen und Gesetze zu brechen, um seinen „Traum“ zu verwirklichen. „Chrismon“ schildert das so. „Um arbeiten zu können, fälschte Mohamed seinen Pass. Er wurde zu Vincent Bender aus Frankreich, ging nach Köln, fand Arbeit in einer Schokoladenfabrik, später in einer Buchbinderei.“ Als die Polizei dahinter kam, floh er zurück nach Krautheim.Mohamed suchte sich einen anderen Namen und eine andere Nationalität: „Dann wurde er Antonio Fontonato aus Italien. Mohamed wollte mit dem falschen Pass nach Kanada fliegen, Europa schien aussichtslos. Die Zollbeamten hielten ihn am Flughafen Düsseldorf auf.“ Der Großvater des Autors „kaufte ihn frei“, wie es in der Reportage heißt. Wie „Freikauf“ in einem Rechtsstaat funktioniert, erklärt der Enkel nicht.