NZZ / 03.06.2023 / von Cristian Putsch
Brics-Erweiterung nimmt Form an – aber nur langsam
Bei der geplanten Vergrösserung der
BRICS-Staatengruppe laufen Verhandlungen mit
Saudiarabien. So schnell, wie es sich China und Russland vorstellen, geht der Ausbau des G-7-Gegenspielers allerdings nicht voran.
Sieben Seiten hatte die Verlautbarung der Brics-Aussenminister nach ihrer Besprechung im südafrikanischen Kapstadt am Freitag. Erst ganz am Ende, letzte Seite, Punkt 24, wurde kurz auf die «Freunde der BRICS» eingegangen. Man begrüsse das Zusammentreffen mit den Ländern, die sich für einen Beitritt zur aufstrebenden Staatengruppe interessierten, hiess es dort.
Spätestens da war den angereisten Delegationen der BRICS-Freunde klar, dass es bis zu ihrem Beitritt vielleicht doch etwas länger dauern würde, als die bisherigen BRICS-Mitglieder China, Russland, Indien, Brasilien und Südafrika signalisiert hatten.
Peking treibt «BRICS Plus» voran
Im Rahmen des geopolitischen Wettbewerbs zwischen China, Russland und dem Westen haben die BRICS jüngst lautstark für sich als geopolitischen Gegenspieler zur G-7-Gruppe geworben. Der Vorstoss für eine BRICS-Erweiterung ging im vergangenen Jahr wenig überraschend von China aus. Beim 14. BRICS-Gipfel im eigenen Land holte Peking von seinen vier Partnern die prinzipielle Zustimmung für die Erweiterung ein, die «BRICS Plus».
Peking drückt aufs Tempo, um die
Neuordnung des
Welthandels voranzutreiben, auch Russland ist um jede gestärkte Allianz dankbar. Doch Indien, Brasilien und Südafrika sind skeptischer und fürchten einen Bedeutungsverlust.
Knapp 20 Länder bekunden Interesse
An Interessenten mangelt es nicht, es liegen dreizehn offizielle und sechs inoffizielle Anfragen vor. Einige dürften rasch wieder von der Kandidatenliste verschwinden, etwa Indiens Rivale Pakistan. Bei anderen ist die Bewerbung vielversprechender. Die in China ansässige BRICS-Entwicklungsbank hat Ägypten, Uruguay und die Vereinigten Arabischen Emirate bereits aufgenommen, was als erster Schritt zur offiziellen BRICS-Mitgliedschaft gewertet wird.
Relevanter aber noch sind Verhandlungen der BRICS-Bank mit Saudiarabien, das mit einer Delegation zum Aussenministertreffen nach Südafrika gereist war. Der finanzkräftige Golfstaat ist ein langjähriger Verbündeter der USA, fiel in seiner Aussenpolitik jüngst aber nicht durch besondere Rücksicht auf die Befindlichkeiten des Westens auf. Die BRICS-Staaten und Saudiarabien eint die
Abneigung gegenüber dem Dollar als globaler Leitwährung. Im Gespräch ist, wenngleich noch wenig konkret, eine eigene BRICS-Währung – was die Macht der USA im Welthandel reduzieren würde.
Bereits heute stehen die fünf BRICS-Mitglieder für
einen Viertel der
weltweiten Wirtschaftsleistung und für über
40 Prozent der
Weltbevölkerung. Trotzdem wird die BRICS-Gruppe bisweilen auch überschätzt. Neben Russland profitiert in erster Linie China von dem Zusammenschluss, es hat seinen enormen Überschuss im Handel mit den anderen vier Ländern nochmals ausgebaut.
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https://www.nzz.ch/international/bri...sam-ld.1740734