Mehr als 90 Tote
Entsetzen über Massaker in Syrien
27.05.2012 · Die internationale Gemeinschaft hat mit Entsetzen auf den Angriff der syrischen Armee reagiert, bei dem am Samstag mehr als 90 Menschen getötet worden waren. Unter den Opfern sind viele Kinder.
UN-Generalsekretär Ban ki-Moon und der Syrien-Sondergesandte Kofi Annan verurteilten das „schreckliche und brutale Verbrechen“ scharf. Dieser „wahllose und unverhältnismäßige Einsatz von Gewalt“ stelle eine klare Verletzung internationalen Rechts dar, heißt es in einer am Samstag am UN-Hauptsitz in New York verbreiteten gemeinsamen Erklärung Bans und Annans. Sie forderten die syrische Regierung auf, den Einsatz schwerer Waffen in bewohntem Gebiet sofort zu stoppen. Jede Form der Gewalt in Syrien müsse beendet werden.
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Truppen des Assad-Regimes beschossen mit Kanonen und Raketenwerfern die Siedlung Taldo bei Al-Hula. UN-Beobachter, die sich am Samstag am Schauplatz in der Provinz Homs umsahen, bestätigten den Tod von 92 Menschen, darunter 32 Kinder.
Es handelte sich um eine der schlimmsten Gräueltaten des Regimes seit Ausbruch der Proteste vor 15 Monaten. Robert Mood, der Chef der UN-Beobachtermission in Syrien, sprach am Samstag vor der Presse in Damaskus von einer „brutalen Tragödie“. Nabil al-Arabi, der Generalsekretär der Arabischen Liga, bezeichnete das Geschehene als „grauenhaftes Verbrechen“.
Das staatliche syrische Fernsehen zeigte Aktivisten-Videos von den Opfern und behauptete, die Dorfbewohner seien von „terroristischen Banden“ massakriert worden.
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Seinem Bericht zufolge schlugen die ersten Granaten mitten in die wöchentliche Protestkundgebung unbewaffneter Bürger nach dem Freitagsgebet ein. Bereits dies habe ein große Zahl an Opfern gefordert. Danach hätten die Truppen die Wohnhäuser Taldos unter Feuer genommen. Hunderte Granaten und Raketen sollen niedergegangen sein.
Von Aktivisten ins Internet gestellte Videos zeigten Leichen von Familien mit Kindern in verschiedenen Wohnräumen. Aus Angst vor weiteren Angriffen setzte eine Massenflucht aus Taldo ein. Die Menschen zögen ins Landesinnere, wie die in London ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte.
Kämpfe gingen auch am Samstag weiter
Der Syrische Nationalrat forderte die Einberufung des UN-Sicherheitsrates, um die Verantwortlichen für das mutmaßliche Massaker festzustellen. Die Freie Syrische Armee (FSA) forderte die UN dazu auf, sich auf ihre Verantwortung zu besinnen und die Gewalt in Syrien zu stoppen. Täten sie dies nicht, fühle sich die FSA nicht mehr weiter an die geltende Waffenruhe gebunden, hieß es in einer Erklärung der Rebellen-Streitkraft.
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In Syrien unterdrückt das Assad-Regime seit fast 15 Monaten mit brutaler Gewalt eine anfangs friedliche Protestbewegung, die inzwischen stellenweise in einen bewaffneten Aufstand umgeschlagen ist.
Die etwas mehr als 250 UN-Beobachter sind seit Mitte April unbewaffnet im Land. Sie überwachen eine kurz vor ihrem Eintreffen vermittelte Waffenruhe, die aber nur auf dem Papier existiert.
http://www.faz.net/aktuell/politik/a...-11765453.html
Gegenseitige Schuldzuweisungen, die Rebellen fordern Lufteinsätze wie in Libyen, und die 250 UN-Beobachter sind offenbar immer dort, wo gerade nicht geschossen oder bombardiert wird.
So wird das nichts mit einem Waffenstillstand oder gar Frieden.