Viele dieser „Labeler“ kommen derzeit aus Venezuela, wie eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. 75 Prozent des Gesamt-Traffics auf den Portalen Mighty AI und Hive stammen aus dem südamerikanischen Land. Parallel zur drastischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Venezuela ließen sich immer mehr Menschen dort zu Clickworkern „ausbilden“. Der Grund dafür ist nachvollziehbar: Die Clickworking-Portale zahlen in der Regel in US-Dollar. Es gilt: Je größer die wirtschaftliche Not eines Landes, desto höher ist auch die Bereitschaft der Einwohner, zum Clickworker zu werden.
Christian Papsdorf, Professor an der TU Chemnitz und Experte für Techniksoziologie, kritisiert, dass Clickworker unsichere Arbeitsverhältnisse eingingen, die an die Frühzeit der Industrialisierung erinnern würden, als Stundenlöhner für geringe Gehälter ausgebeutet wurden – mit einem Unterschied: „Nun haben wir es mit Minutenlöhnern zu tun.“
Demetrio Aiello, Leiter des Forschungsbereichs Künstliche Intelligenz und Robotik bei
Continental, sieht bei der Entwicklung der KI für das autonome Fahren bislang allerdings keine Alternative zur menschlichen Arbeitskraft. „Maschinelles Lernen funktioniert nur im Zusammenspiel mit dem Menschen“, sagt Aiello.
„Er muss die Bilder interpretieren, die während der Testfahrten aufgenommen werden.“ Erschwerend hinzu kommen die hohen Sicherheitsanforderungen. „Im Gegensatz zum Labeling von Daten im Entertainmentbereich ist der Qualitätsanspruch beim autonomen Fahren deutlich höher“, erklärt Aiello.
Deswegen wurden Versuche, Videoaufnahmen mithilfe des Amazon-Dienstes MTurk zu labeln, schnell eingestellt, da er für die hohen Ansprüche nicht ausreicht. Continental greift auf Spezialfirmen zurück. Eines dieser Partnerunternehmen ist Samasource.