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Die Prinzipien der Kriegspropaganda.
»1. Wir wollen keinen Krieg
2. Das feindliche Lager trägt die alleinige Schuld am Krieg
3. Der Feind hat dämonische Züge (oder: »Der Teufel vom Dienst«)
4. Wir kämpfen für eine gute Sache und nicht für eigennützige Ziele
5. Der Feind begeht mit Absicht Grausamkeiten. Wenn uns Fehler unterlaufen, dann
nur versehentlich.
6. Der Feind verwendet unerlaubte Waffen
7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners aber enorm
8. Unsere Sache wird von Künstlern und Intellektuellen unterstützt
9. Unsere Mission ist heilig
10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter«
http://www.deutschlandfunk.de/anne-m...icle_id=102366
Zitat:
Zweifeln ist Verrat
Anne Morelli untersucht die Rhetorik der Kriegspropaganda
Marco Stahlhut
Im Krieg wird gelogen, das ist nichts Neues; wir haben es im Falle des Irak-Krieges wieder erfahren. Anne Morelli will in ihrem Buch über Kriegspropaganda mehr sagen, als dass im Krieg gelogen wird - sie will zeigen, wie das geschieht. Die in Brüssel lehrende Historikerin mit dem Schwerpunkt Geschichte des Christentums will das Instrumentarium der "historischen Kritik", das nach dem historischen Wahrheitsgehalt der biblischen Texte fragt, auf die moderne Mediengesellschaft anwenden. Laut Morelli lässt sich die Kriegspropaganda vom Ersten Weltkrieg bis heute auf zehn Prinzipien zurückführen. Sie reichen von "Wir kämpfen für eine gute Sache und nicht für eigennützige Ziele" über "Der Feind hat dämonische Züge" bis zu "Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zielt, ist ein Verräter".
Morelli nennt diese Grundsätze der Kriegspropaganda auch die "Ponsonby-Prinzipien", da sie sich der Systematisierung von Beobachtungen Lord Ponsonbys verdanken. Ponsonby (1871-1946) war ein pazifistischer britischer Politiker, der aus Protest gegen den Kriegsbeitritt Großbritanniens im Ersten Weltkrieg aus der Liberalen Partei in die Labour Party wechselte.
Im Oktober 1914 gründete er einen Informationsdienst, der die offizielle Propaganda der britischen Regierung hinterfragte. Sein 1928 veröffentlichtes Buch "Lügen in Kriegszeiten", das1930 auf Deutsch erschien, zieht die Summe aus dieser Arbeit. Es systematisiert die Fehlbehauptungen der britischen Regierung und Medien aus dem Ersten Weltkrieg aber noch nicht zu Grundsätzen jeglicher Kriegspropaganda, wie Morelli es versucht.
Lord Ponsonby war ein so radikaler Pazifist, dass er 1940 auch mit der Labour Party brach, als diese einen Krieg gegen Deutschland befürwortete. Das führt zu einem Schwachpunkt nicht nur der politischen Haltung Ponsonbys, sondern auch von Morellis "Prinzipien der Kriegspropaganda". Denn nicht immer sind alle Konfliktparteien gleich verwerflich. Morelli aber reiht in ihrem Buch historisches Zitat an historisches Zitat, und in dieser Konzentration auf die Sprache offizieller und medialer Verlautbarungen scheint alles gleich, weil die gleiche Rhetorik bedient wird; Chamberlains Friedenswillen aus dem gleichen Stoff gewirkt wie die Beteuerungen Hitlers.
So scheint die Autorin in diesem Werk jeden Krieg und alle Kriegsparteien über den gleichen Kamm zu scheren, ohne die Frage nach der möglichen Legitimität von Kriegen zu beantworten. Dafür aber macht sie den Leser sensibel für eingeführte rhetorische Strategien der Kriegsbegründung und legt ihm eine grundsätzlich skeptische Haltung nahe.
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Anne Morelli: Die Prinzipien der Kriegspropaganda. Aus dem Französischen von Marianne Schönbach. Zu Klampen Verlag, Springe 2004. 156 S., 14 Euro.
2005 » 03. Januar » Sachbuch Textarchiv