WWF / 27.10.2021
Hochwasser
Hochwasser ist ein natürliches Phänomen, das zum Wasserkreislauf gehört. Ergiebige Niederschläge oder Schneeschmelze in Hochwasserentstehungsgebieten führen zu
erhöhten Abflüssen, die sich in den
Fließgewässern sammeln. Dazu kommen jedoch
menschliche Einflüsse:
Durch den
Klimawandel werden Extremwetter wie Starkregen immer häufiger. Gerade im dicht besiedelten Mitteleuropa können die daraus folgenden
Extremhochwasser zerstörerisch sein.
Durch Starkniederschläge können in den Tälern der Mittelgebirge gefährliche Sturzfluten entstehen. Dies war auch die Ursache für die Hochwasserkatastrophe, die wir im Juli 2021 in einigen Teilen Deutschlands erleben. Hier fielen in sehr kurzer Zeit extrem hohe Mengen Regen von bis zu 200 Litern pro Quadratmeter. Viele Bäche und Flüsse stiegen dadurch fast schlagartig um mehrere Meter an, und ihre reißenden Wassermassen verursachten als extreme Überschwemmungen verheerende Schäden.
Studien zeigen, dass
Starkniederschlagsereignisse auch eine
Folge des
Klimawandels sind, und wir davon ausgehen müssen, dass diese in Zukunft
zunehmen werden. Auch die Flut in Westdeutschland ist durch die menschengemachte Erderhitzung deutlich wahrscheinlicher geworden.
Wie entsteht Hochwasser und wodurch verschärft es sich?
Es gibt verschiedene Arten von Hochwasser. Anders als bei Sturzfluten in den Mittelgebirgen gehen in den Flussniederungen im Tiefland die Hochwasser natürlicherweise in die Breite. Flüsse treten über die Ufer und überschwemmen weitläufig Auen und Niederungen. Die betroffenen Gebiete sind hier in der Regel nicht die Entstehungsgebiete des Hochwassers. Ein Sonderfall sind Hochwasser, die durch Eisstau auf zugefrorenen Flüssen entstehen können.
Die Hochwassergefahr steigt mit der Höhe des abfließenden Niederschlags, vor allem bei Extremereignissen. Sie verschärft sich aber auch durch einige menschengemachte Faktoren.
1. Hochwasser-Ursache:
Mehr Starkniederschläge und häufigere Extremereignisse durch den Klimawandel
Es regnet deutlich häufiger heftig in Mitteleuropa. Ungewöhnlich starke Niederschläge kommen heute in Deutschland doppelt so häufig vor wie vor 100 Jahren. Durch die steigenden Treibhausgase in der Atmosphäre steigen die Durchschnittstemperaturen. Warme Luft kann sehr viel mehr Wasser aufnehmen, so dass auch die potenziellen Niederschlagsmengen größer sind.
Auch die atmosphärische Zirkulation wird vom Klimawandel beeinflusst. Bei uns schwächt sich vor allem der Jetstream ab, weshalb manche Regengebiete nicht mehr so schnell weiterziehen und somit über regional begrenzten Flächen deutlich mehr Niederschläge fallen als wir es kennen.
2. Hochwasser-Ursache: Auenverlust
Natürliche Überschwemmungsgebiete leisten in den Flussauen einen wichtigen Beitrag zum ökologischen Hochwasserschutz. Rund
80 Prozent der
natürlichen Überflutungsflächen sind an den großen Flüssen in Deutschland jedoch
verlorengegangen.
3. Hochwasser-Ursache: Flussbegradigung
Flüsse wurden durch Begradigungen und Staustufen „schneller“ gemacht. Deshalb rast heute das Wasser in den meisten Flüssen mit viel höherer Geschwindigkeit Richtung Meer. Im Rhein etwa rauscht heute eine
Hochwasserwelle in 30 Stunden von Basel nach Karlsruhe –
1955 brauchte sie dafür noch
65 Stunden.
4. Hochwasser-Ursache: Ausräumung der Landschaft und Bodenversiegelung
Der Rückhalt von Wasser in der Landschaft, im Boden und in der Vegetation ist eine wichtige Größe im Wasserkreislauf. Die Ausräumung der Landschaft, das Entwässern von Feuchtgebieten, die Bodenverdichtung auf landwirtschaftlichen Flächen vermindert diese Fähigkeit, Wasser zu halten und Extreme zu dämpfen.
Zusätzlich
versiegeln wir in atemberaubendem Tempo immer mehr Fläche. Jeden Tag verschwinden in Deutschland
100 Hektar – jede Stunde eine Fläche von fünf Fußballfeldern. Dadurch beschleunigen wir den Abfluss. Wo Regenwasser nicht mehr im Boden versickern kann, fließt es rasch oberflächlich ab oder in die Kanalisation.
Beiträge ökologischer Lösungen zum Hochwasserschutz
o Natürliche Überflutungsflächen zurückgewinnen: Deiche zurückverlegen und Flussauen renaturieren
o Wasserrückhalt in der Landschaft verbessern und Feuchtgebiete wiedervernässen
o Gewässer renaturieren und den Abfluss verstetigen
o Wassersensible Landnutzung fördern und die Versickerungsfähigkeit der Böden verbessern
o Naturnahe Wälder aufforsten
o Anpassung an den Klimawandel ernstnehmen und den naturnahen Landschaftswasserhaushalt wiederherstellen
o Bebauung von Überflutungsgebieten stoppen
Im
Jahr 2001 begann der WWF an der Mittleren Elbe sein größtes Projekt in Deutschland. Flussauen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen. Ihre Lebensgemeinschaften sind auf episodische Überflutungen eingestellt. Durch die Deichrückverlegung bei Lödderitz und die Vergrößerung der natürlichen Überflutungsfläche wird flussaufwärts die Hochwassergefahr im nahegelegenen Aken verringert.
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