Zitat:
"Ein Angriff schafft keinen Frieden"
Ein Rechtsstaat darf nicht so handeln wie ein Verbrecher, der vor Gericht steht. Das sagt Tilmann Brück vom Friedensforschungsinstitut SIPRI im Interview mit der ARD. Im Syrien-Konflikt sei daher die Zusammenarbeit der Staatengemeinschaft oberstes Ziel.
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ARD-Studio Stockholm: Nehmen wir diese Bestrafungsaktion. Was soll denn da konkret angegriffen werden?
Brück: Was nicht erreicht werden kann, ist das Ausschalten oder das Vernichten der Chemiewaffen selbst. Es geht also wirklich nur um einen symbolischen Angriff gegen das Regime, um zu zeigen, dass es diese berühmte rote Linie gibt, die eben doch nicht überschritten werden darf. Das ist wie ein Spiel: Auge in Auge und Angesicht zu Angesicht, und wer zuerst blinzelt, hat verloren. Im Moment scheint sich das syrische Regime sehr sicher zu sein, dass es tun und lassen kann, was es will, dass es international nicht belangt wird. So sehr ich die Emotionen hinter der amerikanischen Reaktion verstehen kann, langfristig schafft es nicht mehr Frieden, wenn man jetzt diesen Angriff startet.
ARD-Studio Stockholm: Warum werden denn die syrischen Chemiewaffenarsenale unangetastet bleiben?
Brück: Weil es einfach zu gefährlich ist, sie anzugreifen. Wir wissen auch nicht, ob das Regime eventuell einige dieser Waffenarsenale an Orte geschafft hat, wo wiederum Zivilisten sterben würden, wenn sie Chemiewaffen unkontrolliert ausgesetzt würden. Außerdem wissen wir nicht, wer danach die Chemiewaffen - oder die verbleibenden Arsenale und Reste dieser Mittel - kontrollieren würde. Sollte das Regime die Kontrolle über die Mittel verlieren, könnte es sein, dass im Zuge der Angriffe Oppositionelle jeglicher Couleur versuchen, sich Kontrolle zu verschaffen. Also: Chemiewaffenkontrolle durch Luftangriffe - das funktioniert nicht.