AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
Zitat:
Zitat von
Ausonius
Ja, welche denn?
"July 19 – WWII: Adolf Hitler makes a peace appeal to Britain in an address to the Reichstag. Lord Halifax, British foreign minister, flatly rejects peace terms in a broadcast reply on July 22."
http://en.wikipedia.org/wiki/1940
Oder auf deutsch:
"Shirers neue Materialien zeigen nun deutlich, daß Hitlers Friedensangebote gegenüber England nicht ausschließlich
- wie man lange Zeit annahm - propagandistischen Zwecken dienten. Hitler hielt einen Frieden mit England im Jahre 1940 für möglich - einen Frieden, der die nationalsozialistischen Gewalteroberungen bestätigen sollte.
Die deutschen Truppen hatten noch nicht Paris erreicht, da träumte der neidische Bewunderer Englands in der Reichskanzlei bereits von einer Verständigung mit London. General Jodl notierte sich am 20. Mai 1940: "Der Führer arbeitet am Friedensvertrag ... England kann jederzeit einen Sonderfrieden haben, wenn es die (ehemaligen deutschen) Kolonien zurückgibt."
Vier Tage später offenbarte Hitler gegenüber dem Generaloberst von Rundstedt seinen Respekt vor dem britischen Empire und betonte, es sei unbedingt "notwendig", daß es weiterexistiere. Er fordere von den Briten "nur", daß sie ihm auf dem. Kontinent freie Hand ließen.
Durch vertrauliche Kontakte unter Diplomaten wußte Hitler die trügerischen Friedenshoffnungen in aller Welt nachhaltig zu nähren. Derartige Vorstöße empfand Churchill als so störend, daß er dem britischen Botschafter in Washington, dem sich deutsche Diplomaten genähert hatten, bedeuten ließ: "Lord Lothian muß angewiesen werden, daß er unter keinen Umständen auf den Schritt des deutschen Geschäftsträgers eingeht."
Der britische Premier hielt es sogar für geraten, die deutschen Friedenskontakte immer wieder öffentlich zurückzuweisen. Gleichwohl glaubte Hitler wochenlang, England werde ihm doch noch die Hand reichen.
Selbst nachdem Hitler Mitte Juli mit seinen Militärs zum erstenmal Pläne für eine militärische Invasion in England erörtert hatte, hielt er an seinen Illusionen fest. "Der Führer ist von der Frage besessen, warum England noch immer nicht den Weg zum Frieden einschlagen will", schrieb sich Generalstabschef Halder am 13. Juli ins Tagebuch. Bald fand Hitler die Antwort: Premier Churchill wartete auf die Russen.
Notierte Halder: "So rechnet nun auch er (Hitler) damit, daß England durch Gewalt zum Frieden gezwungen werden muß. Aber er sieht es nicht gern. Gründe: Wenn wir England militärisch zerschlagen, dann wird das britische Empire auseinanderfallen. Deutschland jedoch kann davon nicht profitieren."
Nur widerstrebend wies Hitler am 16. Juli das OKW an, "eine Landungsoperation gegen England vorzubereiten und, falls notwendig, auszuführen". Die Worte "falls notwendig" verrieten, daß Hitler nach wie vor schwankte. Kommentiert Historiker Shirer: "Dieses 'falls' war noch immer groß, als sich Hitler am Abend des 19. Juli im Reichstag erhob, um Großbritannien sein letztes Friedensangebot zu unterbreiten."
Die schneidende Antwort Churchills ließ dem Diktator keine andere Wahl, als den von ihm angestifteten Krieg fortzusetzen."
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43159297.html
Böse Revisionisten, diese Spiegel-Nazis! :D
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
Zitat:
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Ausonius
Ja, welche denn?
Dr. Stefan Scheil
Friedensangebote
Jeder zwischenstaatliche Militärkonflikt endet entweder mit einem Kompromiß der Gegner oder mit der Vernichtung einer der beiden Kriegsparteien. Damit ein Kompromiß zustande kommen kann, muß eine der beiden Parteien ihre Friedensbereitschaft signalisieren. Daraus kann die Gegenpartei entnehmen, daß die friedensbereite Seite sich von einer weiteren Auseinandersetzung keinen Vorteil mehr verspricht. Jedes Friedensangebot ist daher auch ein Eingeständnis der Schwäche.
Zwischen 1939 und 1945 gab es Friedensangebote mit dem Ziel eines Kompromißfriedens nur von deutscher Seite. Neben verschiedenen anderen zwischenzeitlichen Friedenssignalen wurde den Alliierten praktisch nach jedem militärischen Erfolg ein entsprechender Vorschlag zugeleitet.
Insbesondere fand dies nach Ende des Polenfeldzugs statt, nach den ersten militärischen Erfolgen an der Maas im Mai 1940 und noch einmal nach Ende des Westfeldzugs im Juli 1940.
Der Inhalt dieser letzten Vorschläge wurde dem englischen Botschafter in Washington, Lord Lothian übergeben, und von ihm als "überaus befriedigend" eingestuft. Die Alliierten deuteten jeden Kompromißvorschlag jedoch letztlich als Zeichen der Schwäche und lehnten Gespräche schließlich ab. Am Ende stand die öffentliche Forderung nach der "bedingungslosen" Kapitulation, also der Schaffung eines völlig rechtsfreien Raums in Deutschland, in dem die Alliierten nach den Worten Winston Churchills die "freie Verfügung über Land, Freiheit und Leben" haben wollten.
Die Friedensangebote des Deutschen Reichs zwischen 1939 und 1945 werden in der einschlägigen Literatur häufig als "Propaganda" gewertet. Tatsächlich lehnten die Alliierten es jedoch gerade wegen des ernstgemeinten Inhalts ab, den Wert der deutschen Gesprächsvorschläge zu testen.
Neville Chamberlain "fürchtet(e) ein deutsches Friedensangebot mehr als einen Luftangriff", wie er bald nach Kriegsbeginn schrieb. Sein Nachfolger Churchill gab deshalb die Losung von "absoluter Stille" aus, die gegenüber jedem deutschen Kontaktversuch zu bewahren sei. Zugleich gab er den Inhalt der Kontaktversuche verfälscht an die Washingtoner Regierung weiter.
Das kompromißlose Verhalten der deutschen Kriegsgegner bis hin zur Forderung nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands kennzeichnet den Zweiten Weltkrieg als einen Vernichtungskrieg.
Literatur:
Bernd Martin: Friedensinitiativen und Machtpolitik im Zweiten Weltkrieg 1939-1942, Düsseldorf 1974
Stefan Scheil: Von der Ablehnung eines guten Angebots - Moderne Rüstung, moralischer Widerstand und nationale Identität, in: Scheil, Fünf plus Zwei, Berlin 2005, S. 486 ff.
http://www.vernichtungskrieg.de/stic...nsangebote.htm
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
Zitat:
Zitat von
Ausonius
1. war Churchill erst ab Mai 1940 Premier.
2. waren die "Friedensangebote" Hitlers genauso glaubwürdig wie seine "Friedensreden" vor dem Zweiten Weltkrieg - reine, nach außen gerichtete Propaganda. In einigen dieser "Friedensangebote" sind offene oder unterschwellige Drohungen enthalten, was passiert, wenn man sich seinen Wünschen nicht fügt.
Zitat:
Es gab mehr als ein Duzend Versuche, mit England Friede zu machen; Churchill hat nie erlaubt, darüber zu diskutieren. Er wollte den Krieg haben und er wollte ihn gewinnen, denn sein Ziel war Deutschlands Vernichtung.
Wo er Recht hat da hat er Recht! Wenn man sich das folgende Zitat durchliest, kann
man zu der Überzeugung kommen, das am 1.9.39 doch zurückgeschossen wurde!
Die Rede ist von ENGLAND, nicht nur von Churchill!
Zitat:
Hitler hat in seiner schon krankhaften Vorliebe für die Engländer
noch immer nicht gemerkt, daß keine britische Regierung mit ihm –
und nicht nur mit ihm, sondern auch mit sonst keiner deutschen
Regierung – Frieden schließen wird, bevor nicht Deutschland am
Boden liegt. In diesem Nichtverstehen der britischen Politik befindet
Er sich allerdings in Gesellschaft der gegen ihn vereinten Verschwörer.
Auch die deutsche Opposition erkennt nicht, daß die englische Politik
schon immer gegen den jeweils stärksten Staat auf dem Kontinent ge-
richtet ist. Früher war das Frankreich, und während der letzten beiden
Generationen Deutschland. Die „Vernichtung des Totalitarismus“ ist ein
Vorwand für die Ausschaltung Deutschlands als dominierende Großmacht
Europas.
Längst vor Hitler hat es in Europa faschistische, totalitäre Staaten gegeben.
Hat Hitler, haben die Verschwörer gegen ihn jemals vernommen, daß die
Britische Regierung sich die Vernichtung dieser totalitären Staaten zum Ziel
gesetzt hätte? Totalitäre Regierungen gibt es seit 1912 in Tirana, seit 1918
in Ankara, seit 1920 in Budapest, seit 1922 in Rom, seit 1923 – mit der
kurzen Unterbrechung durch die Republik von 1931 bis 1936 – in Madrid,
seit 1926 in Warschau, seit 1930 in Bukarest, seit 1933 in Lissabon, seit
1934 in Sofia und in Belgrad, seit 1935 in Athen, und auch die drei baltischen
Staaten Estland, Lettland und Litauen werden autoritär regiert. Politische
Gegner der Regierung werden dort genauso verfolgt wie unter Hitler, die
Pressefreiheit gibt es ebensowenig wie eine Rede- und Meinungsfreiheit.
Und ebensowenig ist eine Versammlungsfreiheit bekannt wie etwa das Streik-
recht der Arbeiter.
Aber gegen diese totalitären Staaten hat die britische Regierung nichts gehabt,
mit manchen verbündet sie sich sogar. Es geht eben nicht gegen Hitler, sondern
gegen Deutschland.
Eben während Hitler sich einbildet, die britische Regierung durch das Ent-
Kommenlassen des Expeditionskorps versöhnlicher zu stimmen, gehen im
Auswärtigen Amt Meldungen ein, wonach auf Vorschlag des amerikanischen
Präsidenten Roosevelt die britische und französische Regierung übereinge-
kommen seien, Frieden nur unter folgenden Bedingungen zu schließen:
1. Hitler und sein Regime müssen verschwinden.
2. Deutschland habe den Versailler Vertrag neu anzuerkennen.
3. Die deutsche Wehrmacht muß aufgelöst werden.
4. Deutschland muß 50 Jahre von alliierten Truppen besetzt werden.
(Mai, 1940)
Illustrierte Geschichte des Zweiten Weltkriegs, Dr. Kurt Zentner, S. 136/141
Alleine die 4 Bedingungen zeigen worum es wirklich ging!
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
Zitat:
Zitat von
Gawen
"July 19 – WWII: Adolf Hitler makes a peace appeal to Britain in an address to the Reichstag. Lord Halifax, British foreign minister, flatly rejects peace terms in a broadcast reply on July 22."
http://en.wikipedia.org/wiki/1940
Oder auf deutsch:
"[I]Shirers neue Materialien zeigen nun deutlich, daß Hitlers Friedensangebote gegenüber England nicht ausschließlich
- wie man lange Zeit annahm - propagandistischen Zwecken dienten. Hitler hielt einen Frieden mit England im Jahre 1940 für möglich -
einen Frieden, der die nationalsozialistischen Gewalteroberungen bestätigen sollte.
Vier Tage später offenbarte Hitler gegenüber dem Generaloberst von Rundstedt seinen Respekt vor dem britischen Empire und betonte, es sei unbedingt "notwendig", daß es weiterexistiere. Er fordere von den Briten "nur", daß sie ihm auf dem. Kontinent freie Hand ließen.
Das ist eben der Knackpunkt bei Hitlers so genannten Friedensbemühungen. Ansonsten offenbart der Artikel nix neues - es gab die bekannten Reichstagsrede, die eine oder andere Botschaft wurde über Geheimdienstwege lanciert (wie später auch durch nachgeordnete deutsche Stellen bei den Sowjets), aber von einer ernsthaften Friedensplanungen oder einem diplomatischen Austausch der Bedingungen kann man hier doch nicht sprechen. Ganz anders etwa bei den diversen Friedensinitiativen im Ersten Weltkrieg.
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
Zitat:
Zitat von
Ausonius
... aber von einer ernsthaften Friedensplanungen oder einem diplomatischen Austausch der Bedingungen kann man hier doch nicht sprechen.
Ja wie denn, wenn die andere Seite nicht zuhören will? :D
"Derartige Vorstöße empfand Churchill als so störend, daß er dem britischen Botschafter in Washington, dem sich deutsche Diplomaten genähert hatten, bedeuten ließ: "Lord Lothian muß angewiesen werden, daß er unter keinen Umständen auf den Schritt des deutschen Geschäftsträgers eingeht.""
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43159297.html
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
Zitat:
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Eloy
Alleine die 4 Bedingungen zeigen worum es wirklich ging!
Nun, es gibt mittlerweile mehr zum Thema als den ollen Zentner, den ich auch besitze und der schon aus den 1950er Jahren stammt.
Wobei Bedingung 3 mehr oder weniger zum Tragen gekommen wäre, schließlich war die außenpolitische Ordnung des Versailler Vertrags der ursächliche Konfliktpunkt.
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
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Gawen
Ja wie denn, wenn die andere Seite nicht zuhören will? :D
Wie gesagt: Churchill hatte recht, diese Angebote nicht ernstzunehmen. Wäre es ernst gewesen, hätte es genügend Möglichkeiten gegeben gehört zu werden. Das Dritte Reich nahm keine wirkliche Position der Friedensbereitschaft ein. Dies wird auch an der berühmten Hitler-Rede im Reichstag im Juli 1940, die eher eine Mischung war aus Schmeicheleien und Drohungen, aber nichts konkretes für die Engländer in Aussicht stellte.
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
Zitat:
Zitat von
Ausonius
Wobei Bedingung 3 mehr oder weniger zum Tragen gekommen wäre, schließlich war die außenpolitische Ordnung des Versailler Vertrags der ursächliche Konfliktpunkt.
Warum sollte sich Deutschland noch an den Vertag halten, wo doch z.B. Polen straflos den "Kleinen Versailler Vertrag" aufgekündigt hatte und sich nicht mehr um den in diesem definierten Minderheitenschutz scherte? ;)
http://en.wikipedia.org/wiki/Little_..._of_Versailles
"Little Treaty of Versailles was ratified by the Sejm on the 31st of July 1919 and was implemented on the 10th of January 1920. Poland renounced it on the League of Nations' forum in Geneva on the 13th of September 1934."
http://www.poland.pl/archives/interw...,id,284222.htm
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
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Brutus
Tja. Auch Scheil referiert im Grunde nur auf die berühmten Reichstagsreden, die ich hier mehrfach erwähnt hatte. Also bitte, die kann man vielleicht als Appelle und Gute-Laune-Reden fürs Volk werten, aber doch nicht als ernsthaftes Friedensangebot! Wie die Diplomatie in solchen Fällen aussah, kann man an tatsächlichen diversen Friedensversuchen im Ersten Weltkrieg festmachen.
AW: Milstein - Hitler hat den Krieg weder gewollt noch begonnen
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Gawen
Warum sollte sich Deutschland noch an den Vertag halten, wo doch Polen straflos den "Kleinen Versailler Vertrag" aufgekündigt hatte und sich nicht mehr um den in diesem definierten Minderheitenschutz scherte? ;)
Das Dritte Reich hat sich ja auch nicht an den Versailler Vertrag gehalten und stieß dabei zunächst ja auf das Entgegenkommen oder zumindest die Tolerierung der Entente.