Um Mozart und Brahms zu erklären greift Vengerov auf drei Vergleiche zurück, an denen man erkennt, daß er Jude ist: Diamanten, Stairs to Heaven (Jakobs Himmelsleiter) und Bankkredite, die zurückgezahlt werden müssen.
Diese aus aus dem Bauch kommenden Ehrlichkeit entspräche einer Stelle aus Mendelssohns Violinkonzert und der Klezmer-Kapelle aus Mahlers 1. Sinfonie.
Deutschen würde ich dringendst empfehlen, sich ein Beispiel an Maxim Vengerovs Einstellung zu nehmen. Allerdings hätten sie ein großes Problem, etwas zu finden, worauf sie zurückgreifen könnten.
Die kulturellen Fundamente Deutschlands sind zerstört worden, somit bliebe einem deutschen Geiger nichts anderes übrig, als mit angloamerikanischen Bezügen anzukommen.
Als Alternative bliebe Europäisches, vor allem aus Frankreich und Italien, vielleicht auch Rußland, wofür der Deutschling, wenn er es überhaupt an sich heranläßt, höchstens Verachtung übrig hat.
Man kann sich auf den Kopf stellen, aber der Deutsche unserer Tage weigert sich standhaft, etwas anderes zu fressen als Ami-Exkremente.
Was ich von Vengerovs intelligentem und sachkundigen Enthusiasmus für Mozart halte, versteht sich hoffentlich von selbst.
Wenn sich ein Mann wie er voller Respekt und Bewunderung für Bach, Mozart, Beethoven und Brahms äußert will das etwas heißen und hat eine Bedeutung, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann.
Deren Werke sind für ihn nicht wie uns Gegenstand der Bewunderung oder Abneigung, sie sind auch ein Mittel, Geld zu verdienen, und das erheblich.
Ich unterstelle, daß Vengerovs Bemerkungen über die Stücke deutscher Komponisten immer von einem deutlichen, auch monetären Eigeninteresse bestimmt sind, was in keiner Weise zu kritisieren wäre, das gehört auch zur Kunst, es sollte nur unterstreichen, daß die Bemerkungen dieses polyglotten Juden (Russisch, Englisch, Deutsch, Französisch) ehrlich gemeint sind, auch wenn sein Verhalten gelegentlich ein wenig theatralisch wirken mag.
Hält man sich am Äußerlichen fest, könnten Fragen auftauchen, ob Vengerovs Enthusiasmus echt ist, die, wenigstens bei mir, durch die Sachkundigkeit und auch Tiefe dessen, wie er Schumann, Mozart und Brahms kommentiert, aufgelöst werden.