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Ja, ich kann dir dazu einen Überblick geben. Die Fischereirechte vor der westafrikanischen Küste sind ein komplexes Thema, das sowohl völkerrechtliche, wirtschaftliche als auch ökologische Aspekte berührt. Es geht vor allem um die Gewässer vor Ländern wie Mauretanien, Senegal, Guinea, Sierra Leone, Ghana und anderen an der Atlantikküste.
1. Rechtliche Grundlagen
Nach dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (UNCLOS) hat jeder Küstenstaat das exklusive Recht, in seiner Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) (bis 200 Seemeilen vor der Küste) über die dortigen Ressourcen (einschließlich Fischbestände) zu verfügen.
Westafrikanische Staaten vergaben in der Vergangenheit Fischereilizenzen an ausländische Staaten oder Unternehmen, um Einnahmen zu generieren – oft unter Druck oder mangels eigener Fangkapazitäten.
2. Wer darf fischen?
a) Lokale (kleinere) Fischer
In der Regel haben die lokalen, traditionellen Fischer Vorrang. Diese Kleinfischer fangen Fisch meist für den lokalen Markt.
Dennoch leiden sie oft unter Überfischung durch industrielle Fischereiflotten, insbesondere in Küstennähe.
b) Ausländische Fangflotten (legal über Abkommen)
EU-Fischereiabkommen: Die EU schließt sogenannte Partnerschaftsabkommen für nachhaltige Fischerei (Sustainable Fisheries Partnership Agreements – SFPAs) mit mehreren westafrikanischen Staaten ab, darunter:
Mauretanien: Das größte und wichtigste EU-Abkommen.
Senegal, Guinea-Bissau, Kap Verde u. a.
Diese Abkommen erlauben europäischen Schiffen (hauptsächlich aus Spanien, Frankreich, Portugal), in bestimmten Zonen bestimmte Fischarten zu fangen – gegen Gebühren.
Auch andere Länder wie China, Russland, Südkorea oder die Türkei haben bilaterale Abkommen mit westafrikanischen Ländern geschlossen.
c) Illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei (IUU)
Ein großes Problem: Viele ausländische Schiffe fischen ohne Genehmigung oder unter Missachtung der Auflagen.
Laut FAO und NGOs wie Greenpeace oder Environmental Justice Foundation (EJF) ist Westafrika eine der am stärksten von IUU-Fischerei betroffenen Regionen weltweit.
Das betrifft insbesondere chinesische und teilweise EU-nahe Schiffe, die unter Billigflaggen (sog. "Flags of Convenience") operieren.
3. Probleme & Kritik
Überfischung: Die Fangquoten werden oft überschritten, was Fischbestände (z. B. Sardinen, Thunfisch, Seezunge) bedroht.
Verdrängung lokaler Fischer: Diese verlieren Einkommensquellen und Ernährungssicherheit.
Undurchsichtige Verträge: Viele Abkommen sind nicht transparent, Gelder versickern in Korruption.
Umweltschäden: Grundschleppnetze und industrielle Fischereitechniken zerstören Ökosysteme.
4. Reformversuche und Schutzmaßnahmen
Einige Länder (z. B. Senegal oder Ghana) versuchen mittlerweile, Fischereirechte transparenter zu vergeben und IUU-Fischerei stärker zu kontrollieren.
Auch die EU-Kommission ist bemüht, Abkommen nachhaltiger zu gestalten (z. B. durch Auflagen zur Ressourcenschonung und Beteiligung lokaler Gemeinden).
Fazit:
Die Fischereirechte vor Westafrika sind zwischen den Küstenstaaten und internationalen Akteuren aufgeteilt. Viele europäische und asiatische Länder fischen dort legal über Abkommen – jedoch gibt es auch viele illegale Aktivitäten. Dies führt zu ökologischen und sozialen Problemen in der Region.