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			Die unverhohlene Arroganz, mit der sich Brzezinski 1997 über Rußland  äußerte, zeigt, daß er dem ehemaligen Gegner im Kalten Krieg allenfalls  die Rolle einer Kolonie bzw. eines Dritte-Welt-Landes zuordnet. 
»Politik der Schwächung« 
Mittlerweile hat sich gezeigt, daß Rußland – allen Prognosen  amerikanischer Außenpolitik zum Trotz – überlebt hat und seine  geographische Ausdehnung zu bewahren vermochte. Rußland ist nicht länger  jenes »schwarzes Loch«, in dem ausländische Mächte nach Belieben  schalten und walten können. 
Dieser Entwicklung trägt Brzezinski in seinem jüngsten, 2007  erschienenen Buch »Second Chance« (Zweite Chance) kaum Rechnung. Nach  wie vor befürwortet er eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine. Und nach  wie vor bewertet er das russische Bemühen, Einfluß in der Ukraine zu  bewahren, als Imperialismus.[7] Dabei war die Ukraine über 200 Jahre  lang mit Rußland verbunden. Nahezu 20 Prozent der Ukrainer sind Russen;  hinzu kommen zahlreiche Bürger »gemischter« Herkunft. Und schließlich  wird in weiten Teilen des Landes russisch gesprochen. 
Doch die US-amerikanische Politik war von Anfang an auf die Schwächung  des einstigen Rivalen gerichtet. Dies zeigt auch die Wirtschaftspolitik  des Westens gegenüber Rußland nach dem Fall der Berliner Mauer. Wie  Naomi Klein in ihrem jüngsten Buch nachzeichnet, hatte die Rußland vom  Westen aufgezwungene ökonomische Schocktherapie vor allem den Sinn, das  Land in einen billigen und von ausländischem Kapital abhängigen  Rohstoffexporteur zu verwandeln.[8] Einen besonders deutlichen Ausdruck  fand diese von Washington betriebene »Politik der Schwächung« in  Brzezinskis Idee einer Drei- oder Vierteilung des Landes. Der Grund für  diese Politik ist vermutlich in der geographischen Lage Rußlands zu  suchen.