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Gahler: Ja, wir haben eine umfassende Stabilisierungsstrategie für Afghanistan. Die Konferenz, die jetzt stattfindet, da nehmen 70 Länder teil, 20 internationale Organisationen. Es geht darum, ein realistisches Reformprogramm in dem Land weiter fortzuentwickeln, das heißt Fortsetzung der politischen und finanziellen Unterstützung für den weiteren Staatsaufbau und für die Entwicklung. Es ist nicht so, dass wir da nichts erreicht hätten. Wenn Sie einige Zahlen sich anschauen, dass die Bevölkerung beim Zugang zu Gesundheit von neun auf 57 Prozent, die Lebenserwartung ist von 44 auf 60 Jahre gestiegen. Wir haben acht Millionen Schüler, die in Schulen gehen, davon 39 Prozent Mädchen. Die Müttersterblichkeit ist deutlich gesunken. Es gibt durchaus Dinge, die wir im Land haben bewältigen können. Aber die Sicherheitslage ist, wie Sie es beschrieben haben, weiterhin prekär und deswegen muss neben diesem Wiederaufbau sicherlich auch die Gespräche mit allen Beteiligten - da gehört zum Beispiel auch Pakistan dazu - parallel dazu geführt werden.
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Gahler: Es ist ja nicht so, dass man in diesem Land überhaupt nicht leben kann. Die Afghanen, die sich dort befinden, sind sicherlich in Teilen des Landes der Bedrohung durch die Taliban ausgesetzt, aber es ist nicht so, dass es ein Land wäre, wo Flüchtlingen, die zurückkehren, unmenschliche Behandlung oder Strafen oder gar die Todesstrafe seitens der Regierung drohen. Das ist ja das Kriterium nach der Genfer Flüchtlingskonvention, wann man Menschen nicht in ihr Herkunftsland zurückschicken darf. Es gibt auch Regionen, die sicher sind. Das nennt man dann interne Fluchtmöglichkeiten. Es ist nicht ein unmittelbarer Druck da, dass jeder, der sich bedroht fühlt, außer Landes gehen muss.