Nettozahler und Nettoempfänger in der EU
Stand 16.06.2023
Die Frage, ob sich mit der EU-Mitgliedschaft für einen Staat mehr Vor- oder Nachteile verbinden, lässt sich nicht mit einer buchhalterischen Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben bezogen auf den EU-Haushalt beantworten. Trotzdem wird dieses Thema gerade bei den
"Nettozahlern" wiederkehrend diskutiert. Umso wichtiger ist es, nicht nur die absolute Höhe der geleisteten Zahlungen der Staaten zu betrachten, sondern diese auch in Bezug zur jeweiligen Wirtschaftskraft und Bevölkerungszahl zu setzen.
Fakten
Aus der Differenz zwischen den finanziellen Leistungen, die die einzelnen Mitgliedstaaten an die Europäische Union (EU) abführen und den Leistungen, die sie von der EU erhalten, ergibt sich aus der Sicht der Mitgliedstaaten entweder ein positiver Saldo
(Nettoempfänger) oder ein negativer Saldo
(Nettozahler). Allerdings gibt es zahlreiche Faktoren, die die Ausgaben und Einnahmen der Staaten ungleichmäßig beeinflussen. So führen beispielsweise Küstenländer mit internationalen Häfen – wie die Niederlande – erhebliche Zolleinnahmen für importierte Güter ab, die in andere Mitgliedstaaten weitergeliefert werden. Andere Staaten – wie zum Beispiel Belgien – erhalten Kostenerstattungen für den Sitz großer EU-Organe. Bis einschließlich 2019 wurden von der Europäischen Kommission die "operativen Haushaltssalden" berechnet, bei denen diese Faktoren weitgehend herausgerechnet wurden. Die nachstehenden Angaben für das Jahr 2021 beruhen auf der bisherigen Berechnungsmethode der Europäischen Kommission (siehe "Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen").
Bezogen auf das jeweilige Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Staaten war im Jahr 2021
Deutschland der größte Nettozahler der EU. Der negative Haushaltssaldo entsprach 0,59 Prozent des BIP. Darauf folgten die
Niederlande (minus 0,48 Prozent),
Schweden (minus 0,46 Prozent),
Dänemark und
Frankreich (jeweils minus 0,44 Prozent).
Auf der anderen Seite waren die
größten Nettoempfänger im Jahr 2021
Kroatien (plus 3,03 Prozent des BIP),
Litauen (plus 2,92 Prozent),
Ungarn (plus 2,79 Prozent),
Lettland (plus 2,70 Prozent) und
Bulgarien (plus 2,63 Prozent).
Wenn die operativen Haushaltssalden auf die jeweilige Bevölkerung der Mitgliedstaaten bezogen werden, stehen bei den Nettozahlern fast dieselben Staaten an der Spitze. Mit durchschnittlich 257 Euro pro Kopf
zahlte 2021 niemand so viel an die EU wie die Bürgerinnen und Bürger
Deutschlands. An zweiter bzw. dritter Stelle standen
Dänemark (253 Euro) und
Schweden (240 Euro). Gefolgt von den
Niederlanden (233 Euro) und
Finnland (175 Euro).
Hingegen erhielt
Litauen rein rechnerisch 586 Euro pro Kopf von der EU und bei
Estland und
Lettland lag der positive Haushaltssaldo 2021 bei 563 bzw. 478 Euro pro Kopf. Es folgten
Ungarn und
Griechenland mit 443 bzw. 438 Euro.
Bezogen auf die absoluten Zahlen lag
Deutschland im Jahr 2021 erneut auf Platz eins aller EU-Mitgliedstaaten: Der negative Haushaltssaldo Deutschlands lag bei 21,4 Milliarden Euro. Darauf folgten
Frankreich (minus 10,9 Mrd. Euro), die
Niederlande (minus 4,1 Mrd. Euro),
Schweden (minus 2,5 Mrd. Euro) sowie
Dänemark (minus 1,5 Mrd. Euro).
Auf der anderen Seite waren bezogen auf die absoluten Zahlen Polen (plus 12,9 Mrd. Euro),
Griechenland (plus 4,7 Mrd. Euro),
Ungarn (plus 4,3 Mrd. Euro),
Rumänien (plus 4,2 Mrd. Euro) und
Spanien (plus 3,4 Mrd. Euro) die
größten Nettoempfänger.
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https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen...ger-in-der-eu/