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Moderne LebensqualitätDer Glücksimperativ – ein Fallstrick?
[COLOR=#666666 !important]„Sei glücklich!“ lautet der gängige Imperativ. Sind wir glücklich, wenn wir euphorisch gestimmt sind? Bedeutet Glück die Realisierung dessen, was wir verlangen? Der Ethiker Jean-Pierre Wils stellt viele Fragen an das Glücklich sein – und lässt auch die Abgründe des Glücks nicht außer Acht.[/COLOR]
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Vielleicht führt der Glücksimperativ, wenn wir nicht äußerst vorsichtig sind, schnurstracks ins Unglück – in die permanente Enttäuschung, in die traurige Kunst der Selbstüberforderung, in die Entfremdung von sich selbst. Welche sind die Gründe des Glücks – und welche seine Abgründe?
Man kann nämlich nicht „glücklich sein“, ohne sich dessen bewusst zu sein. Glück muss man als solches erfahren. In aller Regel benötigen wir sogar eine Sprache, damit wir uns glücklich nennen können. Und das setzt erneut Bewusstsein – Selbstbewusstsein – voraus.
Wer sich als glücklich erfährt (und sich so nennt), nimmt Stellung zu seinem Dasein. Die jeweilige Person ist sich dessen bewusst, glücklich zu sein, weil sie ihren Zustand bewertet. Zu solchen Bewertungen sind Tiere, soweit wir wissen, nicht in der Lage. Ihnen mangelt es an Selbstbewusstsein, an der Fähigkeit, sich bewusst auf sich zu beziehen und ihr Leben zu bewerten. Menschen sind deshalb zweifelsohne glücksbegabte Tiere. Aber wir sollten uns nicht zu früh über diese Auszeichnung freuen. Unseren Stolz über diese evolutionäre Errungenschaft müssen wir mäßigen, denn unsere Unglücksbegabung ist mindestens genau so ausgeprägt. Menschen sind talentierte Unglücksraben. Wäre es da nicht besser oder zumindest vernünftiger, vom Streben nach Glück abzusehen und eher auf die Unglücksvermeidung zu setzen?