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AW: Klassische Musik
Von Wagners geistlichem Chorwerk findet man nur sehr, sehr wenige Aufführungen, was daher rührt, dass die heiligsten Werke berühmter Komponisten der neuzeitlichen Gottlosigkeit zum Opfer fallen. Wenn Bach mehr weltliche Sachen vertont hätte, würden sich die Leute auch nicht mehr für seine Cantaten und Messen interessieren. Wagner war bei seiner einzigen Kantate nur als Auftragsschreiber tätig, sonst gäbe es das Werk nicht.
Hier wäre ein Mitschnitt aus der DDR, der aus der Zeit gefallen wirkt, eben wie aus einem anderen Jahrtausend, was die Aufnahme umso wertvoller macht. Mit Orchester im letzten Satz, was den heiligen Geist ausdrücken soll:
Richard Wagner "Das Liebesmahl der Apostel" (Teil1) - YouTube
Richard Wagner "Das Liebesmahl der Apostel" (Teil 2) - YouTube
Richard Wagner "Das Liebesmahl der Apostel" (Teil 3) - YouTube
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"Ist denn Jerusalem die Welt?", fragt der Chor im dritten Satz.
Offensichtlich ja, so wie sich Freund und Feind auf das Thema "Krieg in Israel" stürzen.
Seit fünf Tagen kreisen 95 % aller Beiträge hier nur noch um das Thema Israel. Als der Krieg in Libyen und Syrien tobte, war es ein Randthema, eines von vielen. Oder Kriege in Afrika, die interessieren hier niemanden brennend.
Ebenso wie sich auch niemand mehr für die Brüderlichkeit aus Beethovens 9. Sinfonie interessiert, von der man nur nicht möchte, dass sie von den Globalisten zweckentfremdet wird. Es bemüht sich aber niemand darum, dem Prinzip wieder den Geist einzuhauchen, von dem Beethoven durchdrungen war.
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AW: Klassische Musik
Martha Argerich würde es bestimmt fertig bringen, Gottes Segen in der Einsamkeit von Liszt noch schneller zu spielen als Cyprien Katsaris in der folgenden Interpretation:
Cyprien Katsaris - Liszt: Bénédiction de Dieu dans la solitude, S. 173/3 - YouTube
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https://www.domradio.de/artikel/schu...lischen-kirche
Schubert, der Kirchenrevoluzzer?
So lautet die Überschrift dieses Beitrags bei Domradio anlässlich seines 225.Geburtstags.
Der Autor Mathias Peter verbreitet in dem Beitrag Halbwahrheiten. Ein ambivalentes Verhältnis zur katholischen Kirche habe Schubert gehabt und *Probleme* mit einzelnen Geistlichen. Zwar erwähnt Peter, dass Schubert in seinen Messen Textausauslassungen vornahm, er verschweigt aber, welche Zeile im Credo er konsequent wegließ: „et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam“ (Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche).
Viele katholische Schreiber haben sich bemüht, Schubert diesbezüglich Vergesslichkeit und Schlamperei anzudichten. Dabei schrieb dieser selige Mann im Oktober 1818 an seinen Bruder Ignaz: „Der unversöhnliche Haß gegen das Bonzengeschlecht macht Dir Ehre. Doch hast du keinen Begriff von den hiesigen Pfaffen, bigottisch wie ein altes Mistvieh, dumm wie ein Erzesel, u. roh wie ein Büffel, hört man hier Predigten, wo der so sehr venerierte Pater Nepomucene nichts dagegen ist. Man wirft hier auf der Kanzel mit Ludern, Kanaillen etc. herum, daß es eine Freude ist, man bringt einen Todtenschädel auf die Kanzel, u. sagt: Da seht her, ihr pukerschäkigten Gfriser, so werdet ihr einmal aussehen…“
Peter zitiert im oben verlinkten Beitrag aus dem Brief folgendermaßen: 1818 etwa äußerte er sich abfällig über das Niveau von Predigten, die er gehört hatte. "Roh wie ein Büffel", so bezeichnete er den entsprechenden Kleriker.
Das ist Geschichtsklitterung vom Feinsten und auch genau das, was mich bei den meisten Schreibern heutzutage stört: Dieses Zurechtbiegen von Informationen, damit sie in das eigene Weltbild passen. Die Bereitschaft, tiefer nach der Wahrheit zu bohren und nicht nur oberflächlich daran zu kratzen, vermisse ich quer durch die Bank.
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AW: Klassische Musik
Bis jetzt habe ich es geschafft, dem Drang zu widerstehen, mich über die Ereignisse in Palästina und die Wahlergebnisse in Bayern und Hessen zu informieren.
So schlecht informiert wie in diesen Tagen war ich vermutlich zuletzt in meiner Kindheit.
Einige Leute werden jetzt einwenden: "Bist du blöd, du weißt ja gar nicht, was in der Welt da draußen los ist zur Zeit."
Das mag stimmen. Allerdings gibt es in der Bergpredigt nicht den Erlass: *Selig sind die, die bestens informiert sind und sich über alle aktuellen Begebenheiten in der Welt auf dem Laufenden halten.*
Wenn nichts und niemand dazwischen kommt, geht es im nächsten Beitrag weiter mit dem zweiten Kapitel der Béautitudes von César Franck.
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AW: Klassische Musik
Im ersten Kapitel der Béatitudes durften die Reichen und Schönen, die Bonzen und Angesehenen der Gesellschaft auf den Putz hauen, bis sie schließlich von Jesus darauf hingewiesen werden, mächtig auf dem Holzweg zu sein. Im Textauszug, den ich hier einstellte, stecken ein paar kleine Rechtschreibfehler. Falls sie jemandem aufgefallen sind, in meiner Word-Datei sind sie inzwischen korrigiert.
Im zweiten Abschnitt der Béatitudes geht es ruhiger und besinnlicher zur Sache. Die Sanftmütigen werden gepriesen und die Engel im Himmel erklären auch, welche Vorteile es mit sich bringt, sich dem Sanftmut hinzugeben:
II (Bienheureux ceux qui sont doux, qu’ils posséderont la terre)
CHŒUR TERRESTRE
Le ciel est loin ! La terre est sombre !
Nul rayon n`y luit !
Chaque espoir n’est qu’une vaine ombre
Qui s’évanouit !
Au vent changeant de ce monde
Notre cœur flotte incertain,
Comme le radeau sur l’onde
Ou la poudre du chemin.
Contre ses maux l’àme indignée
Se révolte en vain :
Le destin la tient inclinée
Sous sa dure main.
CHŒUR CÉLESTE
Pauvres humains qu’enflamme
Le désire du bonheur,
Enveloppez votre âme
D’une saint douceur !
Car la douceur rompt la colère ;
Seule, elle apaise le courroux ;
Seule, elle peut rendre légère
Le chaine que vous portez tous !
VOIX DU CHRIST
Heureux ceux qui sont doux
Car ils posséderont la terre!
(II (Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden die Erde besitzen.)
IRDISCHER CHOR
Der Himmel ist weit weg! Die Erde ist finster!
Kein Strahl leuchtet auf ihr!
Jede Hoffnung ist nur ein eitler Schatten!
Der sich verflüchtigt!
Im wechselnden Wind dieser Welt
Unser Herz treibt unsicher dahin,
Wie das Floß auf der Welle
Oder das Pulver des Weges.
Die Seele ist entrüstet über das Übel.
Sie lehnt sich vergeblich auf:
Das Schicksal hält sie geneigt
Unter seiner harten Hand.
HIMMLISCHER CHOR
Arme Menschen, die in Flammen stehen
Die Sehnsucht nach Glück,
Umhüllt eure Seele
Mit heiliger Sanftmut!
Denn Sanftmut bricht den Zorn;
Sie allein besänftigt den Zorn;
Allein sie kann leicht machen
Die Kette, die ihr alle tragt!
CHRISTUS' STIMME
Selig sind, die sanftmütig sind!
Denn sie werden die Erde besitzen! )
[Mit DeepL übersetzt]
Les Béatitudes, FWV 53: III. Bienheureux ceux qui sont doux - YouTube
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Ist es nicht genial, wie César Franck im zweiten Kapitel den Irdischen Chor übereinanderschichtete, sodass phasenweise ein unübersichtliches Stimmwirrwarr entsteht, bei dem man kaum noch ein Wort versteht? Damit wollte er vielleicht ausdrücken, wie die Leute in ihren Klagen über die Welt und Menschen alle durch- und aneinander vorbei reden, ohne aufeinander zu- und einzugehen?
Möglich wäre aber auch, dass man die Chorabschnitte noch deutlich besser gestalten könnte, wie es ja auch Klauspeter Bungert in seiner Werkanalyse mit Abstrichen bei allen bisherigen Einspielungen der Béatitudes bemängelt.
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Zweimal in seinem Leben hatte sich Nikolaus Harnoncourt, der bereits in Vergessenheit geratende Stardirigent, die Bibel von vorne bis hinten durchgelesen. Nach dem zweiten Mal verwarf er das Buch fuchsteufelswild wie am Ende einer Folge von "Tom und Jerry", wenn Tom wütend das Tagebuch zerreißt und dem überraschten Jerry eine Torte ins Gesicht klatscht.
Stimmt das so und hätte er die Bibel am liebsten verbrannt gesehen?
Natürlich nicht, sondern er gab in einem Interview wenige Jahre vor seinem Tod bedauernd an, er sei nicht dazu gekommen, die Bibel ein drittes Mal zu lesen.
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Was waren die bevorzugten Bücher von Ludwig van Beethoven? Waren es die Erzählungen von François Rabelais? Die Schriften von Voltaire, Diderot oder Rousseau? Womöglich die Essays von Michel de Montaigne?
Nein, sondern er las am liebsten die "Betrachtungen über die Werke Gottes im Reiche der Natur und der Vorsehung" des deutschen Schriftstellers Christoph Christian Sturm. Der war ein lutherischer Theologe und Kirchenlieddichter.
"Die französische Übersetzung der Betrachtungen über die Werke Gottes im Reiche der Natur und der Vorsehung wurde von der Königin Christine von Preußen verfasst und erschien 1788 in Genf in drei Bänden." Quelle = hier
Neben diesen Betrachtungen schrieb Sturm Bücher wie "Der wahre Christ in der Einsamkeit" und "Die Bestimmung des Menschen beim Landleben". Heute sind die Werke von Sturm leider völlig in Vergessenheit geraten, man findet Abschriften davon nicht einmal bei Projekt Gutenberg oder Zeno. Im Klartext: Wir kennen heute alle nicht den Inhalt dessen, was Beethoven am liebsten gelesen hat. Traurig, aber wahr.
Hier hätten wir etwas von Sturm, das sich bis in unsere Tage hinein erhalten hat:
"Der Tag des Weltgerichts
Wenn der Erde Gründe beben,
und in Totengrüften Leben
und im Staube Jugendstärke wallt,
wenn des Auferweckers Stimme schallt:
Gott! erbarm dich unser!
Wenn mit Zittern und Entzücken
alle Völker nach dir blicken
und dein flammend Richterangesicht
Fluch und Lohn in ihre Seele spricht:
Gott! erbarm dich unser!
Wenn auch ich dann vor dir stehe,
und mein Aug' zu deiner Höhe
bebend nur emporzuschauen wagt,
wenn in mir die ganze Menschheit zagt:
Gott! erbarm dich unser!
(Christoph Christian Sturm)"
C. P. E. Bach: Der Tag des Weltgerichtes (Christoph Christian Sturm) - YouTube
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Habt ihr schon mal jemanden auf Beaumarchais verweisen gehört, der sich an Feministinnen und Feministen stört? In seiner Komödie »Figaros Hochzeit« tritt die »Unterdrückung« und die ungenügende »Gleichberechtigung« der Frauen im 18. Jahrhundert gleich zu Beginn ganz offen zutage. Noch deutlicher und plakativer als in der späteren Oper von Mozart und da Ponte. Figaro wird von Susanne förmlich zur Schnecke gemacht, bis er kleinmütig zugeben muss, im Unrecht zu sein. In der ursprünglichen Komödie wird das noch deutlicher offenbar wie in der Oper, wie sehr die Kerle sich den Weibern gegenüber kleinmachen mussten, um die Angebetete nicht zu verlieren und nicht als Wüstling dazustehen. Ja, der Mythos der 1940er ist furchtbar. Aber für das gesellschaftliche Zusammenleben von uns allen brachte der von den Rockefellers angekurbelte Feminismus mindestens genauso schlimme Verwerfungen über die westliche Welt. Der ganze brachiale Unsinn von der »toxischen Männlichkeit« geht vom Feminismus aus. Dabei reicht ein Hinweis auf Beaumarchais und die Behauptung von der Unterdrückung der Frauen fällt in sich zusammen wie die zwei Türme am 11. September 2001.
Im Vorwort der Übersetzung deutet Franz Dingelstedt Beaumarchais Komödie als einen der Hauptauslöser der Französischen Revolution. Ludwig XVI. habe das Werk abscheulich gefunden und er stellte sich gegen eine Veröffentlichung. Etwa drei Jahre blieb das Werk daher in fünf verschiedenen Zensurbüros in Quarantäne. Die Abneigung des Königs jedoch, schreibt Dingelstedt, brachte dem Werk viele Freunde ein. »Prinzen von Geblüt, Fürstinnen, Herzöge, Minister« hätten der Komödie den Weg gebahnt – und sich damit schließlich ihr eigenes Grab geschaufelt.
https://www.youtube.com/watch?v=J02j_bjTO7k