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"Die Gedankenfreiheit, die England genießt, hatte viel zu den Fortschritten in der Philosophie beigetragen, ganz anders als in Frankreich, wo die Werke die Spuren des Zwanges trugen, den die theologische Zensur ihnen auferlegte. Ein Engländer denkt ganz laut; ein Franzose darf seine Gedanken kaum erraten lassen. Doch entschädigten sich die Franzosen für die fehlende Freiheit, indem sie die Gegenstände des Geschmacks und alles, was zur schönen Literatur gehört, meisterlich behandelten. Durch Feinheit, Anmut und Leichtigkeit kamen sie allem gleich, was die Zeit uns von den Schriften des Altertums an Kostbarem erhalten hat." - Friedrich II., Geschichte meiner Zeit
Die gesamte erste Ausgabe von Madame de Staëls "D'Allemagne", über 10.000 Exemplare, wurde auf Anweisung Napoléons Polizeiminister General Savary am 24. September 1810 samt Manuskript nicht nur zensiert, sondern wegen Germanophilie vernichtet. Wie man das eben so macht, wenn ein Land nichts zu bieten hat, außer Musik.
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Beethoven: „Höheres gibt es nichts, als der Gottheit sich mehr als andere Menschen nähern und von hier aus die Strahlen der Gottheit unter das Menschengeschlecht verbreiten.“
Der Mann muss besoffen gewesen sein, als er solche Töne spuckte?
Franz Schubert, der die katholische Kirche und ihre Repräsentanten verabscheute, schrieb am 25. Juli 1825 aus Steyr an seine Eltern:
„Besonders machten meine neuen Lieder, aus Walter Scotts Fräulein vom See sehr viel Glück. Auch wundert man sich sehr über meine Frömmigkeit, die ich in einer Hymne an die heil. Jungfrau ausgedrückt habe, und, wie es scheint, alle Gemüther ergreift und zur Andacht stimmt. Ich glaube, das kommt daher, weil ich mich zur Andacht nie forcire, und, außer wenn ich von ihr unwillkürlich übermannt werde, nie dergleichen Hymnen oder Gebete componiere, dann aber ist sie auch gewöhnlich die rechte und wahre Andacht.“
Walter Scotts Fräulein vom See:
Goldmund Quartet - F. Schubert: Ave Maria, Op. 52 No. 6, D. 839 (Official Music Video) - YouTube
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Franz Liszt bringt Strahlen der Gottheit unter das Menschgeschlecht:
Bénédiction de dieu dans la solitude - Liszt - YouTube
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Bei Franz Schubert mühte ich mich lange Zeit ab, bei ihm die typischen Anzeichen eines Dissidenten auszumachen. Wo drückt sich die dauerhafte Empörung, der blinde und maßlose Hass, der Schrei nach Rache und Vergeltung aus in seinem Werk?
Wer von dieser Form der Dissidenz ausgeht, wird lange suchen und höchstens Bruchstücke finden, die man sich zusammenklauben muss, um das Bild eines Mannes zu zeichnen, dem ein von Menschen herbeigeführter Umsturz und ein großes Strafgericht vorschwebte.
Geht man von anderen Vorzeichen aus, klärt sich das Bild rasch. In den Seligpreisungen werden eben nicht nur jene selig gesprochen, die nach Gerechtigkeit schreien und sich zum Ankläger über die Tyrannen und ihre Helfer aufschwingen und am liebsten noch den Richtspruch erteilen wollen.
Bemerkenswert: Leute, die diese Schiene fahren, kennzeichnet oftmals ein Übermaß an Selbstgerechtigkeit und die Unfähigkeit, die Fehler, die sie anderen vorwerfen, bei sich zu erkennen. Sie greifen selbst zur Lüge, wenn es ihnen nützt, sich auf ihrem hohen Roß zu halten. Ohne mit der Wimper zu zucken, begehen sie Rufmord an anderen Menschen, wenn es ihnen hilft, sich gegen Widerstände zu verteidigen. Anders gesagt: Von einer Seligsprechung sind solche Menschen so weit entfernt wie die Erde vom Mond.
Diese grauenhaften Charaktereigenschaften lassen sich bei einem Mann wie Franz Schubert nicht ausmachen. Seine Dissidenz trug er in die Welt hinaus mit Stücken wie den Vertonungen von Walter Scotts Fräulein am See:
„Ave Maria! Jungfrau mild,
Erhöre einer Jungfrau Flehen,
Aus diesem Felsen starr und wild
Soll mein Gebet zu dir hinwehen.
Wir schlafen sicher bis zum Morgen,
Ob Menschen noch so grausam sind.
O Jungfrau, sieh der Jungfrau Sorgen,
O Mutter, hör ein bittend Kind!
Ave Maria!
Ave Maria! Unbefleckt!
Wenn wir auf diesen Fels hinsinken
Zum Schlaf, und uns dein Schutz bedeckt
Wird weich der harte Fels uns dünken.
Du lächelst, Rosendüfte wehen
In dieser dumpfen Felsenkluft,
O Mutter, höre Kindes Flehen,
O Jungfrau, eine Jungfrau ruft!
Ave Maria!
Ave Maria! Reine Magd!
Der Erde und der Luft Dämonen,
Von deines Auges Huld verjagt,
Sie können hier nicht bei uns wohnen,
Wir woll’n uns still dem Schicksal beugen,
Da uns dein heil’ger Trost anweht;
Der Jungfrau wolle hold dich neigen,
Dem Kind, das für den Vater fleht.
Ave Maria!“
Annette Dasch: Franz Schubert - Ave Maria, Ellens Gesang III, D. 839, Op. 52, No. 6 - YouTube
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Das Lied des gefangenen Jägers beschreibt einen Menschen, dem es zuwider ist, die Welt Welt und die Menschen Menschen sein zu lassen. Er will nicht die Ruhe und die Friedlichkeit, sondern seinen Jagdinstinkt wieder zurück:
"Mein Ross so müd’ in dem Stalle sich steht,
Mein Falk ist der Kapp’ und der Stange so leid,
Mein müssiges Windspiel sein Futter verschmäht,
Und mich kränkt des Turmes Einsamkeit.
Ach wär’ ich nur, wo ich zuvor bin gewesen,
Die Hirschjagd wäre so recht mein Wesen,
Den Bluthund los, gespannt den Bogen:
Ja, solchem Leben bin ich gewogen.
Ich hasse der Turmuhr schläfrigen Klang,
Ich mag nicht seh’n, wie die Zeit verstreicht,
Wenn Zoll um Zoll die Mauer entlang
Der Sonnenstrahl so langsam schleicht.
Sonst pflegte die Lerche den Morgen zu bringen
Die dunkle Dohle zur Ruh’ mich zu singen,
In dieses Schlosses Königshallen,
Da kann kein Ort mir je gefallen.
Früh, wenn der Lerche Lied erschallt,
Sonn’ ich mich nicht in Ellens Blick,
Nicht folg’ ich dem flüchtigen Hirsch durch den Wald,
Und kehre, wenn Abend taut, zurück.
Nicht schallt mir ihr frohes Willkommen entgegen,
Nicht kann ich das Wild ihr zu Füssen mehr legen,
Nicht mehr wird der Abend uns selig entschweben,
Dahin ist Lieben und Leben."
Um solche Sachen von Schubert muss man einen weiten Bogen machen, wenn man seine läppischen Ersatzhandlungen im Leben der permanenten Empörung und der Aufrüherei widmet:
Schubert: Lied des gefangenen Jägers D 843 - YouTube
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Kann es Zufall sein, dass die rebellischsten Sachen von Schubert sich völliger Unbekanntheit erfreuen wie Ellens Gesang I?
"Raste Krieger! Krieg ist aus,
Schlaf den Schlaf, nichts wird dich wecken,
Träume nicht von wildem Strauss
Nicht von Tag und Nacht voll Schrecken.
In der Insel Zauberhallen
Wird ein weicher Schlafgesang
Um das müde Haupt dir wallen
Zu der Zauberharfe Klang.
Feen mit unsichtbaren Händen
Werden auf dein Lager hin
Holde Schlummerblumen senden,
Die im Zauberlande blühn.
Nicht der Trommel wildes Rasen,
Nicht des Kriegs Gebietend Wort,
Nicht der Todeshörner Blasen
Scheuchen deinen Schlummer fort.
Nicht das Stampfen wilder Pferde,
Nicht der Schreckensruf der Wacht,
Nicht das Bild von Tagsbeschwerde
Stören deine stille Nacht.
Doch der Lerche Morgensänge
Wecken sanft dein schlummernd Ohr,
Und des Sumpfgefieders Klänge
Steigend aus Geschilf und Rohr."
Schubert: Raste, Krieger!, "Ellens Gesang I", D.837 - YouTube
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Es ließe sich jetzt aufschreien: "Seht ihr das nicht? Der will die Leute einschläfern, der Spitzel! Der will nicht, dass das Volk aufwacht und (sich ins Leid stürzend) rebelliert, um sich gegen die Unterdrücker zu erheben."
Aber das ist nur die Vermessenheit von Leuten, die ihren eigenen Jagdinstinkt als Maßstab nehmen, nachdem sich gefälligst alle *guten* Menschen wenigstens annähernd zu richten haben.
Und daraus leitet sich auch der Hass ab auf die eigenen Landsleute, die einfach nur ihr Leben leben und ansonsten ihre Ruhe haben wollen. Die ganzen Beleidigungen gegen die Deutschen, die in ihrem mangelnden Willen zum Aufruhr angeblich das Dasein von *Kakerlaken* fristen, stammen von dieser Anmaßung ab.
Miserere mei, Deus, dass ich einige Jahre selbst auf diesem Pfad wandelte, ohnmächtig gegenüber der allgegenwärtigen Lüge und Ungerechtigkeit in der Welt.
Daher scheue ich mich auch nicht zu sagen: Vieles von dem, was ich zwischen 2015 - 2020 epigonal ins Internet gerotzt habe, war anmaßend; ein Irrtum in weiten Teilen.
Ganz im Gegenteil, ich bin froh darüber, meinen eigenen Weg gefunden zu haben, der dazu führt, mit mir selbst im Reinen zu sein. Ellens Gesang II:
"Jäger, ruhe von der Jagd!
Weicher Schlummer soll dich decken,
Träume nicht, wenn Sonn’ erwacht,
Dass Jagdhörner dich erwecken.
Schlaf! der Hirsch ruht in der Höhle,
Bei dir sind die Hunde wach,
Schlaf, nicht quäl’ es deine Seele,
Dass dein edles Ross erlag.
Jäger, ruhe von der Jagd!
Weicher Schlummer soll dich decken;
Wenn der junge Tag erwacht,
Wird kein Jägerhorn dich wecken."
Schubert: "Jäger, ruhe von der Jagd!" Ellens Gesang II, D.838 - YouTube
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Zurück zu den Seligpreisungen von César Franck und ich hätte wohl gestern besser meine Klappe gehalten, denn mein Herr vom "Verfassungsschutz" lässt mir keine Ruhe und verlangt jetzt auch noch, dass ich das komplette Libretto des Oratoriums aus der unleserlichen PDF-Datei abschreibe. Aber ich möchte nicht klagen, sondern auf die Ausganslage verweisen, in der wir uns alle bewegen:
PROLOG
En ce temps-là, sur la terre
Si grand était la misère
Que pas un cœur n’espérait.
Tous les hommes étaient ou bourreaux ou victimes ;
Chargé de maux et crimes,
Le vieux monde se mourait,
Quand, au-dessus des cris de haine et de détresse,
Une voix s’éleva, douce comme la miel,
Et les déshérités, oubliant leur tristesse,
Levèrent les yeux vers le ciel.
Sur la montaigne sainte, autour du divin Maître,
Les anges étaient descendus
Et chantaient : Béni soit celui qui fait renaître
L’espoir dans les cœurs abbatus
(In jenen Tagen auf der Erde
So groß war das Elend
Dass nicht ein Herz hoffte.
Alle Menschen waren entweder Henker oder Opfer ;
Beladen mit Übeln und Verbrechen,
Die alte Welt lag im Sterben,
Als über den Schreien des Hasses und der Not,
Erhob sich eine Stimme, süß wie Honig,
Und die Benachteiligten, ihre Traurigkeit vergessend,
erhoben ihre Augen zum Himmel.
Auf dem heiligen Berg, um den göttlichen Meister herum,
Die Engel waren herabgestiegen
Und sangen: Gesegnet sei der, der wieder auferstehen lässt
Hoffnung in die zerschlagenen Herzen bringt)
[Mit DeepL übersetzt]
Fünf Minuten, die man sich nehmen sollte bei der folgenden Einspielung, um wenigstens eine Ahnung davon zu erhalten, dass sich die Matthäus-Passion von Bach gegen Francks Hauptwerk wie ein Prosit der Gemütlichkeit ausnimmt. Bei Franck werden die Sachen dringlich:
Franck: Les Béatitudes [Kubelík] Norman, Fassbaender, Dieskau, Finnilä - YouTube
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Kapitel I in den Seligpreisungen:
I (Bienhereux les pauvres d’esprit, parce que le royaume des cieux est á cux !)
CHŒURS TERRESTRES
2ème chœur.
Poursuivans la richesse
Avec ardeur ;
Jouir sans cesse,
C’est la sagesse
Et le bonheur.
1er chœur.
Au sain du plaisir et de la richesse
Une âpre tristesse
Remplit notre cœur ;
Où donc est le bonheur ?
2ème chœur.
Nous somme de la terre
Les heureux ;
Èloignons la misère
De nos yeux !
De la détresse
La plainte blesse
Nos chœurs joyeux.
VOIX DU CHRIST
Heureux l’hommes épris des biens véritables,
Qui n’attache point son cœur
A de richesses périssables,
Et dans le sein des misérables
Répand les dons qu’il reçut de Seigneur !
Au dernier jour qu’il soit sans crainte ;
En vérité, je vous le dis : Heureux
L’homme à qui la charité sainte
Ouvre le royaume des cieux !
CHŒUR CÉLESTE
L’homme à qui la charitè sainte
Ouvre la royaume des cieux !
(I (Selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich!)
IRDISCHE CHÖRE
2. Chor
Dem Reichtum nachjagen
Mit Eifer ;
Unaufhörlich genießen,
Das ist die Weisheit
Und das Glück.
1 Chor.
Auf die Gesundheit des Vergnügens und des Reichtums
Eine bittere Traurigkeit
Erfüllt unser Herz;
Wo ist denn das Glück?
2. Chor.
Wir sind auf der Erde
Die Glücklichen ;
Lasst uns das Elend entfernen
Von unseren Augen!
Aus dem Elend
Die Klage verletzt
Unsere fröhlichen Chöre.
STIMME CHRISTI
Glücklich ist der Mensch, der die wahren Güter liebt,
Der sein Herz nicht bindet
An vergänglichen Reichtum,
Und in den Schoß der Elenden
Verbreitet die Gaben, die er vom Herrn empfangen hat!
Am letzten Tag soll er ohne Furcht sein;
Wahrlich, ich sage euch: Selig ist der Mensch!
Der Mensch, dem die heilige Liebe
Dem öffnet sich das Himmelreich!
HIMMLISCHER CHOR
Der Mensch, dem die heilige Liebe gilt
Öffnet das Himmelreich!)
[Übersetzt mit Deepl]
G. Fr. Reiss, der sich per Suche nur mit der Übersetzung des Librettos in Verbindung bringen lässt, übersetzte die Worte von Jesus mit: "Selig, der, von Gottesfurcht durchdrungen, Nicht am schnöden Mammon hängt."
Das steckt wieder das falsche Bild Gottes drin. Ich entscheide mich aber nicht deshalb gegen den schnöden Mammon, weil ich Angst habe, sonst in die Hölle zu kommen, sondern weil ich seit jeher (und nur wenigen Ausschlägen ins Gegenteil) davon überzeugt bin, damit das Richtige zu tun.
Die Übersetzung von G. F. Reiss müsste man eigentlich in die Tonne kloppen. Bei der DeepL-Übersetzung scheint mir "Der Mensch, dem die heilige Liebe gilt, Öffnet das Himmelreich!" falsch zu sein. Das sollte wohl eher heißen, dem die Liebe heilig gilt?
Hier nochmal ein Link zu einer Einspielung, bei der alle Kapitel einzeln abrufbar sind:
https://www.youtube.com/watch?v=K-KojIXtq5E
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Zitat:
Zitat von
Coriolanus
https://m.youtube.com/watch?v=CVPi22dbWzc
Das_Liebesmahl_der_Apostel ist ein der Kantatenform vergleichbares Werk für Männerchor und Orchester von Richard Wagner. Es basiert auf einer biblischen Szene der Apostelgeschichte und ist unter den wenigen Chorwerken Wagners das einzige geistliche."
Als bemerkenswerter Effekt ist der verspätete Orchestereinsatz zu erwähnen. Die ersten etwa 25 Minuten singen die Chöre a cappella, bis das Orchester bei der Erscheinung des Heiligen Geistes einsetzt."
Ganzer Chor der Jünger:
Gegrüßt seid, Brüder, in des Herren Namen! Seid gegrüßt! Im Namen des Herrn, der uns zum Mahl in Eintracht hier vereinet, damit inbrünstig Seiner wir gedenken, der von uns schied, den unser Herz beweint.
Chor I: Kommt her, ihr, die ihr hungert, die ihr dürstet, zu stärken euch, opfert' Er sein Fleisch und Blut: was wollen wir nun zagen, was wollen wir nun schmachten? Da solche Labung uns erquicken soll?
Chor II: Wir sind bedrückt, es droht der Mächt'gen Haß, gewitterschwer steh'n Wolken über uns! Die heute wir versammelt, wer kann wissen, wo morgen wir getrennt und traurig schmachten? Wer kann wissen!
Chor III: O faßt Vertrau'n! Mehrt sich von Tag zu Tag in Kraft und Glauben nicht der Treuen Schaar?
Chor II: In gleichem Maaß wächst auch der Haß der Feinde; macht Einigkeit uns stark, kann sie uns auch verderben. Ein Jeder trag' den Erlöser im Herzen, auf daß, wenn auch verstreut, wir einig bleiben! Wahrlich, es dränget uns die Zeit mit Not! Der Mächt'gen Späh'n verfolgt uns überall!
hier weiterlesen...
„Sehen wir hinaus über die Länder und Völker, so erkennen wir überall durch ganz Europa das Gären einer gewaltigen Bewegung, deren erste Schwingungen uns bereits erfasst haben, deren volle Wucht bald über uns hereinzubrechen droht. Wie ein ungeheurer Vulkan erscheint uns Europa, aus dessen Innerem ein beständig wachsendes, beängstigendes Gebrause ertönt, aus dessen Krater dunkle, gewitterschwangere Rauchsäulen hoch zum Himmel emporsteigen und, alles rings mit Nacht bedeckend, sich über die Erde lagern, während bereits einzelne Lavaströme, die harte Kruste durchbrechend, als feurige Vorboten alles zerstörend sich ins Tal hinabwälzen. Eine übernatürliche Kraft scheint unsern Weltteil erfassen, aus dem alten Geleise herausheben und in eine neue Bahn schleudern zu wollen.“ So beginnt Wagner seine erste „Revolutions-Schrift“.
Käme darauf an, seine Abscheu gegenüber *Moralaposteln* zu überwinden und die Idee der Brüderlichkeit nach Beethoven und Novalis nochmal neu für sich zu entdecken.