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Der strenge und unnachgiebige Pazifist Romain Rolland in *Die musikalische Reise in das Land der Vergangenheit* über das Buch *Der musikalische Quacksalber* von Johannes Kuhnau, im Jahre 1700 verfasst:
"Kuhnau predigte tauben Ohren. Es genügt, daß ein »Theuer-Affe« sich Caraffa nennt und ein paar italienische Worte stammelt, um bei der musikalischen Gesellschaft Dresdens freudigsten Willkomm zu finden. »Denn sie waren auch aus der thörichten Zunfft derjenigen, welche meynen, ein Componist oder andrer Musicus, der nicht Italien gesehen, sey ein alberer Gritz-Kopff, und könne hingegen die Welsche Lufft die Leute von den vollkommensten Wissenschaften, wie etwa der Wind in einer gewissen Landschafft in Lusitania oder Portugall wie Plinius lib. 3 gedencket, die Pferde schwanger machen.«"
Musikalische Reise ins Land der Vergangenheit (projekt-gutenberg.org)
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn man mir den Spiegel vorhält, sehe ich hinein und prüfe mich selbst. Das schafft wohl nicht jeder? Romain Rolland jedenfalls schrieb, mit dem Italienkult hätten die Deutschen es weit übertrieben und neben der Musik bewunderte er Kuhnau dafür, dies klar und scharfzüngig erkannt zu haben:
https://www.youtube.com/watch?v=V34qCiU89fc
Wenn so viele Deutsche heute die Amerikaner nachäffen, entspricht es ganz ihrem angeborenen Naturell. Damals gab es die USA ja noch nicht, weswegen sie sich naheliegend mit Französischem oder Italienischem begnügen mussten.
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Romain Rolland ein paar Kapitel nach Kuhnau:
*Zunächst beachte man die Haltung Bachs und Händels ihrer Zeit gegenüber. Weder der eine noch der andere nimmt die fatale Pose des verkannten Genies an, wie so viele unserer großen oder kleinen Männer von heute. Sie sind nicht entrüstet, sie haben sogar die besten Beziehungen zu ihren glücklichen Nebenbuhlern. J. S. Bach und Hasse waren die besten Freunde und achteten sich gegenseitig hoch. Telemann verband seit seiner frühen Jugend eine herzliche Freundschaft mit Händel; er unterhielt gute Beziehungen mit J. S. Bach, der ihn zum Paten seines Sohnes Philipp Emanuel wählte. Bach vertraute die musikalische Erziehung seines Lieblingssohnes Wilhelm Friedemann J. Gottlieb Graun an. Nirgends findet man einen Parteigeist. Auf beiden Seiten nur überlegene Menschen, die einander lieben und achten.
Versuchen wir, sie mit der gleichen Gesinnung warmer und gerechter Sympathie zu studieren.*
Wenn Rolland das Fazit zieht, dass die von ihm beschriebene Haltung bereits zu seiner Zeit verloren gegangen war, lässt sich das nicht mehr der Amerikanisierung in die Schuhe schieben. Das gibt - mir jedenfalls! - zu denken.
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Wovon bei Rolland die Rede ist, lässt sich auch der Musik entnehmen und darauf wollte ich hinaus, als ich schrieb, dass Satie bereits glasklar Moderne ist und seinen Stücken anzuhören ist: Im Vergleich zu Bachs Zeiten ging etwas merklich verloren. Diese traurige Entwicklung, hin zu einem allseitigen Parteigeist, haben keineswegs nur die US-Amerikaner herbeigeführt, sondern Europa selbst fing an sich zu vergessen im Zuge der industriellen Revolution und neuzeitlicher Demokratisierung.
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Das hier klingt wie Haydn, schreibt einer in den Kommentaren und hat verdammt recht damit. Haydn veröffentlichte seine ersten Werke aber erst vier Jahre später:
Johann Stamitz Symphony in D Op3 No2 - YouTube
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"Man hätte vielleicht nicht mehr atmen können ohne die Ströme frischer Luft, welche Leute wie Telemann durch die offenen Pforten Frankreichs, Polens, Italiens hereinließen – bis endlich Johann Stamitz die vielleicht wichtigste, die Böhmens öffnete. Wenn man das gewaltige Auflodern der Flamme begreifen will, die in der deutschen Musik zur Zeit Haydns, Mozarts und Beethovens so strahlende Helle verbreitete, muß man die kennenlernen, die den großen Stoß geschichtet haben, muß man sehen, wo das Feuer zuerst aufglimmte. Ohne dieses würden die großen Klassiker wie ein Wunder erscheinen, während sie im Gegenteil nur die natürliche Entwicklung eines ganzen Jahrhunderts von genialen Begabungen abschlossen." - Romain Rolland
Jan Václav Stamic (Johann Stamitz) 6 Trios for Orchestra Op.1 - YouTube
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Telemann haben wir auch noch nicht oft gehört in diesem Strang und wenn, dann war ich es, der ihn ausgrub und anschleppte, während alle anderen um ihn einen Bogen machen, als wäre er nur ein müder Abklatsch von Bach:
Telemann - CANTATA `DAS LEBEN IST EIN RAUCH, EIN SCHAUM` TWV 4:3 - YouTube
"Die Geschichte ist die parteiischeste aller Wissenschaften. Wenn sie sich einen Menschen erkoren hat, liebt sie ihn eifersüchtig und will von andern nichts mehr wissen. Seit dem Tage, da die Größe Johann Sebastian Bachs erkannt wurde, ist alles, was zu seiner Zeit groß war, weniger als nichts geworden. Kaum verzeiht man Händel die Anmaßung, ebenso genial gewesen zu sein wie Bach und mehr Erfolg geerntet zu haben. Die andern sind zu Staub geworden; mehr als alle Telemann, den die Nachwelt den Sieg entgelten ließ, den er zu seinen Lebzeiten über J. S. Bach davonzutragen wagte. Dieser Mann, dessen Musik in ganz Europa von Frankreich bis Rußland bewundert war, den Schubert den unvergleichlichen Meister nannte, den selbst der strenge Mattheson für den einzigen Musiker erklärte, der über jedes Lob erhaben sei [Fußnote: Ein Lulli wird gerühmt; Corelli läßt sich loben; Nur Telemann allein ist übers Lob erhoben.], ist heute vergessen und verachtet. Man versucht nicht einmal, ihn kennenzulernen."
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Uns bleibt letztlich nur eine Wahl, die zwischen dem hier
https://pbs.twimg.com/media/F6X-KToW...ebp&name=large
und Europäischem.
Zitat:
https://www.youtube.com/watch?v=gVh5AJeMLYM&ab_channel=EnchantedWander er
“Impressionism is clearly in evidence in Les jeux d'eaux à la Villa d'Este (The Fountains of the Villa d'Este), the most popular piece from the set and the brightest and most picturesque creation in the entire trilogy. You can see cascading droplets and streams of water falling, spraying and splashing in the sunlight. The work also has its share of pianistic challenges, not least of which are the demands for coloristic effects and tonal subtlety.
Liszts Klavierstück bezieht sich auf die bei Rom gelegene Villa d'Este.
Villa d’Este – Wikipedia
Mich würde nicht wundern, sollten die Demokraten auf die Idee kommen, dort Invasionsneger einzuquartieren, schließlich soll den Kulturbereicherern auch eine ihrem Status und Anspruch entsprechende Unterkunft zur Verfügung gestellt werden.
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Dafür haben die vor allem angloamerikanischen Demokraten nichts anderes übrig als Vernichtungshaß:
https://www.youtube.com/watch?v=QICUQcRBAZA&ab_channel=DesRacinesetdes Aile s
Hätte diese einmalig schöne Anlage in Deutschland gestanden, von Roosevelt und Churchill wäre sie dem Erdboden gleichgemacht worden wie Mannheim, Würzburg und Dresden.
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Zugegben, von einem Deutschen habe ich solche Zeilen wie die folgenden noch nicht gelesen:
"Es geschieht nicht in dem niedrigen Gedenken, die Größe der deutsch-klassischen Kunst am Ende des 18. Jahrhunderts zu verkleinern, wenn ich aufzeige, was sie fremden Einflüssen oder Elementen verdankt. Es mußte so kommen, damit diese Kunst so rasch eine universale werden konnte, wie es der Fall war. Ein enger und auf sich selbst gestellter nationalistischer Geist hat niemals eine Kunst zur Vorherrschaft geführt. Er würde sie im Gegenteil rasch durch Abzehrung zugrunde richten. Eine Kunst, die stark und lebensvoll sein soll, darf sich nicht ängstlich in einer Sekte einspinnen; sie darf nicht in einem Treibhaus Schutz suchen, wie die unglücklichen Bäume, die man in Töpfen aufzieht; sie muß in freier Erde wachsen, frei in ihr die Wurzeln ausbreiten, denn sie kann von überall Leben saugen. Der Geist soll alle Substanz des Weltalls in sich aufnehmen. Er wird darum nicht minder den Charakter seiner Rasse behalten; aber er wird ihr, die nur von sich selber zehrend verkümmerte und dahinsiechte, mit dem frischen Blut und Saft der Fremde, den er ihr mitteilt, Allweltlichkeit verleihen. Urbis – orbis. Die andern Rassen werden sich in ihr wieder erkennen. Und sie werden sich nicht nur vor ihrem Sieg beugen, sondern sie werden sie lieben und sich mit ihr vereinigen. Dieser Sieg wird der größte, den eine Kunst oder eine Nation anstreben kann; er wird ein Sieg der Menschheit.
Eines der schönsten Beispiele solcher so seltener Siege ist jener der klassischen deutschen Kunst zu Ende des 18. Jahrhunderts. Die Kunst ist das Gut, das Brot aller, aller europäischen Menschen geworden, weil alle daran mitgearbeitet und etwas aus eigenem Besitz eingebracht haben. Wenn ein Gluck, ein Mozart uns so teuer sind, so ist es, weil sie uns allen gehören. Alle: Deutschland, Frankreich, Italien haben mit ihrem Geist und ihrem Blut dazu beigetragen, sie zu erschaffen."
Musikalische Reise ins Land der Vergangenheit (projekt-gutenberg.org)
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Zeitreise ins Italien des 18. Jahrhunderts:
»In den Straßen werden wir von Geigen, Instrumenten und Gesang aufgehalten«, schreibt der Abbé Coyer 1763. »Man hört auf öffentlichen Plätzen Schuster, Schmiede, Tischler mehrstimmige Arien mit einer Genauigkeit und einem Geschmack singen, die sie sowohl der Natur als auch dem Umstände verdanken, daß sie beständig künstlerisch ausgebildete Musiker hören.«
In Florenz und Genua vereinigen sich die Kaufleute und Handwerker an allen Sonn- und Feiertagen zu verschiedenen Gesellschaften von Laudisti oder Psalmensängern. Sie gehen zusammen auf dem Lande spazieren und singen dreistimmige Gesänge.
Wo nur in Venedig »zwei Menschen Arm in Arm spatzieren gehen«, sagt Burney, »scheinen sie sich im Gesange zu unterreden ... Alle Lieder auf den Gassen werden als Duette gesungen.« Auf dem Markusplatz hört man häufig, wie Grosley sagt, »irgendeinen Mann aus dem Volke in Arbeitstracht, einen Schuster oder einen Schmied, eine Arie anfangen; andere Leute seines Standes vereinigen ihre Stimme mit der seinen und singen diese Arie mehrstimmig mit solcher Richtigkeit, Präzision und solchem Geschmack, wie man sie kaum in der besten Gesellschaft unserer nördlicheren Länder finden würde.«
»Sie werden auf eine ihnen eigne Art entzückt; sie scheinen unter dem Vergnügen zu erliegen, das zu groß für ihre arbeitende Sinne ist«, schreibt Burney. Bei einem Symphoniekonzert in Rom unter freien Himmel 1758 soll das Volk, wie der Abbe Morellet sagt, »sich vor Entzücken förmlich gewunden haben. Man hörte ächzen: O benedetto, o che gusto, piacer di morir! (Himmel! welches Glück! Zum Sterben schön!)« Ein wenig später bemerkt der Engländer Moore, wie bei einer musikalischen Veranstaltung in Rom »das Publikum mit gefalteten Händen, halbgeschlossenen Augen, angehaltenem Atem dasitzt. Ein junges Mädchen beginnt mitten im Parterre aufzuschreien: O Dio! Dove sono? II piacere mi fa morire! (Gott, wo bin ich? Ich sterbe vor Freude!)« Manche Vorstellungen wurden von dem Schluchzen des Auditoriums unterbrochen.
Die Musik galt in Italien so viel, daß sogar der Musikfanatiker Burney in dieser Leidenschaft eine Gefahr für die Nation erkannte. »Vielleicht mögte man wegen der Menge musikalischer Institute und der aufgeführten Musiken, die Italiäner beschuldigen, daß sie die Musik bis zur Ausschweifung liebten.«
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Napoli del '700 - Jommelli - Riccardo Muti - Betulia Liberata - Concert - YouTube