Anbei ein recht detaillierter Bericht zu diesen Dronen. So wie ich das verstehe, lässt sich die Drohne nicht elektronisch abfangen, da die Koordinaten fest einprogrammiert sind. Sprich: Man kann die Teile nicht steuern, demzufolge auch nicht stören. Und für die Flugabwehr scheinen sie zu klein und zu schnell.
Dazu kommt, dass jede iranische Drohne von einem schiitischen Kleriker geweiht und gesegnet wird. Dadurch werden die Nachteile durch den Billigbau wett gemacht und die Zielgenauigkeit wesentlich erhöht. :)
Das können Russlands neue Drohnen
Mit iranischen Lenkwaffen gelingen Moskau kleinere Erfolge auf dem Schlachtfeld. Doch die Ukrainer rüsten sich für den Gegenangriff. Wie die Drohnen funktionieren – und was sie verwundbar macht.
»Positive« Meldungen aus der Ukraine gab es aus Sicht des Kreml in letzter Zeit selten. Deshalb dürfte ein Bericht
des britischen Geheimdienstes diese Woche das angeknackste Ego zumindest etwas aufpoliert haben: Die Russen hätten mit iranischen Drohnen einige erfolgreiche Angriffe gestartet, vermeldete der Dienst. Demnach schickten die Russen mehrere Drohnen zur gleichen Zeit los.
Die Flugkörper kamen bei den Bombardements Anfang der Woche zum Einsatz,
die zahlreiche ukrainische Großstädte trafen. Aber auch an der Front spielen die Lenkwaffen, die auch als Loitering Munitions oder Kamikazedrohnen bezeichnet werden, eine Rolle. Anders als etwa die türkischen Bayraktar-Drohnen sind Loitering Munitions eher eine Mischung aus Marschflugkörper und
Drohne. Sie zerstören sich mit dem Aufprall selbst, sind aber nach dem Abflug noch steuerbar und lungern (Englisch: loiter) vor dem Einschlag in der Luft.
Drohnen aus Iran – das eigene Programm hinkt hinterher
In der
Ukraine sind aktuell das Modell Shahed-136 und seit Neuestem wohl auch die kleinere
Shahed-131 im Einsatz. Erstere wurde von den Russen kurzerhand in Geran-2 umbenannt. Die Drohnen stammen laut ukrainischen Quellen aus Iran, das
russische Drohnenprogramm hinkt hinterher.
Russland setzt gelegentlich seine
Lancet-Drohne ein, scheint aber nicht über ausreichende Stückzahlen zu verfügen. Deshalb
baten die Russen Teheran um Hilfe. Laut Präsident
Selenskyj bestellten sie zuletzt 2400 neue Shaheds. Sie sind mit
20.000 Euro pro Stück vergleichsweise günstig.
Die Fertigung der Shahed-136 kostet wenig – deshalb ist sie technisch relativ primitiv. Sie verfügt über keine interne
Zielarchitektur, Kamera oder Sensoren , im Gegensatz zu anderen Loitering Munitions fliegt sie also einfach zu den eingegebenen
GPS-Daten. Deshalb ist die Shahed-136 vor allem gegen Ziele brauchbar, die sich nicht bewegen. Weil sich das GPS-Signal leicht durch elektronische Kriegsführung stören lässt, wurde bei der Shahed-131 offenbar
ein System verbaut , das vor solchen Unterbrechungen schützen soll.
Ukrainische Luftverteidigung am Limit
Die Drohnen vom Himmel zu holen, ist leicht: Entweder mit elektromagnetischer Strahlung oder mit konventioneller Luftverteidigung wie dem Gepard oder schultergestützten Raketen. Außerdem sind die Drohnen wegen ihrer kleinen Sprengladung als Ersatz für ballistische Raketen oder Marschflugkörper nur begrenzt geeignet. Dennoch stellen sie die Ukrainer offensichtlich vor Probleme: Die schiere Menge der Flugkörper scheint die ukrainische Flugabwehr zu überfordern. »Die Hälfte der Shaheds wird zwar abgeschossen, aber die Russen müssen sich um die Zahlen nicht kümmern und können mit weiteren Angriffen für erhebliche Abnutzung bei den Ukrainern sorgen«, erklärt
Samuel Bendett, Drohnenexperte beim Center for Naval Analysis (CNA) . Wenn die Hälfte der Drohnen am Ende ihr Ziel treffe, sei das immer noch ein Erfolg.
Gefährlich für die Ukrainer ist hier vor allem die Reichweite. Sie liegt für die Shahed-136 bei 2500 Kilometern und für die Shahed-131 bei 900 Kilometern. »Sie kann damit Ziele im taktischen Bereich treffen, also etwa Himars-Mehrfachraketenwerfer, die im Umkreis von 70 Kilometern nahe der Front operieren«, erklärt Bendett. Trotz der simplen Technik sei die Shahed deswegen »eine Waffe, die den Ukrainern Sorgen bereitet. Sie müssen Ressourcen und Munition aufwenden, um sie abzuschießen.« Da die Luftverteidigung ohnehin
am Limit arbeitet, ist dies ein großes Problem.
Internationale Hilfe bei der Drohnenjagd
Helfen sollen die internationalen Verbündeten der Ukraine. Da die Lenkwaffen noch relativ neu sind, existiert keine zielgerichtete Abwehr gegen sie, besonders wenn sie in Schwärmen angreifen. Die
USA stellten deshalb kurz nach dem Eintreffen der Shaheds ihr Titan-Antidrohnen-System
in Aussicht , das mittels künstlicher Intelligenz Drohnen ausfindig macht und dann den günstigsten Lösungsansatz vorschlägt. Die billigen Drohnen mit teuren Luftabwehrraketen wie der
deutschen Iris-T abzuschießen, ist nicht kosteneffizient. Geeigneter ist etwa das Vampire-System, welches ebenfalls aus den Vereinigten Staaten kommt. Mit einer Mischung aus
kleineren Raketen und einem Störer soll es schon bald in der Ukraine auf Drohnenjagd gehen.
Andere Staaten könnten der Ukraine noch mehr bei ihrer Luftabwehr helfen: Israel beispielsweise dürfte sich bestens mit iranischen Drohnen auskennen. Die Kooperation zwischen Russland und dem Erzfeind Iran macht
der israelischen Führung derzeit Sorgen . Gleichzeitig versucht Israel, die Brücken nach Moskau nicht abreißen zu lassen. Das hat innenpolitische Gründe: Syrien, mit dem sich Israel offiziell im Krieg befindet, wird von Russland unterstützt. Wenn israelische Streitkräfte in Syrien Luftschläge durchführen, stimmen sie sich Medienberichten zufolge vorher mit dem
Kreml ab. Diesen Kontakt will Israel nicht verlieren und weigert sich bisher, Waffen in die Ukraine zu schicken. Selbst
mit einer Raketenabwehr , die zu den besten der Welt gehört, will Israel nicht helfen. Laut »New York Times« soll Israel die Ukrainer aber zumindest mit Geheimdienstinformationen über die iranischen Drohnen versorgen.
Die Ukrainer verteidigen sich aber nicht nur gegen Drohnen – künftig wollen sie auch vermehrt selbst damit angreifen. Die USA liefern ihnen bald
Switchblade-300- und -600-Lenkwaffen – sie sind den iranischen Modellen in Sachen Präzision deutlich überlegen. Die Gejagten könnten also bald zurückschlagen.
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Ein iranischer Kleriker neben einer Drohne in Iran: Das Mullah-Regime unterstützt Russland bei seinem Krieg gegen die Ukraine
Foto: Iranian Army / West Asia News Agency / REUTERS
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Eine iranische Drohne im Mai 2022: Das Bild wurde an einem geheimen Ort aufgenommen
Foto: Iranian Army Office / ZUMA Wire / IMAGO
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Überreste einer iranischen Shahed-136 in der Ukraine: Die Drohne ist vergleichsweise günstig – aber auch primitiv
Foto: STRINGER / REUTERS
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Ein Lagerort für Benzin in der Ukraine im Oktober 2022: Er wurde offenbar von einer Drohne beschossen
Foto: STRINGER / REUTERS
https://www.spiegel.de/ausland/ukrai...b-e4b2952543fd