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Differentialgeometer
Das ist grundsätzlich korrekt und unterstreicht, warum Deutschland global (noch) als stabil gilt. Allerdings übersieht es strukturelle Herausforderungen, die trotz dieses Reichtums bestehen. Insbesondere die Vermögensverteilung ist ein zentrales Problem, das zu sozialer Spannung, geringerer Mobilität und wirtschaftlicher Ineffizienz beiträgt.
Deutschland ist reich, aber der Reichtum ist extrem ungleich verteilt. Der Gini-Koeffizient für Vermögen liegt bei etwa 0,76 bis 0,8 (auf einer Skala von 0 = perfekte Gleichheit bis 1 = maximale Ungleichheit), was höher ist als in vielen EU-Ländern wie Frankreich oder Italien. Das bedeutet: Die reichsten 10 % der Haushalte besitzen rund 60 % des gesamten Nettovermögens, während die ärmsten 50 % nur etwa 5 % halten. Im Vergleich: Der Gini für Einkommen ist niedriger (ca. 0,3), aber bei Vermögen (Immobilien, Aktien, Erbschaften) kumuliert sich die Ungleichheit über Generationen.
Erbschaften spielen eine große Rolle – reiche Familien vermachen Vermögen weiter, was soziale Mobilität behindert. Zudem profitieren Wohlhabende stärker von steigenden Immobilienpreisen (Grund und Boden: die erwähnten ~5.500 Mrd. Euro) und Aktienmärkten, während Geringverdiener oft in Schulden stecken oder gar kein Vermögen aufbauen können. Die Inflation 2022–2024 hat das verschärft: Nominal sind Vermögen gestiegen, real jedoch gesunken, und das trifft Ärmere härter.
Rund 16–18 % der Bevölkerung sind armutsgefährdet (Einkommen unter 60 % des Medians). Das führt zu sinkendem Vertrauen in Institutionen, höherer Einkommensungleichheit (seit 2018 steigend) und sozialen Spannungen. Im Siebten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (2025) wird das als strukturelles Defizit hervorgehoben. Dein genanntes Durchschnitts-Nettovermögen von 103.200 Euro pro Haushalt täuscht: Es ist medianmäßig viel niedriger (ca. 50.000–70.000 Euro), da Ausreißer nach oben ziehen.
Wie lange wir noch AAA sind, steht in dem Sternen (das war auch der Kern meines Beitrags, den Du geflissentlich übersehen hast), denn:
2025 stagniert die Wirtschaft mit Null-Wachstum oder leichter Schrumpfung im BIP im fünften Jahr in Folge. Die Industrie (z. B. Auto, Chemie) leidet unter globaler Konkurrenz, und Investitionen gehen zurück. Insolvenzen steigen, Jobs werden gestrichen.
- Demografie: Überalterung ist ein Megaproblem – weniger Arbeitskräfte, höhere Sozialausgaben (Renten, Pflege). Bis 2040 könnte die Erwerbsbevölkerung um 10–15 % schrumpfen, was Wachstum drosselt und Steuern erhöht.
- Energie und Abhängigkeiten: Hohe Energiepreise (nach Ukraine-Krieg und Energiewende) belasten Unternehmen. Deutschland ist von Importen abhängig, was Kosten treibt und Wettbewerbsfähigkeit mindert.
- Bürokratie und Regulierung: Überbordende Vorschriften, Abgaben und “sinnlose Vorschriften” hemmen Innovation und Unternehmensgründungen. Viele Firmen wandern ab oder investieren woanders.
- Globale Risiken: Veränderte Weltwirtschaft (z. B. Handelskriege, China-Abhängigkeit)
tl;dr: Die Situation ist nicht rosig, sondern wesentlich schlechter als Du denkst, und kann rapide schlechter werden.