Zitat von
A-Lincoln
Du sagst, meine Argumentation sei "mäßig geschickt" und gleichzeitig baust du selbst eine ganze Kiste voller Kausalitäten ein, die ich nie behauptet habe. Sehr hübsch. Dann lass uns mal die Luft rauslassen aus dem rhetorischen Heißluftballon.
Dein Mutmaßungs-Exkurs bestätigt exakt meinen Punkt.
Du erklärst ausführlich, was "mutmaßlich" bedeutet. Ja, stark begründete Vermutung, aber kein Beweis. Und genau das sage ich die ganze Zeit: Wenn die Dienste zweifelsfrei wären – gäbe es keine "Mutmaßungen". Wenn Russland eindeutig identifiziert wäre – würde niemand diesen juristischen Sicherheitsbegriff nutzen. Wenn Cyber-Attribution klar, sauber und eindeutig wäre – würden nicht alle Dienste dieser Welt mit "likely", "highly likely", "with limited confidence" arbeiten.
Du erklärst also haarklein den Grund, warum deine ursprüngliche These ("Russland zwingt uns den Cyberkrieg auf") nicht belegbar ist.
Danke dafür.
Dein persönlicher Verdachts-Plot-Twist?
Netter Versuch – aber irrelevant. Deine Mutmaßung, ich sei irgendein "wiederkehrender Nutzer", ist ein gutes Beispiel dafür, wie wenig belastbar Mutmaßungen sind.
Du demonstrierst unabsichtlich, warum Attribution im Cyberraum eben NICHT sauber funktioniert:
Du siehst Muster, die du sehen willst. Du interpretierst Duktus statt Daten. Du verwechselst subjektive Eindrucksbildung mit Evidenz. Genau DAS passiert bei Cyberangriffen ständig. Danke also fürs Live-Beispiel.
Dein Versuch, mit dem King’s College London
Der verlinkte Bericht ist bekannt. Aber du scheinst ihn nicht vollständig gelesen zu haben: Auch dort steht ausdrücklich, dass Attribution schwer, unsicher und oft nicht final beweisbar ist. Auch dort werden Begriffe wie "linked to", "associated with" und "likely" verwendet. Auch dort wird erklärt, dass russische Gruppen nicht zwingend staatlich gesteuert, oft fragmentiert und teils halbkriminell sind.
Das KING’S COLLEGE sagt also im Kern genau das gleiche wie ich: Russland ist ein Akteur – aber Attribution bleibt komplex, nicht eindeutig und nicht exklusiv.
Das ist das Gegenteil deiner ursprünglichen Behauptung.
Dein politischer Exkurs ("Russland will keine Zusammenarbeit…") ist korrekt – aber irrelevant
Ja, Russland spielt nicht kooperativ im Cyberraum.
Ja, es betreibt Desinformation.
Ja, es nutzt Cyberoperationen als geopolitisches Werkzeug.
Alles richtig. Aber nichts davon beweist dass Russland allein verantwortlich ist oder uns den Cyberkrieg "aufzwingt" oder dass Angriffe klar, forensisch sauber zuordenbar sind oder dass andere Akteure weniger aktiv wären. Ein Informationskrieg ist multilateral. D a ist Russland ein Faktor — aber nicht der einzige Motor, und schon gar nicht der alleinige Ursprung.
Und nun das eigentliche Problem deiner Argumentation
Du baust Narrative auf, die du selbst nicht belegen kannst, und weichst auf persönliche Nebenschauplätze aus, wenn es fachlich eng wird.
Erst ist "Russland eindeutig schuld".
Dann ist "mutmaßlich" plötzlich doch ausreichend.
Dann kommt ein Persönlichkeitsverdacht gegen mein Pseudonym.
Dann King’s College als Autoritätsjoker.
Dann ein Exkurs über Desinformation.
Nur eines fehlt konsequent: Ein Beweis dafür, dass Russland uns den Cyberkrieg "aufzwingt".
Das war dein Ausgangspunkt — und den hast du nicht verteidigt.
Du argumentierst stark, wenn es um Polit-Philosophie geht; schwach, sobald es technisch wird. Cyberwar ist kein Märchenbuch, in dem der Bösewicht klar benannt wird. Er ist ein globales, verteiltes, multilaterales Konfliktfeld, in dem Staaten, halbstaatliche Gruppen, Kriminelle und sogar Privatakteure dieselben Tools, dieselben Methoden und dieselben Tarnkaskaden verwenden.
Der Westen, Russland, China, Nordkorea, USA, Israel und private Gruppen mischen ALLE mit. Deine Argumentation ist daher nicht falsch — nur nicht passend zur These, die du zu verteidigen versucht hast.
Wenn du sagst:
"Russland ist ein wichtiger Cyber-Akteur" bin ich 100 % bei dir.
Wenn du sagst:
"Russland zwingt uns den Cyberkrieg auf" halte ich dagegen: Das ist geopolitische Vereinfachung mit PR-Zuckerguss.
Im Cyberraum schießen viele — Russland ist nur einer der üblichen Verdächtigen, nicht der Regisseur.