Linke Zeitung - Alle Macht den Räten / 16.11.2022 / von Thierry Meyssan
Wer sind die ukrainischen integralen Nationalisten?
Chiang Kai-Chek und Jaroslav Stetsko bei der Gründung des Antikommunistischen Weltbundes
Jaroslav Stetsko setzte den Kampf über Radio Free Europe und die ABN fort. Er ging in die
Vereinigten Staaten, um vor dem
Ausschuss für anti-amerikanische Aktivitäten von Senator Joseph McCarthy auszusagen. 1967 gründete er mit
Chiang Kai-Schek den
Antikommunistischen Weltbund [6]. Der Liga gehörten viele
pro-amerikanische Diktatoren aus der ganzen Welt und
zwei Folterschulen in
Panama und
Taiwan an.
Klaus Barbie, der Jean Moulin in Frankreich und Che Guevara in Bolivien ermordet hatte, war auch
Mitglied. 1983 wurde Stetsko im Weißen Haus von
Präsident Ronald Reagan empfangen und nahm mit Vizepräsident
George Bush Sr. an den Zeremonien von
Lev Dobriansky’s „Captive Nations“ (d.h. sowjetisch besetzten Völkern) teil. Er starb schließlich 1986.
Aber die Geschichte ist nicht zu Ende. Seine
Frau, Slava Stetsko, übernahm die Leitung seiner Organisationen. Auch sie reiste um die ganze Welt, um
jeden Kampf gegen die R
ussen und
Chinesen oder vielmehr gegen die
Kommunisten zu
unterstützen. Als die UdSSR aufgelöst wurde, begnügte sie sich, einfach den Titel der Liga in
Weltliga für Freiheit und Demokratie zu ändern, ein Name, den sie noch heute trägt. Danach widmete sie sich der Aufgabe, in der Ukraine wieder Fuß zu fassen.
Slava Stetsko kandidierte
1994 bei den ersten Wahlen der unabhängigen Ukraine. Sie wurde in die Werchowna Rada gewählt, aber nachdem ihr von den Sowjets die Staatsbürgerschaft entzogen worden war, konnte sie ihr Mandat nicht wahrnehmen. Egal, sie holte den
ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma ins
CIA-Büro nach München und
diktierte ihm
Passagen der neuen
Verfassung.
Noch heute heißt es in
Artikel 16 der Verfassung:
„Die Erhaltung des genetischen Erbes des ukrainischen Volkes liegt in der Verantwortung des Staates“.
Die
nationalsozialistische Rassendiskriminierung wird daher von der
Ukraine immer noch
proklamiert, wie in den schlimmsten Momenten des Zweiten Weltkriegs.
Slava Stetsko wurde in den nächsten beiden Parlamentsperioden wiedergewählt. Sie führte feierlich den Vorsitz bei den Eröffnungstagungen vom 19. März 1998 und dem 14. Mai 2002. Im Jahr 2000 organisierte Lew Dobriansky in Washington ein großes Symposium mit zahlreichen ukrainischen Offiziellen. Er lud dazu den „Straussianer“ Paul Wolfowitz (einen ehemaligen Mitarbeiter von Charles D. Jackson) ein. Bei diesem Treffen stellten sich die
„integralen Nationalisten“ in den Dienst der
„Straussianer“, um Russland zu
zerstören [7].
Dmitro Jarosch während der Gründung der Antiimperialistischen Front gegen Russland mit den Dschihadisten. Er ist heute Sonderberater des Chefs der ukrainischen Streitkräfte. Am 8. Mai 2007 schufen die
„integralen Nationalisten“ der
ukrainischen Volksselbstverteidigung und die
Islamisten in Ternopil, auf Initiative der
CIA, eine
antirussische „Antiimperialistische Front“ unter dem gemeinsamen Vorsitz des Emirs von Itschkeria, Dokka Umarow und Dmytro Jarosch (dem derzeitigen Sonderberater des Chefs der ukrainischen Streitkräfte).
Organisationen aus
Litauen, Polen, der
Ukraine und
Russland nahmen an diesem Treffen teil, darunter die
islamistischen Separatisten aus der
Krim, Adygeja, Dagestan, Inguschetien, Kabardino-Balkarien, Karatschai-Tscherkessien, Ossetien und
Tschetschenien.
Da Dokka Umarov wegen internationaler Sanktionen nicht dorthin reisen konnte, ließ er dort seinen Beitrag verlesen. Im Nachhinein können die Krimtataren ihre Anwesenheit bei diesem Treffen nur mit ihrer Vergangenheit im
Dienste der
CIA gegen die Sowjets erklären.
Der US-freundliche Präsident
Viktor Juschtschenko gründete im Anschluss an die „
orangefarbene Revolution“ ein
Dmytro-Dontsov-Institut.
Juschtschenko ist ein Beispiel für angelsächsische Weißwäscherei.
Er hat immer behauptet, keine Verbindung zu den Integralen Nationalisten zu haben, aber sein Vater Andrej war Aufseher in einem Vernichtungslager der Nazis [8]. Das Dmytro-Dontsov-Institut wird 2010 geschlossen und nach dem Putsch 2014 wieder eröffnet. Präsident Viktor Juschtschenko erhob kurz vor dem Ende seiner Amtszeit den Verbrecher gegen die Menschlichkeit Stepan Bandera zum „Helden der Nation“.
Im Jahr
2011 gelang es den
" Integralen Nationalisten ", ein Gesetz zum Gedenken des Endes des Zweiten Weltkriegs zu verabschieden, weil er von den Sowjets gewonnen und von den Banderisten verloren worden war. Aber Präsident Viktor Janukowitsch weigerte sich, es zu verkünden. Wütend griffen die
„integralen Nationalisten“ einen Zug der Veteranen der Roten Armee an und prügelten alte Männer. Zwei Jahre später schafften die Städte Lwiw und Iwano-Frankiwsk die Siegeszeremonien ab und verboten jede Freude-Veranstaltungen.
Im Jahr 2014 weigerten sich die Ukrainer der Krim und des Donbass, die Putschregierung anzuerkennen. Die Krim, die noch vor dem Rest der Ukraine ihre Unabhängigkeit erklärt hatte, bekräftigte dies ein zweites Mal und trat der Russischen Föderation bei. Der Donbass suchte einen Kompromiss. Die
„ukrainischen Nationalisten“, angeführt von Präsident
Petro Poroschenko, hörten auf, dort öffentliche Dienstleistungen aufrechtzuerhalten und
griffen die Bevölkerung an. In
acht Jahren ermordeten sie mindestens
16 000 Menschen, ohne in der Welt Empörung oder Widerstand auszulösen.
Nach dem
Putsch von
2014 wurden die
integralen nationalistischen Milizen auch in die
ukrainischen Streitkräfte integriert. In ihrer eigenen Ordnung fordern sie jeden Kämpfer auf, die Werke von Dmytro Donzow zu lesen, einschließlich seines Haupt-Buches mit dem Titel Націоналізм (Nationalismus).
Im April 2015 erklärte die Werchowna Rada Mitglieder der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) zu „Unabhängigkeitskämpfern“. Das Gesetz wurde im Dezember 2018 von Präsident Poroschenko erlassen. Ehemalige Mitglieder der Waffen-SS hatten rückwirkend Anspruch auf eine Altersrente und allerlei Vorteile. Das gleiche Gesetz kriminalisierte jede Behauptung, dass die OUN-Kämpfer und die UPA-Kämpfer mit den Nazis kollaborierten und ethnische Säuberungen von Juden und Polen unternahmen.
Am
1. Juli 2021 erließ Präsident
Wolodymyr Selenskyj das Gesetz über
indigene Völker der Ukraine, das sie unter den Schutz der Menschenrechte stellt. Da sie
nicht erwähnt wurden, können sich Bürger
russischer Herkunft nicht mehr vor Gericht auf sie (die Menschenrechte) berufen.
Im
Februar 2022 planten
„integrale nationalistische“ Milizen, die
ein Drittel der
Streitkräfte des Landes ausmachen, eine
koordinierte Invasion der
Krim und des
Donbass. Sie wurde durch die
russische Militäroperation zur
Umsetzung der
Resolution 2202 des UN-Sicherheitsrates
verhindert, um die Notlage der Menschen im Donbass zu verkürzen.
Die stellvertretende kanadische Premierministerin Chrystia Freeland drückt mit Mitgliedern des kanadischen Flügels der OUN ihre Unterstützung für Präsident Selenskyj aus. Heute ist Frau Freeland Kandidatin für das NATO-Generalsekretariat.
Im März 2022 schlug der israelische Premierminister
Naftali Bennett, der mit dem
„revisionistischen Zionismus“ von
Benjamin Netanjahu (dem Sohn von Jabotinsky’s Sekretär)
brach, dem
Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vor, den
russischen Forderungen zuzustimmen und sein Land zu
entnazifizieren [9].
Erfreut über diese
unerwartete Unterstützung wagte der russische Außenminister
Sergej Lawrow, den Fall des
ukrainischen jüdischen Präsidenten mit folgenden Worten anzusprechen:
„Das jüdische Volk hat in seiner Weisheit gesagt, dass die glühendsten Antisemiten in der Regel Juden sind. Jede Familie hat ihr schwarzes Schaf, wie man so schön sagt“.
Das war für die Israelis zu viel, die sich immer Sorgen machen, wenn man versucht, sie zu spalten. Sein damaliger Amtskollege Yair Lapid erinnerte daran, dass die Juden den Holocaust, dem sie zum Opfer gefallen waren, nie selbst organisiert hatten. Zwischen seinem Gewissen und seinen Bündnissen eingeklemmt, wiederholte der jüdische Staat gebetsmühlenartig, dass er die Ukraine unterstütze, weigerte sich aber, ihr auch nur eine einzige Waffe zu schicken. Letztendlich entschied der Generalstab und Verteidigungsminister Benny Gantz schloss jede Möglichkeit aus, die Nachfolger der Judenmörder zu unterstützen.
Die
Ukrainer sind die
einzigen Nationalisten, die
weder für ihr
Volk noch für ihr
Land kämpfen, sondern für eine
einzige Idee: die
Vernichtung der
Juden und der
Russen.
Wenn dieser Artikel in der Ukraine veröffentlicht würde, brächte er mich ins Gefängnis, und auch Sie, weil Sie ihn gelesen haben.
Hauptquellen:
Ukrainian Nationalism in the age of extremes. An intellectual biography of Dmytro Dontsov, Trevor Erlacher, Harvard University Press (2021). [Ukrainischer Nationalismus im Zeitalter der Extreme. Eine intellektuelle Biographie von Dmytro Dontsov, Trevor Erlacher.]
Stepan Bandera, The Life and Afterlife of an Ukrainian Nationalist. Faschism, Genocide und Kult, Grzegorz Rossoliński-Liebe, Ibidem (2014).
Übersetzung
Horst Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
[1] „Die westliche Strategie zur Demontage der Russischen Föderation“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 17. August 2022.
[2] „Polen und Ukraine“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 14. Juni 2022.
[3] « L’Holodomor, nouvel avatar de l’anticommunisme „européen“» (extrait de Le Choix de la défaite), Annie Lacroix-Riz (2010).
[4] «The Wannsee Conference in 1942 and the National Socialist living space dystopia», Gerhard Wolf, Journal of Genocide Research, Vol 17 N°2 (2015).
https://doi.org/10.1080/14623528.2015.1027074
[5] Bulletins des Blocks der antibolschewistischen Nationen sind in der Bibliothek des Voltaire-Netzwerks verfügbar. ABN Korrespondenz (auf Deutsch), ABN Correspondence (in english).
[6] „Die Globale Antikommunistische Liga, eine Internationale des Verbrechens“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 12. Mai 2004.
[7] „Ukraine: Der Zweite Weltkrieg geht weiter“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 26. April 2022.
[8] Андрей Ющенко: „Персонаж и легенда“, Юрий Вильнер, Yuri Vilner (2007).
[9] „Israel fassungslos über ukrainische Neonazis“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 8. März 2022.
https://linkezeitung.de/2022/11/16/w...nationalisten/