Deepwater Asset Management / 2. August 2022
Die Technologiebranche bereitet sich auf Chinas nächsten Schritt vor
Als Technologieinvestor bin ich besonders auf die sich entwickelnden Beziehungen zwischen China und den USA aufmerksam. Die Wachstumskurve der Technologiebranche hat in den letzten fünfzehn Jahren erheblich von den engen Beziehungen profitiert: Kostensenkungen, höhere Qualität, kürzere Markteinführungszeiten und eine diversifizierte Produktion – von Chips über Autos bis hin zu Smartphones.
Zudem haben chinesische Verbraucher in diesem Zeitraum das Umsatzwachstum vieler US-Technologieunternehmen beflügelt. Während sich die Beziehungen zwischen den Supermächten in den letzten drei Jahren abgeschwächt haben, dürfte Pelosis Besuch diese Kluft noch vertiefen.
Aus der Vergangenheit lernen
Meine Sicht auf das aktuelle geopolitische Umfeld ist geprägt von meiner Untätigkeit vor der Pandemie und dem russischen Einmarsch in die Ukraine. Ich hatte nicht mit einer Eskalation dieser Ereignisse gerechnet, da der Gedanke an eine Eskalation kaum vorstellbar war. Nun frage ich mich: Ist Pelosis Besuch ein Vorbote des nächsten undenkbaren Ereignisses?
Der wahrscheinliche Weg nach vorne
Zunächst einmal glaube ich nicht, dass es zwischen den USA und China wegen Pelosis Besuch in Taiwan zu einem direkten militärischen Konflikt kommen wird. Beide Seiten haben zu viel zu verlieren. Ich bin überzeugt, dass Chinas Reaktion
langsam, maßvoll und
kraftvoll ausfallen wird.
Taiwan ist für
China von Bedeutung. Schon in jungen Jahren
lernen Chinesen in der Schule, dass
Taiwan zum
Mutterland gehört. In ihren Augen ist es so, als ob Alaska oder Hawaii zu den USA gehören.
Aufgrund dieser tiefen Überzeugung wird China sein langfristiges Ziel, die
volle Kontrolle über Taiwan auszuüben,
nicht aufgeben. Zweitens agieren die chinesischen Führer
intelligent, geduldig und
taktvoll. Das lässt mich glauben, dass Chinas Reaktion im Wesentlichen in
wohlüberlegten Maßnahmen mit
Auswirkungen auf die Weltwirtschaft bestehen wird.
Der offensichtliche erste Schritt wären Zölle, die den Handel mit Taiwan und den USA beeinträchtigen. Ein zweiter, weniger offensichtlicher und wirkungsvollerer Schritt könnte darin bestehen, dass die chinesische Regierung ihre Produktion
systematisch drosselt. Unternehmen, die weltweit Fertigwaren und -teile liefern, könnten von der Regierung aufgefordert werden, ihre Produktionszeiten zu
reduzieren, um Energie zu sparen, die Umweltverschmutzung zu reduzieren oder die Covid-19-Protokolle einzuhalten.
Den
Formen dieser
Verlangsamungen sind keine Grenzen gesetzt – beispielsweise die Verpflichtung von Lkw-Fahrern, mehr Urlaub zu nehmen, oder zusätzlicher bürokratischer Aufwand für Hersteller, die ihre Kapazitäten erhöhen wollen. Zusammenfassend gehe ich davon aus, dass sich die globale Lieferkette in den kommenden Monaten noch
weiter verlangsamen wird.
Wo ich falsch liegen könnte
China ist wütend über den Schritt der USA, Pelosi nach Taiwan zu schicken. Die USA sind wütend über Chinas jahrelanges Säbelrasseln in Bezug auf Taiwan. Eine positive Lösung könnte lediglich eine Beruhigung der Gemüter zwischen den beiden Nationen bedeuten. Beide Länder haben ihre politischen und militärischen Muskeln spielen lassen und können ihren Bürgern berichten, dass sie zwar zurückgetreten, aber nicht nachgegeben haben.
• Aus Sicht der chinesischen Führung stützt eine 40-jährige Politik die Überzeugung, dass wirtschaftlicher Wohlstand ein Weg zur Aufrechterhaltung politischer Stabilität sei. Chinas Bemühen, die Weltwirtschaft zu bremsen, um seinen Status als Supermacht zu unterstreichen, könnte zu einem Rückgang des Wohlstands des Landes und einem erhöhten Risiko politischer Unruhen führen.
• Aus US-Sicht besteht kein weiterer Handlungsbedarf. Pelosis Besuch hat deutlich gemacht, dass eine Eskalation Konsequenzen haben wird. Der Punkt ist klar: Lasst euch nicht auf dumme Gedanken bringen.
Zurück zu meinem Job
Ich beschäftige mich nur ungern mit dem Thema US-China, da es für Technologieunternehmen und Innovationen wichtig ist. Ich schrieb bereits im März darüber und meinte, dass diese Frage Tim Cook schlaflose Nächte bereitet. Dennoch beobachte ich das Thema nur aus der Perspektive eines Beobachters und bewerte es aus dieser Perspektive. Ich freue mich darauf, wieder an die Arbeit zu gehen. Mein nächster Bericht wird sich mit transformativer Technologie befassen.
https://deepwatermgmt.com/tech-is-br...nas-next-move/