Kambodscha - Geschichte
Die ersten Siedlungen um den
Tonle Sap und den unteren Mekong datieren auf die
Jungsteinzeit, Keramikreste belegen eine Besiedlung seit mindesten
4.200 v. Chr. Einwanderer aus Südostchina errichteten Pfahlbauten entlang des Mekong, in dessen Delta und entlang der Küste um das 1. Jahrhundert v. Chr. das Königreich
Funan entstand. Stark von der
indischen Kultur beeinflusst, erreichte Funan Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. seine
größte Ausdehnung, ehe es zu Beginn des 7. Jahrhunderts im
Chenla-Reich aufging, vermutlich ein Konglomerat eher unabhängiger Fürstentümer. Das
Chenia-Reich zerfiel schon im 8. Jahrhundert in ein
Nord- und
Südreich, dessen Einzelteile weiter unter
fremden Einfluss gerieten.
790 dann der Auftritt
Jayavarman II., später der erste König des
Khmer-Reiches, der aus seinem Exil in Java zurückkehrte und die zersplitterten Fürstentümer einigte.
Das große Reich der Khmer
802, als Jayavarman II. zum Deva-raja, zum
„König der Könige“ wurde, ist der Überlieferung nach der Beginn des sagenumwobenen Reiches der Khmer, das zu seiner
Blütezeit im
12. Jahrhundert nahezu
gesamt Südostasien umfasste. Bis auf eine kurze Zeit, in der die Hauptstadt des Reiches nach Koh Ker verlegt wurde, lag der Regierungssitz an wechselnden Orten um das heutige Siem Reap.
Angkor mit seiner weltberühmten
Tempelanlage Angkor Wat war zur Hochzeit die
größte Stadt der
Welt und beherbergte über eine Million Menschen.
Im
Westen hörte man erst Ende des 19. Jahrhunderts von den
Überresten dieses sagenhaften Reiches, im Vorfeld der
französischen Eroberungen in
Indochina. Das Gelände ist bis auf den heutigen Tag eine unerschöpfliche Quelle für atemberaubende archäologische Entdeckungen.
Mittlerweile sind viele Wissenschaftler der Ansicht, dass es
klimatische Veränderungen waren, welche die Hochkultur zu Fall brachten. Erst habe
Dürre die Landwirtschaft
schwer getroffen, anschließend hätten
extreme Regenfälle das ausgedehnte komplexe Bewässerungssystem
zerstört. Und als Kulisse für den Film „Tomb Raider” hat der Tempel Ta Prohm weltweit Berühmtheit erlangt.
Im
13. Jahrhundert wächst im Westen mit dem
Königreich Sukhothai ein neuer Gegenspieler heran, dessen Nachfolgereich
Ayutthaya 1353 die Hauptstadt der Khmer erobert. Die verlegen die Hauptstadt nach
Phnom Penh und reiben sich in der Folge in kriegerischen Auseinandersetzungen mit
Vietnamesen und
Thai auf.
Nach einer kurzen Blütezeit im 16. Jahrhundert werden im 17. und 18. Jahrhundert große Teile des Mekong-Deltas von den
Vietnamesen erobert, gleichzeitig besetzt
Thailand weite Teile des Nordens. Mitte des 19. Jahrhunderts muss Kambodscha sogar die
Kolonialherren aus Frankreich um Schutz bitten. Als Kambodscha 1863 französisches Protektorat wird und gemeinsam mit
Laos und
Vietnam in der
Indochinesischen Union aufgeht, ist das große Reich der Khmer endgültig Geschichte.
Erster und zweiter Indochinakrieg
Kambodscha war bereits in den
ersten Indochinakrieg von 1946 bis 1954 verwickelt, der mit dem
Machtverlust Frankreichs endete sowie der Unabhängigkeit von
Laos und
Kambodscha und der Teilung
Vietnams. Das Unabhängige Königreich Kambodscha, das bis 1970 existierte, wurde mehr und mehr in den
Stellvertreterkonflikt zwischen China, der UDSSR und den USA hineingezogen. Der kambodschanische König Norodom Sihanouk versuchte, sein Land zu strikter Neutralität zu verpflichten, doch der seit 1965 tobende
Vietnamkrieg destabilisierte auch Kambodscha.
Thailand, die
US-amerikanische Armee, der
vietnamesische Vietcong sowie die
nordvietnamesische Armee machen Kambodscha zu einem
Kriegsschauplatz.
1970 schließlich endeten die Wirren vorerst mit der Machtübernahme durch den von den USA unterstützten Premier- und Verteidigungsminister
General Lon Nol. Bereits ab
1971 kontrollieren Nordvietnam und der Vietcong
vier Fünftel Kambodschas. Unterstützt von den vietnamesischen Rebellen, rüsten die
Roten Khmer militärisch auf und sichern sich die
Unterstützung der
Landbevölkerung.
Die USA treiben das Land weiter in den Abgrund, indem sie ihre Flächenbombardements verstärken.
Nach deren Ende 1973 und dem Abzug fremder Truppen wurde aus dem internationalen Konflikt ein
Bürgerkrieg, von China und den USA mit Geld und Waffen befeuert. Im April 1975 schließlich ergaben sich die Einwohner Phnom Penhs und etwa 20.000 Rote Khmer besetzten die Stadt, auch mit Kindersoldaten - Durchschnittsalter 13 Jahre. Zunächst begeistert als Befreier empfangen, fürchteten die Roten Khmer einen Aufstand und trieben die Menschen innerhalb von drei Tagen aufs Land. Wer sich in der Stadt versteckte, wurde getötet. Nach einer Woche war Phnom Penh eine Geisterstadt.
Die „Killing Fields”
Die Jahre 1975 bis 1979 bildeten eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte.
Pol Pot, der Anführer der
Roten Khmer und
„Bruder Nr. 1“ errichtete ein Terrorregime, mit dem der
radikale Kollektivismus eines Arbeiter- und Bauernstaates Wirklichkeit werden sollte, ein
„Steinzeit-Kommunismus” mit unfassbar abstrusen Ideen. Phnom Penh, einst das „Paris des Ostens”, glich einem Gefängnis, in dem gefoltert und getötet wurde. Über 300 „Killing Fields” wurden zu Massengräbern, mit Totenschädeln und anderen menschlichen Überresten übersäte Felder. Der Genozid erreichte nie dagewesene Ausmaße, von
acht Millionen Kambodschanern, so wird geschätzt, werden
zwei Millionen getötet -
jeder vierte. Weihnachten 1978 setzten
vietnamesische Truppen an, dem Alptraum ein Ende zu bereiten, am 6. Januar 1979 war Pol Pots Regime Geschichte.
Auf dem Weg aus der Vergangenheit
Doch auch nach der Vertreibung der Roten Khmer blieb Kambodscha Spielball konkurrierender Mächte. Der zweite Bürgerkrieg währte ein weiteres Jahrzehnt, bis auf Initiative Michael Gorbatschows das Problem Kambodscha unter anderem mit dem
Abzug der
vietnamesischen Truppen 1989 gelöst wurde. Die Kämpfe zwischen der Regierung und den
Roten Khmer flammen erneut auf, Kambodscha wird in den Jahren 1992 bis 1993 unter
Aufsicht der
UNO gestellt und erst mit dem Tod von Pol Pot und der endgültigen Kapitulation der
Roten Khmer Ende der Neunziger Jahre kommt das Land zur Ruhe.
Unabhängigkeit, Wiederaufbau und
Restauration der
Monarchie bestimmen die Jahre ab 1998. König Norodom Sihanouk tritt 2004 zurück, sein Sohn
Norodom Sihamoni wird neuer König in einer
konstitutionellen Monarchie, in der seit
2013 praktisch ein
Zwei-Parteien-System besteht.
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