Zitat:
Indirekte Herrschaft
Beim Ausdruck »indirekte Herrschaft« kommen uns all die strategischen Winkelzüge der Mächtigen in den Sinn - die Versuche der Großmächte, ihre Interessen durchzusetzen, ohne dass es nach einer gewaltsamen Intervention aussieht. Vieles ist darüber geschrieben worden, wie indirekte Herrschaft auf weniger entwickelte Länder ausgeübt wird, nämlich über die Kultur oder die Wirtschaft. Man nennt es heute meistens »Neokolonialismus«.
So sah der sowjetische Außenminister Molotow nach dem Zweiten Weltkrieg im Marshallplan, der US-amerikanischen Initiative zum Wiederaufbau Europas, auch nur einen Vorwand, um die angloamerikanische Vorherrschaft auf dem Kontinent zu sichern. Tatsächlich erwies sich dieser Plan jedoch als entscheidend für den europäischen Wiederaufbau. Seither verfügen die USA mit Europa über einen treuen Bündnispartner.
Indirekte Herrschaft durch subtile, ja unmerkliche Einflüsse spielt in der internationalen Sphäre eine große Rolle. Wenn direkte Maßnahmen keine Wirkung zeigen, geht man zu dieser Art von Strategie über. Wie Brzezinski ausführt, gründet das globale Ordnungssystem der USA in hohem Maß auf der indirekten Einflussnahme auf abhängige ausländische Eliten, (Pedro Banos, So beherrscht man die Welt, S. 181)
Die angloamerikanischen Methoden der indirekten Herrschaft bestehen auch darin, alle unterworfenen Länder mit Hollywood, Pop, Rock, Rap und den Modellen des American-Way-of-Life zuzuschütten.