Zitat:
Das Elysium der Griechen, die Gimle und Vallhalla der alten Nordländer und das Paradies der Muhamedaner sehen einander so ähnlich, daß sie von einerlei Urbild abgeformt zu seyn scheinen. Ewige Muße, ewiger Genuß sinnlicher Wollüste, ohne Schmerz, ohne Arbeit, ohne Sättigung, macht in allen dreien das Ideal der Glückseligkeit aus, welche von dem künftigen Leben erwartet wird.Und können wir uns wundern, daß der große Haufe so dachte, wenn wir sehen, daß die erhabensten Philosophen ihm hierin mit ihrem Beispiel vorleuchteten?Selbst in seinem überhimmlischen Lande läßt Plato die seligen Geister, von Nektar trunken, tanzend den Wagen Jupiters begleiten; und der Sokratische Aeschines, einer der würdigsten Schüler des weisen Atheners, schildert aus dem Munde des Magiers Gobryas die bessere Welt, zu welcher er dem sterbenden Axiochus Lust machen will, als einen Ort, »über welchen die freigebigen Horen einen Ueberfluß aller Arten von Gewächsen und Früchten ausschütten; wo reine Wasserquellen die blumigen Wiesen erfrischen, auf denen ewiger Frühling herrscht. – Er ziert diesen schönen Ort mit Hallen für die Philosophen und mit Schauplätzen für die Dichter; er läßt seine Seligen an Tischen, welche sich von selbst decken, unter einer reizenden Musik sich gütlich thun und von ihren Banketten zu Concerten und Reihentänzen aufstehen; und er vollendet das lachende Gemälde mit zwei Zügen, welche den allgemeinen Wunsch aller Sterblichen zu umschreiben scheinen und sich in seiner Sprache (der wahren Sprache der Muse) in vier Worte einschließen lassen – ακηρατος αλυπια und ἡδεια διαιτα, gänzliche Befreiung von Schmerz und Traurigkeit und ein Leben, dem kein Vergnügen fehlt.« – In der That war dieses der gewöhnliche Begriff, den sich die Griechen von dem Zustande der seligen Schatten machten;