Zitat von
A-Lincoln
Wenn man dieser Deduktion rigoros folgen würde, müssten wir jeden Russen sofort einer minutiösen Verifikation unterziehen, sobald er den ersten Laut artikuliert - und das wäre nicht nur logistisch absurd, sondern auch semiotisch höchst ineffizient.
Lügen, Semantische Verschleierungen und subtile Manipulationen sind ein globales, fast schon anthropologisches Phänomen. Historisch wie zeitgenössisch existieren unzählige Beispiele für solch elegante Realitätsmodulation:
- Napoleon, der Prototyp des strategischen Narrativs, verfeinerte die Kunst der selektiven Wahrheit zu einem wahren Propagandakunstwerk.
- Während des Kalten Krieges betrieben sowohl die USA als auch die UdSSR eine fulminante Symphonie aus Desinformation und Propaganda – quasi die Hochkultur der performativen Wahrheit.
- Heutzutage jonglieren Social-Media-Influencer, PR-Agenturen und politische Akteure gleichermaßen mit Hyperbeln, Euphemismen und gelegentlichen Fauxpas, sodass man fast von einem permanenten „Post-Truth“-Zeitalter sprechen könnte.
Kurzum: Wenn wir wirklich jedes "Guten Morgen" auf seinen ontologischen Wahrheitsgehalt prüfen würden, müssten wir entweder Detektoren für Semantik und Pragmatik entwickeln oder schlicht den Kontakt zu sämtlichen Menschen abbrechen.
Deine Behauptung mag plakativ und rhetorisch pointiert sein, doch die russische Exklusivität dieser Eigenschaft ist eine schlichte Illusion.
Lügen, Übertreibungen und die subtile Manipulation der Wirklichkeit sind universell – anthropologisch tief verwurzelt und medienübergreifend omnipräsent.