bpb / 18.09.2015
Der Erste Golfkrieg (1980-1988)
Am
22. September 1980 erklärte der
irakische Diktator Saddam Hussein dem
Iran den Krieg. Damit begann der
Erste Golfkrieg, der
acht Jahre dauerte und rund
einer Million Menschen das Leben kostete.
Was waren die Ursachen der militärischen Eskalation in der Golfregion und wie wurde der Frieden im August 1988 möglich?
Vor Beginn des Krieges zwischen Iran und Irak prägten innenpolitische Konflikte die beiden Länder. Der Irak war bis zur Revolution
1958 eine
Monarchie. Nach der Ausrufung der Republik folgte zwar eine Reihe von sozialen und demokratischen Reformen, das politische System wurde jedoch zunehmend diktatorisch. Es folgten verschiedene Putschversuche, die 1968 in die Übernahme der Macht durch die Baath-Partei mündeten. Nachdem der damalige Präsident krankheitsbedingt zurücktrat, übernahm Saddam Hussein 1979 dessen Nachfolge. Um seine Macht zu konsolidieren, ging er zunächst gegen den innerparteilichen Widerstand vor und ließ zahlreiche führende Parteimitglieder hinrichten. Die Ambitionen des Diktators gingen aber weit über den Irak hinaus, denn unter dem Vorwand des Panarabismus beanspruchte der Irak die Führungsrolle in der Region.
Im
Iran regierte seit
1941 Schah Mohammad Reza Pahlavi mit der
Duldung des Westens als
Alleinherrscher. Während seiner Herrschaftszeit veranlasste er verschiedene Reformen, mit denen er auf den Widerstand der Geistlichen und der Bevölkerung traf. Ab
1978 kam es immer wieder zu landesweiten Massenprotesten und Streiks, die den Schah am 16. Januar 1979 zur Flucht ins Ausland bewegten. Als Anführer der Opposition kehrte daraufhin der religiöse Führer Ayatollah Ruhollah Khomeini aus dem Exil zurück. Auf seine Veranlassung wurde Ende März ein Referendum durchgeführt, in dem die Wähler entscheiden sollten, welche Staatsform der Iran in Zukunft haben sollte. Auf die Frage, ob eine Republik zugunsten einer Monarchie eingeführt werden sollte, stimmten in
nicht-geheimer Stimmabgabe mehr als
97 Prozent der Teilnehmer mit
"Ja".
In den folgenden Machtkämpfen konnte Khomeini eine Theokratie im Iran etablieren und sich selbst zum religiösen Anführer mit umfassenden Befugnissen machen. Nach dem von ihm entwickelten religiös-politischen Konzept der "Herrschaft des islamischen Rechtsgelehrten" kam ihm unter anderem die Kompetenz zu, den Präsidenten abzusetzen und die Spitzen von Judikative, Militär und Sicherheitskräften zu benennen.
...
Kriegsursachen
Eine Reihe verschiedener Ursachen löste den Krieg zwischen Iran und Irak aus. Dazu zählten zum einen territoriale Konflikte: Streitigkeiten über die Herrschaft in der Region um den Grenzfluss Schatt al-Arab und der irakische Anspruch auf die
erdölreiche iranische Provinz Khuzestan trübten das Verhältnis der beiden Staaten. Zum anderen begünstigten religiöse Spannungen zwischen dem überwiegend
sunnitischen Irak und dem Iran, in dem der
Schiismus Staatsreligion war, den Konflikt. Schließlich standen auch die
Ideologien beider Staaten im Widerspruch zueinander: Der Irak verfolgte einen national ausgerichteten Panarabismus, während der Iran unter religiösen Vorzeichen eine panislamische Vision vertrat.
Verlauf der militärischen Auseinandersetzung
Am 22. September 1980 begann der Erste Golfkrieg mit dem
Angriff des
Irak auf den
Iran. Der
Vorstoß der
irakischen Armee basierte auf der
Annahme, dass das iranische Regime nach dem Machtwechsel innenpolitisch zu stark geschwächt sei, um gegen einen Angriff von außen standzuhalten.
Die
Hauptstoßrichtung der irakischen Truppen lag auf der
Provinz Khuzestan, von der man hoffte, dass sich die dort lebenden Araber dem Irak anschließen würden. Die Eroberung der Region gestaltete sich aber schwierig und auch die
schiitischen Araber leisteten dem irakischen Militär
Gegenwehr. Am 24. Oktober eroberten die Iraker mit Chorramschahr die erste größere iranische Stadt. Aber aufgrund heftigen Widerstands kam die Offensive bis Dezember etwa 80-120 Kilometer hinter der iranischen Grenze zum Erliegen.
Schon kurz darauf folgte die Wende im Krieg:
Ab
1981 drängten die iranischen Streitkräfte die Iraker aus den eroberten Gebieten zurück. Im Juni des Folgejahres zog Saddam Hussein seine Truppen aus den noch besetzten Teilen des Landes ab und verkündete einen einseitigen Waffenstillstand, den der Iran jedoch ablehnte. Khomeini und seine Anhänger sahen nun die Chance, die
islamische Revolution auf das
Nachbarland zu übertragen. Es folgte ein
langwieriger Stellungskrieg, bei dem der Iran jedoch kaum an Territorium gewinnen konnte.
Im gesamten Krieg wurde rund eine Million Menschen getötet – viele von ihnen waren Zivilisten; denn im "Krieg der Städte" beschossen iranische und irakische Kräfte städtische Wohngebiete und Industrieanlagen mit Raketen. Dabei setze der
Irak auch
international geächtete B- und
C-Waffen ein. Um dem Gegner auch wirtschaftlich zu schaden, zerstörten im "Krieg der Tanker" beide Regime Schiffe, die Erdöl des Gegners beförderten. Der Iran griff dabei auch Tanker von anderen Golfnationen an, die den Rohstoff für den Irak transportierten. Ein US-amerikanisches Schiff, die USS Stark, wurde versehentlich von einem irakischen Flugzeug attackiert.
Beilegung des Konflikts
Aufgrund der
Gefährdung der
Öltransporte entsandten die USA, später auch Frankreich und Großbritannien,
Marinetruppen in den Persischen Golf. Kuwaits Handelsschiffe fuhren ab 1987 unter US-amerikanischem Schutz. Die
Ölexporte des
Irak und
Iran waren gesunken, ihre ökonomische Entwicklung kam fast zum Stillstand. Während der
Irak offen unter anderem von
Saudi-Arabien und
Kuwait finanziert wurde und von den
USA und der
Sowjetunion taktisch unterstützt wurde, war der
Iran international vergleichsweise isoliert; zu seinen größeren Verbündeten zählten
Syrien und
Libyen.
Eine Wirtschaftskrise und die politische Isolation des Iran sowie militärische Erfolge des Irak brachten Khomeini letztlich dazu, die vom UN-Sicherheitsrat verabschiedete
Waffenstillstandsresolution 598 zu akzeptieren.
Damit endete am 20. August 1988 der Erste Golfkrieg – ein Friedensvertrag wurde aber bis heute nicht unterzeichnet.
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hinter...0standzuhalten.