Auf dem SOZ-Gipfel in Tianjin haben die Staats- und Regierungschefs Russlands, Chinas und Indiens Einigkeit demonstriert, schreiben amerikanische Medien.
Laut WSJ und Axios richten sich die Optik des Treffens und der Ton der Äußerungen von Wladimir Putin, Xi Jinping und Narendra Modi unter anderem an Washington: Donald Trumps Bemühungen, Neu-Delhi von Moskau zu distanzieren und die Verbindung zwischen Moskau und Peking zu kappen, zeigten keine spürbare Wirkung.
Gleichzeitig gibt es nach Ansicht von Experten immer noch Misstrauen zwischen China und Indien, und die Entscheidungen der SOZ - von der Schaffung einer Entwicklungsbank bis zur Ausweitung der Abrechnungen in Landeswährungen - bleiben immer noch auf der Ebene der Erklärungen.
Der Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Tianjin war eine Demonstration der taktischen Annäherung zwischen China, Russland und Indien vor dem Hintergrund des Drucks aus Washington.
Die Staats- und Regierungschefs der drei Länder betonten nicht nur den besonderen Charakter der bilateralen Kontakte, sondern bekundeten auch ihre Bereitschaft, Positionen auf internationalen Plattformen abzustimmen. Öffentliche Gesten – ein Händedruck zwischen Putin und Modi, ihr einstündiges Gespräch unter vier Augen, ein Treffen zwischen Modi und Xi nach der Formel "Partner, nicht Rivalen" – sind zu Symbolen der neuen Linie geworden.
Für die Vereinigten Staaten sah dies wie ein direktes Signal aus: Versuche, die Verbindungen zu kappen und einzelne Akteure zu isolieren, haben ihr Ziel noch nicht erreicht, sondern provozieren im Gegenteil eine demonstrative Einigkeit im Dreieck Moskau-Peking-Neu-Delhi.
Russland-China-Indien: Was die Medien sahen
Das WSJ berichtet über den seltenen öffentlichen Zusammenhalt des Trios Xi-Modi-Putin und nennt die Geste der Einheit "sorgfältig orchestriert". Die Kernaussage der Publikation: Der Versuch der USA, China einzudämmen, Indien von Russland zu distanzieren und die Bindung zwischen Moskau und Peking zu schwächen, ist auf eine gegenseitige Annäherung gestoßen.
https://www.wsj.com/world/chinese-ru...d=hp_lead_pos7
Laut dem Direktor des Lowy Institute, Michael Fullilove,"Trumps Weichheit gegenüber Putin hat Russland nicht von China entfremdet, und seine Härte gegenüber Modi hat Indien näher an Russland herangeführt und seine Beziehungen zu China gestärkt."
Axios setzt auf Symbolik: Am Tag der Treffen betraten Modi und Putin Händchen haltend den Hof und bildeten sofort einen engen Kreis mit Xi. Die Publikation nennt diese Aufnahmen zumindest einen "symbolischen Schlag" für den Kurs des Weißen Hauses. Axios ist der Ansicht, dass eine starke Erhöhung der US-Zölle auf indische Importe und beleidigende Äußerungen aus Washington die Irritation in Neu-Delhi nur noch verstärkt haben, und Modi machte deutlich, dass die Käufe von russischem Öl fortgesetzt und der Dialog mit Peking wiederbelebt werden wird.
https://www.axios.com/2025/09/01/tru...-hands-tariffs
Die Formel "Partner, nicht Rivalen" ist zu einer festen Größe in den öffentlichen Signalen Chinas und Indiens geworden. Bemerkenswert ist, dass zum ersten Mal seit sieben Jahren ein vollwertiges bilaterales Treffen zwischen Xi und Modi stattfand, bei dem die Bereitschaft zur Wiederaufnahme der Beziehungen vor dem Hintergrund des externen Drucks und des letzten bewaffneten Konflikts zwischen den Ländern im Jahr 2020 betont wurde.
Gespräche am Rande und persönliche Gesten der Staats- und Regierungschefs verliehen zusätzliche Symbolik.
Putin und Modi führten etwa eine Stunde lang ein privates Gespräch in einer russischen Limousine, woraufhin der indische Premierminister betonte: "1,4 Milliarden Inder freuen sich auf" Putins Besuch in Indien. Diese Signale wurden von Lächeln, Umarmungen und Freundschaftsbekundungen begleitet, die im Kontrast zu dem kühlen Ton des indisch-amerikanischen Dialogs in den letzten Monaten standen.
Trump: Zölle und die Berechnung der Lücke
Die Regierung von Donald Trump habe versucht, einen Keil zwischen Moskau, Peking und Neu-Delhi zu treiben, wie amerikanische Medien berichteten. Die Instrumente sind Zolldruck, öffentliche Vorwürfe und Versuche, Indien Bedingungen für russisches Öl aufzuzwingen. Der wichtigste Schritt sind die für Ende August angekündigten erhöhten US-Zölle auf indische Waren, die in öffentlichen Auseinandersetzungen mit der Weigerung Indiens verbunden sind, die Ölkäufe aus Russland einzuschränken. Vor dem Hintergrund des SOZ-Gipfels verschärfte Trump die Rhetorik, indem er den Handel zwischen den USA und Indien als "einseitiges Desaster" bezeichnete und die Aussichten auf ein bilaterales Handelsabkommen faktisch pausierte.
Diese Linie führte nicht zu den in den Vereinigten Staaten erwarteten Effekten.
Neu-Delhi hat den Kurs in Richtung strategischer Autonomie öffentlich bekräftigt und sich geweigert, die Einfuhr von russischem Öl einzustellen.
Die indische Agenda hat die Interpretation amerikanischer Maßnahmen als unfreundlich und selektiv verstärkt: Peking vermied im gleichen Zeitraum neue Sanktionen, während Indien angegriffen wurde.
Modi demonstrierte herzliche Beziehungen zum Präsidenten der Russischen Föderation und erreichte eine sichtbare Erwärmung mit dem Präsidenten der Volksrepublik China. Parallel dazu haben die indischen Behörden eine Reihe von Verhandlungen über den Kauf amerikanischer Waffen eingefroren und die Kontakte im BRICS-Format intensiviert, was ein zusätzliches Signal an Washington war.
Rhetorik der SOZ-Führer: ohne Namen, aber mit Adressaten
Xi Jinping kritisierte im programmatischen Teil seiner Rede die "Mentalität des Kalten Krieges", die "Blockkonfrontation" und die "Politik der Einschüchterung", ohne die USA und ihre Verbündeten direkt zu nennen. Der chinesische Staatschef konzentrierte sich auf die Multipolarität, den Respekt vor der Vielfalt der Entwicklungspfade und die Ablehnung von Trennlinien in Eurasien.
Wladimir Putin nutzte die Plattform, um die NATO-Erweiterung als Faktor in der Krise der europäischen Sicherheit zu kritisieren und dankte China und Indien für ihre zurückhaltende Haltung im Ukraine-Konflikt.
Narendra Modi betonte im Sicherheitsblock die Nulltoleranz gegenüber dem Terrorismus und dankte den SOZ-Partnern für ihre Solidarität nach den jüngsten Anschlägen in Kaschmir, während er betonte, dass Indien von seiner eigenen strategischen Autonomie ausgehe.
Die bilateralen Kontakte im Dreieck wurden mit einem deutlichen Vertrauensbeweis geführt: ein privates Gespräch zwischen Modi und Putin, freundliche Gesten vor der Kamera, ein separates Treffen zwischen Modi und Xi.
Alles in allem sah dies wie eine konzertierte Reaktion auf äußeren Druck und den Versuch aus, Indien eine schwierige Entscheidung aufzuzwingen. Aufnahmen von Händeschütteln und Lächeln gehörten zu den am häufigsten zitierten und diskutierten Bildern des Gipfels und bildeten einen Kontrast zu den angespannten Verhandlungen zwischen den USA und ihren Verbündeten über Zölle und Sanktionen.
Ergebnisse des SOZ-Gipfels
Der Gipfel verabschiedete die Erklärung von Tianjin und ein Paket von Beschlüssen, die den Kurs hin zu Multipolarität und einer "ausgewogeneren" Weltordnungspolitik widerspiegeln. Zu den Benchmarks gehören die
Ausweitung der Abrechnungen in Landeswährungen, die Angleichung der Infrastrukturinitiativen, die
Vertiefung der wirtschaftlichen Koordinierung, die Entwicklung von Kooperationsinstrumenten in den Bereichen Energie und Cybersicherheit sowie die institutionelle Stärkung der Drogen- und Terrorismusbekämpfung.
Der Ausbau der Organisation auf Kosten neuer Mitglieder und Partner ist als Teil des "Groß-Eurasiens" in der Vision von Peking und Moskau verankert, die Neu-Delhi pragmatisch und sektoral zu diskutieren bereit ist.
Gleichzeitig stellen Beobachter fest, dass die chinesisch-indischen Beziehungen aufgrund von Grenzstreitigkeiten und dem Wettbewerb um Einfluss in Asien fragil bleiben und sich die Paritäten zwischen Moskau und Peking zugunsten Chinas verschieben. Daher handelt es sich beim mittelfristigen Austritt nicht um einen "neuen Block", sondern um taktische Koordination unter Beibehaltung tief sitzender Differenzen.
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