Nach Mehrfach-Doppelgängern konnte nichts anderes mehr kommen... Auf nach Neuschwabenland!
Also fehlt eigentlich nur noch die Flacherde, dann simmer komplett.
Druckbare Version
Oder Deutschland, Frankreich, Belgien...Anbei etwas Hintergrund.
-------
Viktor Ostrovsky
Ein anderer Anlaß für die Operation, von dem ich erst sehr viel später erfuhr, war weitaus finsterer. Itzik Efrat, Chef des israelischen Ressorts, war dafür verantwortlich. Dabei spielte ein kampferprobter Einsatzoffizier namens Barda eine Rolle, der 1984 eine belgische Gruppe aufgespürt und mit ihr Kontakt aufgenommen hatte.
Sie war ursprünglich von der NATO als antikommunistische Zelle aufgebaut worden, um im Falle einer kommunistischen Invasion aktiviert zu werden. Dieser Plan, der unter der Bezeichnung Operation Gladiator lief, wurde niemals verwirklicht, aber die NATO löste die von ihr geschaffene geheime Guerillatruppe nie auf, und so benutzte der Mossad sie für seine Zwecke. Die Aktivierung der schlafenden Zelle wurde im Einverständnis mit dem belgischen Staatssicherheitsdienst und der Anti-Terrorismus-Abteilung des Mossad vorgenommen.
Barda machte dem belgischen Geheimdienst klar, daß extreme Methoden notwendig waren: terroristische Greueltaten, die man den Kommunisten in die Schuhe schieben wollte, um eine starke Reaktion und die Forderung nach einer Verstärkung der Sicherheitskräfte zu provozieren. »Das Zögern soll man den Umweltschützern und empfindsamen Demokraten überlassen«, pflegte er zu sagen.
Außer auf die NATO-Zelle konnte der belgische Geheimdienst auf ein schier unerschöpfliches Reservoir an rechten Fanatikern zurückgreifen, so auf eine faschistische Gruppierung, die sich Westland New Post (WNP) nannte. Das berichteten jedenfalls Mossad-interne Quellen. Die sich formierenden Rechten, zu denen einige aktive Polizisten zählten, verübten unter dem Schutz des belgischen Geheimdienstes eine Serie von Raubüberfällen von extremer Brutalität.
Diese Terroristen wurden unter dem Namen »Mörder von Brabant« bekannt. Im September und November 1985 überfielen sie mehrere Supermärkte und verübten einen politischen Mord an einem belgischen Geistlichen. Außerdem führten sie mehrere LKW-Entführungen durch, die anderen Verbrechern zugeschrieben wurden, die »auf der Flucht erschossen« worden waren.
Die Überfälle hatten kein finanzielles Motiv. Ihr Ziel war reiner Terror und die Destabilisierung der belgischen Regierung, die nach links neigte. Drei Mitglieder der Gruppe mußten 1985 das Land verlassen. Sie entkamen nach Israel und erhielten vom Mossad eine neue Identität, als Teil des Abkommens, das ursprünglich mit dem belgischen Partner des extremen rechten Flügels getroffen worden war.
Die Forderung der Belgier, daß der Mossad einen Weg finden sollte, um den Rechten Waffen zukommen zu lassen, ohne die belgischen Behörden mit hineinzuziehen, führte zu dem Blitzmanöver, bei dem ich 1986 von Zypern aus beteiligt war. Barda bezeichnete den Rechten das Versteck der CCC mit den Waffen, die der Mossad ihnen verkauft hatte. Er sagte ihnen, daß sie sie sich holen konnten, während man die Kommunisten hochgehen lasse.
Geheimakte Mossad, Viktor Ostrovsky, S.21
Andreas von Bülow
In Belgien erbrachten Sprengstoffanschläge auf Warenhausketten Hinweise auf rechtsradikale Täter, die unter der Bezeichnung »Catena« wiederum parallel mit der mehr im militärischen Bereich angesiedelten Gladio-Sphäre verbunden waren. Selbst der belgische Verteidigungsminister schloß in einer Erklärung vor dem Parlament nicht aus, daß die Dossiers von Gladio und Catena mit den nicht aufgeklärten Fällen der organisierten Kriminalität und des Terrorismus der achtziger Jahre in Verbindung stehen könnten.
Zwischen 1982 und 1985 fielen insgesamt 82 Menschen solchen Gewaltakten in Brabant zum Opfer. Ein junger belgischer Polizist packte seinerzeit gegen seine Kollegen aus, weil er, obgleich innerhalb des paramilitärischen Front de la Jeunesse Mitglied einer rechtsradikalen Gruppe junger Gendarmen, nicht bereit war, an Terrorakten teilzunehmen.
Vom Instrukteur des Front wurden die Gendarmen zu Angriffen auf Ausländertreffpunkte angesetzt. Die Hinweise des jungen Gendarmen, Kollegen von der Gendarmerie seien ebenso wie Angehörige der belgischen Armee in die wöchentlichen Massaker in den Supermärkten verwickelt, wurden mit dem Hinweis, er möge schweigen und seiner Arbeit nachgehen, beiseite geschoben. Nach Aussage des Gendarmen sei das angepeilte Ziel der Operationen gewesen, ein Klima der Verunsicherung zu schaffen.
Dabei sei es um zwei Stoßrichtungen gegangen: Zum einen sollten eigens dafür zusammengestellte Banden Raubüberfälle und blinde Mordanschläge verüben. Zum anderen sollten vorgeblich »linke Bewegungen« organisiert werden, die durch Terror die Einstellung der Bevölkerung in Richtung law and order treiben sollten.
Schließlich habe die Krise um die Euroraketen und die wachsende Macht des europäischen Pazifismus zu einer Konsolidierung des polizeilichen Repressionsapparates führen sollen.
Bei den Untersuchungen des belgischen Parlaments stellte sich heraus, daß nach Kriegsende im wesentlichen Elemente, die dem Faschismus und der Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Deutschland verbunden oder in dieser Zeit in Amt und Würden waren, in die Gladio-Struktur eingebunden wurden.
Dies scheint wiederum ein durchgängiges Bauprinzip in allen NATO-Nationen gewesen zu sein, die gefallenen Helden des europäischen Faschismus in der Nachkriegszeit vor Rache zu bewahren und mit Aufgaben der rückhaltlosen Bekämpfung des internationalen und nationalen Kommunismus zu betrauen.
Drohte die Bevölkerung per Wahlzettel zu sehr linkslastig zu werden oder schienen Regierung und Parlament die Herausforderung aus der kommunistischen Ecke nach Auffassung der Hintermänner in den Geheimdiensten nicht ernst genug zu nehmen, so konnte dies offenbar zu Aktionen führen, die wie in Italien die öffentliche Meinung und die politischen Vertreter wieder auf den Pfad der Tugend zurückführten, meist über einen Regierungswechsel oder eine Regierungsumbildung.
Im Namen des Staates, Andreas von Bülow, S.359
Die Killerbande von Brabant
Die Gewaltserie begann im März 1982. In Dinant raubten Unbekannte in einem Waffengeschäft eine doppelläufige Schrotflinte. Die Täter töteten in der folgenden Zeit einen Hotel-Concierge, einen Taxifahrer, mehrere Supermarkt-Filialleiter und Anfang Dezember 1983 ein Juweliersehepaar. Dann geschah anderthalb Jahre lang nichts.
Am 27. September 1985 töteten Unbekannte erst in Braine l'Alleud drei Menschen in einem Supermarkt, fuhren dann weiter ins rund 30 Kilometer entfernte Overijse, wieder zu einem Supermarkt, und töteten dort fünf Menschen.
Am 9. November 1985 schließlich der letzte Raubüberfall: In Aalst stiegen drei maskierte Männer auf einem Supermarktparkplatz aus einem Auto, Pumpguns und eine MAC-10-Maschinenpistole in den Händen. Sie erschossen vor und in dem Supermarkt acht Menschen und flohen mit einer Beute von umgerechnet einigen tausend Euro. Die Polizei verfolgte sie, doch die Täter entkamen.
Der Fall ist so mysteriös wie verworren. 2017 hatte der belgische Justizminister Koen Geensvor in einem Parlamentsausschuss gesagt, es habe Versuche gegeben, die Ermittlungen in dem Fall zu manipulieren. Die Einlassung passte zur Aussage eines Opferanwaltes: Er will 1999 der Polizei Hinweise auf Mitglieder der Bande gegeben haben. Passiert sei nichts.
Vieles an der Mordserie ist trotz jahrelanger Ermittlungen völlig unklar. So erscheint es als wenig wahrscheinlich, dass es den Tätern um Beute ging - dafür war der Ertrag der Raubtaten viel zu gering.
Es gibt entsprechend viele wilde Theorien: Eine besagt, die Taten seien eigentlich gezielte Anschläge gewesen, um die Bevölkerung zu verunsichern und politisch konservative Kräfte an die Macht zu bringen. Eine andere besagt, die Täter stammten aus dem belgischen Sicherheitsapparat oder aus einem geheimen Nato-Netzwerk, das im Falle einer kommunistischen Machtergreifung im Untergrund operieren sollte. Wieder eine andere bezieht sich auf ein angebliches Netzwerk von hochrangigen Missbrauchstätern, das die Morde in Auftrag gegeben haben könnte.
Weiterlesen
Russische Marinemanöver in der Karibik.
Die russische Marine kehrt nach Kuba zurück.