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Vollständige Version anzeigen : Ursachen des abendländischen Zerfalls



Teutobod
30.09.2010, 17:59
Bezugnehmend auf eine Ausführung Sauerländers über den Zerfall der abendländischen, traditionalen Welt hingehend zur Moderne...


Dieser Prozess, von dem ich spreche, ist ein Prozess des Zerfalls, der Zersetzung und letztlich der Vernichtung der Gemeinschaft - und liegt begründet in der reichlich fehlbetitelten "Aufklärung" und vor allem in der Lehre des Liberalismus...

...verwieß ich auf die Ansichten Julius Evolas zu dessen möglichem Ursprung:


Julius Evola geht hier einen deutlichen Schritt weiter. Er sieht die ersten großen Anzeichen des Verfalls vielmehr in dem Niedergang des Gotteskönigtums innerhalb der traditionalen Welt.
In den alten traditionalen Kulturen, war der König gleichzeitig der erste Priester und symbolisierte eine transzendente Männlichkeit.
Die Vorstellung, dass die Legitimation eines Königs oder Herrschers direkt aus und durch das Volk kommt ist ein moderner Gedanke und war der alten traditionalen Welt vollkommen fremd. Das Verhältnis zwischen König und Volk -demos- war der olympisch-hierarchischen Idee nach ein Verhältnis eines lichthaften, männlichen und mit dem göttlichen Fluidum befruchtenden Prinzips zu einer schwankenden, dunklen und abstrakten Substanz.
Man leitete die Herrscherwürde direkt auf die eigene göttliche Abstammung zurück, weshalb sich ein Recht zu herrschen von alleine ergab.
Im HRR dt. Nation lebten diese traditionalen Gedanken und Vorstellungen in abgeschwächter Form bis ins hohe Mittelalter weiter (vor allem unter den Staufern).
Hier lässt sich auch ein Erklärungsansatz für den ewigen Zwist der deutschen Könige mit den Päpsten finden. Der deutsche König sah sich in seiner Tradition nach als direkter Mittler zu Gott, dessen Herrschaft "auf Gottes Gnaden" nicht einer priesterlichen Weihe bedurfte, sondern diese mehr einer Formalität entsprach.

Der zweite grosse Verfall ist nach dem Niedergang des Gotteskönigtums und dem Beginn weltlicher Königsherrschaften, der Zerfall der mittelalterlichen Feudalherrschaft bzw. dem Ständewesen (Adel-Klerus-Bauer-Knecht), welches er als Äquivalent zum indo-arischen Kastenwesen sieht und deren Berechtigung ebenfalls ihren Ursprung in einer göttlichen Transzendez hat (siehe Martin Luther, welcher noch dem heiligen Thomas folgend, lehrte, dass der Wechsel von einem Beruf zu einem anderen, um die gesellschaftliche Rangleiter hinaufzusteigen, gegen Gottes Gesetz verstoße, da Gott einem jeden seinen Stand zuweist und da man Gott gehorchen muss, indem man dort verbleibt; dass also die einzige Art und Weise, wie man Gott dienen kann, darin besteht, sich in bestmöglicher Weise im eigenen Beruf anzustrengen....)

Und erst als dritte Verfallserscheinung zeichnet Evola die sogenannte Aufklärung und den Liberalismus/Humanismus......


Ich persönlich sehe in den Werten des Christentums schon eine deutliche Abkehr bzw. Auflehnung gegen den traditionalen Ethos einer männlich-kriegerischen und heroischen Geisteshaltung.
Diese Vergöttlichung der Schwäche, sowie dessen Ressentiment gegenüber allem Starken und Wohlgeratenem, zeigt dessen Ursprünge in einer Moral des Sklaven (wie Nietzsche es schon treffend formulierte).
Der Widerspruch eines vermeintlich kriegerischen Christentums des Mittelalters (Kreuzzüge etc.) gegenüber dem Gebot der Nächstenliebe, rührt daher, dass es sich hierbei um traditionale Weltanschauungen handelte, welche das Christentum zähneknirschend aktzeptieren musste, wenn es sich ausbreiten wollte.
Evola beschrieb die Christianisierung treffend:
Theoretisch wurden sie Christen - praktisch blieben sie Heiden!

Ergänzend:

"Wenn wir auch einen Blick auf den mehr äußerlichen Bereich d.h. auf die allgemeinen Vorstellungen von Leben und Ethik, werfen wollen, muß die gesamte Tragweite der formenden und berichtigenden Umgestaltungen miteinbezogen werden, die das Christentum durch die ritterliche Welt erfuhr.
Das Christentum konnte mit dem ritterlichen Ethos nicht einig werden und sogar den Gedanken eines "Heiligen Krieges" formulieren, wenn es sich nicht gleichzeitig von den Grundsätzen entfernte, die ihm jene dualistische und weltflüchtende Vorstellung von Geistigkeit aufzwang, die es gegenüber der klassischen traditionalen Welt kennzeichnete. Es mußte die Worte des Augustinus vergessen: "Wer an den Krieg denken und ihn ohne großen Schmerz ertragen kann, der hat wirklich das menschliche Empfinden verloren", und die noch drastischeren Ausführungen des Tertullian in seinem Mahnspruch:"Der Herr hat die Soldaten entwaffnet, indem er Petrus befahl, das Schwert in die Scheide zu stecken"; die Martyrien eines Hl. Maximilian und eines Hl. Theogonius, die den Tod dem Soldatendienst vorzogen, genauso wie die Worte, die der Hl. Martin am Vorabend des Kampes sagte:"Ich bin ein Soldat Christi: Das Schwert zu ziehen, ist mir nicht erlaubt".
Darüber hinaus musste die Kirche dem ritterlichen Grundsatz der Ehre eine bei weitem höhere Anerkennung zollen, als es ihr eigentlich auf Grund des christlichen Grundsatzes der Liebe möglich gewesen wäre, und sie musste sich trotz allem einem mehr heroisch-heidnischen als auf den Evangelien beruhenden Typus von Moral anpassen, und sie musste auch fähig sein, nichts Ketzerisches aus Worten wie denen eines John von Salisbury heraushören: "Das Waffenhandwerk, ebenso anerkennenswert wie notwendig, ist von Gott selbst begründet worden", und sogar im Krieg ein mögliches Leben der Askese und einen Weg zur Unsterblichkeit sehen.

Eben durch dieses Abweichen der Kirche von den im ursprünglichen Christentum vorherrschenden Grundzügen erlebte übrigens Europa in mehr als einer Hinsicht im Mittelalter den letzten Ausklang einer Welt des traditionalen Typus

aus: Julius Evola "Revolte gegen die moderne Welt" (Kap.13: Die Seele des Rittertums)

Sind diese Ausführungen möglicherweise noch zu kurz gegriffen? Schießen sie über das Ziel hinaus? Andere Ursachen?

Ich freue mich auf eure Antworten

Gruss

Teutobod

Efna
30.09.2010, 19:09
Julius Evolas fehlte schlicht und ergreifend das historische Wissen sowie auch die Verbindung zwischen Religion und politischer Herschaft in vielen Monarchien. er begründet das das diese Monarchien heidnischen Ursprungs waren(zumindestens bezogen auf die germanische, nordische und keltische Welt stimmt das überhaupt nicht) das szimmt lediglich bei den Orientalischen Heidentum und war nicht Indogermanischen Ursprungs. Die Gottesgnadenmonarchie war in Mittel und Nordeuropa bis zur einführung des Christentums gänzlich unbekannt. Der Ursprung der Mittelalterlichen Gottesgnadenherrschaft findet sich im Spätantiken Rom, wo nach der Legalisierung des Christentums und wo diese Religion mehr und mehr Staatstragend wurde. Man versuchte die römische Staatsidee mit der des Christentum zu Vereinbarren, Das Ergebniss war die Weltliche Herschaft die Gottgewollt war so dann auch die gesammte Gesellschaft die er leidete."De civitate Dei" von Augustinus war einer der theologischen Grundsätze der christlich-mittelalterlichen Staatsmodelle sowie indirekt auch auf viele alle andere theokratische Gesellschaftmodelle(wie etwa auch die Scharia). sozusagen entspringt die Mittelalterliche Ordnung einer christlich-spätrömischen Staatsidee, lediglich der Feudalismus kam noch hinzu(der Letztendlich auch ein Produkt des Bevölkerungsschwund und der dezentralisierung des Westens nach dem Ende des Weströmische Reiches) aber war nicht teil davon sondern wurde Integriert. Die Wandernden germanischen Stämme die sich auf ehemsaligen Reichsgebiet übernahmen des Spätrömische Staatsmodell. In das Rechtsrheinische Gebiet kam es mit dem Christentum und der fränkischen Herrschaft, von dort aus in die Slawischen und Skandinavischen Gebiete.
Das Ende dieses Staatsmodell und den Weg zur Moderne ist ein sehr langer Prozess der viele Gründe hatte. Er begann schon Ende des 13. Jahrhundert un d Anfang des 14. Jahrhundert als durch zahlreiche Krisen zeigte das dieses Gesellschaft die anstehenden Gesellschaftlichen und Ökonomischen Fragen nicht bewältigen und beantworten konnte. Es war nicht das Ende dieses Modells(das vollzog sich langsam aber sicher) aber der Anfang von dessen. Es entwickelten sich der Frühkapitalismus, der eigentlich am Anfang nicht sehr im widerspruch mit den Göttlichen Prinzip stand und am Anfang nur ein Randphänomen der Städte war in einer grösstenteils ländlich geprägten Gesellschaft. Doch letztendlich erwies sich bei aller heutigen Kritik der Kapitalismus als weit überlegen. Er war weder so starr noch so leistungsfeindlich wie die Theokratisch Insprierte Monarchie. Nicht umsonst sind viele Bauern in die Stadt geflüchtet weil Stadtluft frei machte wenn auch nicht fair, aber es gab eine Chance in der Gesellschaft aufzusteigen im Gegensatz zum Land wo es ein geschlossenes Ständesystem gab wo jeder verdammt war egal was er tat in seiner Gesellschaftlichen Position zu bleiben weil sie göttlich begründet war. Im Laufe der Zeit entwickelten sich andere Alternative Gesellschaftsmodelle und auch wenn es solche Reaktionär-konservativ bis faschistischen Denker Julius Evolas niemals wahrhaben war auch der Nationalismus(den es Ansatzweise schon während des 100jährigen Krieges gab) einer der Ideologien die den Gottesgnadenmonarchen ein Gegenmodell war.

-jmw-
01.10.2010, 10:33
Julius Evolas fehlte schlicht und ergreifend das historische Wissen sowie auch die Verbindung zwischen Religion und politischer Herschaft in vielen Monarchien. er begründet das das diese Monarchien heidnischen Ursprungs waren(zumindestens bezogen auf die germanische, nordische und keltische Welt stimmt das überhaupt nicht) das szimmt lediglich bei den Orientalischen Heidentum und war nicht Indogermanischen Ursprungs. Die Gottesgnadenmonarchie war in Mittel und Nordeuropa bis zur einführung des Christentums gänzlich unbekannt.
Stichwort Perser, Inder, Griechen, Römer - Orient, nicht indoeuropäisch?

Und zu den Germanen das Stichwort "Heil", also die Anhaftung göttlichen Wirkens an eine Familie, ein Geschlecht, eine Person, analog dem himmlischen Mandat bspw. in China, dessen Verlust sich durch Unglück für König, Volk und Reich äussert(e).

hephland
06.10.2010, 12:33
http://www.youtube.com/watch?v=5cEjG5D-yDo&feature=related

Efna
06.10.2010, 12:56
Stichwort Perser, Inder, Griechen, Römer - Orient, nicht indoeuropäisch?

Und zu den Germanen das Stichwort "Heil", also die Anhaftung göttlichen Wirkens an eine Familie, ein Geschlecht, eine Person, analog dem himmlischen Mandat bspw. in China, dessen Verlust sich durch Unglück für König, Volk und Reich äussert(e).

Die Ursache des himmlischen Mandats des Chinesischen Kaisers hatte andere ursachen und hat letztendlich viel mehr etwas mit dem fernöstlichen Kulturkreis zu tun. Natürlich glaubten die Menschen aus Mitteleuropa an das eingreifen göttlicher Kräfte, aber das mittelalterliche Gottesgnadentum war eben römisch.
Was das "indoeuropäisch" angeht, man weiss noch nicht mal ob es so ein Art "Urvolk" der Indoeuropäer gegeben hat. Das einzigste was man weiss ist Linguistischer Natur das es zwischen mehreren sprachen gemeinsamkeiten mehr nicht.

-jmw-
06.10.2010, 15:54
(1) Deswegen ja "analog". :)

(2) Richtig. Nix genaues weiss man nicht.

Quo vadis
06.10.2010, 20:57
Theoretisch wurden sie Christen - praktisch blieben sie Heiden!


Theoretisch blieben sie Christen- praktisch wurden sie Etablierte.

Teutobod
07.10.2010, 12:15
Das kann ich natürlich so nicht stehen lassen ;)


Julius Evolas fehlte schlicht und ergreifend das historische Wissen sowie auch die Verbindung zwischen Religion und politischer Herschaft in vielen Monarchien.

Ihm fehlte historisches Wissen??
Es reicht nur ein Kapitel eines seiner Werke zu lesen und man ist geneigt vor lauter Fußzeilen und historischen Bezugspunkten den Überblick zu verlieren.

Die Verbindung zwischen der jeweiligen staatstragenden Religion und der weltlichen Herrschaft beschreibt er innerhalb der traditionalen Welt und im Gegensatz zur säkularen Moderne, als transzendent, nach oben hin ausgerichtet und allumfassend.

Dein Argument bedarf also näherer Erläuterung



er begründet das das diese Monarchien heidnischen Ursprungs waren(zumindestens bezogen auf die germanische, nordische und keltische Welt stimmt das überhaupt nicht) das szimmt lediglich bei den Orientalischen Heidentum und war nicht Indogermanischen Ursprungs. Die Gottesgnadenmonarchie war in Mittel und Nordeuropa bis zur einführung des Christentums gänzlich unbekannt. Der Ursprung der Mittelalterlichen Gottesgnadenherrschaft findet sich im Spätantiken Rom, wo nach der Legalisierung des Christentums und wo diese Religion mehr und mehr Staatstragend wurde. Man versuchte die römische Staatsidee mit der des Christentum zu Vereinbarren, Das Ergebniss war die Weltliche Herschaft die Gottgewollt war so dann auch die gesammte Gesellschaft die er leidete."De civitate Dei" von Augustinus war einer der theologischen Grundsätze der christlich-mittelalterlichen Staatsmodelle sowie indirekt auch auf viele alle andere theokratische Gesellschaftmodelle(wie etwa auch die Scharia).

Egal welche heidnische Kultur wir betrachten - die Gemeinsamkeit aller, ist ein auf einem göttlichen Nymbus zurückführender Herrschafftsanspruch im Königtum. Es war z.B. eine indo-arische Auffassung, dass der Herrscher nicht ein einfacher Sterblicher, sondern eine mächtige Gottheit in menschlicher Gestalt sei.
Im ägyptischen König sah man eine Verkörperung von Ra oder Horus. Die Könige von Alba und Rom personifizierten Jupiter, die assyrischen Baal, die iranischen den Lichtgott; aus dem selben Geschlecht des Tiuz, des Odin und der Asen kamen die nordisch-germanischen Fürsten.
Unabhängig von aller mannigfaltigen Ausdrucksformen der jeweiligen Kulturen besteht also das immer wiederkehrende Prinzip des Königtums darin, eine "innewohnende Transzendenz" zu sein, d.h., in der Welt gegenwärtig zu sein und in ihr zu wirken. Der König -nicht Mensch, sondern sakrales Wesen- ist schon durch sein Wesen, nur durch seine Gegenwart, das Zentrum und der Gipfelpunkt.

Das Gottesgnadentum ist mehr oder weniger als christlicher Kompromiss zu betrachten, da die christliche Lehre natürlich keinen vergöttlichten König zulassen konnte. Es stellt also eine abgeschwächte, aber dennoch wirksame Versinnbildlichung des ursprünglichen, traditionalen Gedankens dar.




Das Ende dieses Staatsmodell und den Weg zur Moderne ist ein sehr langer Prozess der viele Gründe hatte. Er begann schon Ende des 13. Jahrhundert un d Anfang des 14. Jahrhundert als durch zahlreiche Krisen zeigte das dieses Gesellschaft die anstehenden Gesellschaftlichen und Ökonomischen Fragen nicht bewältigen und beantworten konnte. Es war nicht das Ende dieses Modells(das vollzog sich langsam aber sicher) aber der Anfang von dessen. Es entwickelten sich der Frühkapitalismus, der eigentlich am Anfang nicht sehr im widerspruch mit den Göttlichen Prinzip stand und am Anfang nur ein Randphänomen der Städte war in einer grösstenteils ländlich geprägten Gesellschaft. Doch letztendlich erwies sich bei aller heutigen Kritik der Kapitalismus als weit überlegen. Er war weder so starr noch so leistungsfeindlich wie die Theokratisch Insprierte Monarchie. Nicht umsonst sind viele Bauern in die Stadt geflüchtet weil Stadtluft frei machte wenn auch nicht fair, aber es gab eine Chance in der Gesellschaft aufzusteigen im Gegensatz zum Land wo es ein geschlossenes Ständesystem gab wo jeder verdammt war egal was er tat in seiner Gesellschaftlichen Position zu bleiben weil sie göttlich begründet war.

Den Grund für diese Zerfallserscheinungen kann ich nur in einer Abkehr der Transzendenz erkennen. Tatsächlich galt vor dem Aufkommen der Kultur des dritten Standes (Kapitalismus) als von der Religion sanktionierte Sozial-Ethik das Gebot, sein eigens Wesen zu verwirklichen und innerhalb des festen Rahmens, den die Natur jedes einzelnen und die Gruppe, der er angehörte, zogen, die eigene Vollkommenheit zu erlangen. Die wirtschaftliche Tätigkeit, die Arbeit und der Gewinn waren nur in dem Maße gerechtfertigt, in dem sie für den Unterhalt und die Würde eines dem eigenen Stande entsprechenden Lebens notwendig waren, ohne dass die niedrige Erfolgsgier und der Profit an erster Stelle standen.
Das fehlen eines solchen glaubensbedingten Ethos ist es übrigens, was in der modernen Welt, die herrschende Händlerkaste samt Börsenspekulanten, Wirtschaftszockern und "Bankstern", sowie eine "Rentabilitätsgesellschaft" in der, der Mensch mehr zum Mittel als zum Zweck geworden ist, erst ermöglicht.




Im Laufe der Zeit entwickelten sich andere Alternative Gesellschaftsmodelle und auch wenn es solche Reaktionär-konservativ bis faschistischen Denker Julius Evolas niemals wahrhaben war auch der Nationalismus(den es Ansatzweise schon während des 100jährigen Krieges gab) einer der Ideologien die den Gottesgnadenmonarchen ein Gegenmodell war.

ääh....spätestens jetzt sollte klar sein, dass du dich mit Julius Evola nie wirklich auseinaner gesetzt hast.
Er sah den Nationalismus in seinem Urtypus immer als den plebejischen der französischen Revolution, mehr als Ersatzprodukt einer atheistisch werdenen Gesellschaft.

Das Zeitalter des Nationalismus hat einen würdigen Ersatz für die zwei großen traditionalen Gipfelpunkte der Universalität der geistigen Macht und der Universalität des Heroismus hervorgebracht: nämlich den Imperialismus.
Während im zivilen Zusammenleben die Tat dessen, der sich mit Gewalt der Güter eines anderen bemächtigt, nur weil er sie gern haben möchte oder sie auch braucht, als Verbrechen betrachtet wird, scheint ein solches Verhalten in den Beziehungen zwischen den einzlenen Nationen die selbstverständlichste und rechtmäßigste Sache der Welt zu sein; es heiligt den Kämpfergedanken und bildet die Grundlage de "imperialistischen" Ideals.
Eine Nation, die arm ist oder "ohne Raum", hat, denkt man, das Recht, wenn nicht sogar die Pflicht, Hand an die Güter und Länder anderer Völker zu legen. In gewissen Fällen hat man sogar künstlich Bedingungen geschaffen, die eine Nation zur Expansion und zur imperialistischen Eroberung zwangen. Ein typisches Beispiel in diesem Zusammenhang ist die demographische Methode, die an das Stichwort: "Die Zahl ist Macht" geknüpft ist; ein anderes, weitverbreitetes und noch eine Ebene tiefer gelegenes, weil ausschließlich von ökonomisch-finanziellen Faktoren gleitetes Beispiel ist die Überproduktion.

Hat man in einer Nation die Überproduktion oder den Zustand erreicht, wo von der Einwohnerzahl her oder industriell "kein Raum mehr vorhanden ist", muss ein Ausweg gefunden werden, und wenn dazu der "indirekte Weg" und die diplomatischen Vorstöße nicht ausreichen, geht man zu militärischen Handlungen über. Diese Motive erscheinen, nebenbei gesagt, in unseren Augen viel, aber sehr viel niedriger als diejenigen, die wahrscheinlich die Eroberungszüge der Barbaren ausgelöst haben. Diese Denkumkehr hat in der letzten Zeit weltweite Dimensionen angenommen, wozu noch die heuchlerische Rhetorik kommt. Die großen Ideale der "Meschlichkeit" und "Demokratie" und der "Freiheit der Völker" sind dazu aufgeboten worden, und währendman einerseits -äußerlich- den Gedanken nicht nur eines "Heiligen Krieges", sondern eines Krieges im allgemeinen, wie ihn Menschen von Ehre auffassen konnten "überwunden" hat und das heroische Ideal auf die Ebenen eines Polizisten gesunken ist, da ja für die neuen "Kreuzzüge" kein besseres Banner gefundn werden konnte als dasjenig der "Aktion gegen den Aggressor", diktiert andererseits -innerlich- einzig und allein der häßliche, zynische Machtwille dunkler, internationaler, kapitalistischer und kollektivistischer Kräfte das Geschehen.

Gleichzeitig hat die Wissenschaft zu einer extremen Mechanisierung und Technisierung des Kriegsgeschehens geführt, so daß heute nicht mehr Mensch gegen Mensch kämpft, wobei am Ende mit dem totalen Luftkrieg, den Atomwaffen und den chemischen Waffen "rationelle" Systeme der Massenvernichtung eingesetzt werden, die ohne Licht und ohne Ausweg sind: Systeme, die man früher nur zur Vernichtung von Insekten und Mikroben erdenken konnte.
Daß Millionen und Abermillionen von Menschen, die in Massen aus Beschäftigungen und Berufen herausgerissen werden, die mit dem Kriegshandwerk überhaupt nichts zu tun haben, und, wie man inder militärtechnischen Sprache sagt, buchstäblich zu "Menschenmaterial" gemacht, in solchen Geschehnissen sterben, das ist sicher eine heilige Sache und ein würdiger Beweis für den "Fortschritt der Zivilisation" in der heutigen Zeit.


aus: Julius Evola - Revolte gegen die moderne Welt, Kap. 17- Der große und der kleine heilige Krieg

-jmw-
07.10.2010, 12:33
Evola: Der sakrale Charakter des Königtums (http://efeder.wordpress.com/texte/julius-evola/der-sakrale-charakter-des-konigtums/)

(Dort kurz und bündig.)

Teutobod
07.10.2010, 13:17
Theoretisch wurden sie Christen - praktisch blieben sie Heiden!


Theoretisch blieben sie Christen- praktisch wurden sie Etablierte.

Der Zerfall ist noch nicht komplett abgeschlossen, wenn auch schon in einem sehr weitrechenden Stadium

Interessant ist hierbei wenn man typische Merkmale des in den antiken Traditionen prophezeiten "dunklen Zeitalters" (Kali Yuga) aufführt.
Diese wurden im indo-arischen Vishnu-purana weisgesagt.
Man muss nur den Originaltext der Terminologie der Jetztzeit anpassen:

"Sklavengeschlechter, Kastenlose und Barbaren werden zu Herren der Ufer des Indus, des Darvika, des Candrabhaga und des Kashmir werden...
Die Führer (dieses Zeitalters), die (dann) als gewaltsame Herren über die Erde herrschen, .... werden sich der Güter ihrer Untertanen bemächtigen. Da sie ohne echte Macht sind, werden die meisten rasch aufsteigen und ebenso rasch wieder abstürzen. Kurz wird ihr Leben sein, unersättlich ihre Begierden, und gnadenlos weren sie selbst sein. Die Völker der anderen Länder werden sich mit ihnen vermischen und ihrem Beispiel folgen"

"Die vorherrschende Kaste wird die der Knechte sein" "Die Besitzenden (vaicya, die Händler) werden Ackerbau und Handel aufgeben und davon leben, daß sie zu Knechten werden oder mechanische Berufe ausüben (Proletarisierung und Industrialisierung)"

"Die Führer werden, statt ihre Untertanen zu beschützen, sie ausrauben und unter dem Vorwand von Steuern der Händlerkaste das Eigentum plündern. (Krise des Kapitalismus und des Privateigentums; Vergesellschaftung, Verstaatlichung und Kommunismus)

"Die (innere) Gesundheit und das Gesetz (das der eigenen Natur entspricht: svadharma) werden von Tag zu Tag mehr geschmälert werden, bis die Welt vollkommen verdorben sein wird. Nur das Vermögen (die Anzahl der Dollars, die wirtschaftlichen Klassen) wird den Rang bestimmen. Die (körperliche) Gesundheit wird der einzige Beweggrund für Hingabe sein, die Lust das einzige Bindeglied zwischen den Geschlechtern, die Falschheit der einzige Erfolgsweg im Wettstreit."

"Die Erde wird nur wegen ihrer mineralischen Schätze als wertvoll erachtet (die übermäßige Ausbeutung des Bodens, Untergang einer sakralen Auffassung der Erde). Die priesterlichen Gewänder werden an die Stelle der priesterlichen Werte treten. Schwäche wird der einzige Grund für eine Abhängigkeit sein (Feigheit, Untergang der Treue und der Ehre in den modernen politischen Formen). Eine einfache Waschung (ohne Kraft des wahren Ritus) wird schon Reinigung und Läuterung bedeuten (beinhaltet heute der Anspruch der Sakramente, Heil zu bringen, wirklich noch anderes?)"

"Das Volk wird unfähig sein göttliche Wesen zu gebären"

"Von Ungläubigen irregeführt, werden die Menschen fragen: Welche Autorität besitzen die traditionalen Texte? Wer sind diese Götter, was ist das geistige Übermenschentum (brahmana)? Die Achtung vor den Kasten, vor der Ordnung und den (traditionalen) Einrichtungen wird im Dunklen Zeitalter verschwinden"

"Die Ehen in diesem Zeitalter werden aufhören, ein Ritus zu sein und die Gesetze, die einen Schüler an einen geistigen Meister binden, werden keine Kraft mehr haben."


"Man wird glauben, dass jedermann auf jedem Weg den Zustand des Wiedergeborenen wird erreichen können (die Demokratie auf die Ebene der Spiritualität angewendet), die Glaubenshandlungen, die noch ausgeübt werden können, zeigen keine Ergebnisse mehr (das bezieht sich auf eine "vermenschlichte" und konformistische Religion)"

"Die Lebensweise wird für alle unterschiedslos die Gleiche sein."

"Wer am meißten Geld verteilt, wird die Menschen beherrschen und die Herkunft der Familie wird keinen Vorrang mehr bedeuten (Ende des traditionalen Adels, Bürgertum und Herrschaft der Reichen)"

"Die Menschen werden ihr gesamtes Interesse der Erlangung - auch auf unehrlichem Wege - von Reichtum zuwenden. Jede Art Mensch wird sich einbilden, einem brahmana gleich zu sein (Selbstgerechtigkeit und Selbstüberschätzung der Intellektuellen und der modernen Kultur)"

"Das Volk wird mehr als je zuvor Angst vor dem Tode haben und die Armut fürchten: nur deshalb wird es (dem Schein nach) den Himmel belassen (die religiösen Überreste bei den modernen Massen)"

"Die Frauen werden den Ehemännern und den Eltern nicht gehorchen. Sie werden eigensüchtig, verworfen, unbeständig und lügnerisch sein. Und wenn sie sich an Männer binden, werden diese Frauenhelden sein. Sie werden zu einfachen Objekten sexueller Befriedigung werden.

nach der englischen Übersetzung des Vishnu-purana, durch H.H. Wilson (London, 1868)

fehlt eigentlich nur die Nivellierung der Geschlechter (Gender-Mainstreaming). Es ist wohl noch schlimmer als sich die antiken Inder ausmalen konnten...

Teutobod
10.10.2010, 00:32
Hat sonst keiner eine Idee, wann's losging mit dem abendländischen Zerfall?

Hhm....vllt. hätte ich eine Abstimmung machen sollen?!

Humer
10.10.2010, 08:53
Zerfall ist notwendig um Neues entstehen zu lassen. Erstarrung führt auch zum Absterben einer Kultur.
Zerfall ist nicht notwendigerweise negativ. Das romantische Bild eines edlen Königtums entspricht wohl auch nur zum Teil der Wirklichkeit. Ich neige daher zu der Auffassung, dass die Adelshäuser auf Kosten des Volkes gelebt haben und sich diese Privilegien mit dem Verweis auf eine göttliche Ordung sicherten.
Kriege mit Söldnerheeren, Verschiebung von Gebieten durch Heiratspolitik usw. lassen vermuten, dass das Wohl des Volkes das Letzte war, was die Könige interessierte.
Die Ursachen dessen, was hier als Zerfall bezeichnet wird, liegen in der Ökonomie.
Die Macht hat heute die Wirtschaft und sie braucht keine Monarchien. Nicht umsonst sagt man, ohne das Ok der Deutschen Bank wird niemand Bundeskanzler.

Demokratie braucht die Wirtschaft allerdings auch nicht. Die Wirtschaft und das Finanzsystem in den Dienst der Mehrheit zu stellen, ist ein Kraftakt, über dessen Notwendigkeit leider keine Einigung besteht.

-jmw-
10.10.2010, 18:47
Es ist wie mit Pflanzen: Sie wachsen dem Licht entgegen und ist da kein Licht, gehen sie zugrunde.
Wo ist unser Licht, zu dem hin wir wachsen?