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Vollständige Version anzeigen : 10. Mai 1940



Guilelmus
12.08.2010, 17:48
Reichsaußenminister Ribbentrop behauptete in einer Rede vor der Presse am 10. Mai 1940, die Benelux-Staaten hätten ihre Neutralität gebrochen, und mit den Alliierten zusammengearbeitet, sowie Bombern den Überflug nach Deutschland erlaubt. Was ist da dran? Welche konkreten Überflüge britischer (und französischer) Bomber über Gebiete der Benelux-Staaten gab es vor dem 10. Mai 1940?
Hat jemand mehr (Verweise, Buchempfehlungen) über die Spionage/Aufklärungsflüge deutscher Lufthansa-Maschinen über der Festung Holland/Peel-Raamstelling im Jahre 1939?
Auch gab es deutsche Aufklärungsflüge über Belgien (deswegen gelang die Luftlandung in Eben-Emael so gut), deweiteren las von einem von belgischen Jägern abgeschossenen britischen Bomber und von britischen Bombern abgeschossenen belgischen Jäger über Nijvel/Belgien am 9. September 1939, sowie einem von deutschen Fliegern abgeschossenen belgischen Jäger über den Ardennen im März 1940, finde den Text aber nicht mehr.

Was ich u.a. dazu bisher gelesen habe:
http://www.geschichtsforum.de/f68/luftkrieg-m-nchengladbach-11-12-mai-1940-a-19708/

http://www.islandnet.com/~kpolsson/today/510.htm

http://www.waroverholland.nl/index.php?page=introduction

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14346628.html

http://weltkrieg2.de/Geschichte/Kriegsgliederungen/England/RAF-Staffeln-Mai-1940.htm

Strandwanderer
12.08.2010, 18:26
Der versehentliche Bombenabwurf auf Freiburg im Breisgau durch deutsche Kampfflugzeuge infolge Navigationsfehler (Link Nr. 4) hat mit dem Strangthema nichts zu tun, es sei denn, es ginge um das bloße Datum und nicht - wie ich dem Eingangsbeitrag entnommen habe - um die Frage, ob Großbritannien und Frankreich etwa die Neutralität Belgiens und Hollands verletzt haben.
.

Guilelmus
12.08.2010, 19:42
Der versehentliche Bombenabwurf auf Freiburg im Breisgau durch deutsche Kampfflugzeuge infolge Navigationsfehler (Link Nr. 4) hat mit dem Strangthema nichts zu tun, es sei denn, es ginge um das bloße Datum und nicht - wie ich dem Eingangsbeitrag entnommen habe - um die Frage, ob Großbritannien und Frankreich etwa die Neutralität Belgiens und Hollands verletzt haben.
.

Ich gab den Verweis nicht nur wegen dem Datum, sondern auch wegen diesem Satz:

Und neue Verwirrung stiftete der englische General John F. C. Fuller mit seinem 1950 auf deutsch erschienenen Buch: Demnach war Freiburg am 11. Mai 1940 von englischen Kampfbombern ins Visier genommen worden. (...)

Strandwanderer
12.08.2010, 19:47
Offenbar stützte sich Fuller auf damalige deutsche Quellen.

Inzwischen hat sich seine Angabe ja unzutreffend erwiesen.

Ansonsten ist General Fuller aber ein ausgewiesen gründlicher Historiker, und seine Werke sind nicht zuletzt wegen seiner Unparteilichkeit und Unvoreingenommenheit Deutschland gegenüber ein Genuß zu lesen.

fatalist
12.08.2010, 19:55
Memoiren des Herrn Churchill sind als Quelle genehm?

Band 1 Seite 251 Am 9. Mai 1940 erfolgte der Einmarsch der Alliierten in Belgien.

Band 2 Seite 45 … und bis zum Morgen des 11.Mai 1940 hatte die 7. Armee Girauds den Vorstoß nach Holland unternommen. Der deutsche Gegenangriff erfolgte am 10.Mai 1940.

Seite 57 Am 13.Mai erreichten die deutschen Truppen die englisch-französisch-belgische
Frontlinie: Antwerpen-Löwen-Namur-Sedan-Marginotlinie.

Seite 61 Am 15. Mai das Telegramm Reynauds an Churchill: „Wir sind geschlagen.“

Wer also "actio" war und wer nur "reactio", das dürfte wohl klar sein. :]
Kleiner Tipp: Die Deutschen sind -wie immer- alleinschuld :D

Quelle:
http://www.google.com/url?sa=t&source=web&cd=3&ved=0CB0QFjAC&url=http%3A%2F%2Fwww.teleboom.de%2FChurchills_Biog raphie__Auszug_.pdf&rct=j&q=churchill%20memoiren%20einmarsch%20belgien&ei=XUJkTOSXC5GYOJ6HlewJ&usg=AFQjCNH-QFcKElgsRSrrHEMRrZ6tZH125g

Guilelmus
12.08.2010, 21:08
Offenbar stütze sich Fuller auf damalige deutsche Quellen.

Inzwischen hat sich seine Angabe ja unzutreffend erwiesen.

Ansonsten ist General Fuller aber ein ausgewiesen gründlicher Historiker, und seine Werke sind nicht zuletzt wegen seiner Unparteilichkeit und Unvoreingenommenheit Deutschland gegenüber ein Genuß zu lesen.
Gut, das wäre ja dann geklärt.
Viele Wissenschaftler und Autoren aus den Ländern der ehemaligen Aliierten sind objektiv, ich denke da vor allem an Raymond Cartier.



Memoiren des Herrn Churchill sind als Quelle genehm?

Band 1 Seite 251 Am 9. Mai 1940 erfolgte der Einmarsch der Alliierten in Belgien.

Band 2 Seite 45 … und bis zum Morgen des 11.Mai 1940 hatte die 7. Armee Girauds den Vorstoß nach Holland unternommen. Der deutsche Gegenangriff erfolgte am 10.Mai 1940.

Seite 57 Am 13.Mai erreichten die deutschen Truppen die englisch-französisch-belgische
Frontlinie: Antwerpen-Löwen-Namur-Sedan-Marginotlinie.

Seite 61 Am 15. Mai das Telegramm Reynauds an Churchill: „Wir sind geschlagen.“

Wer also "actio" war und wer nur "reactio", das dürfte wohl klar sein. :]
Kleiner Tipp: Die Deutschen sind -wie immer- alleinschuld :D

Quelle:
http://www.google.com/url?sa=t&source=web&cd=3&ved=0CB0QFjAC&url=http%3A%2F%2Fwww.teleboom.de%2FChurchills_Biog raphie__Auszug_.pdf&rct=j&q=churchill%20memoiren%20einmarsch%20belgien&ei=XUJkTOSXC5GYOJ6HlewJ&usg=AFQjCNH-QFcKElgsRSrrHEMRrZ6tZH125g

Warum erfolgte der alliierte Einmarsch nach Belgien? War es eine aggressive Handlung, oder Unterstützung Belgiens im Rahmen der Verpflichtung gegenüber Belgien, seine Neutralität zu schützen (Londoner Protokoll 1839 (http://de.wikipedia.org/wiki/Londoner_Konferenz_%281838%29))?
Zum Thema „actio und reactio", nachdem die deutschen Truppen spätabends am 9. Mai bereits die Grenze zu Luxemburg überschritten hatten, löste das französische Oberkommando den „Plan D" aus, und marschierte mit der 1. Armee über die Grenze nach Belgien, die britischen Truppen betraten belgischen Boden erst nach der Erlaubnis Belgiens.
http://www.youtube.com/watch?v=K8uSc1xgN-0 (1:45)

http://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_France#May:_Fall_Gelb.2C_Low_Countries_a nd_northern_France


Noten der deutschen Reichsregierung

Das deutsche Außenministerium hatte am 9. Mai 1940 eine Note erstellt, die den belgischen und niederländischen Botschaftern am Folgetag um 05:45 Uhr übergeben wurde. Belgien und die Niederlande hätten demnach „völlig einseitig die Kriegsgegner Deutschlands begünstigt und ihren Absichten Vorschub geleistet“. Es würde daher „der Befehl erteilt, die Neutralität dieser Länder mit allen militärischen Machtmitteln des Reiches sicherzustellen.“ Weiter wurde behauptet, „dass Deutschland nicht die Absicht habe, durch diese Maßnahme die Souveränität des Königreiches Belgien und des Königreiches der Niederlande noch den europäischen noch außereuropäischen Besitzstand dieser Länder jetzt oder in Zukunft anzutasten.“ Der luxemburgischen Regierung wurde in einer Note mitgeteilt, dass die Reichsregierung sich gezwungen sehe, die von ihr eingeleiteten Operationen „auch auf das luxemburgische Gebiet“ zu erstrecken.http://de.wikipedia.org/wiki/Westfeldzug#Noten_der_deutschen_Reichsregierung

Was konkret taten die Benelux-Staaten? Die deutsche Behauptung, die „Neutralität sicherzustellen" ist ein idiotische Schutzbehauptung.

Ausonius
12.08.2010, 21:16
Das ist schnell zu klären:

Luxemburg wurde gleich am ersten Tag (10. Mai) fast vollständig von den Deutschen erobert. Die Deutschen überschritten die Grenze um 4.35 Uhr. Leichte französische Einheiten überschritten den Süden der Grenze um 8.00 und sicherten den Rückzug luxemburgischer Flüchtlinge.

In Holland begann der deutsche Angriff mit Bombardments auf Den Haag um ca. 3.00 Morgens, gefolgt von den Absprüngen von Fallschirmjägern. Um 22.00 Uhr tauchten mobile französische Einheiten an der Südgrenze Hollands auf. Nur Aufklärungseinheiten überschritten am nächsten Tag die Grenze. Das Land ging sehr schnell verloren und den Franzosen gelang es nur im südlichen Abschnitt, eine Verteidigungslinie aufzubauen.

In Belgien war die Lage etwas anders, denn dieses Land wurde von den Alliierten als Schlüsselposition betrachtet. Es gab zwar eine Beistandserklärung und einen französischen Schlachtplan, doch waren die Belgier sehr auf ihre Neutralität bedacht, was die Planungen erschwerte. Die deutschen Bombenangriffe begannen um 04.00 Morgens. Die Alliierten setzten ihre Truppen am Morgen in Richtung der Dyle-Linie in Bewegung. In Südbelgien gab es bereits abends Kämpfe mit franzöischen Voraustruppen.

Ausonius
12.08.2010, 21:19
Memoiren des Herrn Churchill sind als Quelle genehm?

Band 1 Seite 251 Am 9. Mai 1940 erfolgte der Einmarsch der Alliierten in Belgien.

Band 2 Seite 45 … und bis zum Morgen des 11.Mai 1940 hatte die 7. Armee Girauds den Vorstoß nach Holland unternommen. Der deutsche Gegenangriff erfolgte am 10.Mai 1940.

Seite 57 Am 13.Mai erreichten die deutschen Truppen die englisch-französisch-belgische
Frontlinie: Antwerpen-Löwen-Namur-Sedan-Marginotlinie.

Seite 61 Am 15. Mai das Telegramm Reynauds an Churchill: „Wir sind geschlagen.“

Wer also "actio" war und wer nur "reactio", das dürfte wohl klar sein. :]
Kleiner Tipp: Die Deutschen sind -wie immer- alleinschuld :D

Quelle:
http://www.google.com/url?sa=t&source=web&cd=3&ved=0CB0QFjAC&url=http%3A%2F%2Fwww.teleboom.de%2FChurchills_Biog raphie__Auszug_.pdf&rct=j&q=churchill%20memoiren%20einmarsch%20belgien&ei=XUJkTOSXC5GYOJ6HlewJ&usg=AFQjCNH-QFcKElgsRSrrHEMRrZ6tZH125g

Hier war der Compilator wohl verkatert, denn die entscheidenden Zitate fallen so gar nicht in der englischen Ausgabe.

Suppenkasper
12.08.2010, 21:33
Nö, die Behauptung sie wären Unschuldslämmer gewesen ist eine idiotische Schutzbehauptung. Sie spielten eine wesentliche Rolle in Churchills Einkreisungspolitik gegen Deutschland, wobei gerechterweise gesagt werden muss, dass Churchills Haltung diesen Staaten gegenüber teilweise an reine Erpressung grenzte. Wäre die deutsche Wehrmacht nicht rechtzeitig vorgestossen, hätte man den Engländer an der Ruhr sitzen gehabt. Ein zur "Weserübung" vollständig analoger Fall, in dem man dem Tommy einen Schritt voraus war.

Um Dich einmal aufzuklären: damals wurden Kriege nicht so geführt wie heute "die Verteidigung Deutschlands am Hindukusch", da ging es um alles, Leben oder Sterben! Nachträgliches moralinsaures Lamentieren ist da wenig angebracht, vor allem von Seiten der begeistert kollaborierenden Belgier, aber auch von Seiten der leicht beleidigten und ebenfalls über Gebühr kollaborationsfreudigen Kaasköppe sollte man sich darin zurückhalten. Die Belgier tun dies übrigens.

Luxemburg war ohnehin urdeutsches Land, das mit etwas Nachhilfe heim ins Reich geholt wurde. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, aber das hast Du ja auch nicht.

Ausonius
12.08.2010, 21:34
Was konkret taten die Benelux-Staaten? Die deutsche Behauptung, die „Neutralität sicherzustellen" ist ein idiotische Schutzbehauptung.

Nicht zu vergessen ein Vorfall im Januar 1940.
http://en.wikipedia.org/wiki/Mechelen_Incident

Suppenkasper
12.08.2010, 21:35
Hier war der Compilator wohl verkatert, denn die entscheidenden Zitate fallen so gar nicht in der englischen Ausgabe.

Das hängt ganz von der Ausgabe ab.

Suppenkasper
12.08.2010, 21:38
Nicht zu vergessen ein Vorfall im Januar 1940.
http://en.wikipedia.org/wiki/Mechelen_Incident

Wahrhaftig kein Ruhmesblatt. Würde man so etwas als Filmregisseur oder Romanschreiber erfinden, würde man verlacht werden.

Ob die beiden Vollidioten aber nicht am Ende bezahlte Saboteure waren, das wird wohl ewiglich ein Geheimnis bleiben.

Ausonius
12.08.2010, 21:41
Das hängt ganz von der Ausgabe ab.

Ja, welche denn? Dann kann man ja da mal nachschauen.

Systemhandbuch
12.08.2010, 22:11
[...]
In Belgien war die Lage etwas anders, denn dieses Land wurde von den Alliierten als Schlüsselposition betrachtet. Es gab zwar eine Beistandserklärung und einen französischen Schlachtplan, doch waren die Belgier sehr auf ihre Neutralität bedacht, was die Planungen erschwerte. Die deutschen Bombenangriffe begannen um 04.00 Morgens. Die Alliierten setzten ihre Truppen am Morgen in Richtung der Dyle-Linie in Bewegung. In Südbelgien gab es bereits abends Kämpfe mit franzöischen Voraustruppen.[...]

Ist eine Beistandserklärung nun so etwas wie ein "Pakt" ? In welchem rechtlichen Rahmen bewegt sich nun eine Beistandserklärung ?

Und da hätte ich noch eine Frage bezüglich diverser Interneteinträge ! Kannst Du mir zu diesem Vorfall etwas sagen ?

"Aber bereits am 20.September gab es nach britischen Angaben in der Nähe Aachens ein Luftgefecht mit RAF Flugzeugen und deutschen Me 109 Jägern. Der angebliche neutrale belgische Luftraum, war zu dieser Zeit nicht mehr existent!"

http://www.nexusboard.net/sitemap/6365/und-belgien-war-nicht-neutral-fakten-t296676/

Ich hab dazu leider nicht mehr gefunden. Fake oder Wahrheit ? Vielleicht hast Du ja eine Antwort !

Suppenkasper
12.08.2010, 22:13
Ja, welche denn? Dann kann man ja da mal nachschauen.

In der sechsbändigen englischen Originalausgabe sollten sie zu finden sein, das braucht aber etwas bis ich die mal weider zur Hand habe. In meinem gekürzten deutschen Wälzer sind sie jedenfalls nicht drin, das stimmt.

Ausonius
12.08.2010, 23:18
In der sechsbändigen englischen Originalausgabe sollten sie zu finden sein, das braucht aber etwas bis ich die mal weider zur Hand habe. In meinem gekürzten deutschen Wälzer sind sie jedenfalls nicht drin, das stimmt.

Also, ich hab über google books in den ersten zwei Einzelbänden der sechsbändigen nachgeguckt - und die Aussagen so nicht wiederfinden können. War nicht die Erstausgabe. Aber stutzig macht, dass das erste hier verlinkte Zitat im ersten Buch zu finden sein soll, dass aber vor dem Westfeldzug abschließt.

Bergischer Löwe
13.08.2010, 07:45
Wahrhaftig kein Ruhmesblatt. Würde man so etwas als Filmregisseur oder Romanschreiber erfinden, würde man verlacht werden.

Ob die beiden Vollidioten aber nicht am Ende bezahlte Saboteure waren, das wird wohl ewiglich ein Geheimnis bleiben.

Wieso waren es Vollidioten? Beiden hätte eigentlich das Ritterkreuz zugestanden gehört. Der Angriff im Januar nach konventionellem Muster wäre im Fiasko geendet. Der unkonventionelle Angriff im Frühjahr hätte so nie stattgefunden und Frankreich niemals eine solch verheerende Niederlage beigebracht worden.

fatalist
13.08.2010, 09:07
Hier war der Compilator wohl verkatert, denn die entscheidenden Zitate fallen so gar nicht in der englischen Ausgabe.

Die Seitenangaben beziehen sich auf die deutsche Ausgabe.
Es ist zudem ein deutschsprachiges PDF verlinkt.

Dein Witz wirkt deshalb etwas unsinnig :rolleyes:

In der Tat hat aber auch mich die Datumsangabe 9.Mai 1940 für den alliierten Einmarsch in Belgien verwundert.

Churchill wurde am 10.Mai 1940 Premierminister, also am Tag des deutschen Einmarsches.

Sollte 9.Mai 1940 stimmen, wurde der Sitzkrieg im Westen von den Alliierten beendet,
wenn nicht waren es die Deutschen analog zur "Weserübung", wo man den Engländern auch lediglich sehr knapp zuvor kam.

Aber die pöhsen Deutschen sind natürlich allein schuldig, das ist ja eh klar :cool2:

Ausonius
13.08.2010, 10:45
Die Seitenangaben beziehen sich auf die deutsche Ausgabe.
Es ist zudem ein deutschsprachiges PDF verlinkt.


Ich habe aber nicht nach den Seiten, sondern Schlüsselwörtern wie Ortsbezeichnungen gesucht. Und so fallen die Sätze nicht. Die PDF ist ein schönes Beispiel, wie man es nicht macht. Da werden alle möglichen Quellen vermischt und wer nun der Autor dieser PDF ist oder wo sie erschienen ist, erfährt man auch nicht. Die Eso-Seite von dem Reiki-Pärchen, dass die PDF ins Netz gestellt hatte, war aber sehr amüsant.
Eines der vorgeblichen Zitate ist aber auch unlogisch.




Sollte 9.Mai 1940 stimmen, wurde der Sitzkrieg im Westen von den Alliierten beendet,
wenn nicht waren es die Deutschen analog zur "Weserübung", wo man den Engländern auch lediglich sehr knapp zuvor kam.

Aber die pöhsen Deutschen sind natürlich allein schuldig, das ist ja eh klar :cool2

Schau doch mal bei Friesser, Blitzkrieg-Legende, rein. Ein vorzügliches Buch mit Blick auf die taktisch-operative Seite, mit minutiöser Schilderung gerade der ersten 3-4 Tage der Offensive. Müsste zum großen Teil auch bei "google Books" nachzulesen sein. Wenn du ernsthafte Einwände gegen dessen Darstellung hast, kannst du dich ja noch mal melden.

Guilelmus
13.08.2010, 16:41
Nö, die Behauptung sie wären Unschuldslämmer gewesen ist eine idiotische Schutzbehauptung.
Das habe ich ja auch nicht behauptet, deswegen fragte ich ja ob die Benelux-Staaten z.B. alliierten Flugzeugen Überflugrechte gewährten, oder mit den Alliierten in einer Weise militärisch kooperierten, die dem Londoner Protokoll von 1839 widersprachen.


Sie spielten eine wesentliche Rolle in Churchills Einkreisungspolitik gegen Deutschland, wobei gerechterweise gesagt werden muss,
Es war eher so: das 3. Reich bedrohte alle ringsherm, deswegen war man besorgt, eine Einkreisungspolitik gab es nicht. Spätestens seit der „Zerschlagung der Rest-Tschechei" im März 1939 war klar, daß das Deutsche Reich sich an keinerlei Verträge hält und Hegemonialmacht in Europa werden will.


dass Churchills Haltung diesen Staaten gegenüber teilweise an reine Erpressung grenzte.
Ein konkretes Beispiel bitte.


Wäre die deutsche Wehrmacht nicht rechtzeitig vorgestossen, hätte man den Engländer an der Ruhr sitzen gehabt.
Also war der Westwall nichts wert? Hätten die Briten etc. ein Interesse an der Besetzung Deutschland gehabt, hätten sie ja nicht zuvor ihre Truppen freiwillig abgezogen.


Ein zur "Weserübung" vollständig analoger Fall, in dem man dem Tommy einen Schritt voraus war.
Wieviele Norweger wurden von den Briten getötet, wieviele norwegische Städte bombardiert? Warum kämpften die Norweger erbittert gegen die eindringenden deutschen Truppen, aber nicht gegen die Briten? Also kein analoger Fall, da der deutsche Einmarsch als rücksichtslose Aggression angesehen wurde. Es ist davon auzugehen, daß die Norweger, wären die Allierten den Deutschen Truppen zuvorgekommen, sie sich wie die Isländer verhalten hätten.


Um Dich einmal aufzuklären: damals wurden Kriege nicht so geführt wie heute "die Verteidigung Deutschlands am Hindukusch", da ging es um alles, Leben oder Sterben!
Und? Das ist weder ein Grund, noch eine Rechtfertigung Nachbarländer zu überfallen.


Nachträgliches moralinsaures Lamentieren ist da wenig angebracht, vor allem von Seiten der begeistert kollaborierenden Belgier, aber auch von Seiten der leicht beleidigten und ebenfalls über Gebühr kollaborationsfreudigen Kaasköppe sollte man sich darin zurückhalten. Die Belgier tun dies übrigens.
Die Mehrheit lehnte die deutsche Besetzung ab.


Luxemburg war ohnehin urdeutsches Land, das mit etwas Nachhilfe heim ins Reich geholt wurde. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden, aber das hast Du ja auch nicht.
Hat jemand die Luxemburger gefragt, ob sie denn „heim in´s Reich" wollen? Hat man nicht, und sie haben es auch nicht gewollt.

Am Morgen des 10. Mai 1940 hatte Deutschlands Offensive im Westen begonnen. Am selben Tage sicherte Hitlers Außenminister Joachim von Ribbentrop den Luxemburgern zu, "daß Deutschland nicht die Absicht hat, durch seine Maßnahmen die territoriale Integrität und politische Unabhängigkeit des Großherzogtums jetzt oder in Zukunft anzutasten".


Drei Monate später brachen die Deutschen ihr Unabhängigkeits-Versprechen. Anfang August übernahm Hitlers NS -Statthalter im Gau "Mosel-Trier", Gustav Simon, als "Chef der Zivilverwaltung" die Macht in Luxemburg. Am 13. August verbot er allen Behörden den Gebrauch der Ausdrücke "Großherzogtum" oder "Land Luxemburg". Deutsche Richter und Staatsanwälte zogen ein.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46169310.html
Auf so ein Scheißreich konnten die Luxemburger gut verzichten, die Deutschen wurden als Unterdrücker angesehen, die Alliierten als Befreier.

http://img204.imageshack.us/img204/6863/luxemburgdiek0061.jpg (http://img204.imageshack.us/i/luxemburgdiek0061.jpg/)

http://img341.imageshack.us/img341/5027/95546628.jpg (http://img341.imageshack.us/i/95546628.jpg/)



Das ist schnell zu klären:

(...)

Mir ging es hauptsächlich um Ribbentrops Behauptung, die Benelux-Staaten hätten einem Aufmarsch der Alliierten in Belgien und den Niederlanden gegen das Ruhrgebiet auf ihrem Territorium unterstützt, also ihre Neutralität gebrochen, und die Wehrmacht wäre dem zuvorgekommen.
(Scroll zu 1940 - (0600 hours Berlin) )
http://www.islandnet.com/~kpolsson/today/510.htm

Ausonius
13.08.2010, 18:13
Mir ging es hauptsächlich um Ribbentrops Behauptung, die Benelux-Staaten hätten einem Aufmarsch der Alliierten in Belgien und den Niederlanden gegen das Ruhrgebiet auf ihrem Territorim unterstützt, also ihre Neutralität gebrochen, und die Wehrmacht wäre dem zuvorgekommen.
(Scroll zu 1940 - (0600 hours Berlin) )
http://www.islandnet.com/~kpolsson/today/510.htm

Das war offensichtlich nicht der Fall. Es gab zwar mit Belgien gemeinsame Defensivpläne, doch gingen diese davon aus, erst im Falle des deutschen Angriffs Truppen in die Länder zu schicken - so wies auch geschah. Schon der Ansatz des alliierten Dyle-Plans zeigt, dass es sich um keinen Offensivplan handelte.
Praktisch ging der deutsche Vorstoss dann ja auch so rasant vor sich, dass die französischen und englischen Truppen gar nicht an allen Stellen ihre geplanten Defensivräume erreichten.

Suppenkasper
13.08.2010, 21:00
Es wird mir zu viel hier auf alles einzugehen, vieles bleibt spekulativ und gegenwärtig möglicherweise sogar unlösbar, ich möchte nur ein paar historisch wohl unumstrittene Punkte hervoheben:

- die Weitergabe der Angriffspläne "Fall Gelb" an die Alliierten durch die belgische Armee war wohl mehr als phasenkritisch. Das hätte man "geschickter" lösen müssen als angeblich "Neutraler", hätte man wohl auch, hätte man nicht da bereits den Tommy im Genick gehabt!

- die geduldeten Verletzungen des niederländischen und belgischen neutralen Luftraums durch die Alliierten, der ohne Druck der Briten wohl kaum möglich gewesen wäre, da Belgien und die Niederlande tatsächlich sehr gerne ihre Neutralität gewahrt hätten, aber eben zwischen allen Stühlen saßen.

Wie ernst sie es noch im November 1939 meinten zeigt die gemeinsame -erfolgslose- Friedensinitiative von Königin Wilhelmina und König Leopold vom 7. 11. 1939. Die wussten was ihnen blüht, egal ob nun die Deutschen oder die Alliierten "Freunde" kommen, werden ihre Länder zu Schlachtfeldern fremder Mächte.

- den Venlo-Zwischenfall am 9. November 1939 und seine diplomatischen Nachspiele bis hin zum Rücktritt des niederländischen Geheimdienstchefs, der deutlich zeigte wie fest die Briten in den Niederlanden im tatsächlich schon im Sattel saßen und wie es um die "Neutralität" bis in höchste Regierungsstellen bestellt war.

Kriege wurden schon aus nichtigeren Gründen erklärt und geführt.

Jeder dieser Vorfälle wäre Grund genug gewesen für eine gerechtfertigte Kriegserklärung.

Suppenkasper
13.08.2010, 21:20
Wieso waren es Vollidioten? Beiden hätte eigentlich das Ritterkreuz zugestanden gehört. Der Angriff im Januar nach konventionellem Muster wäre im Fiasko geendet. Der unkonventionelle Angriff im Frühjahr hätte so nie stattgefunden und Frankreich niemals eine solch verheerende Niederlage beigebracht worden.

Das ist im Nachhinein betrachtet vielleicht richtig, die hochbrisanten Pläne verbotenerweise (!) überhaupt an Bord ihrer Maschine zu haben und diese dann noch in die Hand der "neutralen" Belgier fallen zu lassen, das ist allerdings mit "grob fahrlässig" nicht mehr zu beschreiben, das ist Idiotie!

Guilelmus
16.08.2010, 17:13
Es wird mir zu viel hier auf alles einzugehen, vieles bleibt spekulativ und gegenwärtig möglicherweise sogar unlösbar, ich möchte nur ein paar historisch wohl unumstrittene Punkte hervoheben:

- die Weitergabe der Angriffspläne "Fall Gelb" an die Alliierten durch die belgische Armee war wohl mehr als phasenkritisch. Das hätte man "geschickter" lösen müssen als angeblich "Neutraler", hätte man wohl auch, hätte man nicht da bereits den Tommy im Genick gehabt!
Die Belgier hatten 1914 bereits schlechte Erfahrungen mit der deutschen Vertragstreue gemacht, warum sollten sie einen auf ihrem Gebiet in ihre Hände gefallenen Angriffsplan nicht an diejenigen weiterleiten, die für die Neutralität Belgiens garantierten?


- die geduldeten Verletzungen des niederländischen und belgischen neutralen Luftraums durch die Alliierten, der ohne Druck der Briten wohl kaum möglich gewesen wäre, da Belgien und die Niederlande tatsächlich sehr gerne ihre Neutralität gewahrt hätten, aber eben zwischen allen Stühlen saßen.
Welche Fälle von geduldeten Verletzungen des belgischen (und niederländischen, luxemburgischen sowie dänischen und norwegischen) Luftraumes durch die Alliierten sind bekannt? Konkrete Beispiele bitte.


Wie ernst sie es noch im November 1939 meinten zeigt die gemeinsame -erfolgslose- Friedensinitiative von Königin Wilhelmina und König Leopold vom 7. 11. 1939. Die wussten was ihnen blüht, egal ob nun die Deutschen oder die Alliierten "Freunde" kommen, werden ihre Länder zu Schlachtfeldern fremder Mächte.
Welchen Grund sollten Briten und Franzosen gehabt haben, Verwüstungen in den Benelux-Staaten anzurichten? Den neutralen Staaten war klar, von wo die Gefahr herkam, Österreich, Tschechoslowakei und Polen hatten bereits ´dran glauben müssen, die neutralen Staaten Dänemark und Norwegen ebenfalls.
Was von deutschen, besser hitlerschen und ribbentropschen Versprechungen zu halten war, kann man hier nachlesen: http://docusec.de/text/1873.htm


- den Venlo-Zwischenfall am 9. November 1939 und seine diplomatischen Nachspiele bis hin zum Rücktritt des niederländischen Geheimdienstchefs, der deutlich zeigte wie fest die Briten in den Niederlanden im tatsächlich schon im Sattel saßen und wie es um die "Neutralität" bis in höchste Regierungsstellen bestellt war.
Beide Seiten hatten Agenten in den neutralen Staaten, die Niederland fühlten sich nunmal aus verständlichen Gründen von Deutschland bedroht, und nicht von GB.


Kriege wurden schon aus nichtigeren Gründen erklärt und geführt.

Jeder dieser Vorfälle wäre Grund genug gewesen für eine gerechtfertigte Kriegserklärung.
Warum gab es dann keine Kriegserklärung, sondern einen heimtückischen Überfall?