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Vollständige Version anzeigen : Sind die Städte noch zu retten ?



jack000
11.08.2010, 21:31
Stuttgart - Stuttgarts Stadtbild erzählt von vielen Verlusten. Derzeit erleben wir die fünfte Welle des Abrissfurors in unserer Stadt, die ihren Ruf als Abrisshochburg weiter festigt. Und dies in einem Land, in dessen Verfassung der Schutz des kulturellen Erbes verankert ist und das Denkmalschutz zur Staatsaufgabe erklärt.

Die erste Welle der Zerstörung brachten die Bomben des Zweiten Weltkriegs, die zweite rollte nach 1945 über die Stadt, als Ruinen großzügig beseitigt wurden und für die Stadtautobahnen der Grundriss der Stadt zerstört wurde. Die dritte Abrisswelle kam Ende der 1950er Jahre. Viele der da noch übrig gebliebenen, auch unter offiziellem Denkmalschutz stehende Gebäude, die wichtig für das Stadtbild waren, verschwanden.
...

Ein Geist, der sich von den 1980er Jahren an ausbreitete und der nur für eine wirtschaftliche Betrachtung offen ist, brachte die vierte Welle. Unter ihren Opfern: die Gebäude an der Willy-Brandt-Straße, an der Hermannstraße das Industriedenkmal Gaskessel. Mit Mühe verhindert werden konnte der Abbruch des Bosch-Areals, des Alten Schauspielhauses, des Neuen Lusthauses.
...

Nun rollt die fünfte Welle. Beispiele finden sich nicht nur unter den berühmten, durch Stuttgart 21 bedrohten Kulturdenkmälern wie Hauptbahnhof und Schlossgarten, gefährdet sind auch 15 weitere Objekte wie das geschichtsträchtige Hotel Silber. Im Sinne des Denkmalschutzgesetzes (DSchG) "sind Kulturdenkmale Sachen, Sachgesamtheiten und Teile von Sachen, an deren Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht".
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.denkmalschutz-oeffentlicher-raum-ein-abfallprodukt.7eb55543-b52c-4695-a0d3-aef62a8478da.html

Das ist nun das Beispiel Stuttgart, aber so ähnlich hat es sich in den meissten Städten abgespielt. Häufig werden die Bomben des 2.Weltkrieges als Grund für die Häßlichkeit der Städte genannt, aber aus meiner Sicht ist nach dem 2.Weltkrieg das meisste falsch gemacht worden.

Wird man aus den deutschen Städten wieder liebens- und Lebenswerte Orte erschaffen können ? Wenn ja, wie ?

Paul Felz
11.08.2010, 21:35
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.denkmalschutz-oeffentlicher-raum-ein-abfallprodukt.7eb55543-b52c-4695-a0d3-aef62a8478da.html

Das ist nun das Beispiel Stuttgart, aber so ähnlich hat es sich in den meissten Städten abgespielt. Häufig werden die Bomben des 2.Weltkrieges als Grund für die Häßlichkeit der Städte genannt, aber aus meiner Sicht ist nach dem 2.Weltkrieg das meisste falsch gemacht worden.

Wird man aus den deutschen Städten wieder liebens- und Lebenswerte Orte erschaffen können ? Wenn ja, wie ?
Größere Bomben und dann Ingenieure statt Architekten/Stadtplaner machen lassen.

alta velocidad
11.08.2010, 21:49
Das fehlte noch, das würde der Gipfel der Hässlichkeit werden.

Paul Felz
11.08.2010, 21:53
Das fehlte noch, das würde der Gipfel der Hässlichkeit werden.
Du kennst offensichtlich weder Ingenieure noch Archikten. Kurzfassung: Architekten wollen sich selbst darstellen, Ingenieure machen, was der Kunde will und können das auch.

Sauerländer
11.08.2010, 22:06
Wird man aus den deutschen Städten wieder liebens- und Lebenswerte Orte erschaffen können ? Wenn ja, wie ?
Die wenigen erhaltenen Teile, die als schön zu bezeichnen sind (manche beglückwünschenswerte Städte haben mehr davon, andere praktisch nichts mehr), hegen, pflegen und schützen. Den Rest sprengen.
Vor Planung des Wiederaufbaus sämtlichen Architekten, Stadtplanern usw einen Kopfschuss verpassen, die auch nur im Entferntesten als modern, zeitgemäß und dergleichen gelten. Ausschließliche Zulassung von solchen, die als vorgestrig oder bestenfalls ein wenig altmodisch gelten. Innerhalb dieser Menge nochmals strenge Prüfung. Pluspunkte für die, deren Schaffen in den entsprechenden heutigen Blättern als "kitschig" verdammt wird.

Paul Felz
11.08.2010, 22:10
Die wenigen erhaltenen Teile, die als schön zu bezeichnen sind (manche beglückwünschenswerte Städte haben mehr davon, andere praktisch nichts mehr), hegen, pflegen und schützen. Den Rest sprengen.
Vor Planung des Wiederaufbaus sämtlichen Architekten, Stadtplanern usw einen Kopfschuss verpassen, die auch nur im Entferntesten als modern, zeitgemäß und dergleichen gelten. Ausschließliche Zulassung von solchen, die als vorgestrig oder bestenfalls ein wenig altmodisch gelten. Innerhalb dieser Menge nochmals strenge Prüfung. Pluspunkte für die, deren Schaffen in den entsprechenden heutigen Blättern als "kitschig" verdammt wird.
Wo kann ich mich bewerben?

meckerle
11.08.2010, 22:12
Nein das ist unmöglich, weil die damaligen "Bauten" nicht mehr ins Stadtbild passen. Ziemlich die ganze Stuttgarter Altstadt, oder was noch von ihr übrig war, wurde dem Erdboden gleich gemacht.
Ich lebte 13 Jahre lang in Stuttgart, hatte die Stadt lieb gewonnen, weil sie eigenartig und für mich einzigartig war.
Was ich damals sehr schätzte waren die Jazzkeller. Stuttgart ist ja amerikanische Garnisonsstadt und unter den dort stationierten Negern, gab es sehr musikalische Leute.

Sauerländer
11.08.2010, 22:16
Wo kann ich mich bewerben?
Bewerbungen sind zu richten an die Nationalbolschewistische Front.
Wir müssen zu unserem Bedauern zwar feststellen, dass die Verwirklichung dieser Pläne erst nach erfolgreich abgeschlossener Revolution in Angriff genommen kann, Bewerbungen werden jedoch bereits jetzt bearbeitet.

Rumburak
11.08.2010, 22:21
Bewerbungen sind zu richten an die Nationalbolschewistische Front.
Wir müssen zu unserem Bedauern zwar feststellen, dass die Verwirklichung dieser Pläne erst nach erfolgreich abgeschlossener Revolution in Angriff genommen kann, Bewerbungen werden jedoch bereits jetzt bearbeitet.

Darüber müßen wir aber noch reden. :bat:

Paul Felz
11.08.2010, 22:22
Darüber müßen wir aber noch reden. :bat:
Der Gewinner darf sich bei mir bewerben :))

Sauerländer
11.08.2010, 22:24
Darüber müßen wir aber noch reden. :bat:
Die Gelegenheit scheint günstig - wir sind beide hier. Reden wir. http://www.mysmilie.de/smilies/boese/4/img/012.gif

Rumburak
11.08.2010, 22:25
Die Gelegenheit scheint günstig - wir sind beide hier. Reden wir. http://www.mysmilie.de/smilies/boese/4/img/012.gif


Du scheinst mir derzeit die besseren Argumente zu haben. :hide:

:D:D

Sauerländer
11.08.2010, 22:26
Du scheinst mir derzeit die besseren Argumente zu haben. :hide:

:D:D
Na siehst Du - so einfach ist das. Menschen sollten grundsätzlich miteinander reden - alles wäre viel einfacher.










:D

Paul Felz
11.08.2010, 22:27
Ich werfe mal einfach Fachwerk ein. Und kommt mir ja nicht mit Beton X(

Sauerländer
11.08.2010, 22:28
Ich werfe mal einfach Fachwerk ein. Und kommt mir ja nicht mit Beton X(
Das ist schonmal ein Pluspunkt für deine Bewerbung.

Paul Felz
11.08.2010, 22:44
Das ist schonmal ein Pluspunkt für deine Bewerbung.
Siehste mal :D Ich hab noch einen: ich bin KEIN Arschitekt.

alta velocidad
12.08.2010, 03:01
Du kennst offensichtlich weder Ingenieure noch Archikten. Kurzfassung: Architekten wollen sich selbst darstellen, Ingenieure machen, was der Kunde will und können das auch.

Es geht so, ich habe Ingenieure oft als Technikbesessene kennengelernt, die von Ästhetik oder gar Wirtschaftlichkeit wenig Ahnung haben und sich im Grunde dafür auch nicht interessieren.

Ajax
12.08.2010, 16:34
Alles, was nicht zweckdienlich im Sinne ökonomischer Kosten/Nutzen-Bilanzen ist, muss weg. Also um die Frage im Strangtitel zu beantworten: Nein. Es sei denn, es wird in den nächsten Jahrzehnten eine Abkehr vom gegenwärtigen System geben.

Alfred
12.08.2010, 16:39
Der Islam wird die Städte retten.

Voortrekker
12.08.2010, 17:06
Die Dekadenz eines Volkes erkennt man auch an seinen neuen Bauten.

Arthas
12.08.2010, 17:15
Größere Bomben und dann Ingenieure statt Architekten/Stadtplaner machen lassen.

Sind nicht genau so diese Architekturentartungen entstanden?

Arthas
12.08.2010, 17:16
Darüber müßen wir aber noch reden. :bat:

Zum Glück gibt es ja noch die Nationalsozialistische Forenfront, deren Führer zufälligerweise auch noch ein Meisterarchitekt ist. :]

Nationalix
12.08.2010, 17:28
Das neue Berlin: Germania

http://berlin.germanblogs.de/wp-content/uploads/2009/02/mythos-germania-wikipedia.jpg

Graf Dillinger-Capone III
12.08.2010, 18:21
Das Problem der meisten Städte ist doch das sie seit Jahrzehnten über ihren Verhältnissen leben, das wird früher oder später dazu führen das die Infrakstruktur auch massiv drunter leiden muss. Nehmen wir als Beispiel meine Kreisstadt Northeim. Stadt und Landkreis sind massiv verschuldet aufgrund von Fehlbauten und falschen Entscheidungen in vielen anderen wirtschaftlichen Themen. Die Straßen in der Stadt sind mittlerweile in einem miserablen Zustand. Vorallem Nebenstraßen sind davon betroffen. Das schlimme ist, auch drigend notwendige Straßenausbesserungen in der Region werden immer wieder verschoben, weil es finanziell nicht möglich ist. Das Problem ist, gleichzeitig wurde vor 5 Jahren ca. eine Brücke und eine Unterführung dafür gebaut, die um ein vielfaches teuerer war als ein normaler Brückenbau, bzw. ein Kreisel/Ampelsystem. Bei solchen Entscheidungen bekommt man den Eindruck/das Bild das Städte tatsächlich nicht mehr zu retten sein werden. Die Schuldengrenze ist wichtig und zwingend notwendig um unsere Städte auch in Zukunft leicht befahren zu können und damit die Städte auch an sich ansehnlich bleiben.

Efna
12.08.2010, 19:44
Das neue Berlin: Germania

http://berlin.germanblogs.de/wp-content/uploads/2009/02/mythos-germania-wikipedia.jpg

Schrecklich einfach nur pr5otzig, ausserdem hätte der Name "Romania" besser gepasst.

Einer der grössten Sünden der Architektonischen Nachkriegsgeschichte Ost wie West ist das verunstalten der Städte durch "Schuhkartons".

Apart
12.08.2010, 20:59
Alles, was nicht zweckdienlich im Sinne ökonomischer Kosten/Nutzen-Bilanzen ist, muss weg. Also um die Frage im Strangtitel zu beantworten: Nein. Es sei denn, es wird in den nächsten Jahrzehnten eine Abkehr vom gegenwärtigen System geben.



Exakt!

Das einzig Schwäbische an Stuttgart ist mittlerweile noch die Mentalität ALLES nach ökonomischen Gesichtspunkten auszurichten, was sich in der Extremen Verbauung äußert.

Die Menschliche Komponente wird verkannt, der geistige, moralische und zivilisatorische Zerfall der Gesellschaft ist die andere Seite der Medaille.

Dexter
13.08.2010, 06:46
Zum Glück gibt es ja noch die Nationalsozialistische Forenfront, deren Führer zufälligerweise auch noch ein Meisterarchitekt ist. :]

Wenn du Gebäude so entwirfst wie Flaggen, dann ist jeder Grundschüler ein Meisterarchitekt im Vergleich zu dir. Außerdem führst du keine Nationalsozialistische Forenfront. Mein Verdikt ist viel erfolgreicher als deines!

twoxego
13.08.2010, 09:35
Es geht so, ich habe Ingenieure oft als Technikbesessene kennengelernt, die von Ästhetik oder gar Wirtschaftlichkeit wenig Ahnung haben und sich im Grunde dafür auch nicht interessieren.

im plattenbau arbeiteten architekten hauptsächlich als "Katalog Ingenieure",
das ist zunächst kein widerspruch.
die ergebnisse können gleichermassen scheusslich sein.

twoxego
13.08.2010, 09:38
der entwurf des neuen Germania war übrigens im wesentlichen eine ansammlung von plagiaten.
der unterschied zu den vorbildern bestand zumeist in der einfachen vergrösserung der ausmasse.

-SG-
13.08.2010, 10:29
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.denkmalschutz-oeffentlicher-raum-ein-abfallprodukt.7eb55543-b52c-4695-a0d3-aef62a8478da.html

Das ist nun das Beispiel Stuttgart, aber so ähnlich hat es sich in den meissten Städten abgespielt. Häufig werden die Bomben des 2.Weltkrieges als Grund für die Häßlichkeit der Städte genannt, aber aus meiner Sicht ist nach dem 2.Weltkrieg das meisste falsch gemacht worden.

Wird man aus den deutschen Städten wieder liebens- und Lebenswerte Orte erschaffen können ? Wenn ja, wie ?

Nach diesen ganzen Wellen ist noch der Tsunami zu erwähnen, der 70% der Bewohner ersetzt hat, und der dazu geführt hat, dass die Stadt heute selbst dann nicht mehr lebenswert wäre, wenn zu 100% aus Altbauvillen in Halbhöhenlage bestehend.

jack000
23.08.2010, 21:42
Sogar die Briten machen sich Gedanken um die häßlichen Seiten der Deutschen Nachkriegsachitektur : "Germany Comes to Terms with its Ugliest Buildings" http://www.spiegel.de/international/germany/0,1518,712535,00.html

Aber nein, an so häßliche Gebäude gewöhnen sollte man sich auf keinen Fall. Die Abrissbirne wird derartige Probleme erledigen müssen ... in der Hoffnung, dass nicht mal wieder verschlimmbessert wird.