marc
11.08.2010, 16:03
In dem neoatheistischen Weblog "Aufklärung 2.0" wurde heute über die aktuelle Ausgabe der "Free Inquiry" (ebenfalls neoatheistisch) berichtet, in der es über Zensur an US-amerikanischen Universitäten ging.
Die Kernaussage des Titels laute, daß die Zensurvorstöße "fast ausschließlich" von einer Gruppe stammen würden, die der Blogautor als "postmodernistische Linke" bezeichnet. Sehr selten hingegen hätten Christen und Rechte versucht, Zensur auszuüben und "mehrmals" hätten atheistische Organisationen versucht, auch die Meinungsfreiheit von Christen zu verteidigen.
Nach einer kurzen Ausführung über entsprechende "Speech Codes" werden konkrete Beispiele angeführt:
In einem Fall hat eine Hilfskraft an der Universität von Indiana, ein Buch über den Ku-Klux-Klan gelesen. Obwohl das Buch dem Klan sehr kritisch gegenüberstand, wurde Sampson schuldig befunden, „offen ein Buch gelesen zu haben, das mit einem historisch und rassisch schrecklichen Thema zusammenhängt, während seine schwarzen Mitarbeiter anwesend waren“.
In einem anderen Fall hat die Studentin Stephanie Grace in einer privaten E-Mail im Anschluss an eine Diskussion mit ihren Freunden ihre Meinung zum Thema „Rasse und Intelligenz“ zum Ausdruck gebracht, das im Anschluss an die Debatte um das Buch „The Bell Curve“ immer wieder einmal aufgekommen ist. In ihrer Mail hat sie geschrieben: „Ich würde die Möglichkeit absolut nicht ausschließen, dass Afro-Amerikaner im Durchschnitt genetisch prädisponiert sind, weniger intelligent zu sein. Ich könnte natürlich auch überzeugt werden, dass wir nach einer Kontrolle der richtigen Variablen sehen würden, dass sie tatsächlich genauso intelligent sind wie Weiße unter den selben Bedingungen. [...] Ich würde nur gerne ein paar wissenschaftliche Daten sehen, welche die genetische Position widerlegen und es ist oftmals schwer, kulturelle Aspekte zu quantifizieren.“
Die Mail wurde ohne Wissen der Studentin veröffentlicht und sie wurde im Netz als Rassistin bezeichnet und öffentlich von der Dekanin ihrer Universität, der Harvard Law School, für ihren Kommentar zurechtgewiesen, obwohl sie schon dazu gezwungen worden war, sich zu entschuldigen. Die Dekanin, Martha Minow, stellte fest: „Wir ermutigen Meinungsfreiheit, aber Meinungsfreiheit sollte von Verantwortung begleitet werden.“ Und wer nicht die selbe Meinung hat wie die postmodernistische Führungsschicht der Universität, der handelt eben verantwortungslos.
Ein anderer Fall spielte sich in der Yale-Universität ab. Hintergrund ist der Beleidigungs-Wettbewerb, den sich Yale jedes Jahr anlässlich der Football-Meisterschaft mit Harvard liefert (eine dieser seltsamen Campus-Traditionen). Auf einem T-Shirt der Yale-Studenten stand ein Zitat von F. Scott Fitzgeralds halb-autobiografischen Roman This Side of Paradise, nämlich: „I think of all Harvard men as sissies“ und auf der Rückseite „WE AGREE“.
Einige Studenten behaupteten, dass „sissies“ eine schwulenfeindliche Beleidigung sei, obwohl der Begriff nicht so von Fitzgerald verwendet wurde und obwohl er gemeinhin so viel bedeutet wie „Weicheier“ oder „Memmen“ – eine recht gewöhnliche Art, ein gegnerisches Football-Team zu beleidigen. Nachdem sie Beschwerden erhalten hatte, griff die Yale-Dekanin Mary Miller ein und untersagte die Shirts als „nicht akzeptabel“. Ein Slogan aus den vergangenen Jahren lautete zum Beispiel „Harvard Sucks. But So Will I for Crack“.
Schwerwiegender ist die Zensur der dänischen Mohammed-Karikaturen in einem Buch über – die dänischen Mohammed-Karikaturen. Das Buch heißt The Cartoons That Shook the World vom Yale Universitätsverlag und Yale untersagte der Autorin Jytte Klausen, die Karikaturen darin abzudrucken. Die Vizepräsidentin und Sekretärin von Yale räumte ein, die Zensur sei begründet in einer unspezifischen, generellen Furcht vor vergeltender Gewalt.
2006 hat ein Verwalter der San Francisco State University eine Gruppe von Studenten vor das Uni-Gericht gezerrt, weil sie auf selbstgemachten Hezbollah- und Hamas-Flaggen herumgetreten hatten, was Teil einer Demonstration gegen Terrorgruppen gewesen ist. Seine Anschuldigung lautete, sie hätten „den Namen Allahs geschändet“, also gegen das Scharia-Recht verstoßen. Erst nach Monaten von öffentlichem Protest seitens FIRE hat man die Klage gegen die Studenten fallen gelassen.
In der Tufts-Universität (wo Daniel Dennett unterrichtet) wurde die Redaktion einer konservativen Studentenzeitschrift angeklagt, weil sie sich in einer satirischen Anzeige über die „Islamic Awareness Week“ der Universität lustig gemacht hatten. Sie verwiesen auf einige Koran-Zitate und die Zustände in islamischen Theokratien als Gegengewicht zu der positiven Darstellung des Islams während dieser Woche. Der Uni-Präsident zog die Anklage erst nach Protest von FIRE zurück.
2004 wurde dem Christian Student Fellowship vom Indian River Community College in Florida untersagt, Mel Gibsons Die Passion Christi bei einem Treffen der Gruppe zu zeigen. Dem College zufolge soll der Film „kontrovers“ sein und außerdem „R-Rated“ (ab 18). Das College hatte jedoch in den Vorjahren Filme mit dem R-Rating zugelassen. Zur selben Zeit, als das College die Aufführung des Films verboten hat, erlaubte sie eine Studentenproduktion, in der Studenten andeutungsweise zu einem Gemälde von Jesus Christus masurbierten. Sie nannten die Aufführung „Fucking for Jesus“.
2006 untersagte die Universität von Wisconsin-Eau Claire ihren Studenten, in ihren Schlafsälen die Bibel zu studieren. Die Bibelstudien waren freiwillig und wurden in der Freizeit abgehalten. Die Begründung für das Verbot lautete, die Bibelstudien machten die christlichen Studenten „nicht zugänglich“ für andere.
In der Universität von Northern Kentucky, der Universität von Wisconsin-Stevens-Point und der Missouri State University hatten Pro-Life-Gruppen die Erlaubnis erhalten, Kreuze aus Eis am Stil aufzustellen, die ihre Opposition gegen Abtreibung zum Ausdruck bringen. Die Kreuze wurden von Studenten zerstört. In Northern Kentucky stiftete sogar ein Professor seine Studenten dazu an, die Kreuze zu zerstören und damit ihr „Recht auf freie Meinungsäußerung“ zu gebrauchen. Den „Duke’s Students for Life“ wurde im letzten Moment untersagt, an einer Diskussion über Mutterschaft unter Studenten am Duke’s Women Center teilzunehmen.
In der York University in Toronto sollte es eine Debatte zwischen christlichen Pro-Lifern und Pro-Choice-Anhängern der „Freethinkers, Skeptics and Atheists of York University“ geben. Die York Federation of Students untersagte die Debatte, weil „Frauen ein Recht haben, mit ihren Körpern zu tun, was sie wollen“, wie die Sprecherin Kelly Holloway feststellte. Daraufhin verteidigten die Atheisten das Recht der Christen auf freie Rede.
In der Universität von Calgary in Alberta organisierte Campus Pro Life (CPL) das „Genocide Awareness Project“, wo sie Abtreibung mit dem Holocaust verglichen. CPL sollte daraufhin ihren Club-Status verlieren. Die University of Calgery Freethinkers haben in der Gauntlet-Universitätszeitung das Recht auf freie Rede der Pro-Life-Seite verteidigt.
In den Universitäten McGill in Quebec, Victoria in British Colombia und anderen Universitäten sollten die Pro-Life-Gruppen komplett verboten werden, was erneut auf Widerstand durch atheistische Studentengruppen stieß.
Eine gute Nachricht gibt es aber dennoch:
FIRE hat bislang jede der bislang 15 Gerichtsverhandlungen gegen Speech Codes für sich entschieden.
http://feuerbringer.com/2010/08/10/usa-zensur-in-universitaten/
Die Kernaussage des Titels laute, daß die Zensurvorstöße "fast ausschließlich" von einer Gruppe stammen würden, die der Blogautor als "postmodernistische Linke" bezeichnet. Sehr selten hingegen hätten Christen und Rechte versucht, Zensur auszuüben und "mehrmals" hätten atheistische Organisationen versucht, auch die Meinungsfreiheit von Christen zu verteidigen.
Nach einer kurzen Ausführung über entsprechende "Speech Codes" werden konkrete Beispiele angeführt:
In einem Fall hat eine Hilfskraft an der Universität von Indiana, ein Buch über den Ku-Klux-Klan gelesen. Obwohl das Buch dem Klan sehr kritisch gegenüberstand, wurde Sampson schuldig befunden, „offen ein Buch gelesen zu haben, das mit einem historisch und rassisch schrecklichen Thema zusammenhängt, während seine schwarzen Mitarbeiter anwesend waren“.
In einem anderen Fall hat die Studentin Stephanie Grace in einer privaten E-Mail im Anschluss an eine Diskussion mit ihren Freunden ihre Meinung zum Thema „Rasse und Intelligenz“ zum Ausdruck gebracht, das im Anschluss an die Debatte um das Buch „The Bell Curve“ immer wieder einmal aufgekommen ist. In ihrer Mail hat sie geschrieben: „Ich würde die Möglichkeit absolut nicht ausschließen, dass Afro-Amerikaner im Durchschnitt genetisch prädisponiert sind, weniger intelligent zu sein. Ich könnte natürlich auch überzeugt werden, dass wir nach einer Kontrolle der richtigen Variablen sehen würden, dass sie tatsächlich genauso intelligent sind wie Weiße unter den selben Bedingungen. [...] Ich würde nur gerne ein paar wissenschaftliche Daten sehen, welche die genetische Position widerlegen und es ist oftmals schwer, kulturelle Aspekte zu quantifizieren.“
Die Mail wurde ohne Wissen der Studentin veröffentlicht und sie wurde im Netz als Rassistin bezeichnet und öffentlich von der Dekanin ihrer Universität, der Harvard Law School, für ihren Kommentar zurechtgewiesen, obwohl sie schon dazu gezwungen worden war, sich zu entschuldigen. Die Dekanin, Martha Minow, stellte fest: „Wir ermutigen Meinungsfreiheit, aber Meinungsfreiheit sollte von Verantwortung begleitet werden.“ Und wer nicht die selbe Meinung hat wie die postmodernistische Führungsschicht der Universität, der handelt eben verantwortungslos.
Ein anderer Fall spielte sich in der Yale-Universität ab. Hintergrund ist der Beleidigungs-Wettbewerb, den sich Yale jedes Jahr anlässlich der Football-Meisterschaft mit Harvard liefert (eine dieser seltsamen Campus-Traditionen). Auf einem T-Shirt der Yale-Studenten stand ein Zitat von F. Scott Fitzgeralds halb-autobiografischen Roman This Side of Paradise, nämlich: „I think of all Harvard men as sissies“ und auf der Rückseite „WE AGREE“.
Einige Studenten behaupteten, dass „sissies“ eine schwulenfeindliche Beleidigung sei, obwohl der Begriff nicht so von Fitzgerald verwendet wurde und obwohl er gemeinhin so viel bedeutet wie „Weicheier“ oder „Memmen“ – eine recht gewöhnliche Art, ein gegnerisches Football-Team zu beleidigen. Nachdem sie Beschwerden erhalten hatte, griff die Yale-Dekanin Mary Miller ein und untersagte die Shirts als „nicht akzeptabel“. Ein Slogan aus den vergangenen Jahren lautete zum Beispiel „Harvard Sucks. But So Will I for Crack“.
Schwerwiegender ist die Zensur der dänischen Mohammed-Karikaturen in einem Buch über – die dänischen Mohammed-Karikaturen. Das Buch heißt The Cartoons That Shook the World vom Yale Universitätsverlag und Yale untersagte der Autorin Jytte Klausen, die Karikaturen darin abzudrucken. Die Vizepräsidentin und Sekretärin von Yale räumte ein, die Zensur sei begründet in einer unspezifischen, generellen Furcht vor vergeltender Gewalt.
2006 hat ein Verwalter der San Francisco State University eine Gruppe von Studenten vor das Uni-Gericht gezerrt, weil sie auf selbstgemachten Hezbollah- und Hamas-Flaggen herumgetreten hatten, was Teil einer Demonstration gegen Terrorgruppen gewesen ist. Seine Anschuldigung lautete, sie hätten „den Namen Allahs geschändet“, also gegen das Scharia-Recht verstoßen. Erst nach Monaten von öffentlichem Protest seitens FIRE hat man die Klage gegen die Studenten fallen gelassen.
In der Tufts-Universität (wo Daniel Dennett unterrichtet) wurde die Redaktion einer konservativen Studentenzeitschrift angeklagt, weil sie sich in einer satirischen Anzeige über die „Islamic Awareness Week“ der Universität lustig gemacht hatten. Sie verwiesen auf einige Koran-Zitate und die Zustände in islamischen Theokratien als Gegengewicht zu der positiven Darstellung des Islams während dieser Woche. Der Uni-Präsident zog die Anklage erst nach Protest von FIRE zurück.
2004 wurde dem Christian Student Fellowship vom Indian River Community College in Florida untersagt, Mel Gibsons Die Passion Christi bei einem Treffen der Gruppe zu zeigen. Dem College zufolge soll der Film „kontrovers“ sein und außerdem „R-Rated“ (ab 18). Das College hatte jedoch in den Vorjahren Filme mit dem R-Rating zugelassen. Zur selben Zeit, als das College die Aufführung des Films verboten hat, erlaubte sie eine Studentenproduktion, in der Studenten andeutungsweise zu einem Gemälde von Jesus Christus masurbierten. Sie nannten die Aufführung „Fucking for Jesus“.
2006 untersagte die Universität von Wisconsin-Eau Claire ihren Studenten, in ihren Schlafsälen die Bibel zu studieren. Die Bibelstudien waren freiwillig und wurden in der Freizeit abgehalten. Die Begründung für das Verbot lautete, die Bibelstudien machten die christlichen Studenten „nicht zugänglich“ für andere.
In der Universität von Northern Kentucky, der Universität von Wisconsin-Stevens-Point und der Missouri State University hatten Pro-Life-Gruppen die Erlaubnis erhalten, Kreuze aus Eis am Stil aufzustellen, die ihre Opposition gegen Abtreibung zum Ausdruck bringen. Die Kreuze wurden von Studenten zerstört. In Northern Kentucky stiftete sogar ein Professor seine Studenten dazu an, die Kreuze zu zerstören und damit ihr „Recht auf freie Meinungsäußerung“ zu gebrauchen. Den „Duke’s Students for Life“ wurde im letzten Moment untersagt, an einer Diskussion über Mutterschaft unter Studenten am Duke’s Women Center teilzunehmen.
In der York University in Toronto sollte es eine Debatte zwischen christlichen Pro-Lifern und Pro-Choice-Anhängern der „Freethinkers, Skeptics and Atheists of York University“ geben. Die York Federation of Students untersagte die Debatte, weil „Frauen ein Recht haben, mit ihren Körpern zu tun, was sie wollen“, wie die Sprecherin Kelly Holloway feststellte. Daraufhin verteidigten die Atheisten das Recht der Christen auf freie Rede.
In der Universität von Calgary in Alberta organisierte Campus Pro Life (CPL) das „Genocide Awareness Project“, wo sie Abtreibung mit dem Holocaust verglichen. CPL sollte daraufhin ihren Club-Status verlieren. Die University of Calgery Freethinkers haben in der Gauntlet-Universitätszeitung das Recht auf freie Rede der Pro-Life-Seite verteidigt.
In den Universitäten McGill in Quebec, Victoria in British Colombia und anderen Universitäten sollten die Pro-Life-Gruppen komplett verboten werden, was erneut auf Widerstand durch atheistische Studentengruppen stieß.
Eine gute Nachricht gibt es aber dennoch:
FIRE hat bislang jede der bislang 15 Gerichtsverhandlungen gegen Speech Codes für sich entschieden.
http://feuerbringer.com/2010/08/10/usa-zensur-in-universitaten/