ortensia blu
08.05.2005, 20:50
Sie haben einfach ihre Pflicht getan
Der Papst über die deutschen Soldaten
In dieser Stunde verbeugen wir uns in Ehrfurcht vor den Toten des Zweiten Weltkriegs; wir gedenken der vielen jungen Menschen aus unserer Heimat, deren Zukunft und Hoffnung in den blutigen Schlachten des Krieges zerstört wurde. Es muß uns als Deutsche schmerzlich berühren, daß ihr Idealismus und ihr Gehorsam dem Staat gegenüber von einem ungerechten Regime mißbraucht wurden. Aber das entehrt die jungen Menschen nicht, in deren Gewissen nur Gott hineinblicken kann. Und jeder steht einzeln mit seinem Weg und seinem Sterben vor Gott, in dessen barmherziger Güte wir alle unsere Toten geborgen wissen. Sie haben ganz einfach ihre Pflicht - wenn auch oft unter furchtbarem inneren Ringen, Zweifeln und Fragen - zu tun versucht ...
Daß die Politik der Versöhnung siegte, ist das Verdienst einer Generation von Politikern, für die die Namen Adenauer, Schumann, de Gasperi, de Gaulle stehen. Dies waren Menschen von nüchternem Verstand und politischem Realismus, aber dieser Realismus stand auf dem festen Boden des christlichen Ethos, das sie als das Ethos der gereinigten Vernunft erkannten...
...
Die Toten ... fragen uns: Was tut ihr für den Frieden? Sie warnen uns vor einem Staat, der die Fundamente des Rechts verliert, der seine Wurzeln abschneidet. Die Erinnerung an das Unrecht des Zweiten Weltkriegs und an die große Geschichte der Versöhnung, die ihm gottlob in Europa gefolgt ist - diese Erinnerung zeigt uns, wo die heilenden Kräfte sind. Nur wenn wir Gott in die Welt hineinlassen, kann die Erde hell und kann die Welt menschlich sein.
Joseph Ratzinger: Werte in Zeiten des Umbruchs, Herder, 2005
Artikel erschienen am 8. Mai 2005
http://www.wams.de/data/2005/05/08/715843.html
Der Papst über die deutschen Soldaten
In dieser Stunde verbeugen wir uns in Ehrfurcht vor den Toten des Zweiten Weltkriegs; wir gedenken der vielen jungen Menschen aus unserer Heimat, deren Zukunft und Hoffnung in den blutigen Schlachten des Krieges zerstört wurde. Es muß uns als Deutsche schmerzlich berühren, daß ihr Idealismus und ihr Gehorsam dem Staat gegenüber von einem ungerechten Regime mißbraucht wurden. Aber das entehrt die jungen Menschen nicht, in deren Gewissen nur Gott hineinblicken kann. Und jeder steht einzeln mit seinem Weg und seinem Sterben vor Gott, in dessen barmherziger Güte wir alle unsere Toten geborgen wissen. Sie haben ganz einfach ihre Pflicht - wenn auch oft unter furchtbarem inneren Ringen, Zweifeln und Fragen - zu tun versucht ...
Daß die Politik der Versöhnung siegte, ist das Verdienst einer Generation von Politikern, für die die Namen Adenauer, Schumann, de Gasperi, de Gaulle stehen. Dies waren Menschen von nüchternem Verstand und politischem Realismus, aber dieser Realismus stand auf dem festen Boden des christlichen Ethos, das sie als das Ethos der gereinigten Vernunft erkannten...
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Die Toten ... fragen uns: Was tut ihr für den Frieden? Sie warnen uns vor einem Staat, der die Fundamente des Rechts verliert, der seine Wurzeln abschneidet. Die Erinnerung an das Unrecht des Zweiten Weltkriegs und an die große Geschichte der Versöhnung, die ihm gottlob in Europa gefolgt ist - diese Erinnerung zeigt uns, wo die heilenden Kräfte sind. Nur wenn wir Gott in die Welt hineinlassen, kann die Erde hell und kann die Welt menschlich sein.
Joseph Ratzinger: Werte in Zeiten des Umbruchs, Herder, 2005
Artikel erschienen am 8. Mai 2005
http://www.wams.de/data/2005/05/08/715843.html