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Vollständige Version anzeigen : Deutschland vertreibt das Kapital



ortensia blu
01.05.2005, 21:46
Die soziale Verantwortung des Unternehmers liegt darin, Gewinn zu erwirtschaften
von Patrick Adenauer

Die inkompetente "Kapitalismus-Schelte" des SPD-Vorsitzenden Müntefering und anderer Sozialisten (auch über die SPD hinaus) stellt sich seltsam dar in einem Land, dessen gegenwärtig deprimierendes Hauptmerkmal der Mangel an "Kapitalismus" und "Kapital" ist.

Ein marktwirtschaftlich besser aufgestelltes Land nach dem anderen zieht an uns vorbei: Irland und Großbritannien etwa, Finnland, Holland, selbst Estland und Island! Die Politik kämpft verzweifelt mit Problemen, die wir ohne ihre falschen Eingriffe gar nicht hätten. Die hohe Staatsquote, enorme Steuer- und Sozialabgaben, ein Umverteilungsvolumen von einem Drittel des Bruttosozialprodukts, die Weltmeisterschaft in Gesetzen und Verordnungen - all dies kann kein Land des "Kapitals" sein oder werden.
....
Es ist keineswegs die Pflicht und Schuldigkeit des deutschen Unternehmers, mit dem Deutschlandlied auf den Lippen entweder in Insolvenz zu gehen oder aber so kümmerlich dahinzukrebsen, wie das viele mittelständische Unternehmen unter der bürokratischen Diktatur des Wohlfahrtsstaates tun.

Wo soll das "Glaubwürdigkeitsproblem" der Unternehmer liegen? Wenn der Staat Nichtarbeit nicht so hoch belohnen würde und der Arbeitsmarkt nicht von einem Machtkartell, das die Preise hochhält, beherrscht würde, hätten wir Vollbeschäftigung. Arbeitslosenzahlen und der Grad der Regulierung des Arbeitsmarktes korrespondieren miteinander.

Die soziale Verantwortung eines Unternehmers zeigt sich primär darin, den Kunden Nutzen zu bringen. Gewinn und Rendite sind Zeichen des Erfolges. Arbeitsplätze entstehen so automatisch. Seine primäre "soziale Verantwortung" ist es also, Märkten und Kunden zu dienen, nicht den eigenen Beschäftigten. Diese wird er fordern und fördern, hegen und pflegen, will er erfolgreich bleiben. Sie sind sein "höchstes Gut".

Der Unternehmer ist ein professioneller Knappheitsüberwinder. Sein Ethos und sein zentraler Auftrag ist, das Brot zu vermehren, nicht es - im Zeichen etwa der "sozialen Gerechtigkeit" - zu teilen. Die Unternehmer erzeugen "das Brot" - und die Politiker schneiden es dann nach ihrem Belieben zurecht. Den "Primat der Politik wiederherstellen", fordert Müntefering. Dabei hat die Politik den Bedürfnissen der Bürger zu dienen und nicht die Wirtschaft zu beherrschen.

Der Siegeszug des "Kapitals" ist auch international von großem Vorteil, je beweglicher es ist, desto mehr. Bei Ländern, die sich in die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung eingegliedert haben, steigen Wohlstand, Lebenserwartung und Bildungsniveau. Indien und China sind die bekanntesten neuen Aufsteiger. Irland wurde zu einem führenden Land in der EU dadurch, daß es Investoren wie "Heuschrecken" anzieht. Diese wunderbaren "Heuschrecken" grasen aber das Land nicht ab, sondern tragen zu dessen Wohlstand bei.

Nach den Statistiken des "World Economic Freedom Report" besteht zwischen dem Grad der Freiheit des Kapitals und dem Wohlstand ein direkter Zusammenhang. Die unfreiesten Länder sind zudem die ärmsten. ...

Es ist eine Tragödie, daß in Deutschland das "Kapital" - und seine Vermehrung - beschädigt, beschimpft und auf Dauer vertrieben wird. Was wäre denn, wenn die Banken ins Ausland gingen? Allein nur schon die Deutsche Bank? Glücklicherweise setzen die internationalisierten Märkte diesem Treiben gewisse Grenzen.
Im Unterschied zur Politik kann das "Kapital" nicht mit Zwangsmitteln arbeiten, es muß durch Leistung überzeugen. Keine Firma der Welt kann Kunden zur Abnahme ihrer Leistungen oder Güter zwingen, wohl tut dies aber die Politik in dem sogenannten Wohlfahrtsstaat mit seiner Zwangsfinanzierung und seinen Zwangsverträgen. Jede Ausgabe des Staates beruht auf einem Verzicht des Bürgers, hat Ludwig Erhard einmal gesagt. Es sollte darum heißen: Kapital: ja bitte! Und möglichst viel davon! Und: sowenig Staat wie nötig. Im Grunde haben wir Unternehmer gegenwärtig vor allem eine Bitte an den deutschen Staat: Geh mir aus der Sonne!

Der Autor ist Unternehmer in Köln. Der Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers wird heute zum Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU) gewählt
____________________

In Düsseldorf mußte Münte vor fliegenden Eiern geschützt werden: Lügner, Lügner, riefen die Arbeiter...

derNeue
01.05.2005, 22:12
Die soziale Verantwortung des Unternehmers liegt darin, Gewinn zu erwirtschaften
von Patrick Adenauer

Die inkompetente "Kapitalismus-Schelte" des SPD-Vorsitzenden Müntefering und anderer Sozialisten (auch über die SPD hinaus) stellt sich seltsam dar in einem Land, dessen gegenwärtig deprimierendes Hauptmerkmal der Mangel an "Kapitalismus" und "Kapital" ist.

Ein marktwirtschaftlich besser aufgestelltes Land nach dem anderen zieht an uns vorbei: Irland und Großbritannien etwa, Finnland, Holland, selbst Estland und Island! Die Politik kämpft verzweifelt mit Problemen, die wir ohne ihre falschen Eingriffe gar nicht hätten. Die hohe Staatsquote, enorme Steuer- und Sozialabgaben, ein Umverteilungsvolumen von einem Drittel des Bruttosozialprodukts, die Weltmeisterschaft in Gesetzen und Verordnungen - all dies kann kein Land des "Kapitals" sein oder werden.
....
Es ist keineswegs die Pflicht und Schuldigkeit des deutschen Unternehmers, mit dem Deutschlandlied auf den Lippen entweder in Insolvenz zu gehen oder aber so kümmerlich dahinzukrebsen, wie das viele mittelständische Unternehmen unter der bürokratischen Diktatur des Wohlfahrtsstaates tun.

Wo soll das "Glaubwürdigkeitsproblem" der Unternehmer liegen? Wenn der Staat Nichtarbeit nicht so hoch belohnen würde und der Arbeitsmarkt nicht von einem Machtkartell, das die Preise hochhält, beherrscht würde, hätten wir Vollbeschäftigung. Arbeitslosenzahlen und der Grad der Regulierung des Arbeitsmarktes korrespondieren miteinander.

Die soziale Verantwortung eines Unternehmers zeigt sich primär darin, den Kunden Nutzen zu bringen. Gewinn und Rendite sind Zeichen des Erfolges. Arbeitsplätze entstehen so automatisch. Seine primäre "soziale Verantwortung" ist es also, Märkten und Kunden zu dienen, nicht den eigenen Beschäftigten. Diese wird er fordern und fördern, hegen und pflegen, will er erfolgreich bleiben. Sie sind sein "höchstes Gut".

Der Unternehmer ist ein professioneller Knappheitsüberwinder. Sein Ethos und sein zentraler Auftrag ist, das Brot zu vermehren, nicht es - im Zeichen etwa der "sozialen Gerechtigkeit" - zu teilen. Die Unternehmer erzeugen "das Brot" - und die Politiker schneiden es dann nach ihrem Belieben zurecht. Den "Primat der Politik wiederherstellen", fordert Müntefering. Dabei hat die Politik den Bedürfnissen der Bürger zu dienen und nicht die Wirtschaft zu beherrschen.

Der Siegeszug des "Kapitals" ist auch international von großem Vorteil, je beweglicher es ist, desto mehr. Bei Ländern, die sich in die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung eingegliedert haben, steigen Wohlstand, Lebenserwartung und Bildungsniveau. Indien und China sind die bekanntesten neuen Aufsteiger. Irland wurde zu einem führenden Land in der EU dadurch, daß es Investoren wie "Heuschrecken" anzieht. Diese wunderbaren "Heuschrecken" grasen aber das Land nicht ab, sondern tragen zu dessen Wohlstand bei.

Nach den Statistiken des "World Economic Freedom Report" besteht zwischen dem Grad der Freiheit des Kapitals und dem Wohlstand ein direkter Zusammenhang. Die unfreiesten Länder sind zudem die ärmsten. ...

Es ist eine Tragödie, daß in Deutschland das "Kapital" - und seine Vermehrung - beschädigt, beschimpft und auf Dauer vertrieben wird. Was wäre denn, wenn die Banken ins Ausland gingen? Allein nur schon die Deutsche Bank? Glücklicherweise setzen die internationalisierten Märkte diesem Treiben gewisse Grenzen.
Im Unterschied zur Politik kann das "Kapital" nicht mit Zwangsmitteln arbeiten, es muß durch Leistung überzeugen. Keine Firma der Welt kann Kunden zur Abnahme ihrer Leistungen oder Güter zwingen, wohl tut dies aber die Politik in dem sogenannten Wohlfahrtsstaat mit seiner Zwangsfinanzierung und seinen Zwangsverträgen. Jede Ausgabe des Staates beruht auf einem Verzicht des Bürgers, hat Ludwig Erhard einmal gesagt. Es sollte darum heißen: Kapital: ja bitte! Und möglichst viel davon! Und: sowenig Staat wie nötig. Im Grunde haben wir Unternehmer gegenwärtig vor allem eine Bitte an den deutschen Staat: Geh mir aus der Sonne!

Der Autor ist Unternehmer in Köln. Der Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers wird heute zum Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer (ASU) gewählt
____________________

In Düsseldorf mußte Münte vor fliegenden Eiern geschützt werden: Lügner, Lügner, riefen die Arbeiter...

:top:
Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich diesen Artikel in der Arena poste...

Roberto Blanko
01.05.2005, 22:14
:top:
Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich diesen Artikel in der Arena poste...

Gähn...

Hat sie sicher nicht.

derNeue
01.05.2005, 22:20
Gähn...

Hat sie sicher nicht.
Wieso "gähn"?
Ich wußte gar nicht, daß Du jetzt ein Fan von Karl Martells antikapitalistischen Theorien geworden bist. So trifft sich links und rechts, wenn es weit genug ins Extreme geht. :D

Roberto Blanko
01.05.2005, 22:22
Wieso "gähn"?
Ich wußte gar nicht, daß Du jetzt ein Fan von Karl Martells antikapitalistischen Theorien geworden bist. So trifft sich links und rechts, wenn es weit genug ins Extreme geht. :D

Also mit K. Martell habe ich wohl sicherlich relativ wenig am Hut. Aber Du darfst gerne weiter verallgemeinern, auch wenn du hier kein mod bist.

Manfred_g
01.05.2005, 23:55
Die soziale Verantwortung des Unternehmers liegt darin, Gewinn zu erwirtschaften
von Patrick Adenauer
...


Guter Artikel. Leider werden die Deutschen eher vor die Hunde gehen, als wie andere Marktwirtschaften diese einfachen Zusammenhänge zu begreifen.

Gut, daß es in Deutschland keine Pisa-Studie für Erwachsene gibt! :flop:

ortensia blu
02.05.2005, 00:07
:top:
Ich hoffe, Du hast nichts dagegen, wenn ich diesen Artikel in der Arena poste...

Nein, natürlich nicht!

Alles was der Aufklärung dient, kann gar nicht genug Verbreitung finden!

Roberto Blanko
02.05.2005, 00:13
Nein, natürlich nicht!

Alles was der Aufklärung dient, kann gar nicht genug Verbreitung finden!

Aufklärung? Der war gut, E...

Stephan
02.05.2005, 08:00
Die soziale Verantwortung des Unternehmers liegt darin, Gewinn zu erwirtschaften
:rofl:

Köstlich!!!

Natürlich ist es das Ziel eines Unternehmers, Gewinne zu erwirtschaften. Allerdings ist die einzige soziale Verantwortung, die er damit übernimmt, die Verantwortung für sich selbst und vielleicht die für seine Familie.

Der britische Philosoph und Ökonom Adam Smith hat einmal gesagt, Kapitalismus sei zwar notwendig, aber man müsse sich darüber bewusst sein, dass die Unternehmer ihre eigenen Interessen verfolgen und versuchen, die Öffentlichkeit zu täuschen.


Ein marktwirtschaftlich besser aufgestelltes Land nach dem anderen zieht an uns vorbei: Irland und Großbritannien etwa, Finnland, Holland, selbst Estland und Island! Die Politik kämpft verzweifelt mit Problemen, die wir ohne ihre falschen Eingriffe gar nicht hätten. Die hohe Staatsquote, enorme Steuer- und Sozialabgaben...
Die Unternehmer (Kapitalisten) kann Herr Adenauer hier wohl kaum gemeint haben, als er von hoher Staatsquote und enormen Steuer- und Sozialabgaben sprach.

Steuern für den gewöhnlichen Bürger rauf, für Unternehmen und Wohlhabende runter - das ist doch das "Allroundrezept", mit dem die Politik seit Jahren agiert.

Wir können ja mal die Steuerlast für Unternehmer auf das Niveau anheben, wie es in einigen unserer europäischen Nachbarstaaten derzeit Realität ist.

Beispiel: allgemeiner Unternehmenssteuersatz für Deutschland: 16% (Quelle: Bundesministerium für Finanzen).

Zum Vergleich: Dänemark und Schweden: jeweils 25%, Finnland: 22%, Frankreich: 19,6%, Niederlande: 19%.

Das würde zig-Milliarden Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen für den blanken Hans bringen - mal sehen, was dann Herr Adenauer dazu meint!


...ein Umverteilungsvolumen von einem Drittel des Bruttosozialprodukts, die Weltmeisterschaft in Gesetzen und Verordnungen - all dies kann kein Land des "Kapitals" sein oder werden.
Das der Gesetzesdjungel dringend gerodet gehört, steht außer Frage.

Nur von welcher "Umverteilung" mag Herr Adenauer hier wohl gesprochen haben?


Gewinn und Rendite sind Zeichen des Erfolges. Arbeitsplätze entstehen so automatisch.
Deutsche Bank: im ersten Quartal 2005 verdiente sie 1,1 (Vorjahr 0,94) Milliarden Euro - rund 300 Millionen Euro mehr als von Analysten erwartet.

Zum Dank wird die Deutsche Bank netto 1920 Stellen in Deutschland - weltweit sind es 6400 - abbauen.

Wie wir an Hand dieses Beispiels eindrucksvoll feststellen können, entstehen Arbeitsplätze ja "automatisch"! :D


Seine primäre "soziale Verantwortung" ist es also, Märkten und Kunden zu dienen, nicht den eigenen Beschäftigten.
Ich kann keinerlei soziale Aspekte in den völlig selbstverständlichen Absichten eines Unternehmers sehen, Geld zu verdienen und deshalb seine Kunden verhätscheln zu müssen.


Der Autor ist Unternehmer in Köln.
Hätte ich ja niemals vermutet... ;)

MfG
Stephan

Leyla
02.05.2005, 10:12
Die soziale Verantwortung eines Unternehmers zeigt sich primär darin, den Kunden Nutzen zu bringen. Gewinn und Rendite sind Zeichen des Erfolges. Arbeitsplätze entstehen so automatisch. Seine primäre "soziale Verantwortung" ist es also, Märkten und Kunden zu dienen, nicht den eigenen Beschäftigten. Die meisten potenziellen Kunden sind allerdings auch irgendwo beschäftigt.

Wenn jeder Unternehmer die eigenen Leute so knapp wie möglich hält und sich darauf verlässt, dass schon genügend andere Unternehmer die Löhne und Gehälter zahlen werden, die zur Erhaltung der Kaufkraft notwendig sind, dann befinden wir uns ganz schnell in einer Abwärtsspirale.

So fahren die Jungs doch nur ihr eigenes System gegen die Wand. Wenn es nicht so lange dauern würde und nicht so viele Menschen daran verzweifeln würden, hätte ich kein Problem damit.

Manfred_g
02.05.2005, 23:58
Die meisten potenziellen Kunden sind allerdings auch irgendwo beschäftigt.

Wenn jeder Unternehmer die eigenen Leute so knapp wie möglich hält und sich darauf verlässt, dass schon genügend andere Unternehmer die Löhne und Gehälter zahlen werden, die zur Erhaltung der Kaufkraft notwendig sind, dann befinden wir uns ganz schnell in einer Abwärtsspirale.

So fahren die Jungs doch nur ihr eigenes System gegen die Wand. Wenn es nicht so lange dauern würde und nicht so viele Menschen daran verzweifeln würden, hätte ich kein Problem damit.

Du sympathisierst also mit dem Kommunismus, weils da noch schneller ginge? ?(

Eisbrecher
03.05.2005, 01:38
:rofl:

Köstlich!!!

Natürlich ist es das Ziel eines Unternehmers, Gewinne zu erwirtschaften. Allerdings ist die einzige soziale Verantwortung, die er damit übernimmt, die Verantwortung für sich selbst und vielleicht die für seine Familie.

Der britische Philosoph und Ökonom Adam Smith hat einmal gesagt, Kapitalismus sei zwar notwendig, aber man müsse sich darüber bewusst sein, dass die Unternehmer ihre eigenen Interessen verfolgen und versuchen, die Öffentlichkeit zu täuschen.


Mag ja vorkommen, aber letztendlich ist staatlicher Interventionismus schädlicher als das Handeln der Unternhemen. Staatsversagen kommt weitaus öfter vor als "Marktversagen".



Die Unternehmer (Kapitalisten) kann Herr Adenauer hier wohl kaum gemeint haben, als er von hoher Staatsquote und enormen Steuer- und Sozialabgaben sprach.

Steuern für den gewöhnlichen Bürger rauf, für Unternehmen und Wohlhabende runter - das ist doch das "Allroundrezept", mit dem die Politik seit Jahren agiert.


Es wird eben ein unfinanzierbares Sozialnetz am Leben erhalten, was immense Summen verschlingt. Ohne radikale Ausgabenkürzungen auf Staatsseite wird es auch nicht zu einer Senkung des Steueraufwands kommen.


Wir können ja mal die Steuerlast für Unternehmer auf das Niveau anheben, wie es in einigen unserer europäischen Nachbarstaaten derzeit Realität ist.

Beispiel: allgemeiner Unternehmenssteuersatz für Deutschland: 16% (Quelle: Bundesministerium für Finanzen).

Zum Vergleich: Dänemark und Schweden: jeweils 25%, Finnland: 22%, Frankreich: 19,6%, Niederlande: 19%.


Wobei diese Länderweitaus weniger Bürokratie, Lohnnebenkosten und Energiekosten aufweisen. De facto ist es doch ein Nullsummenspiel: Das was den Unternehmen durch Steuersenkungen sparen müssen sie an anderer Stelle draufzahlen. Seit 1998 ist der staatsanteil am Strompreis von 25% auf 40% gestiegen (EEG-Abgabe, Stromsteuer und Mehrwertsteuer sei dank).


Das würde zig-Milliarden Euro an zusätzlichen Steuereinnahmen für den blanken Hans bringen - mal sehen, was dann Herr Adenauer dazu meint!


Das der Gesetzesdjungel dringend gerodet gehört, steht außer Frage.

Nur von welcher "Umverteilung" mag Herr Adenauer hier wohl gesprochen haben?


Deutsche Bank: im ersten Quartal 2005 verdiente sie 1,1 (Vorjahr 0,94) Milliarden Euro - rund 300 Millionen Euro mehr als von Analysten erwartet.

Zum Dank wird die Deutsche Bank netto 1920 Stellen in Deutschland - weltweit sind es 6400 - abbauen.

Wie wir an Hand dieses Beispiels eindrucksvoll feststellen können, entstehen Arbeitsplätze ja "automatisch"! :D



Warum sollte die Deutsche Bank Jobs erhalten die sie nicht mehr braucht? Ein Unternehmen ist eben kein Sozialamt. Ein Unternehmen welches keinen Gewinn erwirtschaftet wird langfristig pleite gehen, was alle Arbeitsplätze im betrieb gefährdet.
Der Arbeitsplatzabbau bei der DB dürfte eher mit der digitalisierung und neuen Techniken zusammenhängen, die menschliche Arbeitskräfte ersetzt. Dieser Vorgang ehatten auch schon die schlesischen Weber zu spüren bekommen.



Ich kann keinerlei soziale Aspekte in den völlig selbstverständlichen Absichten eines Unternehmers sehen, Geld zu verdienen und deshalb seine Kunden verhätscheln zu müssen.


Ich zitiere an dieser Stelle Hayek:
"Die Situation der Armen war nie besser als in den Zeiten des freien Marktes. Wenn man erst mal damit anfängt, die zehn Prozent der Bevölkerung mit dem jeweils niedrigsten Einkommen ‚die Armen’ zu nennen, dann wird es immer Arme geben, weil einige immer diese zehn Prozent sein müssen. Jede Handlungsweise der Regierung aber, die sich dauerhaft als direktes Ziel die Wohlfahrt der Armen vornimmt, muss letztlich zur Zerstörung des Marktes Marktes führen und damit zur Zerstörung des Wachstums des Gesamteinkommens, von welchem die Hoffnungen der Armen wirklich abhängen."

Eisbrecher
03.05.2005, 01:48
Die meisten potenziellen Kunden sind allerdings auch irgendwo beschäftigt.

Wenn jeder Unternehmer die eigenen Leute so knapp wie möglich hält und sich darauf verlässt, dass schon genügend andere Unternehmer die Löhne und Gehälter zahlen werden, die zur Erhaltung der Kaufkraft notwendig sind, dann befinden wir uns ganz schnell in einer Abwärtsspirale.

So fahren die Jungs doch nur ihr eigenes System gegen die Wand. Wenn es nicht so lange dauern würde und nicht so viele Menschen daran verzweifeln würden, hätte ich kein Problem damit.



Es ist ein Irrglaube das Konsum Wohlstand schaffen würde.
Staatlich oder gewerkschaftlich diktierter Konsum setzt völlig falsche Signale an den Markt und lenkt das Geld in falsche Bereiche.
(Ganz davon abgesehen, daß staatlich oder gewerkschaftlich diktirte Löhne welche über dem normalen marktpreis liegen Arbeitslosigkeit verursachen.)


Insofern stelle ich mal einen ganz guten Artikel herein, welcher zwar recht lang, aber dafür sehr lesenswert ist:


Warum Konsum nicht reich machen kann

Im folgenden soll der Frage nachgegangen werden, ob Konsum eine Gesellschaft reicher machen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir uns nicht gleich in medias res stürzen, sondern uns Schritt für Schritt dieser Fragestellung annähern. Hiezu werden wir zunächst den Produktionsprozeß in einer nicht-monetären, d.h. "Robinson Crusoe"-Ökonomie betrachten, im zweiten Schritt das Modell um Geld und damit um die Möglichkeit der Cashhaltung oder Geldhortung erweitern, um mit dem in den ersten beiden Schritten erarbeiteten theoretischen Werkzeugen die Keynesianische Stagnations- bzw. Underconsumption-Theorie zu analysieren.

Als ersten Schritt diskutieren wir im Folgenden das Phänomen der Zeitpräferenzrate. Anhand der Analyse des Verhaltens einer alleinlebenden Person, Robinson Crusoe, soll diese verdeutlicht werden. Robinson Crusoe konsumiert jeden Tag 20 Äpfel, für deren Produktion, d.h. Pflücken, er den gesamten Arbeitstag verwenden muß. Aufgrund seiner unendlich hohen Zeitpräferenzrate vermag er es nicht, Ersparnisse aufzubauen, d.h. er verspeist jeden Tag alle 20 Äpfel. Mit der Zeitpräferenzrate beschreiben wir das universelle Phänomen, daß Menschen den Konsum eines heutigen Gutes dem Konsum ein und desselben Gutes zu einem späteren Zeitpunkt vorziehen. Je höher die Zeitpräferenzrate, desto mehr Wert wird heutigem Konsum beigemessen. Anders formuliert, je höher die Zeitpräferenzrate, desto reichlicher muß die Kompensation für den Verzicht auf heutigen Konsum ausfallen. Neben der Extremvariante einer unendlichen hohen Zeitpräferenzrate, die den sofortigen Verzehr aller Güter impliziert, betrachten wir der Vollständigkeit halber auch das Extrem am anderen Ende des Spektrums. Eine Zeitpräferenzrate von 0 würde bedeuten, daß aller Konsum auf morgen aufgeschoben würde. Robinson Crusoe würde keinen einzigen Apfel zu sich nehmen. Allein aus biologischen Überlegungen kann dieser Fall auf der Erde niemals auftreten, weswegen das Phänomen der Zeitpräferenzrate universell gültig sein muß.

Es ist klar ersichtlich, daß Robinson Crusoe ohne Veränderung seines Konsumverhaltens seine materielle Position nicht verbessern kann, da er den gesamten Tag arbeiten muß, um den, seinen Konsumwünschen entsprechenden, Arbeitsaufwand unterbringen zu können. In dem Augenblick jedoch, in dem er sein Konsumniveau hinunterschraubt, also zu sparen beginnt, setzt der Aufbau eines Kapitalstocks ein. Nehmen wir an, daß RC anstatt 20 Äpfel nur mehr 19 verspeist und 1 aufbewahrt (wir nehmen der Einfachheit halber weiters an, daß die Äpfel nicht verderben). Eine derartige Veränderung des Konsumverhaltens spiegelt eine Veränderung der Zeitpräferenzrate wieder, denn heutiger Konsum wurde relativ zu morgigem unwichtiger.

Der Vorgang des Konsumverzichts von 1 Apfel wiederholt sich insgesamt 19 Mal. Am Ende dieses Zeitraums hat er eine Tagesration an Äpfeln aufgespart. Diese kann er am 20. Tag entweder verkonsumieren, d.h. Freizeit genießen, oder er investiert diesen Tag in die Erforschung alternativer Arbeitsmethoden. Wählt er den Konsum, so findet er sich am darauffolgenden Tag wieder in der oben beschriebenen Anfangssituation wieder; keine Ersparnisse und eine Produktivität von 20 Äpfel pro Tag. Nützt er den Tag aber in zweiterer Weise, so erlaubt ihm die Produktion des Kapitalgutes "Erntebehelf Stock" die Ausweitung seiner täglichen Produktion von 20 auf 30 Stück. An dieser Stelle sei kurz darauf hingewiesen, daß Apfel (und Freizeit) und "Stock" zwei verschiedene Arten von Gütern sind. Ersterer dient der direkten Befriedigung eines Konsumbedürfnisses und wird daher Konsumgut oder Gut 1. Ordnung genannt, während zweiteres Gut nicht der direkten Befriedigung dient und daher Gut höherer Ordnung, im konkreten Fall 2. Ordnung, oder Kapitalgut genannt wird. Ersteres ist der Zweck/das Ziel des Produktionsprozeß, letzteres das Mittel zum Zweck.

Aus dieser Mittel-Zweck Relation kann klar abgeleitet werden, daß der Verzicht auf heutigen Konsum RC nicht schlechter gestellt hat. Die ursprüngliche Drosselung des Konsums von 20 auf 19 Äpfel hatte von Anfang an allein den Zweck die zukünftige Produktion auszuweiten (oder 1 Tag Freizeit zu genießen). Ansonsten hätte RC nie begonnen zu sparen. Wozu sollte er auch sonst die Mühe des Konsumverzichts auf sich nehmen? In unserem Beispiel führt der Verzicht auf 1 Apfel in der 1. Periode dazu, daß er in der 2. 10 Äpfel mehr genießen kann. Eine vergleichsweise höhere Zeitpräferenzrate würde bedeuten, daß RC eine Produktionsausweitung von mehr als 10 Äpfeln erwarten müßte, um auf den Konsum von 1 heutigen Apfel zu verzichten. Wäre seine Zeitpräferenzrate niedriger, dann hätte schon eine erwartete Steigerung von weniger als 10 Äpfeln gereicht.

Im nächsten Schritt werden wir die Analyse insofern erweitern, als daß wir den Effekt der Abnützung des Kapitalguts - Abschreibung - miteinbeziehen, nachdem wir die Situation ohne Abschreibung kurz abhandeln. In Abwesenheit von Abschreibung führt eine konstante Zeitpräferenzrate zu einer ständigen Ausweitung der Produktion und damit des Konsums. In den Zahlen unseres konkreten Beispiels weitet RC seinen Konsum auf 28,5 Äpfel/Tag aus und spart 1,5 Äpfel/Tag, was einer konstanten Sparquote von 5% entspricht. Nach 19 Tagen hat er wiederum genug angespart, um einen ganzen Tag in Forschung und Entwicklung zu investieren. Mittels seines neuen Kapitalguts "Leiter" und seines alten "Stockes" kann er die Produktion in der nächsten Periode weiter erhöhen, z.B. auf 38 Stück. Die wohlstandsmehrende Spirale setzt sich derart immer weiter fort. Als gewichtige Bremse in diesem Prozeß, die bisher ausgeblendet blieb, fungiert jedoch der allgegenwärtige Verschleiß der Kapitalgüter. Die Erweiterung unseres Modells um diesen Faktor wird dazu führen, daß, um das höhere Konsumniveau beibehalten zu können, die Beibehaltung der Sparquote unumgänglich wird.

Jedes Kapitalgut nutzt sich beim Gebrauch ab und verliert dadurch an Grenzproduktivität. In unserem Fall nehmen wir an, daß der "Stock" nach genau 19 Tagen vollkommen überholt werden muß, damit RC in der nächsten Periode von 19 Tagen weiterhin seine 30 Äpfel ernten kann. Führt er die nötigen Reparaturarbeiten nicht durch, dann kann er ab dem 20. Tag den "Stock" nicht mehr verwenden, was ihn wieder auf sein altes Niveau von 20 Äpfel/Tag zurückwirft. Verzichtet RC also nach Erstellung des "Stocks" auf das Sparen, weil er 30 Äpfel anstatt 28,5 konsumieren möchte, dann konsumiert er im wahrsten Sinne des Wortes seinen Kapitalstock. Wenn nun nach 19 Tagen der "Stock" nicht mehr einsatzfähig ist, fehlen RC die notwendigen Ersparnisse, um 1 Tag Arbeit in die Wiederherstellung des "Stocks" zu investieren.

Wie wirkt sich nun die die Erhöhung der Produktionsmenge auf die RCs Zeitpräferenzrate aus? Um diese Frage klären zu können, müssen wir in unserer Analyse zum Beginn der 2. Periode zurückkehren, also an den Tag, an dem RC zum ersten Mal 30 statt 20 Äpfel produzieren kann. Das Gesetz des abnehmenden Grenznutzens lehrt uns, daß der zusätzliche Nutzen einer jeden Einheit desselben Gutes immer niedriger ist als der der vorletzten Einheit. Daraus folgt unmittelbar, daß die Zeitpräferenzrate aufgrund des gesunkenen Grenznutzens des heutigen Konsums sinkt und, da die Sparquote die Inverse der Zeitpräferenzrate ist, die Sparquote steigt. Auf unser Beispiel umgelegt führt die Ausweitung der Produktion auf 30 Äpfel dazu, daß RCs Sparquote auf 10% steigt. Er konsumiert 27 Äpfel und spart jeden Tag 3; trotz Erhöhung der Sparquote steigt der Konsum kräftig an. Die erhöhte Sparquote reduziert logischerweise die für den Aufbau einer Tagesration Äpfel notwendige Zeitspanne. Nach 9 Tagen (beim alten Konsumniveau von 19 Äpfeln nach etwas mehr als 2 Tagen) hat RC schon genug angespart, um einen Tag anderwärtig als mit Produktion zu verbringen. Diesen Tag kann er z.B. zur Hälfte nutzen, um den "Stock" auf Vordermann zu bringen und zur Hälfte, um ihn weiterzuentwickeln und damit die Produktion noch weiter auszuweiten. Erhöhter Wohlstand kann sich auch dadurch ausdrücken, daß sich das Innovationstempo bei gleichbleibendem Konsumniveau immer stärker beschleunigt.

Zusammenfassend läßt sich daher folgendes sagen: Erstens, der Sinn und Zweck heutigen Konsumverzichts, sprich Sparen, liegt einzig und allein in dem Verlangen, morgen mehr konsumieren zu können. Zweitens, im Gegensatz zu Konsumgütern, dienen Kapitalgüter nur als Mittel zum Zweck der Produktionserhöhung. Ersparnisse werden nicht nur zur Herstellung eines Kapitalgutes benötigt, sondern auch, um die durch die Abnützung verursachte gesunkene Grenzproduktivität des Kapitalsgutes auszugleichen. Daher führt drittens jedes Absinken der Sparquote kurzfristig zu einer Erhöhung, langfristig jedoch zu einer Reduktion des Konsums, da die Kapitalgüter verzehrt werden. Und viertens signalisiert steigender Konsum höheren Wohlstand, liegt diesem aber nicht ursächlich zugrunde.

Als nächsten Schritt führen wir Geld ein, womit wir den analytischen Rahmen der RC-Ökonomie verlassen und uns den realen Verhältnissen einer Marktwirtschaft weiter annähern. Geld als allgemein akzeptiertes Tauschmittel zeichnet sich im Unterschied zu allen anderen Gütern dahingehend aus, daß es seinen Wert aus der Möglichkeit erhält, für alle anderen Güter eingetauscht werden zu können. Steigt die Kaufkraft jeder Einheit Geld, dann sinken alle Güterpreise und das Realeinkommen steigt. Im umgekehrten Fall, vulgo Inflation, sinkt die Kaufkraft jeder Einheit Geld und alle Güter werden - in Geldpreisen ausgedrückt - teurer.

In der Abwesenheit von Geld, kann RC sein Einkommen entweder konsumieren oder sparen, eine dritte Möglichkeit existiert nicht. Wie wir schon gesehen haben, bezeichnet der Ausdruck Zeitpräferenz das relative Verhältnis von Konsum und Sparen. Die Zeitpräferenzrate als "Preis" für den Konsumverzicht signalisiert - wie jeder andere Preis in einer Wirtschaft - den Unternehmern, wie knapp ein bestimmtes Gut relativ zu den Wünschen der Gesellschaft, in diesem Fall des Guts "Kapital", ist. Eine hohe gesellschaftliche Zeitpräferenzrate und damit ein hoher Zins impliziert eine umfassende Knappheit von Kapital und zwingt daher die Unternehmer das knappe Gut in genau diejenigen Produktionslinien zu investieren, die eine hohe Rendite versprechen. Diese kann nur dann realisiert werden, wenn in Zukunft die Konsumenten bereit sind für dieses Gut dementsprechend hohe Preise zu zahlen, weil sie dem Erwerb dieses Gutes einen sehr hohen Wert beimessen. Jede Investition, die am Konsumenten vorbei getätigt wird, vernichtet daher Kapital. Mutatis mutandis signalisiert eine niedrige Zeitpräferenzrate, daß den Individuen heutiger Konsum im Vergleich zu morgigem relativ unwichtig ist, wodurch wesentlich mehr Investitionen getätigt werden können. Zugleich heißt die Gesellschaft längere Produktionsprozesse willkommen. Die dadurch ermöglichte stärkere Arbeitsteilung erhöht die Produktivität und damit den Wohlstand noch zusätzlich. Im Gegensatz zu RC, muß jede Person in einer Geldwirtschaft noch eine dritte Entscheidung treffen, die von gänzlich anderer Natur ist: wie viel Geld gehalten werden soll. Diese Handlung wird häufig despektierlich als "Horten", neutraler als Geld-, Kassen- oder Cashhaltung bezeichnet.

Bevor auf die Auswirkungen des "Hortens" näher eingegangen wird, sei an dieser Stelle noch ein kurzer Exkurs zu der Frage erlaubt, warum Geld überhaupt existiert. Die Begründung ist in dem Umstand zu finden, daß Unsicherheit über zukünftige Ereignisse universell ist. Würde diese Unsicherheit wegfallen, d.h. jeder wüßte zu jedem Zeitpunkt ganz genau, wann er welche Quantität eines Produkts benötigt, dann müßte auch kein Geld gehalten werden. Das Phänomen des Zinses bzw. der Zeitpräferenz existiert in so einer Situation dennoch, wie das oben angeführte Beispiel (RC) ausführt. Daher ist Zins kein monetäres, sondern ein reales Phänomen und damit davon unabhängig, ob eine Wirtschaftsordnung kapitalistisch ist oder nicht.

Das folgende numerische Beispiel wird zeigen, daß die durch die subjektive Einschätzung der Markteilnehmer begründete Veränderung der Geldmenge weder negative Auswirkungen auf die Kapitalausstattung einer Volkswirtschaft hat, noch die Realeinkommen nach unten drückt. In einer freien Marktwirtschaft ist jeder Geldstock für eine Volkswirtschaft optimal. Das liegt daran, daß eine Verdopplung der Geldmenge das allgemeine Preisniveau verdoppelt, bzw. die Kaufkraft einer Geldeinheit halbiert. Dieses hypothetische Beispiel gleicht Friedmanns Helikopter und gilt nur bei diskreter Anwendung. Ähnlich argumentiert David Hume, der in seinem Beispiel "über Nacht" die Geldmenge verdoppeln ließ. Bei stetigem Verlauf, und das ist der der Realität entsprechende Prozeß, führt die Veränderung der zirkulierenden Geldmenge zu einer Veränderung der relativen Einkommen. Daher ist Geld, wie Mises zeigte, immer nicht-neutral. (Ein qualitativer Unterschied besteht jedoch zwischen einer marktwirtschaftlichen Veränderung der zirkulierenden Geldmenge, die die subjektiven Präferenzen aller Marktteilnehmer widerspiegelt und der Manipulation der Geldmenge durch die Zentralbank und/oder das fractional-reserve banking. Dieser Aspekt wird jedoch hier nicht näher behandelt.) Als Umkehrschluß folgt logisch, daß eine Halbierung der Geldmenge den Wohlstand nicht halbiert. Für den Wohlstand einer Gesellschaft ist allein die produzierte Gütermenge entscheidend, die, wie wir schon erörtert haben, von der Sparneigung einer Gesellschaft abhängt und nicht von der Anzahl der Nullen auf den Geldscheinen.

Ein Beispiel soll diesen Sachverhalt näher erläutern. Nehmen wir an, in einer Gesellschaft wird folgendes Verhalten beobachtet.

Y (Einkommen)= 100 Goldstücke
C (Konsum) = 80 GS
S (Sparen) = 20 GS (=Investition)

→ C/S=4; S/Y (Sparquote)=20%

Jetzt werden 20 von diesen 100 GS gehortet, d.h. weder ausgegeben, noch direkt investiert, sondern einfach als Geld gehalten. Daraus folgt, daß die zirkulierende Geldmenge auf 80 GS sinkt. Da aber die zur Verfügung stehende Gütermenge nicht sinkt, sinken nur die Preise eben dieser, oder in anderen Worten, die Kaufkraft jeder noch in Zirkulation befindlichen Geldeinheit (Purchasing Power of Money, PPM) steigt. Dies gilt für alle Preise in einer Volkswirtschaft, damit auch für die Löhne, und das volkswirtschaftliche Realeinkommen bleibt gleich. Nominell ist es natürlich um 20% gesunken, aber das hat keine Auswirkungen auf den Wohlstand. Auch wird das Verhältnis Konsum/Sparen durch eine Veränderung der Geldmenge nicht notwendigerweise berührt, da dieser Quotient allein von der Zeitpräferenz abhängt:

Da

Y = 80 (nominell, real bleibt es bei 100)
C = 64 (= real 80)
S = 16 (= real 20),

bleibt das Verhältnis C/S und S/Y konstant, weswegen es zu keiner "Deflationsspirale" kommt. Die Kapitalstruktur der Wirtschaft und damit die Produktionskapazitäten können ohne Probleme aufrechterhalten werden. Sollte das gehortete Geld nicht zu gleichen Teilen von C und S "abgezogen" werden, dann ändert dies die Zeitpräferenz der Person (bzw. Gesellschaft). Wird das ehemals gehortete Geld ohne Veränderung der Zeitpräferenzrate wieder dem Geldkreislauf zugeführt, dann führt dies nur zu einem Anstieg der Preise, d.h. zu einer Reduktion der Kaufkraft des Geldes.

Der Geldhorter wird daher zu Unrecht als Verursacher einer Wachstumsschwäche angesehen, ganz im Gegenteil, denn die von ihm verursachte Reduktion der umlaufenden Geldmenge erhöht die Kaufkraft all derjenigen, die nicht horten wollen. Daher ist es für alle anderen Marktteilnehmer vollkommen irrelevant, warum eine Person hortet. Wie jedes andere auf menschlichen Präferenzen beruhende Phänomen, verbleibt auch die Liquiditätspräferenz niemals konstant. Dennoch kann die Ursache für Veränderungen eindeutig benannt werden: Steigende Unsicherheit erhöht die Geldhaltung, während nachlassende Unsicherheit die Geldhaltung sinken läßt. Im Extremfall gänzlich abwesender Unsicherheit, ein Zustand, der wie schon oben erwähnt niemals auftreten kann, würde Geld vollkommen verschwinden. (Daher kommt Geld in neo-klassischen Gleichgewichtsmodellen nicht vor, was deren Irrelevanz für die Analyse menschlicher Handlungen aufs Neue bestätigt!)

Im Gegensatz zum Sparer, der - wie der Horter - von der, durch die Ausweitung der Produktion ständig steigenden Kaufkraft des Geldes profitiert, lukriert der Horter nur diese Kaufkraftprämie, während jeder Sparer noch zusätzlich den in der Zeitpräferenz begründeten Zinssatz erhält. Da der Zinssatz immer positiv sein muß, verzichtet der Horter mit seiner Entscheidung auf zusätzliches Einkommen. Natürlich darf nicht verschwiegen werden, daß der Sparer auch das zusätzliche Risiko eines partiellen oder totalen Verlustes seiner Ersparnisse trägt, für das er auch kompensiert werden muß. Dies gilt um so mehr in einem rein marktwirtschaftlichen Bankensystem, in dem Fractional-Reserve Banking verboten wäre, da es ein betrügerisches Pyramidenspiel ist. Sparen, d.h. das Anvertrauen von nicht-konsumierten und nicht-investiertem Geld an eine Bank, wäre daher investieren, denn der Sparer wird als direkter oder indirekter Teilhaber am Gewinn bzw. Verlust mitbeteiligt. Geldhortung wäre hingegen die risikolose und daher mit keinen monetären Erträgen verbundene Aufbewahrung von Ersparnissen. Dies unterscheidet sich fundamental von unserem heutigen Bankensystem, wo die ständige Ausweitung der Geldmenge immer einen nominell positiven Zinssatz garantiert.

Die Veränderung der zirkulierenden Geldmenge als Resultat der sich ständig verändernden subjektiven Einschätzung der Menschen ist ein ganz normaler Bestandteil ökonomischen Handelns. Daher geht das Argument in die Leere, wonach diese Unsicherheit Unternehmer in ihrer Tätigkeit negativ beeinflußt, denn es ist gerade die Aufgabe des Unternehmers die zukünftigen Präferenzen zu antizipieren und die Produktionsstrukturen darauf anzupassen. Unternehmer, die ein Absinken der zirkulierenden Geldmenge richtigerweise vorhersehen, was z B. zu einer Erhöhung der realen Schulden führt, werden diese Antizipation dementsprechend in die Ausgestaltung des Kreditvertrages mit einfließen lassen.

Die bisherigen Ausführungen haben uns die theoretischen Werkzeuge geliefert, die für die Widerlegung der Keynesianischen "Underconsumption-Theorie" unumgänglich sind. Keynes und seine Anhänger starten ihre Kritik an der Marktwirtschaft mit der Behauptung, wonach Arbeitslosigkeit selbst unter Vollauslastung der Wirtschaft auftreten kann, d.h. daß es "unfreiwillige" Arbeitslosigkeit gibt und zwar dann, wenn die Gesamtnachfrage zu gering ist. Die mangelnde Beschäftigung führe zu einem Preisverfall der Güter, da die ungenügende Nachfrage nicht ausreicht, die Gütermärkte zu räumen. Unweigerlich würden mehr Menschen arbeitslos, die die Nachfrage noch weiter nach unten drücken. Dieser Prozeß führe daher unabwendbar in eine Abwärtsspirale, die in Massenarbeitslosigkeit und Armut endet. Als Ursache für eine Wirtschaftskrise wird daher der mangelnde Konsum benannt, woher der Name "Underconsumption-Theorie" rührt. Um den Kapitalismus vor sich selbst zu retten, müsse laut Keynes der Staat nolens volens intervenieren. Denn allein dieser könne durch Ausweitung der Massenkaufkraft, z.B. mittels staatlicher Investitionsprogramme, die system-immanente Nachfrageschwäche des Kapitalismus überwinden. Im Extremfall könne das Wirtschaftswachstum auch durch das nur offensichtlich unsinnige Graben und sofortige Zuschütten von Löchern angekurbelt werden, so der für viele wichtigste Ökonom des 20. Jahrhunderts.

Die Keynessche Theorie strotzt vor so vielen Fehlern, daß eine ausführliche Diskussion an dieser Stelle nicht möglich ist. Daher werden wir uns auf die wichtigsten Aspekte beschränken. Zunächst ist Arbeitslosigkeit in einer freien Marktwirtschaft einfach nicht denkbar, sondern, wie so häufig, das Ergebnis staatlicher Interventionen. Wie in jedem anderen Gütermarkt auch, so signalisiert das Überangebot des Faktors "Arbeit", auch Arbeitslosigkeit genannt, eine Fixierung des Preises für den Faktor "Arbeit", sprich Lohn, über dem Marktpreis. Eine derartige strukturelle Verwerfung kann niemals am freien Markt auftreten, da der Nicht-Verkauf eines Produktes zu einem bestimmten Preis den Unternehmer dazu zwingt, den Preis solange zu senken, bis diese verkauft werden können. Erleidet er mit diesem Verhalten einen Verlust, so wird er dazu gedrängt, daß Kapital anderweitig einzusetzen und zwar derart, daß es wieder im Einklang mit den Präferenzen der Konsumenten steht. Jedoch würde niemals eine Person auf die Idee kommen, den Preis eines Gutes zu erhöhen, um damit die Absatzmenge zu erhöhen. Genau dies schlägt jedoch Keynes im Bereich der Löhne vor. Aus unerklärlichen Gründen soll das ökonomische Gesetz, wonach sinkende Preise zu einer Erhöhung der Nachfrage führen, für den Faktor "Arbeit" nicht gelten. Daher führen Lohnerhöhungen bzw. die Verhinderung der Anpassung der Lohnhöhe nach unten notwendigerweise zu einer höheren Arbeitslosigkeit und zu einer Verstetigung der Wirtschaftskrise.

Am freien Markt gibt es hingegen nur "freiwillige" Arbeitslosigkeit, d.h. die betreffende Person ist zur herrschenden Lohnhöhe nicht gewillt, die angebotene Arbeit zu akzeptieren, weil das höhere monetäre Einkommen den Disnutzen der Arbeit und den Entgang des Konsumgutes Freizeit nicht kompensieren kann. Diese Form der "Arbeitslosigkeit" nennt Mises "katallaktische Arbeitslosigkeit". Diese unterscheidet sich deutlich von der durch Preisfixierung verursachten "institutionellen" Arbeitslosigkeit, die auch Keynes beschreibt. In diesem Fall möchte die Person arbeiten, darf aber aufgrund gesetzlicher Bestimmungen selbst zu einem freiwillig akzeptierten Lohn unterhalb des Kollektivvertrages nicht in ein Arbeitsverhältnis eintreten bzw. führt die Preisfixierung oberhalb des Marktpreises dazu, daß ein institutionelles Überschußangebot des Faktors "Arbeit" besteht.

Hand in Hand mit Keynes Kritik geht sehr häufig die Vermengung von zwei gänzlich verschiedenen ökonomischen Problemstellungen. Arbeitslosigkeit resultiert aus der gesetzlich verhinderten Räumung des Arbeitsmarktes, während die Höhe des Reallohnes von der Höhe des Kapitalstocks abhängt. Ein allgemein sinkendes Lohnniveau bzw. eine steigende Arbeitslosigkeit trotz nicht steigender Reallöhne signalisiert daher ein Absinken des Kapitalstocks.

Zweitens tappt Keynes mit der Befürwortung staatlicher Investitionsprogramme in die "Broken Window Fallacy." Er beschreibt nur diejenigen Effekte, die gesehen werden (staatliche Investitionen) und weckt damit den Eindruck, daß der Staat quasi aus dem Nichts mehr Güter produzieren kann, was jedoch, wie oben ausführlich dargestellt, nur durch eine Reduktion der Zeitpräferenzrate zu erreichen ist. Die unrealisierten Ereignisse, d.h. den Umstand, daß die durch staatliche Investitionen verursachten Steuererhöhungen das verfügbare Einkommen jedes Konsumenten reduzieren und damit die Nachfrage nach vielen Gütern, bzw. daß der Crowding-Out Effekt private Investitionen reduziert, werden hingegen mit keinem Wort erwähnt. Da aber jedes Goldstück nur einmal ausgeben werden kann, führen staatliche Investitionsprogramme im besten Fall "nur" zu einer nicht auf den subjektiven Präferenzen der Konsumenten beruhenden Umverteilung, die einige begünstigt (Bauindustrie, Bildungssektor, Beamte, Politiker) und den großen Rest der Bevölkerung schlechter stellt. Im Normalfall müssen staatliche Investitionen jedoch als Konsum klassifiziert werden, da nur die Nachfrage durch die Konsumenten eine Investition zu einer Investition macht, während staatliche "Investitionen" in ihrem eigenen Selbstverständnis nicht den Wünschen der Konsumenten entspricht. Daher sind staatliche Investitionsprogramme, sei es der Bau einer Eisenbahn oder Straße oder das von Keynes vorgeschlagene Aufgraben und Zuschütten von Gräben, keine Investitionen im eigentlichen Sinne, sondern wohlstandsreduzierender Konsum. (Man fragt sich auch, warum den Arbeitern nicht direkt das Geld überwiesen wird, ohne daß sie diese sinnlose Tätigkeit durchführen müssen.) Die theoretische Effektivität staatlicher Investitionen wird im demokratischen Kontext auch dadurch unterminiert, daß die Investitionsentscheidung unausweichlich von polittaktischen Überlegungen beeinflußt wird. (Deswegen war Keynes gegenüber dem national-sozialistischen "Betriebsführersystem" wohlwollend eingestellt.)

Häufig wird zur Wirtschaftsankurbelung die Stärkung der Massenkaufkraft mittels Umverteilung von reich zu arm gefordert, da korrekterweise argumentiert wird, das ärmere Menschen einen größeren Teil ihres Einkommens konsumieren. Diese Politik kann jedoch niemals ihr selbst gestecktes Ziel, d.h. steigende Realeinkommen gerade auch für die Armen, erreichen. Denn wie bereits erwähnt, steigt mit steigenden Einkommen die Sparquote, weswegen die zur Wirtschaftsankurbelung vorgeschlagene Umverteilung die gesamtwirtschaftliche Sparquote reduziert. In diesem Fall verlangsamt die Umverteilung den Kapitalbildungsprozeß, weswegen die Realeinkommen zu jedem zukünftigen Zeitpunkt niedriger sind als sie ohne Intervention gewesen wären. Für den Fall, daß die Umverteilung den bereits vorhandenen Kapitalstock konsumiert, haben sich die Armen in eine künstliche Armutsfalle manövriert, die durch die ständig sinkenden Reallöhne immer breitere Schichten umfaßt. Die in Krisenzeiten allzu häufig geforderte Ausweitung staatlicher Unterstützungsprogramme beschleunigt daher den Verzehr des Kapitalstocks noch zusätzlich und garantiert ergo dessen den rasanten Verfall des Wohlstandes.

Wie man es dreht und wendet, die vorherrschende Meinung, wonach der Staat die Wirtschaft ankurbeln müsse, am besten indem die Kaufkraft des "kleinen Manns" gestärkt wird und indem der Staat sich immer weiter verschuldet, gefährdet aus politisch opportunem Kurzfristdenken den Wohlstand aller. Insbesondere sind aber genau diejenigen am stärksten betroffen, die aus unterschiedlichen Gründen relativ wenig Wohlstand aufbauen konnten, denn diese werden selbst durch kleine Verschlechterungen besonders stark getroffen. gh


Gefunden auf:
http://www.liberalismus.at/Texte/konsum.php

Lord Solar Plexus
03.05.2005, 14:40
Wow. Ob das den Thread wohl abwürgt?

Wie dem auch sei, ich habe einige Verständnisfragen zu dem Text (der wohl eher was in der Rubrik Wirtschaft zu suchen hat).



Ganz davon abgesehen, daß staatlich oder gewerkschaftlich diktirte Löhne welche über dem normalen marktpreis liegen Arbeitslosigkeit verursachen.


Sprichst Du hier auch von Löhnen, die im Rahmen der Tarifautonomie verhandelt werden oder stellen solche konsensual getroffenen Vereinbarungen ebenfalls einen Grund für Arbeitslosigkeit dar?



Hiezu werden wir zunächst den Produktionsprozeß in einer nicht-monetären, d.h. "Robinson Crusoe"-Ökonomie betrachten,


Ich verstehe die Denkschritte, aber inwieweit ist dieses Beispiel durch seine Grundannahmen von der Realität entfernt? Immerhin hat RC nicht die Möglichkeit des Tausches (Kauf/Verkauf). Und es scheint mir, dass der Konsum von Äpfeln die Basis der gesamten 'Ein-Mann-Wirtschaft' ist. Gleichzeitig sind die Äpfel Maßstab für den Wohlstand. Insofern ist doch die Kernaussage, Konsum schaffe keinen Wohlstand, absurd, wenn sie doch identisch sind.

Was die Mittel-Zweck-Relation angeht, so könnte man doch in einem komplexeren Wirtschaftsmodell sagen, dass Teilnehmer B die Produktion (Sammeln, Verleih, Verkauf etc.) von Stöcken betreibt. Wäre der Stock aus seiner Perspektive dann Zweck? Oder sind immer nur Nahrungsmittel Zweck?



Zusammenfassend läßt sich daher folgendes sagen: Erstens, der Sinn und Zweck heutigen Konsumverzichts, sprich Sparen, liegt einzig und allein in dem Verlangen, morgen mehr konsumieren zu können.


Ja, in Deinem Beispiel, nicht jedoch in der Realität. Es ist überall nachzulesen, dass die Sparmotivation Zukunftssicherung heißt. Das scheint zwar irrelevant zu sein, wie Du später ausführst, aber eines verstehe ich nicht: Durch das Sparen erzielt die reale Gesellschaft doch keinen Innovationsschub, oder? Es wird doch nur sichergestellt, dass ein konstanter Komsum möglich ist. Ich verstehe den Gedankensprung von RC zu uns nicht.



Zweitens, im Gegensatz zu Konsumgütern, dienen Kapitalgüter nur als Mittel zum Zweck der Produktionserhöhung. Ersparnisse werden nicht nur zur Herstellung eines Kapitalgutes benötigt, sondern auch, um die durch die Abnützung verursachte gesunkene Grenzproduktivität des Kapitalsgutes auszugleichen. Daher führt drittens jedes Absinken der Sparquote kurzfristig zu einer Erhöhung, langfristig jedoch zu einer Reduktion des Konsums, da die Kapitalgüter verzehrt werden. Und viertens signalisiert steigender Konsum höheren Wohlstand, liegt diesem aber nicht ursächlich zugrunde.


Gut, aber wie sieht es mit Arbeitskraft, Zeitaufwand und Wissen aus? Sind das nicht auch 'Kapitalgüter', die - in Grenzen - erhöht und gesenkt werden? Ich will keine Begriffsverwirrung anfangen, aber zahlt RC die Reparatur seines Stocks mit Äpfeln oder mit seiner Arbeit?

Puh, das wars erstmal!

Leyla
03.05.2005, 14:52
Du sympathisierst also mit dem Kommunismus, weils da noch schneller ginge? ?(Was würde da deiner Meinung nach schneller gehen?

Mein Beitrag bezog sich auf das kapitalistische Phänomen des Lohndumpings und das damit verbundene Absaufen des Binnenmarkts.

Natürlich könnte man das Problem auch lösen, indem man einmal im Jahr das gesamte saudische Königshaus zu einem zehntägigen Staatsbesuch einladen würde. Eine halbe Stunde Smalltalk mit dem Kanzler und dann ab zum Shopping!

Dann könnte man das eigene Volk auch getrost verarmen lassen und die spärlichen Steuergelder müssten nur noch zum Zwecke der Aufstandsbekämpfung ausgegeben werden: für Räumpanzer, Wasserwerfer, Polizeiknüppel und Überwachungskameras.

Leyla
03.05.2005, 15:26
Es ist ein Irrglaube das Konsum Wohlstand schaffen würde.
Staatlich oder gewerkschaftlich diktierter Konsum setzt völlig falsche Signale an den Markt und lenkt das Geld in falsche Bereiche.
Was sind denn deiner Meinung nach die richtigen Bereiche?



(Ganz davon abgesehen, daß staatlich oder gewerkschaftlich diktirte Löhne welche über dem normalen marktpreis liegen Arbeitslosigkeit verursachen.)
Wem nützt ein Arbeitsplatz, von dem er nicht leben kann?

Er nützt nur dem Unternehmer. Der Arbeiter muss entweder seine Wohnung aufgeben und in eine Abstellkammer ziehen oder er muss trotz 40-Stunden-Woche einen Nebenjob annehmen, um seine Miete weiter zahlen zu können. Aber was hat er dann noch vom Leben?

Bei solchen Aussichten sollte sich niemand wundern, dass heute immer weniger Menschen ihre Zukunft mit Kindern planen. Schließlich nimmt die Arbeitswelt immer weniger Rücksicht auf das Privatleben und fordert hundertfünfzigprozentigen Einsatz. Flexibilität in der Arbeitswelt bedeutet, dass Kinder und Privatleben der arbeitenden Menschen zurückstehen müssen.

Aber der Mensch arbeitet um zu leben - und lebt nicht nur um zu arbeiten. Löhne unterhalb des Existenzminimums für Vollzeitarbeit sind genau so inakzeptabel wie der Abbau von Arbeitsplätzen.



Warum Konsum nicht reich machen kannWer soll denn überhaupt reich gemacht werden?

Oder besser: wer soll wen reich machen?

An dieser Fragestellung mogelt sich der von dir gepostete Artikel nämlich vorbei, indem er schwammig von "der Gesellschaft" spricht. Der "kleine Mann", der heute billig arbeiten und auf Konsum, der über das Lebensnotwendige hinausgeht, verzichten soll, wird auf einen unbestimmten Zeitpunkt vertröstet, weil es ja "politisches opportunes Kurzfristdenken" wäre, seine aktuellen Bedürfnisse zu respektieren und ihn für seine Arbeit menschenwürdig zu bezahlen.

Mir ist schon klar, dass Wirtschaftswachstum nicht zwangsläufig etwas mit Volkswohlstand zu tun hat. Aber gerade deshalb ist das Wirtschaftswachstum für mich keine heilige Kuh.

Manfred_g
03.05.2005, 18:23
Was würde da deiner Meinung nach schneller gehen?


Du sagtest
"So fahren die Jungs doch nur ihr eigenes System gegen die Wand. Wenn es nicht so lange dauern würde und nicht so viele Menschen daran verzweifeln würden, hätte ich kein Problem damit."

Das liest sich so, als ginge Dir das "an die Wand fahren" nicht schnell genug... :))



Natürlich könnte man das Problem auch lösen, indem man einmal im Jahr das gesamte saudische Königshaus zu einem zehntägigen Staatsbesuch einladen würde. Eine halbe Stunde Smalltalk mit dem Kanzler und dann ab zum Shopping!


Oder eine Handvoll ausgewählter Sozialisten alle zehn Jahre, die sind in ihrer Anspruchshaltung zehnmal schlimmer :lach:

(wohlgemerkt, ich sagte "ausgewählte") ;)

Kalmit
04.05.2005, 08:51
@Stephan - besser und anders hätte man nicht auf ortensia_blu's Artikel reagieren können!

@eisbrecher


Mag ja vorkommen, aber letztendlich ist staatlicher Interventionismus schädlicher als das Handeln der Unternhemen. Staatsversagen kommt weitaus öfter vor als "Marktversagen".

Das ist deine Sichtweise. Staatlicher Interventionismus ist notwendig, um den freien Markt und seine naturgegebenen Nachteile (Ausbeutung, Arbeitslosigkeit, Versorgung sozial Bedürftiger) zu begrenzen. Hier passieren natürlich auch Fehler - jedoch wäre die Alternative - die Regulierungen vollends abzuschaffen der weitaus schlimmere Weg!


Es wird eben ein unfinanzierbares Sozialnetz am Leben erhalten, was immense Summen verschlingt. Ohne radikale Ausgabenkürzungen auf Staatsseite wird es auch nicht zu einer Senkung des Steueraufwands kommen.

Dass das Sozialnetz unfinanzierbar sei ist eine nicht belegte Behauptung des Neoliberalismus. Der Sozialstaat wäre ohne weiteres finanzierbar, wenn die Wirtschaft eben soziale Aspekte in Ihre Betriebswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnungen mit einfließen liesen, die Menschen nicht nur noch als Kostenstelle ansehen würden. Und zum Steueraufwand für Unternehmer - der ist wie Stephan bemerkt hat mit am niedrigsten in Europa!


Wobei diese Länderweitaus weniger Bürokratie, Lohnnebenkosten und Energiekosten aufweisen. De facto ist es doch ein Nullsummenspiel: Das was den Unternehmen durch Steuersenkungen sparen müssen sie an anderer Stelle draufzahlen. Seit 1998 ist der staatsanteil am Strompreis von 25% auf 40% gestiegen (EEG-Abgabe, Stromsteuer und Mehrwertsteuer sei dank).

Zweifelhafte Behauptungen. In den viel gepriesenen skandinavischen Ländern Schweden und Finnland z. B. ist die Staatsquote deutlich höher als in Deutschland, in Dänemark erhalten Arbeitslose bis zu 90% ihres letzten Lohnes als Arbeitslosengeld. Und dass die Bürokratie ein einziges deutsches Übel wäre ist ebenfalls eine schlichte Behauptung. Wobei erwähnt werden muss, warum es in Deutschland eigentlich zigtausende Sonderregelungen für verschiedenste Anlässe gibt - das ist das Resultat eines jahrzehntelangen Wirtschaftslobbyismus!

zu den Strompreisen - auch hier wurden für die Wirtschaft erhebliche Vergünstigungen in die Steuergesetze aufgenommen, so dass gerade für Energieintensive Unternehmen die Belastung im Endeffekt nicht höher ist als vorher. Hier zahlt letzten Endes auch nur der normale Bürger die Zeche!


Warum sollte die Deutsche Bank Jobs erhalten die sie nicht mehr braucht? Ein Unternehmen ist eben kein Sozialamt. Ein Unternehmen welches keinen Gewinn erwirtschaftet wird langfristig pleite gehen, was alle Arbeitsplätze im betrieb gefährdet. Der Arbeitsplatzabbau bei der DB dürfte eher mit der digitalisierung und neuen Techniken zusammenhängen, die menschliche Arbeitskräfte ersetzt. Dieser Vorgang ehatten auch schon die schlesischen Weber zu spüren bekommen.

Schön - hier widerlegst du mit dem altbekannten Sozialamtspruch ohne Umschweife die irrsinnigen Behauptungen von Adenauers Enkel und enttarnst ihn als dass, was er ist - als puren, Menschenverachtenden Kapitalismus! Wieso "braucht" sie diese Stellen nicht mehr? Diese Menschen waren doch gut genug, im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn zu erwirtschaften?! Und eine Unternehmenspleite (und der Verlust aller Arbeitsplätze) ist angesichts eines erst erzielten Rekordgewinnes ein äußerst schwaches Argument! Zwischen "kein Gewinn" und "Rekordgewinn" besteht schon ein nicht unerheblicher Unterschied!

Wenn du den technischen Fortschritt ansprichst - was bedeutet dies dann für die Menschen deiner Meinung nach insgesamt im volkswirtschaftlichen Sinne - das für sie einfach kein Bedarf mehr da ist und sie dann halt gefälligst verhungern sollen, da soziale Absicherungen ja nicht erwünscht sind!? Wieso kommen dann sogar Forderungen nach Arbeitszeitverlängerungen?


Ich zitiere an dieser Stelle Hayek:
"Die Situation der Armen war nie besser als in den Zeiten des freien Marktes. Wenn man erst mal damit anfängt, die zehn Prozent der Bevölkerung mit dem jeweils niedrigsten Einkommen "die Armen" zu nennen, dann wird es immer Arme geben, weil einige immer diese zehn Prozent sein müssen. Jede Handlungsweise der Regierung aber, die sich dauerhaft als direktes Ziel die Wohlfahrt der Armen vornimmt, muss letztlich zur Zerstörung des Marktes führen und damit zur Zerstörung des Wachstums des Gesamteinkommens, von welchem die Hoffnungen der Armen wirklich abhängen."

Purer Schwachsinn und Umkehrung der Realität. Ersteinmal setzt niemand setzt eine prozentuale Grenze (10%) gemessen an der Bevölkerungszahl. Der Anteil der Armen wird am gesamtwirtschaftlichen Reichtum gemessen. Und hier hat auch der letzte Armuts- und Reichtumsbericht unwiderlegbare Beweise für das weitere auseinanderklaffen der Schere zwischen wirklich armen und wirklich reichen geliefert!

Soziale Politik und Beschneidung der freien Marktwirtschaft sind notwendig, um die Versorgung der "Opfer" des freien Markttreibens zu gewährleisten! Ich finde es höchst zynisch, wenn so getan wird als wäre der pure Kapitalismus eine Wohltat für jeden einzelnen Menschen und es in diesen System keine Verlierer gäbe - wo doch Zustände wie in den USA genau das Gegenteil beweisen!


Es ist ein Irrglaube das Konsum Wohlstand schaffen würde.
Staatlich oder gewerkschaftlich diktierter Konsum setzt völlig falsche Signale an den Markt und lenkt das Geld in falsche Bereiche.
(Ganz davon abgesehen, daß staatlich oder gewerkschaftlich diktirte Löhne welche über dem normalen marktpreis liegen Arbeitslosigkeit verursachen.)

Hier setzt der alte, neoliberale Automatismus ein, der den Konsum und die Nachfrage (und den Menschen) vollends ausblendet - die größte Schwäche der neoliberalen Theorie! Konsum ist weder staatlich noch gewerkschaftlich diktiert. Täglicher Konsum (das Versorgen mit Nahrungsmitteln, Kleidung, Hygiene, Kultur, das Wohnen, Bildung, Kinder usw.) ist die Triebfeder der Wirtschaft. Wenn der zahlenmäßig deutlich breitere Teil der Bevölkerung aufgrund sinkender Einkommen (oder z. B. auch einem niedrigen ALG/ALG2), höherer Steuerbelastungen, mehr "Eigenverantwortung" bei Rente und Krankheit selbst schon bei diesen Grund-Gütern anfangen müssen zu sparen - dann ist wirklich Feierabend. Viel eher ist es ein Diktat des Kapitals und der Konzerne - dass man Ihre Erzeugnisse besitzen muss - warum macht ein Unternehmen denn eigentlich überhaupt Werbung!? Weil auf der Welt eben kein vollkommener Markt herrscht - den der Neoliberalismus allerdings als gottgegeben ansieht!

Und angeblich "diktierte" Löhne sind eben nun einmal auch gleichzeitig Nachfrage, Reichtum und Wohlstand des Volkes! Ohne diese keinen Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, die ein jeder einzelne von uns in seinem Leben erwerben und genießen will - und die Aufgabe der Wirtschaft ist, diese zu liefern! Denn alles, dass erwirtschaftet wird dient nur zur Erfüllung der Bedürfnisse und Wünsche der "normalen" Menschen! Der Markt ist für die Menschen da - und nicht umgekehrt!

Dann zitiere ich gerne auch jemanden:


Seit gut drei Jahrzehnten, seitdem mit den Reagonomics und dem Thatcherismus der neoliberale wirtschaftspolitische Irrsinn über uns hereinbrach, der schon Jahre davor in den marktradikal und angebotstheoretisch mehr und mehr sich gleichschaltenden wirtschaftswissenschaftlichen Seminaren vorbereitet und gepredigt wurde, wird uns die neoliberale Wirtschaftstherapie als Lösung unserer wirtschaftlichen Probleme und vor allem als Lösung DES Problems: der Massenarbeitslosigkeit gepredigt und die Massenarbeitslosigkeit steigt und steigt, offen oder in versteckter Form (working poor etc.), und ebenso steigt die Zahl der Armen, der Obdachlosen und Verzweifelten; und das in Ländern, deren Bruttosozialprodukt, also deren Reichtum insgesamt wächst und wächst bei tendenziell stagnierender und gelegentlich sogar zurückgehender Bevölkerungszahl, wie etwa in Deutschland! Und unsere "Wissenschaftler" empfehlen und fordern eine immer weitergehende Verschärfung dieses ebenso kreuzdämlichen wie menschenverachtenden wirtschaftspolitischen Kurses!

[...]

Die Globalisierung bedrohe unsere sozialen Standards, wird uns gesagt. Und was sagt der Mainstream unserer ’Wirtschaftswissenschaftler’ dazu? Wir müssen uns, sagt er, dieser Bedrohung noch INTENSIVER aussetzen und ökosoziale Schutzstandards abbauen und zerstören - statt uns und alle Menschen weltweit zu schützen durch die (möglichst weltweite aber durchaus und - wenn man denn WILL - auch problemlos einzelstaatlich machbare) Einziehung rigider ökosozialer Grenzen des Geltungsbereichs wölfischer Konkurrenz! Millionenfaches Glück von Menschen wird auf dem Altar einer - gemessen an der höchstkomplexen und also höchst VIELfältigen Realität - höchstgradig unterkomplexen und also EINfältigen Theorie geopfert. Was uns von den Hohepriestern des Modells des vollkommenen Marktes als theoretisches Abbild der Realität, ja als (à la Walras) TOTALMODELL derselben angeboten wird, umfasst gerade mal (je nach Ausarbeitung) zwölf bis fünfzehn mathematische Formelchen!!17 Man weiß also nicht, was einem mehr Kopfschütteln verursacht - der intellektuelle oder der moralische Tiefststand unserer aus Steuergeldern hoch bezahlten ’Wirtschaftswissenschaftler’ des neoliberalen Mainstreams.

Neoliberalismus als globaler Menschenversuch
oder
von der sozialen Verantwortung der Wirtschaftswissenschaften

www.egbert-scheunemann.de

Leyla
04.05.2005, 10:52
Du sagtest
"So fahren die Jungs doch nur ihr eigenes System gegen die Wand. Wenn es nicht so lange dauern würde und nicht so viele Menschen daran verzweifeln würden, hätte ich kein Problem damit."

Das liest sich so, als ginge Dir das "an die Wand fahren" nicht schnell genug... Je länger es dauert, desto mehr Menschen werden vorher noch an diesem System verzweifeln, fürchte ich. Wenn Du einen Frosch in einen Topf mit heißem Wasser wirfst, dann springt er raus und überlebt. Wenn Du das Wasser aber langsam erhitzt, dann verpasst er den richtigen Zeitpunkt, um rauszuspringen - und stirbt.

Lord Solar Plexus
04.05.2005, 11:18
Was sind denn deiner Meinung nach die richtigen Bereiche?


Ich denke, das ergibt sich aus der zugrunde liegenden Theorie: Das kann man so einfach nicht sagen. Prinzipiell könnte jeder Bereich richtig sein; Nachfrage, Bedürfnisse und Geschmack verändern sich schließlich. Daher kann der Staat nicht zentralistisch richtige oder falsche Bereiche zuweisen, sondern der Markt als Kommunikationsmetapher vieler einzelner entscheidet das ad hoc.


@Stephan - besser und anders hätte man nicht auf ortensia_blu's Artikel reagieren können!


Sicherlich wirst Du mir dann meine Fragen dazu beantworten können, richtig? Sie sind doch ernst gemeint! Hilfä!



Dass das Sozialnetz unfinanzierbar sei ist eine nicht belegte Behauptung des Neoliberalismus.


Das Problem sehe ich nicht so sehr in der Finanzierbarkeit an sich, sondern zum einen an der Ineffizienz des ggw. Systems, zum anderen am Grad, in dem ein soziales Netz (k)einen Anreiz zur Eigeninitiative bewirkt.



Der Sozialstaat wäre ohne weiteres finanzierbar, wenn die Wirtschaft eben soziale Aspekte in Ihre Betriebswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnungen mit einfließen liesen, die Menschen nicht nur noch als Kostenstelle ansehen würden.


Da besteht eine Interessenskollision, daher wäre es unpraktisch, die selbe Person zum Schiedsrichter zu machen. Ich denke, dass diese Angelegenheit weiterhin gesetzlich/staatlich geregelt werden muss.



Und dass die Bürokratie ein einziges deutsches Übel wäre ist ebenfalls eine schlichte Behauptung. Wobei erwähnt werden muss, warum es in Deutschland eigentlich zigtausende Sonderregelungen für verschiedenste Anlässe gibt - das ist das Resultat eines jahrzehntelangen Wirtschaftslobbyismus!


Völlig richtig. Das gleiche Argument gilt auch für die gerne geäußerte Kritik an vermeintlicher europäischer Regelungswut.



Wenn Du einen Frosch in einen Topf mit heißem Wasser wirfst, dann springt er raus und überlebt. Wenn Du das Wasser aber langsam erhitzt, dann verpasst er den richtigen Zeitpunkt, um rauszuspringen - und stirbt.

Der arme Frosch! Ich will doch sehr hoffen, dass das keiner ausprobiert!

Kazuya
04.05.2005, 13:18
Eine Zeitpräferenzrate von 0 würde bedeuten, daß aller Konsum auf morgen aufgeschoben würde. Robinson Crusoe würde keinen einzigen Apfel zu sich nehmen. Allein aus biologischen Überlegungen kann dieser Fall auf der Erde niemals auftreten, weswegen das Phänomen der Zeitpräferenzrate universell gültig sein muß.
Wunderbares Beispiel, wie von einem stark abstrahierten Modell eine universal Gültigkeit für die Realität abgeleitet wird. Nur leider ist diese Modell derart weit von der Realität entfernt, dass sich derartige Ableitung als reiner Unfug erweisen. Freitag könnte sich den lieben langen Tag in der Sonne aalen und RC die Äpfel sammeln lassen. Dann braucht er ihn nur noch erschiessen und sich die Äpfel unter den Nagel reissen. Dann hätte RC eine Zeitpräferenzrate von 0 (die ja eigentlich auf der Erde niemals auftreten kann).
Und schon beginnt die Theorie zu bröckeln...
Die gravierenden Probleme, die beim Übertragen des RC Modells auf die Realität auftreten, hat Lord Solar Plexus bereits angeschnitten.


In der Abwesenheit von Geld, kann RC sein Einkommen entweder konsumieren oder sparen, eine dritte Möglichkeit existiert nicht.Er könnte sich auch ein Apfelboot bauen :)) :)) :))

Bevor auf die Auswirkungen des "Hortens" näher eingegangen wird, sei an dieser Stelle noch ein kurzer Exkurs zu der Frage erlaubt, warum Geld überhaupt existiert. Die Begründung ist in dem Umstand zu finden, daß Unsicherheit über zukünftige Ereignisse universell ist. Würde diese Unsicherheit wegfallen, d.h. jeder wüßte zu jedem Zeitpunkt ganz genau, wann er welche Quantität eines Produkts benötigt, dann müßte auch kein Geld gehalten werden. Das Phänomen des Zinses bzw. der Zeitpräferenz existiert in so einer Situation dennoch, wie das oben angeführte Beispiel (RC) ausführt. Daher ist Zins kein monetäres, sondern ein reales Phänomen und damit davon unabhängig, ob eine Wirtschaftsordnung kapitalistisch ist oder nicht.Angenommen, jeder wüsste, wann er welche Produkte benötigt, so könnte Geld als Eintauschmittel doch immernoch seine Daseinsberechtigung haben, oder etwa nicht? Und warum wird das Phänomen des Zinses mit der Zeitpräferenz gleichgesetzt?


Der Geldhorter wird daher zu Unrecht als Verursacher einer Wachstumsschwäche angesehen, ganz im Gegenteil, denn die von ihm verursachte Reduktion der umlaufenden Geldmenge erhöht die Kaufkraft all derjenigen, die nicht horten wollen.Mal angenommen, eine Person würde 100% der Geldmenge horten. Dann wäre nach dieser Argumentation die Kaufkraft aller anderen unendlich groß... Ich hoffe jetzt wird die Schwäche dieser These klar.


Um den Kapitalismus vor sich selbst zu retten, müsse laut Keynes der Staat nolens volens intervenieren. Denn allein dieser könne durch Ausweitung der Massenkaufkraft, z.B. mittels staatlicher Investitionsprogramme, die system-immanente Nachfrageschwäche des Kapitalismus überwinden. Im Extremfall könne das Wirtschaftswachstum auch durch das nur offensichtlich unsinnige Graben und sofortige Zuschütten von Löchern angekurbelt werden, so der für viele wichtigste Ökonom des 20. Jahrhunderts.
Das Stimmt aber. Das BSP, einer der wichtigsten Indikatoren für das Wirtschaftswachstum, steigt, wenn man Löcher graben und wieder zuschütten lässt. Genauso könnte man Fensterscheiben zerschlagen und neu einsetzen lassen. Wil für die Wiederherstellung eines früheren Zustands Arbeitskraft und Material notwendig ist (welches bezahlt werden muss), so wird dies zu einem Anstieg des BSP führen.


Die Keynessche Theorie strotzt vor so vielen Fehlern, daß eine ausführliche Diskussion an dieser Stelle nicht möglich ist. Daher werden wir uns auf die wichtigsten Aspekte beschränken. Zunächst ist Arbeitslosigkeit in einer freien Marktwirtschaft einfach nicht denkbar, sondern, wie so häufig, das Ergebnis staatlicher Interventionen.
Mal so n paar Fragen: Hatten wir nicht die freieste Marktwirtschaft zur Zeit der industriellen Revolution? Wie sahs damals mit Arbeitslosigkeit aus? Wie hoch war die Lebenserwartung, Kindersterblichkeit und was waren deren Hauptursachen?

Man fragt sich auch, warum den Arbeitern nicht direkt das Geld überwiesen wird, ohne daß sie diese sinnlose Tätigkeit durchführen müssen.Eben weil, durch eine Überweisung keine wirtschaftliche Leistung erbracht wird (abgesehen von der Überweisung selbst). Und damit auch keine Leistungerbringung im BSP sichtbar ist.

Wie man es dreht und wendet, die vorherrschende Meinung, wonach der Staat die Wirtschaft ankurbeln müsse, am besten indem die Kaufkraft des "kleinen Manns" gestärkt wird und indem der Staat sich immer weiter verschuldet, gefährdet aus politisch opportunem Kurzfristdenken den Wohlstand aller.Nicht der Wohlstand aller wird gefährdet, sondern der Reichtum weniger.

Manfred_g
04.05.2005, 13:59
...Dass das Sozialnetz unfinanzierbar sei ist eine nicht belegte Behauptung des Neoliberalismus...


Es geht nicht um
das Sozialnetz, sondern um unser Sozialnetz. Daß dieses nicht zu finanzieren ist, ist kein Behauptung. Es ist gegenwärtige Realität, wie sie deutlicher nicht in Augenschein treten kann.

Manfred_g
04.05.2005, 14:03
Wunderbares Beispiel, wie von einem stark abstrahierten Modell eine universal Gültigkeit für die Realität abgeleitet wird. Nur leider ist diese Modell derart weit von der Realität entfernt, dass sich derartige Ableitung als reiner Unfug erweisen.

Das sagst Du am Anfang Deines Beitrages...

Und etwas weiter unten bringst Du selbst folgendes "Beispiel":


Mal angenommen, eine Person würde 100% der Geldmenge horten. Dann wäre nach dieser Argumentation die Kaufkraft aller anderen unendlich groß... Ich hoffe jetzt wird die Schwäche dieser These klar.


:rolleyes:

Lord Solar Plexus
04.05.2005, 14:14
Dann hätte RC eine Zeitpräferenzrate von 0 (die ja eigentlich auf der Erde niemals auftreten kann).


Dir ist aber bewusst, dass Tote keine Marktteilnehmer sind und die Zeitpräferenz - wie der Markt - als Grundannahme durchaus Leben voraussetzen dürfen?

Das muss eigentlich nicht explizit erwähnt werden.



Und warum wird das Phänomen des Zinses mit der Zeitpräferenz gleichgesetzt?


Das habe ich mir auch überlegt. Ich glaube, es liegt daran, dass wir eien Summe x an Geld lieber heute als morgen ausgeben. Damit wir sie morgen ausgeben, benötigen wir eine Kompensation. Diese Kompensation (Sparanreiz, was auch immer) besteht im Zins.



Mal angenommen, eine Person würde 100% der Geldmenge horten. Dann wäre nach dieser Argumentation die Kaufkraft aller anderen unendlich groß... Ich hoffe jetzt wird die Schwäche dieser These klar.


Das sehe ich auch so. Ein Faktor, der nicht beachtet wird, ist nämlich die Zeitverzögerung zwischen Sparbeginn und Sparende. Allerdings arbeitet es durchaus auf der Bank weiter, es wird dem Wirtschaftskreislauf nur in anderer Form bereitgestellt.



Das BSP, einer der wichtigsten Indikatoren für das Wirtschaftswachstum, steigt, wenn man Löcher graben und wieder zuschütten lässt.


Das Problem ist, dass der Staat dafür Geld aufwenden muss, das er an anderer Stelle dem Wirtschaftskreislauf entzieht und durch eine Bürokratie schleust. In der Bürokratie entstehen notwendig Reibungsverluste, sodass nur ein bestimmter Prozentsatz wieder bei den Löcherzuschüttern ankommt. Sollte der Staat Schulden aufnehmen, führen diese irgendwann auch zu Belastungen, die den vorherigen statistischen Nutzen konterkarieren.



Mal so n paar Fragen: Hatten wir nicht die freieste Marktwirtschaft zur Zeit der industriellen Revolution?


Hmm, kommt auf den Markt an. Global gesehen hatten wir ein britisches Monopol. Selbst auf den britischen Markt bezogen waren Kolonien und Mutterland keine gleichberechtigten Marktteilnehmer, sondern hierarchisch geordnet. Die Kolonien konnten nur in Teilbereichen bedürfnisgerecht handeln.

Auch was die Staatsschulden angeht, muss ich widersprechen. Natürlich dauert es u.U. sehr lange bis zu einem Staatsbankrott, aber schon wenn 20 Prozent der Einnahmen für den Schuldendienst draufgehen, müssen die Bürger erhebliche Einschnitte in staatliche Leistungen erwarten. Alle Bürger, nicht nur die Reichen! Hartz IV ist eben nicht wegen der Boshaftigkeit, der Inkompetenz oder Faulheit der Politiker und nicht wegen einer Verschwörung mit Lobbies entstanden, sondern weil kein Geld mehr da ist.

Lord Solar Plexus
04.05.2005, 14:17
Das sagst Du am Anfang Deines Beitrages...

Und etwas weiter unten bringst Du selbst folgendes "Beispiel":


:rolleyes:

Wo ist das Problem? Das ist eine klassische reductio ad absurdum. Um die Eingangstheorie ad absurdum zu führen, nimmt man zum Wohle des Arguments die gleichen Prämissen an und zieht eine weitergehende Schlussfolgerung daraus. Beide Aussagen zielen in die gleiche Richtung. Wollte er nun mit den gleichen Mitteln wie zunächst kritisiert eine Gegenposition aufbauen, wäre das unlogisch, aber das tut er ja nicht.

Kazuya
04.05.2005, 16:24
Dir ist aber bewusst, dass Tote keine Marktteilnehmer sind und die Zeitpräferenz - wie der Markt - als Grundannahme durchaus Leben voraussetzen dürfen?

Das muss eigentlich nicht explizit erwähnt werden.
Mir gings darum zu erwähnen, dass es nunmal auch Ausbeutung gibt. S. Sklavenarbeit bei denen Menschen auch drauf gehen. Die sammeln dann auch Äpfel, die sie nicht verzehren werden und logischerweise nehmen die auch nicht am Markt teil, aber die Ausbeuter tun das sehr wohl.

Hmm, kommt auf den Markt an. Global gesehen hatten wir ein britisches Monopol. Selbst auf den britischen Markt bezogen waren Kolonien und Mutterland keine gleichberechtigten Marktteilnehmer, sondern hierarchisch geordnet. Die Kolonien konnten nur in Teilbereichen bedürfnisgerecht handeln.
Den freien Markt bezog ich auf den Arbeitsmarkt, weshalb ich vorher die Stelle zitierte, in der behauptet wird, Arbeitslosigkeit kommt im freien Markt nicht vor, sondern sei durch staatliche Eingriffe bedingt. Zur Zeit der industriellen Revolution gabs praktisch keine Eingriffe von Staatlicher Seite

Alle Bürger, nicht nur die Reichen! Hartz IV ist eben nicht wegen der Boshaftigkeit, der Inkompetenz oder Faulheit der Politiker und nicht wegen einer Verschwörung mit Lobbies entstanden, sondern weil kein Geld mehr da ist.Und genau da stellt sich doch die Frage warum "kein Geld" da sei. Zur militärischen Aufrüstung sind Milliarden da
Zitat: "Der "Eurofighter" wird als Jagdflugzeug und als Jagdbomber das Rückgrat der deutschen Luftwaffe. Die geplante Beschaffung von 180 Maschinen wird bis 2015 rund 15,4 Milliarden Euro kosten."
http://www.bundeswehr.de/C1256EF4002AED30/CurrentBaseLink/N264HU8T208MMISDE
Die Sozialausgaben werden aber gekürzt, weil ein paar Millionen fehlen...

Lord Solar Plexus
05.05.2005, 09:13
Mir gings darum zu erwähnen, dass es nunmal auch Ausbeutung gibt. S. Sklavenarbeit bei denen Menschen auch drauf gehen. Die sammeln dann auch Äpfel, die sie nicht verzehren werden und logischerweise nehmen die auch nicht am Markt teil, aber die Ausbeuter tun das sehr wohl.


Okay, aber das nennt man deshalb ja auch Ausbeutung und nicht Marktwirtschaft oder Liberalismus.



Den freien Markt bezog ich auf den Arbeitsmarkt, weshalb ich vorher die Stelle zitierte, in der behauptet wird, Arbeitslosigkeit kommt im freien Markt nicht vor, sondern sei durch staatliche Eingriffe bedingt.


Verstehe.



Zur Zeit der industriellen Revolution gabs praktisch keine Eingriffe von Staatlicher Seite
Und genau da stellt sich doch die Frage warum "kein Geld" da sei.


Gehörten diese Gedanekn zusammen oder habe ich sie jetzt unabsichtlich aus dem Kontext gerissen? Anyway, dasist doch selbstverständlich: Weng Einnahmen, wenig Ausgaben = wenig Staat.



Zur militärischen Aufrüstung sind Milliarden da


Für alles andere sind noch viel mehr Milliarden da. Ich halte 25 Mrd. Rüstungsetat im Vergleich für eine recht akzeptable Summe.

Manfred_g
05.05.2005, 16:49
Je länger es dauert, desto mehr Menschen werden vorher noch an diesem System verzweifeln, fürchte ich. Wenn Du einen Frosch in einen Topf mit heißem Wasser wirfst, dann springt er raus und überlebt. Wenn Du das Wasser aber langsam erhitzt, dann verpasst er den richtigen Zeitpunkt, um rauszuspringen - und stirbt.

So doof sind die Frösche nicht wie Du sie hier zeichnest. Menschen hingegen sind schlauer als Frösche. Beide merken schon wenn das Wasser heiß wird und Menschen haben zusätzlich die Möglichkeit die Stellschraube zu betätigen. :)

Manfred_g
05.05.2005, 16:57
....
@eisbrecher

Das ist deine Sichtweise. Staatlicher Interventionismus ist notwendig, um den freien Markt und seine naturgegebenen Nachteile (Ausbeutung, Arbeitslosigkeit, Versorgung sozial Bedürftiger) zu begrenzen. Hier passieren natürlich auch Fehler - jedoch wäre die Alternative - die Regulierungen vollends abzuschaffen der weitaus schlimmere Weg!
....



Nur mal dazu. Warum glaubst Du ist "völlige Abschaffung" aller Regeln die einzige Alternative?
Menschen brauchen auch Wasser und haben daher gelernt sich zwischen ertrinken und verdursten den richtigen Mittelweg zu suchen.
Die Regelungswut und die Bürokratie sind in Deutschland zu hoch, die Spatzen pfeifen es von den Dächern und ich pfeife mit ihnen. Daß dies kein rein deutsches Phänomen ist, ist richtig, hilft uns aber objektiv nicht weiter.

Manfred_g
05.05.2005, 16:59
Wo ist das Problem? Das ist eine klassische reductio ad absurdum. Um die Eingangstheorie ad absurdum zu führen, nimmt man zum Wohle des Arguments die gleichen Prämissen an und zieht eine weitergehende Schlussfolgerung daraus. Beide Aussagen zielen in die gleiche Richtung. Wollte er nun mit den gleichen Mitteln wie zunächst kritisiert eine Gegenposition aufbauen, wäre das unlogisch, aber das tut er ja nicht.

Ich interpretiere das dann wohl anders als Du.

Kalmit
06.05.2005, 09:46
Manfred_g: Es geht nicht um das Sozialnetz, sondern um unser Sozialnetz. Daß dieses nicht zu finanzieren ist, ist kein Behauptung. Es ist gegenwärtige Realität, wie sie deutlicher nicht in Augenschein treten kann.

Momentan herrscht in unserem beitragsfinanzierten Sozialsystem ein Missstand, der naturbedingt ist: aufgrund von Massenarbeitslosigkeit, sinkenden bzw. kaum steigenden Löhnen, Sozialversicherungsfreie Mini-Jobs, 1-Euro-Jobs usw. sinken die Einnahmen in den Kassen der Sozialversicherungsträger - da aber weiterhin Leistungen an alle gezahlt werden müssen, wird das System über kurz oder lang kollabieren - wenn nicht die Beiträge weiter ansteigen! Dann kommen noch solche Umstände dazu wie die uneffektiven teuren Strukturen, die Klüngel- und Mauscheleien bei den Trägern der Sozialversicherungen; exorbitante Erhöhung von Vorstandsgehältern im KV-Wesen; die Möglichkeiten für besser Verdienende sich durch Beitragsbemessungsgrenzen oder Wechsel in die Privatversicherung von der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung davonzustehlen. Ebenso wie Beamte, Selbstständige usw.

Dann können wir wieder damit anfangen, zu klären wer denn an der Massenarbeitslosigkeit nun eigentlich Schuld ist... Jedenfalls dürfen Unternehmen wie z. B. die Deutsche Bank nicht die steigenden Beiträge zur Sozialversicherung kritisieren, wenn sie selbst durch unnötige Massenentlassungen zur Erhöhung der Arbeitslosenzahl (oder Lohnkürzungen) und somit dem weiteren überproportionalen belasten der Sozialkassen direkt beitragen!!!


Die Hauptlüge lautet, wir könnten uns den Sozialstaat grundsätzlich nicht mehr leisten - obwohl diese Gesellschaft so reich ist wie nie zuvor! Von 1991-2000 stieg das jährliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland von 2.938 Milliarden DM auf 3.961 Milliarden DM. Das sind in nur einem Jahrzehnt also über 1000 Milliarden DM, also eine Billion DM mehr - MEHR! Warum sollten wir uns also im Jahre 2000 oder 2003 (nach einem weiteren Anstieg des BIP auf inzwischen 2110 Milliarden Euro - also weit über 4 Billionen DM - bei sogar abnehmender Bevölkerungszahl!) weniger einen Sozial- und Wohlfahrtsstaat leisten können als 1991 - oder gar Anfang der 70er Jahre, als der Sozial- und Wohlfahrtsstaat ja eigentlich erst richtig ausgebaut wurde und das BIP weit unter der Hälfte des heutigen lag?

[...]

Hätten vier Millionen mehr Beschäftigte in den letzten Jahren und Jahrzehnten entsprechend mehr Steuern und Sozialabgaben bezahlt (anstatt als Arbeitslose Arbeitslosengeld etc. beziehen zu müssen) - es gäbe KEINERLEI Finanzierungsprobleme des Sozialstaates! DAS Problem des Sozialstaates ist, dass aufgrund der Massenarbeitslosigkeit immer weniger Beitragszahler für immer mehr Menschen (Arbeitslose, Kranke, Rentner, Sozialhilfeempfänger) aufkommen müssen. Würden sich ALLE an der Finanzierung des Sozialstaates beteiligen - es gäbe, nochmals, KEINERLEI Finanzierungsprobleme des Sozialstaates!

Amok - oder vom asozialen Neoliberalismus zum offenen Klassenkampf von oben

www.egbert-scheunemann.de


Lord Sodar Plexus: Für alles andere sind noch viel mehr Milliarden da. Ich halte 25 Mrd. Rüstungsetat im Vergleich für eine recht akzeptable Summe.

Ich angesichts von massiven Kürzungen im Sozialbereich eben nicht! Wenn z. B. "mal eben so" Milliarden für die Entwicklung eines unnötigen Systems wie MEADS oder Eurofighter - oder die Erhaltung einer unnötig großen Wehrpflichtarmee da sind - dann verstehe ich das überhaupt nicht! Auch verstehe ich nicht, warum man Körperschaften jetzt trotz Rekordgewinnen und Massenentlassungen auch noch Steuergelder geschenkt bekommen - die der Verbraucher an anderer Stelle am Ende wieder bei der mit Sicherheit bald kommenden Erhöhung der MwSt. draufzahlen muss!


Lord Sodar Plexus: Auch was die Staatsschulden angeht, muss ich widersprechen. Natürlich dauert es u.U. sehr lange bis zu einem Staatsbankrott, aber schon wenn 20 Prozent der Einnahmen für den Schuldendienst draufgehen, müssen die Bürger erhebliche Einschnitte in staatliche Leistungen erwarten. Alle Bürger, nicht nur die Reichen! Hartz IV ist eben nicht wegen der Boshaftigkeit, der Inkompetenz oder Faulheit der Politiker und nicht wegen einer Verschwörung mit Lobbies entstanden, sondern weil kein Geld mehr da ist.

Zum Schuldenbegriff - ich kann nur wiederholen, dass Staatsschulden gleichzeitig auch der volkswirtschaftliche Reichtum der Gläubiger (z. B. Firmen, die staatliche Aufträge erhalten und dafür bezahlt werden) ist! Zum Rest: Wo werden denn bitteschön Alle - also wie du sagst auch "die Reichen" zur Kasse gebeten?! Du formulierst das völlig falsch herum... "Alle Bürger, nicht nur die Armen" wäre passender! Also - die Reichen erleiden durch Senkungen des Spitzensteuersatzes oder der Senkung von Erbschaftssteuern usw. etwa Einschnitte? Oder durch die unsolidarische Praxisgebühr (wer spürt die 10 Euro eher - jemand mit 4000 Euro/Monat oder ein Hartz IV-Empfänger)? NEIN, nur Arme, Rentner und Normalverdiener zahlen momentan die Zeche!!! Hartz IV wurde auf Druck der Arbeitgeberverbände und der neoliberalen Wirtschaftswissenschaftler eingeführt! Hartz IV basiert auf völlig falschen Annahmen - etwa wir hätten 5 Millionen freie, gut bezahlte Stellen in die man diese ganzen faulen, arbeitsunwilligen Arbeitslosen nur reindrängen müsste! Erhöhter Druck auf Arbeitslose wird gesamtwirtschaftlich zur weiteren Entrechtung der Arbeitnehmer und weiteren Lohnkürzungen führen! Geld ist genug da, die Verteilung wird aber immer ungerechter... -> siehe Armuts- und Reichtumsbericht! Die Politik will aber (auch aus eigenen Interessen, aber auch durch Korruption/"Nebentätigkeiten" und Lobbyismus) nicht an die Taschen der Reichen und Großkonzerne! Dazu mehr:


1. Lohnkürzungen; Erhöhung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich; Tarifabschlüsse unter der Inflationsrate und weit unter der Inflations- und Produktivitätssteigerungsrate zusammengenommen - also Reallohnsenkungen; niedrigste Krankenstände seit langen Jahrzehnten; Streichung von Feier- und Urlaubstagen; Kürzung oder Wegfall von Weihnachts- und Urlaubsgeld; Billiglöhne; Zwangsarbeit für Sozialhilfeempfänger; Anordnung jeder Arbeit als zumutbar für alle Arbeitslosen; Umzugszwang; Zwang zur Auflösung aller Rücklagen und Ersparnisse (private Rentenvorsorge, Bausparvertrag etc.) für Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger; Zerstörung des Prinzips des Flächentarifvertrages und also Ermöglichung unbegrenzten Lohndumpings; öffentliche und mediale Diffamierung der Gewerkschaften als Blockierer (des blockierenswerten Sozialabbaus); Abschwächung und projektierte Abschaffung des Kündigungsschutzes; Rentenkürzungen; Besteuerung von Renten; Erhöhung des Renteneintrittsalters; Streichung vieler Leistungen der Krankenkassen (Zahnersatz, Brillen etc.); versteckte Erhöhung der Krankenkassenbeiträge (Praxisgebühr, Medikamentenzuzahlungen etc.); Entlassung der Arbeitgeber aus der Pflicht, sich paritätisch an den Sozialversicherungsbeiträgen zu beteiligen; projektierte Einführung einer Kopfpauschale im Gesundheitssystem (in gleicher Höhe für die kleine Friseuse wie für den Konzernchef); Forderung nach einem gesetzlichen Zwang, sich zugunsten der Alterssicherung privat zusätzlich zu versichern - also staatlicher Zwang, zur Profitmaximierung privater Versicherungskonzerne beizutragen; Schließung von Kindertagesstätten, Schwimmbädern, Frauenhäusern oder Bücherhallen; Kürzungen an den Hochschulen; Einführung von Studiengebühren; Privatisierung, also Verschacherung öffentlichen Eigentums (Energieversorgungsunternehmen, Wasserversorgung, Krankenhäuser, öffentlicher Personenverkehr, Telekommunikation, Post etc.) an profit- und also nicht gemeinnutzorientierte Privatunternehmen.

2. Der ehemalige Mannesmann-Vorstand Esser bekommt 30 Millionen Euro Abfindung für die Unterlassung weiterer Arbeitsleistung; die Managergehälter steigen und steigen im zweistelligen Prozentbereich und verdoppeln sich hier und da pro Jahr; die Gewinne der 30 großen DAX-Unternehmen werden in diesem Jahr um 53 Prozent steigen, die Gewinne allein von Daimler-Chrysler um 225 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro ("Welt am Sonntag" vom 01.08.2004) - noch ohne Berücksichtigung der mit den Gewerkschaften ausgehandelten Lohnkürzungen bzw. reduzierten Lohnsteigerungen und Arbeitszeitverlängerungen; der Spitzensteuersatz wurde und wird immer weiter gesenkt (von 58 auf 42 Prozent) und soll weiter auf 35 Prozent sinken; die real gezahlten Steuern liegen (aufgrund vieler Steuerschlupflöcher) bei den Spitzeneinkommen bei nur ca. 15 Prozent; Kapitalgesellschaften zahlen kaum noch Steuern; die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen (Aktienverkäufe etc.) wurde abgeschafft, die Vermögenssteuer ebenso; Schenkungs- und Erbschaftssteuern wurden reduziert; Deutschland ist Exportweltmeister seit langen Jahren, es exportiert pro Kopf mehr als doppelt so viel wie der in der Weltrangliste Zweitplatzierte - Japan; die Exportquoten in zentralen Industriezweigen (Automobil, Chemie, Maschinenbau etc.) liegen bei 50 Prozent und darüber; die Produktivität steigt pro Jahr etwa drei bis fünf mal so schnell wie der Anteil der Alten an der Gesamtgesellschaft; die Lohnstückkosten sind in den letzten zwei Jahrzehnten in kaum einem industriellen Konkurrenzland so wenig schnell gestiegen wie in Deutschland; die (beschäftigungsstrukturbereinigte) Lohnquote am Volkseinkommen sinkt seit langen Jahren und hat das Niveau Ende der 1960er Jahre erreicht; das reale Bruttosozialprodukt wächst und wächst - bei abnehmender Bevölkerungszahl; die Zahl der Einkommensmillionäre und Vermögensmilliardäre steigt und steigt - die Zahl der Arbeitslosen, Sozialhilfeempfänger und Obdachlosen ebenso.

Stichworte zur politisch-ökonomischen und geistig-moralischen Situation der Zeit

www.egbert-scheunemann.de

Kalmit
06.05.2005, 10:13
Nur mal dazu. Warum glaubst Du ist "völlige Abschaffung" aller Regeln die einzige Alternative?
Menschen brauchen auch Wasser und haben daher gelernt sich zwischen ertrinken und verdursten den richtigen Mittelweg zu suchen.
Die Regelungswut und die Bürokratie sind in Deutschland zu hoch, die Spatzen pfeifen es von den Dächern und ich pfeife mit ihnen. Daß dies kein rein deutsches Phänomen ist, ist richtig, hilft uns aber objektiv nicht weiter.

Ich sehe die Abschaffung eben nicht als Alternative an! Warum ich das befürchte - weil es über kurz oder lang eben darauf hinausläuft! Wenn ich mir die aktuelle Debatte und Lösungsvorschläge ansehe, wie Deutschland angeblich wieder auf Kurs kommen würde... Seit Jahrzehnten wird ein wirtschaftliberaler Kurs gefahren, Arbeitnehmerrechte geschliffen und Löhne sinken, die Schere zwischen Arm und Reich klafft weiter auseinander. Und eben nicht alle Menschen lassen sich von den Neoliberalen inzwischen zu der Wahl zwischen Wasser und verdursten drängen - weil viele (die sich nicht von BILD oder FAZ, Spiegel verblöden lassen) sehen, dass genug Champagner für alle da wäre - den die Reichen aber nicht teilen wollen. Sie wollen ja noch nicht mal zugeben, dass er existiert!!!

Zur Bürokratie: Natürlich ist die Regulierungswut verhältnismäßig hoch. Wobei man Bürokratie ja immer gleichstellt mit Arbeitnehmerrechten wie Kündigungsschutz... Mir missfällt es auch, dass ein Eisverkäufer jeden einzelnen Hocker, den er vor seine Verkaufsstelle stellt einen 3-seitigen Antrag stellen muss + Verwaltungsgebühren. Oder die Firmengründung sehr lange dauert usw.... An derartige Auswüchse geht die Politik aus Unfähigkeit aber nicht an... und Europa (und somit alle EU-Staaten, auch die neuen, "Niedrigkostenländer") ist was die Regulierungswut angeht mindestens ebenbürtig! Somit wird sich dieser jetzige (gering gewertete) Standortnachteil über kurz oder lang angleichen! Aber nochmal - viele Gesetze wurden auf Druck vieler Lobby's erst entworfen!

Lord Solar Plexus
06.05.2005, 10:32
Ich interpretiere das dann wohl anders als Du.

Passiert, macht ja nix.



Ich angesichts von massiven Kürzungen im Sozialbereich eben nicht!


Das ist mir schon klar, kalmit. Und an dieser Stelle, an der alle Argumente ausgetauscht sind und voraussichtlich keiner den anderen überzeugen wird, muss eben abgestimmt werden.



Wenn z. B. "mal eben so" Milliarden für die Entwicklung eines unnötigen Systems wie MEADS oder Eurofighter - oder die Erhaltung einer unnötig großen Wehrpflichtarmee da sind - dann verstehe ich das überhaupt nicht!


Erstens verstehe ich den Gebrauch der Phrase 'mal eben so' nicht. Es gab doch langfristige Planungen. Im übrigen hängen auch daran Arbeitsplätze. Ich sehe nicht ein, warum wir diese Arbeitsplätze jetzt mal eben so gefährden sollten, nur um das Geld in Arbeitslosigkeit zu stecken.

Was die Wehrpflicht angeht, so ist die Diskussion doch in vollem Gange.



Auch verstehe ich nicht, warum man Körperschaften jetzt trotz Rekordgewinnen und Massenentlassungen auch noch Steuergelder geschenkt bekommen


Ich auch nicht. Vielleicht kann ein anderer Teilnehmer mal den advocatus diaboli spielen und die Sichtweise hinter dieser Handlung beleuchten?



Zum Schuldenbegriff - ich kann nur wiederholen, dass Staatsschulden gleichzeitig auch der volkswirtschaftliche Reichtum der Gläubiger (z. B. Firmen, die staatliche Aufträge erhalten und dafür bezahlt werden) ist!


Das ist falsch. Du vertrittst jetzt plötzlich die Ansicht, es sei egal, wo das Kapital ist, während Du weiter oben politische Prioritäten setzt. Darüber hinaus schafft der Reichtum der Gläubiger nicht die Rahmenbedingungen, die wir uns alle für ein gutes Leben wünschen. Geliehenes Geld ist außerdem teurer als normale Staatseinnahmen, und das schlägt automatisch auf die Steuerzahler durch. Politik wird ab einem gewissen Grad von Belastung zu sehr beeinflussbar. Eine Politik, die das Geld nur ausgibt, führt auch zu schlechten Kreditratings, was das Geld wieder verteuert.



Zum Rest: Wo werden denn bitteschön Alle - also wie du sagst auch "die Reichen" zur Kasse gebeten?! Du formulierst das völlig falsch herum... "Alle Bürger, nicht nur die Armen" wäre passender!


Ächz..Gedankenverwirrung...

Der Punkt ist, dass ganz besonders der Mittelstand und die Armen unter einem hohen staatlichen Schuldenstand leiden muss, die Reichen nur zu einem kleinen oder kleineren Teil. Exakt das habe ich geschrieben. Bitte dreh mir nicht das Wort im Munde um. Ich glaube, ein Blick auf ein wirklich armes und verschuldetes Land, ein Land, in dem die Staatsgarantie an die Gläubiger nichts zählt und das Pfand Staatseinnahmen nicht mehr vorhanden ist, irgendein afrikanisches Land illustriert das hervorragend.



Also - die Reichen erleiden durch Senkungen des Spitzensteuersatzes oder der Senkung von Erbschaftssteuern usw. etwa Einschnitte?


Das ist nach Deinen Worten doch egal, schließlich ist das auch volkswirtschaftlicher Wohlstand.



Oder durch die unsolidarische Praxisgebühr (wer spürt die 10 Euro eher - jemand mit 4000 Euro/Monat oder ein Hartz IV-Empfänger)?


Richtig. Würde nur die kleine Minderheit zahlen, hätten wir keinen messbaren Effekt. Übrigens ist das ab einem gewissen Prozentsatz absetzbar - wer erreicht wohl eher das eine Prozent, die Reichen oder die Armen?



Geld ist genug da,


Man muss es nur jemandem wegnehmen...

Kalmit
06.05.2005, 10:53
Erstens verstehe ich den Gebrauch der Phrase 'mal eben so' nicht. Es gab doch langfristige Planungen. Im übrigen hängen auch daran Arbeitsplätze. Ich sehe nicht ein, warum wir diese Arbeitsplätze jetzt mal eben so gefährden sollten, nur um das Geld in Arbeitslosigkeit zu stecken.

Dass die Planungen besonders bei MEADS langfristig oder sorgfältig gewesen sein sollen sei mal dahingestellt. Und aha, Arbeitsplätze hängen daran - da ist es, das Wort, dass alles rechtfertigt... sei es noch so uneffektiv, teuer und unnötig - ein fallendes Waffenembargo gegen China brächte Nachfrage und somit Arbeitsplätze in der Rüstungslobby. Sollange also irgendwo Arbeitsplätze dranhängen ist das alles pauschal okay! Wie war das mit den Leuten, die Löcher buddeln - die andere wieder zuschaufeln?


Das ist falsch. Du vertrittst jetzt plötzlich die Ansicht, es sei egal, wo das Kapital ist, während Du weiter oben politische Prioritäten setzt. Darüber hinaus schafft der Reichtum der Gläubiger nicht die Rahmenbedingungen, die wir uns alle für ein gutes Leben wünschen. Geliehenes Geld ist außerdem teurer als normale Staatseinnahmen, und das schlägt automatisch auf die Steuerzahler durch. Politik wird ab einem gewissen Grad von Belastung zu sehr beeinflussbar. Eine Politik, die das Geld nur ausgibt, führt auch zu schlechten Kreditratings, was das Geld wieder verteuert.

Hast halt ne andere Sichtweise als ich, lies mal einige interessante Texte dazu wie den hier z. B.: http://www.egbert-scheunemann.de/mythos%20schuldenfalle.pdf - Auch hier treffen wir auf ein neoliberales Dogma - ja keine neuen Schulden machen um etwa mit dem Geld soziale Politik machen zu können...


Das ist nach Deinen Worten doch egal, schließlich ist das auch volkswirtschaftlicher Wohlstand.

Wo hab ich behauptet, dass Steuersenkungen für Reiche gleichzeitig Volkswirtschaftlicher Wohlstand sind, wenn die Armen an anderer Stelle durch Steuererhöhungen oder z. B. Praxisgebühr draufzahlen müssen, da ja neue Schulden wie erwähnt ein Dogma sind?!


Richtig. Würde nur die kleine Minderheit zahlen, hätten wir keinen messbaren Effekt. Übrigens ist das ab einem gewissen Prozentsatz absetzbar - wer erreicht wohl eher das eine Prozent, die Reichen oder die Armen?

Ja, ist es. Aber 1. kennen diese Regelungen nur wenige (man muss das alles bei seiner Kasse beantragen, geht also nicht "automatisch" - und 2. helfen sie armen chronisch Kranken auch nicht wirklich weiter. Natürlich wird der Reiche niemals das eine Prozent erreichen - dafür schmerzen ihn die Praxisgebühr gemessen an seinem Einkommen überhaupt nicht!

Zum "Effekt" Warum hat man nicht einfach Pauschal die Beiträge um 1 Prozent erhöht, so dass jeder den Anteil an seinem Einkommen ableistet? Aber nein, wir treffen auf ein weiteres neoliberales Dogma - ja nicht die Lohnnebenkosten steigern... Unsere Krankenversicherung war mal solidarisch, diesen Weg hat man schon lang verlassen... Warum nicht wenigstens eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze - um den Leuten zu signalisieren, dass auch Reiche mehr zahlen müssen?! Nein, man bereichert sich eben auf Kosten der breiten Masse - der Normalverdiener, Armen und Rentner!!!


Man muss es nur jemandem wegnehmen...

Wärst du dafür oder dagegen, es denen die mehr als genug davon haben wegzunehmen?!

Lord Solar Plexus
06.05.2005, 11:45
Dass die Planungen besonders bei MEADS langfristig oder sorgfältig gewesen sein sollen sei mal dahingestellt.


Achso. Vorhin wusstest du noch genau, dass das einfach von korrupten Politikern übers Knie gebrochen wurde, aber meinetwegen.



Und aha, Arbeitsplätze hängen daran - da ist es, das Wort, dass alles rechtfertigt...


Bitte, kalmit, ich bin nicht Dein Feind. Lass diese Phrasen, wenn Du nicht auf Zoff aus bist. Ich habe nicht behauptet, es rechtfertige alles. Ich bin lediglich der Meinung, dass man mit bestehenden Arbeitsplätzen sehr sorgfältig umgehen soll. Deine Analyse, dass die Streichung von Arbeitsplätzen zum Wohle der Sozialsysteme nötig sei, kann ich nicht nachvollziehen.



sei es noch so uneffektiv, teuer und unnötig


Teuer? Du hast behauptet, Staatsschulden wären volkswirtschaftlicher Reichtum, also bleib bitte konsequent.

Uneffektiv? Warum um Himmels Willen darf einer das von Arbeitsplätzen behaupten, der andere aber nicht vom Sozialsystem? Was, bitte schön, ist am Sozialsystem so effektiv, dass es eine derartige Verwerfung rechtfertigen würde?



- ein fallendes Waffenembargo gegen China brächte Nachfrage und somit Arbeitsplätze in der Rüstungslobby.


Das glaube ich nicht. Ich weiß auch nicht, was das jetzt hier zu suchen hat, denn MEADS ist nicht für den Verkauf nach China vorgesehen. Du operierst doch nicht etwa mit Totschlagsargumenten, die Du bei mir kritisierst? Dann pass auf: Ich bin strikt dagegen, Diktaturen irgendetwas zu verkaufen.



Hast halt ne andere Sichtweise als ich,


Passiert, deshalb sind wir doch hier.



Auch hier treffen wir auf ein neoliberales Dogma - ja keine neuen Schulden machen um etwa mit dem Geld soziale Politik machen zu können...


Tut mir leid, aber mit Versatzstücken wie 'neoliberales Dogma' kann ich nichts anfangen. Ich bin halt keine klassenkämpferische Natur. Außerdem habe ich den Eindruck, dass viel zu oft solche Begriffe gewählt werden, nur weil der Gegenüber einen anderen Standpunkt vertritt. Das bringt uns natürlich fürchterlich weit.



Wo hab ich behauptet, dass Steuersenkungen für Reiche gleichzeitig Volkswirtschaftlicher Wohlstand sind, wenn die Armen an anderer Stelle durch Steuererhöhungen oder z. B. Praxisgebühr draufzahlen müssen, da ja neue Schulden wie erwähnt ein Dogma sind?!


In einem Deiner vorherigen Postings hast Du angeführt, dass Staatsschulden volkswirtschaftlicher Reichtum sind. Steuersenkungen bedeuten kurzfristig Einnahmeausfälle. Diese werden durch Schulden finanziert. Ergo bedeuten Steuersenkungen volkswirtschaftlichen Reichtum.



Zum "Effekt" Warum hat man nicht einfach Pauschal die Beiträge um 1 Prozent erhöht, so dass jeder den Anteil an seinem Einkommen ableistet?


Das hast Du Dir selbst beantwortet. Ich finde den inflationären gebrauch des Wortes Dogma wenig hilfreich. Das kann jeder jedem vorwerfen und dann sind alle genauso schlau wie vorher, also warum lassen wirs nicht einfach.



Warum nicht wenigstens eine Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze - um den Leuten zu signalisieren, dass auch Reiche mehr zahlen müssen?!


Frag mal im Bundesrat nach.



Nein, man bereichert sich eben auf Kosten der breiten Masse - der Normalverdiener, Armen und Rentner!!!


Sicher doch. Geht alles in Gerhards Taschen.



Wärst du dafür oder dagegen, es denen die mehr als genug davon haben wegzunehmen?!

Wenn ich erhlich bin: Weiß ich nicht. Ich bin kein Robin Hood. Rechtsunsicherheit schafft keinen Arbeitsplatz und Sozialneid auch nicht. Ich bin ehrlich gesagt mit meiner Weisheit völlig am Ende.

Kalmit
07.05.2005, 07:31
@Lord Sodar Plexus: In Ordnung, in vielen Punkten reagiere ich zu reflexartig, dass hat auch mit der allgemeinen Diskussion über den Neoliberalismus und meiner verbitterung darüber zu tun! Verzeihung, wenn ich also in manchen Punkten etwas stur bin. Ich finde die Diskussion in diesem Thread recht interessant und recht niveauvoll und ich bin auch nicht auf Zoff aus, besonders nicht mit Leuten wie dir, bei denen ich punktuell ja auch durchaus Übereinstimmungen finde...

Zum Schuldenbegriff - okay, lass uns das eventuell an einer anderen Stelle ausdiskutieren und jetzt deswegen alle anderen (guten) u. berechtigten Argumente damit verwischen. Ehrlich gesagt bin ich noch nicht ganz 100%ig mit der These, dass Staatsschulden auch als umgekehrten Reichtum gewertet werden können vertraut, ich lese darüber momentan aber viel und und finde die Sichtweise recht interessant - als einfach eine viel propagierte Behauptung über Staatsschulden ohne eigenes Nachdenken zu übernehmen! Kurz kann ich aber dazusagen: Es geht nicht darum, Steuergeschenke an Reiche direkt in Reichtum der Volkswirtschaft umzudeuten; es geht primär um die Neuaufnahme(!) von Schulden, die in Volkswirtschaftlich sinnvolle Investitionen gelenkt werden und so Wachstum schaffen... aber lass uns das bei Gelegenheit in einem eigenen Thread darüber diskutieren - ich muss dass Ganze wie gesagt erst noch ein wenig studieren! ;)

Zu MEADS - ja, ich bin weiterhin der Ansicht dass solche Rüstungsprojekte (und auch in anderen wirtschaftlichen Bereichen) von der deutschen Politik eine gewisse Narrenfreiheit gewährt wird, die angesichts der Lage der Staatshaushalte und den Sozialkürzungen nicht gerechtfertigt ist! Genausowenig wie straffreie Steuergeldverschwendungen, Gehaltserhöhungen bei Kassenchefs, Unverschämte Frühpensionen für Politiker, die andere Ohrfeigen - usw. Die Bemerkung mit dem Verkauf von Rüstungsgütern an China war nicht auf MEADS bezogen, sondern allgemein auf die Tatsache, dass Schröder angesichts wirtschaftlicher Interessen sogar Menschenrechtsverletzungen und Gefahren eines von China ausgehenden Krieges gegen Taiwan oder andere Länder komplett ausblendet, um Geld zu scheffeln. Auch mit dem billigen Argument, dass dadurch Arbeitsplätze geschaffen würden. Dass meinte ich mit meiner Kritik am "Arbeitsplatz"-Begriff - mit dem im neoliberalen Mainstream gerade alles (also besonders der Sozialstaatsabbau) gerechtfertigt wird! Wer den Sozialstaat nicht will soll das offen sagen - und nicht versuchen, dies mit "sozialen" Scheinargumenten durch die Hintertür zu erreichen!

Dass ich bestimmte sogenannte "Dogmen" kritisiere ist dennoch eine - denke ich - reale Tatsachenbeschreibung: Ich sehe nunmal einen offenen (aber von vielen nicht wahrgenommenen) Angriff von organisierten neoliberalen Kräften auf unsere Soziale Marktwirtschaft! Der überwiegende Teil der Wirtschaftswissenschaftler propagiert nur noch Sozialstaatsabbau und angebotsorientierte Reformen, freie und unregulierte Märkte. Dabei werden dem freien Denken in der öffentlichen Diskussion harte, unüberschreitbare Grenzen gesetzt, in denen nur gedacht werden DARF! Beispiele?!: "Lohnnebenkosten dürfen auf keinen Fall steigen", "keine Neuverschuldung", "Globalisierung", "zu kurze Arbeitszeiten", "Bürokratie", "unflexibler Arbeitsmarkt", "der Sozialstaat ist nicht mehr finanzierbar", "es gibt keine Alternative", "zu hohe Steuerbelastung für Unternehmen", "Unternehmen exportieren massenhaft Arbeitsplätze", "Deutschland sei Schlusslicht in Europa", "Unser Erfolg als Exportweltmeister basiere auf einer Basar-Ökonomie" (H.-W. Sinn), "Überalterung der Gesellschaft", "Sozial ist, was Arbeit schafft" uswusf.

JEDE einzelne dieser Behauptungen (mehr ist es nicht, es sind lediglich unbelegte Behauptungen!) sollte von Jedem persönlich einer gewissenhaften und genauen Prüfung unterzogen - und eben nicht als ein Gottgegebens, unverrückbares neoliberales DOGMA übernommen werden! Politik und Medien übernehmen dies alles aber recht unkritisch und sollen so im Volk eine breite Akzeptanz für den begonnenen "Reform"kurs erreichen. Den Menschen etwas direkt wegnehmen ist unmöglich - also muss man ein düsterstes Gemälde von Deutschland zeichen, welches den Leuten derart Angst macht und sie den vorgefertigten Diagnosen glauben schenken (siehe z. B. die vom Metall-Arbeitgeberverband mit 100 Millionen Euro gesponserte "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft") - und sich dann eben doch für das "Wasser" (Zitat Manfred_g) entscheiden - anstatt zu verdursten (oder gar von den Reichen zu verlangen, dass die was vom reichhaltig vorhandenen Champagner abgeben). Was ich eben ALLES angesichts des Reichtums unseres Landes nicht nachvollziehen kann! Siehe auch meine Argumente oben zu Hartz IV und die Zitate von Scheunemann.

zum vorletzten Zitat: Es geht sicher nix in "Gerhard's Taschen", das ist quatsch und hab ich nie behauptet - aber zur Kasse gebeten werden momentan doch wirklich nur ausnahmslos "kleine" Leute, keine einzige der Sozial"reformen" hat zu einer Mehrbelastung für Reiche geführt, im Gegenteil, von einer Senkung der Beiträge zur KV (sollte sie jemals kommen) werden nur richtig gut verdienende profitieren... Allgemein zum "zur Kasse bitten": siehe auch meine Signatur... ;)

Zum Schlussatz noch: Da habe ich nunmal eine eindeutige, gefestigte Meinung und werde die besonders gegen die "andere Seite" verteidigen! Und würde es natürlich begrüßen, wenn ich dich mit vielen Argumenten, Daten + Fakten - die ich hier im Forum übrigens massenhaft bringe, ich arbeite nicht mit leeren Behauptungen, sondern belege vieles anhand von Berichten, Studien, Zeitungsartikeln usw. - irgendwie eher unentschlossene Leute doch ein wenig von meiner Sichtweise überzeugen kann! Ich bin auch kein Robin Hood und finde grundsätzlich auch, dass Leistung sich lohnen muss - und Nichtleistung in einer gewissen Form auch bestraft wird! Aber was derzeit in diesem Land vor sich geht (an Umverteilung von unten nach oben), spottet jeder Beschreibung! Verteilungsgerechtigkeit hat auch übrigens nichts mit dem beliebten Totschlagargument "Sozialneid" zu tun, mit denen viele (neoliberale) eine Diskussion über die enorm wachsende Kluft zwischen Arm und Reich abwürgen wollen!

Kalmit
09.05.2005, 09:29
Hier ein Artikel über die INSM:

http://www.zeit.de/2005/19/insm

Kalmit
10.05.2005, 09:59
"Modernisierer in Erklärungsnot" - Ein treffender Artikel von Thomas Fricke in der FTD:

http://www.ftd.de/me/cl/5254.html?mode=print

In der gleichen Zeitung ein Artikel zur Erbschaftssteuerstreichung:

http://www.ftd.de/pw/de/6122.html?mode=print

Lord Solar Plexus
10.05.2005, 14:32
@Lord Sodar Plexus: In Ordnung, in vielen Punkten reagiere ich zu reflexartig, dass hat auch mit der allgemeinen Diskussion über den Neoliberalismus und meiner verbitterung darüber zu tun! Verzeihung, wenn ich also in manchen Punkten etwas stur bin.


Heyhey, überhaupt kein Problem! Ich sehe das ja oft genug genauso, ich finde es nur oft schwierig, bei der Kakophonie der Stimmen in der Öffentlichkeit die Informationsspreu vom Weizen zu trennen.



Zum Schuldenbegriff - okay, lass uns das eventuell an einer anderen Stelle ausdiskutieren und jetzt deswegen alle anderen (guten) u. berechtigten Argumente damit verwischen.


Ist gut.



Zu MEADS - ja, ich bin weiterhin der Ansicht dass solche Rüstungsprojekte (und auch in anderen wirtschaftlichen Bereichen) von der deutschen Politik eine gewisse Narrenfreiheit gewährt wird, die angesichts der Lage der Staatshaushalte und den Sozialkürzungen nicht gerechtfertigt ist!


Gut, selbstverständlich kann man über jedes Einzelprojekt sprechen und politische Präferenzen setzen. Der Eurofighter ist so eine Sache, wo ich sofort auf hundertachtzig bin. Nicht, weil ich Pazifist wäre oder was gegen Flugzeuge habe, sondern weil das so einen dilettantische Eindruck macht: Wir kaufen ein Flugzeug...ups, wir brauchen ja auch Waffen!

Allerdings sind die 850 Millionen bei MEADS ne ganze Ecke weg von den 15 Mrd. beim Euroschluffi.



Genausowenig wie straffreie Steuergeldverschwendungen, Gehaltserhöhungen bei Kassenchefs, Unverschämte Frühpensionen für Politiker, die andere Ohrfeigen - usw.


Alles absolut richtig.



Die Bemerkung mit dem Verkauf von Rüstungsgütern an China war nicht auf MEADS bezogen, sondern allgemein auf die Tatsache, dass Schröder angesichts wirtschaftlicher Interessen sogar Menschenrechtsverletzungen und Gefahren eines von China ausgehenden Krieges gegen Taiwan oder andere Länder komplett ausblendet, um Geld zu scheffeln.


Wie gesagt, ich würde es an Gerds Stelle anders machen.



Auch mit dem billigen Argument, dass dadurch Arbeitsplätze geschaffen würden. Dass meinte ich mit meiner Kritik am "Arbeitsplatz"-Begriff - mit dem im neoliberalen Mainstream gerade alles (also besonders der Sozialstaatsabbau) gerechtfertigt wird! Wer den Sozialstaat nicht will soll das offen sagen - und nicht versuchen, dies mit "sozialen" Scheinargumenten durch die Hintertür zu erreichen!


Das Problem dabei ist, dass es für den Kanzler kein billiges Argument ist, sondern blutiger Ernst: Er hat nur dann Chancen auf Erfolg, wenn er an den Zahlen was verändern kann. Wobei das mit der Aufhebung des Waffenembargos so eine Sache ist: Es geht weniger um die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Waffenverkauf als um eine Symbolpolitik, eine goodwill-Aktion. Dennoch würde ich das nicht so machen.



Dass ich bestimmte sogenannte "Dogmen" kritisiere ist dennoch eine - denke ich - reale Tatsachenbeschreibung:


Hmm, schwierig. Wenn jemand von seinen Beobachtungen und Schlüssen überzeugt ist, ist er dann schon dogmatisch? Wie sollte jemand argumentieren, der überzeugt ist aber nicht dogmatisch erscheinen mag?



Dabei werden dem freien Denken in der öffentlichen Diskussion harte, unüberschreitbare Grenzen gesetzt, in denen nur gedacht werden DARF! Beispiele?!: "Lohnnebenkosten dürfen auf keinen Fall steigen",


Also dürfen sie doch steigen? Werden die zusätzlichen Einnahmen nicht von den KV-Vorständen nur in dicke Mercedes umgesetzt?

Ich persönlich möchte eigentlich nur ungern noch mehr für die Rente abführen, die ich nicht bekomme. Da bin ich mit meinem Chef ganz einer Meinung.



"keine Neuverschuldung",


Das wird ein anderer Thread :D



"Globalisierung", "zu kurze Arbeitszeiten", "Bürokratie", "unflexibler Arbeitsmarkt", "der Sozialstaat ist nicht mehr finanzierbar", "es gibt keine Alternative", "zu hohe Steuerbelastung für Unternehmen", "Unternehmen exportieren massenhaft Arbeitsplätze", "Deutschland sei Schlusslicht in Europa", "Unser Erfolg als Exportweltmeister basiere auf einer Basar-Ökonomie" (H.-W. Sinn), "Überalterung der Gesellschaft", "Sozial ist, was Arbeit schafft" uswusf.


Das sind eine Menge Schlagwörter und ich könnte jetzt zu jedem was mehr oder weniger schlaues schreiben, aber das Grundproblem ist doch folgendes: Wenn ich begründet eine Ansicht darlege, und jemand anderes hat (fast unausweichlich) eine andere, wie treten beide in einen sinnvollen Diskurs und wie überzeuge ich? Niemand wird sich überreden lassen, nur um nicht als Dogmatiker dazustehen.



Politik und Medien übernehmen dies alles aber recht unkritisch und sollen so im Volk eine breite Akzeptanz für den begonnenen "Reform"kurs erreichen.


Woher weißt Du denn, dass sich die Journalisten nicht intensiv damit beschäftigt haben und dennoch zu diesen Schlüssen kommen? Außerdem bezweifle ich immer noch, dass die Regierung die Medien in der Hand hat. Ich kann mir fast ein beliebiges Blatt greifen und kritische Äußerungen hervorzupfen. Und außerdem wäre die SPD dann nicht bei 25 Prozent Zustimmung.



Den Menschen etwas direkt wegnehmen ist unmöglich - also muss man ein düsterstes Gemälde von Deutschland zeichen, welches den Leuten derart Angst macht und sie den vorgefertigten Diagnosen glauben schenken


Huch - 5 Mio. Arbeitslose sind nur eine vorgefertigte Diagnose?! Neinnein, dem Land geht es de facto schlecht!



"Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft")


Die sind mir auch suspekt!



aber zur Kasse gebeten werden momentan doch wirklich nur ausnahmslos "kleine" Leute, keine einzige der Sozial"reformen" hat zu einer Mehrbelastung für Reiche geführt, im Gegenteil, von einer Senkung der Beiträge zur KV (sollte sie jemals kommen) werden nur richtig gut verdienende profitieren... Allgemein zum "zur Kasse bitten": siehe auch meine Signatur... ;)


Ja, die Sig ist gut, ist mir gleich aufgefallen :D
Stimmt ja schon, was Du sagst. Die KV-Beiträge werden demnächst ja auch nicht mehr paritätisch bezahlt (ab 1. Juli). Wobei richtig gut Verdienende wohl nicht in der Gesetzlichen sind, aber okay. Und die vorgesehene Belastung etwa der Mittelschicht durch Abbau von Kilometerpauschale und Eigenheimzulage ist wie der Subventionsabbau an der Opposition gescheitert.

Kalmit
12.05.2005, 11:43
@Lord Sodar Plexus: zu den ersten Fünf Zitaten - freut mich, dass wir da größtenteils übereinstimmen, kann auch nicht mehr viel dazu sagen.


Das Problem dabei ist, dass es für den Kanzler kein billiges Argument ist, sondern blutiger Ernst: Er hat nur dann Chancen auf Erfolg, wenn er an den Zahlen was verändern kann. Wobei das mit der Aufhebung des Waffenembargos so eine Sache ist: Es geht weniger um die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Waffenverkauf als um eine Symbolpolitik, eine goodwill-Aktion. Dennoch würde ich das nicht so machen.

Ich hol jetzt weit aus: Natürlich wäre die SPD und Schröder erheblich beliebter, wenn die Arbeitslosenzahlen sinken würden. Aber: Wenn er eine Aufhebung eines Waffenembargo's fordert, dann will er in erster Linie den Unternehmen (also der Waffenlobby) Aufträge und Gewinne verschaffen. Damit verbunden mal wieder die Hoffnung, es könnten am Ende ein paar Arbeitsplätze "nebenbei" rausspringen.

Das ist ja das Prinzip, nachdem die Politik im letzten Jahrzehnt verstärkt handelt - die Wirtschaft von Steuern, Kosten usw. entlasten, die Angebotsbedingungen verbessern (also in dem Falle eine Handelsbeschränkung abschaffen) - in der Hoffnung, dass die Unternehmen das Geld nicht behalten oder an die Aktionäre ausschütten - sondern durch Investitionen damit Arbeitsplätze schaffen. Im Fall des fallenden China-Embargos könnten wirklich "ein paar" Menschen (aufgrund der höheren Nachfrage nach Waffen) kurzfristig Arbeit finden, gesamtwirtschaftlich wird das aber keine langfristigen Auswirkungen bringen!

Denn warum sollten K-M-Unternehmen, die überwiegend ausschließlich im Inland Ihren Absatzmarkt haben momentan investieren? Die werden keine Menschen einstellen, wenn überhaupt keine Aufträge bzw. Nachfrage existiert, die erfüllt werden könnte. Da kann man den großen Körperschaften (oder aber auch den KMU) noch so viele Steuern erlassen - da wird am Ende nix bei rausspringen, im Gegenteil... die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen!


Hmm, schwierig. Wenn jemand von seinen Beobachtungen und Schlüssen überzeugt ist, ist er dann schon dogmatisch? Wie sollte jemand argumentieren, der überzeugt ist aber nicht dogmatisch erscheinen mag?

Dogmen sind es in dem Falle schon - wenn dahinter ein System steckt und wenn gewisse Beobachtungen und Schlüsse wissentlich falsch sind oder so hingebogen wurden, wie man sie in der Diskussion benötigt, um eigene Ziele (Freier Markt, Abschaffung des Sozialstaats) durchzusetzen!


Also dürfen sie doch steigen? Werden die zusätzlichen Einnahmen nicht von den KV-Vorständen nur in dicke Mercedes umgesetzt?

Ich persönlich möchte eigentlich nur ungern noch mehr für die Rente abführen, die ich nicht bekomme. Da bin ich mit meinem Chef ganz einer Meinung.

Natürlich dürfen sie steigen; auch und vor allem dann wenn die Wirtschaft (Großunternehmen) durch Massenentlassungen oder Arbeitsplatzverlagerung zur Steigerung der Sozialbeiträge mit beiträgt. Damit sich KV-Vorstände keine dicke Mercedes kaufen können - das ist Aufgabe der Politik, durch Gesetzgebung derartige Misstände zu vermeiden. Hier wird aber nicht mit Reformen angesetzt...

Zur Rente: Gleichzeitig sollst du dich ja aber privat absichern. Dass Geld, dass du hiermit privaten Versicherern gibst, dient deren Gewinnmaximierung, nicht dem Allgemeinwohl. Würden dir 1% oder 2% im Monat mehr gesetzliche Rente abgezogen und du hättest später einen höheren Anspruch - dann hast du sicher nix dagegen. Hier musst du nachrechnen, ob du durch die Abzüge für die geseztliche und dazu die Privatvorsorge wirklich besser stehst als allein durch die gesetzliche - und ob es das Risiko wert ist; in vielen Ländern (z. B. Chile, aber auch USA) sind die einige kapitalgedeckte Pensionsfonds zusammengebrochen! Auch hier sei erwähnt, wer denn ein besonders hohes Interesse daran hat, die gesetzliche Rente schlechtzureden - die private Versicherungswirtschaft!


Woher weißt Du denn, dass sich die Journalisten nicht intensiv damit beschäftigt haben und dennoch zu diesen Schlüssen kommen? Außerdem bezweifle ich immer noch, dass die Regierung die Medien in der Hand hat. Ich kann mir fast ein beliebiges Blatt greifen und kritische Äußerungen hervorzupfen. Und außerdem wäre die SPD dann nicht bei 25 Prozent Zustimmung.

Dass viele Journalisten nur das nachplappern, was dem Zeitgeist entspricht erkenne ich allgemein daran, wenn ich viele Artikel und verschiedener Zeitungen lese (und wie diese sich inhaltlich meist zu 100% gleichen) und welche "Experten" dort überwiegend ihre Meinung sagen dürfen (z. B. die BILD nennt Hans-Werner Sinn "deutschlands besten Ökonomen"). Und auch wenn ich Studien und Berichte über die Arbeitsweise der INSM lese, kommt ein solcher Verdacht bei mir unweigerlich auf! Natürlich gibt es auch Zeitungen, die kritischer über die neoliberale Welle berichten - z. B. Frankfurter Rundschau oder Süddeutsche Zeitung usw.

Und nicht die Regierung hat die Medien in der Hand - die Regierung ist auch nur ein Werkzeug der neoliberalen Reformkräfte (eben die neoliberalen Wirtschaftsprofessoren u. Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände)!


Huch - 5 Mio. Arbeitslose sind nur eine vorgefertigte Diagnose?! Neinnein, dem Land geht es de facto schlecht!

Nein - dass meine ich nicht, die 5 Millionen Arbeitslosen sind nicht die vorgefertigte Diagnose (sie sind mehr ein Werkzeug) - sondern die Begründungen, die für diese Arbeitslosigkeit aufgeführt werden; siehe dazu nochmal die von mir erwähnten "Dogmen" oben! Sie sind der Schlüssel für die Neoliberalen, um Reformen verlangen zu können. Ohne das Problem der Massenarbeitslosigkeit gäbe es überhaupt keinen Grund, denen Gehör zu schenken; sie nutzen die (selbst geschaffene!) Krise für Einforderung Ihrer eigenen Ziele aus! Deswegen hatte ich im Wirtschafts-Subforum ja letztens auch mal hinterfragt, ob die Ziele der Unternehmer nicht eben doch nur reine Gewinnmaximierung sind, darauf hattest du ja auch recht zustimmend geantwortet - wenn ich mich recht entsinne!


Und die vorgesehene Belastung etwa der Mittelschicht durch Abbau von Kilometerpauschale und Eigenheimzulage ist wie der Subventionsabbau an der Opposition gescheitert.

Hier wird aber eben nicht nur die Mittelschicht, sondern alle Arbeitnehmer geschröpft; also auch schlecht verdiendende, die täglich 100 km zur Arbeit pendeln oder die kleine Familie, die irgendwann mal ein Häuschen bauen will! Wenn man von Subventionen redet, sollte man eher mal Richtung Landwirtschaft und Kohlebergbau schielen...

Lord Solar Plexus
12.05.2005, 13:01
Ich hol jetzt weit aus: Natürlich wäre die SPD und Schröder erheblich beliebter, wenn die Arbeitslosenzahlen sinken würden. Aber: Wenn er eine Aufhebung eines Waffenembargo's fordert, dann will er in erster Linie den Unternehmen (also der Waffenlobby) Aufträge und Gewinne verschaffen. Damit verbunden mal wieder die Hoffnung, es könnten am Ende ein paar Arbeitsplätze "nebenbei" rausspringen.


Ich glaube nicht, dass er direkt Waffen verkaufen will. Ich glaube, die Aufhebung soll ein Symbol an die Chinesen sein, nach dem Motto 'Schaut her, wir sind gute Partner', um ganz allgemein den Wirtschaftsbeziehungen zu nützen.

Aber was auch immer das Motiv sein mag, diese konkrete Politik lehne ich ab. Ich finde, wir sollten in diesem Fall den Chinesen klar machen, dass sie in ihrer jetzigen Situation mit Sanktionen in kritischen Bereichen leben müssen.



Dogmen sind es in dem Falle schon - wenn dahinter ein System steckt und wenn gewisse Beobachtungen und Schlüsse wissentlich falsch sind oder so hingebogen wurden, wie man sie in der Diskussion benötigt, um eigene Ziele (Freier Markt, Abschaffung des Sozialstaats) durchzusetzen!


Okay, ich formuliere es mal so herum: Wenn jemand mir eine goldene Zukunft verspricht, sobald wir keinen Sozialstaat mehr haben, dann lache ich ihn aus. Wenn ich aber sehe, wieviel die Sozialsystem an Geld benötigen und welchen Effekt sie haben, dann sind sie ineffektiv. Und wenn jemand diese Systeme mit dem Ziel
umbauen will, nur wirklich Bedürftige zu versorgen und Menschen die Möglichkeit zu geben, rasch wieder in den Arbeitsmarkt zu kommen, dann unterstütze ich das.

Das Problem ist nicht, dass ich anderen nichts gönne oder nicht solidarisch wäre, das Problem ist, dass ich und viele andere die viel zu hohen Kosten von Sozialsystem und Schulden schon spüren.

Und nach wie vor ist es kein Dogma, sondern eine simple Erkenntnis, dass ich etwas eher einkaufe, wenn es günstiger ist. Das gilt auch für Arbeit. Das hat nichts mit gerechtem oder ungerechtem Lohn zu tun, daran soll ja nicht gekratzt werden, wenn wir von Senkung der Lohnnebenkosten reden.



Damit sich KV-Vorstände keine dicke Mercedes kaufen können - das ist Aufgabe der Politik, durch Gesetzgebung derartige Misstände zu vermeiden. Hier wird aber nicht mit Reformen angesetzt...


Ja, leider.



Zur Rente: Gleichzeitig sollst du dich ja aber privat absichern. Dass Geld, dass du hiermit privaten Versicherern gibst, dient deren Gewinnmaximierung, nicht dem Allgemeinwohl.


Selbstverständlich dient es denjenigen, die dadurch eine höhere Rente erhalten und den Verwaltern. Warum sollten sie nicht davon profitieren? Sieh mal, wenn ich einen Bauauftrag vergebe, ein Brötchen kaufe oder die Heizung aufdrehe, dann profitieren doch auch nur der Bauunternehmer, der Bäcker und die EnBW, nicht die Allgemeinheit. Dann dürfte ich ja überhaupt kein Geld ausgeben.



Würden dir 1% oder 2% im Monat mehr gesetzliche Rente abgezogen und du hättest später einen höheren Anspruch - dann hast du sicher nix dagegen.


Oh doch! Die Abgaben sind ja jetzt schon zu hoch. Das gilt vor allem für diejenigen, denen pauschal 10 Prozent abgezogen werden, ohne dass sie einen Anspruch erwerben. Warum passiert das? Weil das System der Beitragsfinanzierung als Generationenvertrag so nicht mehr trägt. Es muss immer mehr Geld hinein gepumpt werden, dass letztendlich von den Arbeitnehmern kommt, aber sie erhalten es nicht zurück, weil es sofort an Anspruchsberechtigte ausgezahlt werden muss.



Hier musst du nachrechnen, ob du durch die Abzüge für die geseztliche und dazu die Privatvorsorge wirklich besser stehst als allein durch die gesetzliche - und ob es das Risiko wert ist;


Ist es, der Staat zahlt mir ja einen Teil und meine Leistungen sind garantiert. Genau dafür gibt es Rückversicherungen - und immer noch ein hohes Maß an Rechtssicherheit.



Dass viele Journalisten nur das nachplappern, was dem Zeitgeist entspricht erkenne ich allgemein daran, wenn ich viele Artikel und verschiedener Zeitungen lese (und wie diese sich inhaltlich meist zu 100% gleichen)


Das liegt an der Arbeitsweise der Redaktionen. Die meisten kleinen Tageszeitungen können sich kein Korrespondentennetz leisten und müssen eben auf die Agenturmeldungen (Reuters, dpa, Dow Jones, afp) zurückgreifen. Spiegel, Zeit oder Süddeutsche schicken eigene Leute.



und welche "Experten" dort überwiegend ihre Meinung sagen dürfen (z. B. die BILD nennt Hans-Werner Sinn "deutschlands besten Ökonomen").


Na, das ist natürlich auch kein Beispiel für seriösen Journalismus.



Und auch wenn ich Studien und Berichte über die Arbeitsweise der INSM lese, kommt ein solcher Verdacht bei mir unweigerlich auf! Natürlich gibt es auch Zeitungen, die kritischer über die neoliberale Welle berichten - z. B. Frankfurter Rundschau oder Süddeutsche Zeitung usw.


Eben - und doch sind diese Qualitätszeitungen in der Regel offen für andere Ansichten. Das weiß ich hundertprozentig und unwiderlegbar, seit ich einmal in der F.A.Z. einen lobenden Kommentar über PDS-Leute gelesen habe. 8o :] Ehrlich!



Und nicht die Regierung hat die Medien in der Hand - die Regierung ist auch nur ein Werkzeug der neoliberalen Reformkräfte (eben die neoliberalen Wirtschaftsprofessoren u. Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände)!


Das ist schlicht falsch. Es stimmt zwar, dass nach Studien 60 Prozent der Berichterstattung auf Presseinformationen beruhen, aber die Redaktionen haben jederzeit das Recht, die Texte abzuändern - oder nicht zu beachten. Eine Pressestelle, die versucht, mit Druck die Veröffentlichung zu erzwingen, wird schnell auf die Nase fallen. Und fast überall sind gerade wegen dieser Gefahren Anzeigenleitung und Redaktion getrennt.

*Pause*