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Nibelung
29.04.2005, 19:01
Der amerikanische Bürgerkrieg, 1861-1865


Hallo allerseits!
Thema heute ist der amerikanische Bürgerkrieg.

Ich werde mich nicht auf eine chronologische Auflistung konzentrieren, das kann jeder nachlesen.
Vielmehr möchte ich mich auf einige entscheidende Ereignisse konzentrien.

Es steht jedem frei, zu ergänzen und zu kritisieren.
Ich hoffe, wir können eine umfassende Behandlung des Krieges erstellen.

Danke schon mal im Voraus für Eure Mitarbeit.
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Ausgangslage:

Als George Washington seine Präsidentschaft antrat befanden sich bereits 700.000 afrikanische Sklaven in der Union.
Von Demokratie war noch keine große Rede, so durften die Sklaven zwar wählen, ihre Stimme zählte jedoch nur 3/5 derer eines freien Mannes.

Im 19. Jhr. weitete sich die Sklaverei in den USA stark aus.
Das lag an der erhöhten Baumwollnachfrage aus aller Welt.
Gab es 1820 schon 1,2 Mio. Sklaven, wuchs die Zahl bis 1860 auf 4 Millionen an!

Aufgrund der geographischen Gegebenheiten waren die südlichen Staaten bekanntlich eine Agrarkultur, die nördlichen hingegen Industriekultur.

Wer von Sklaven abhängig war, kann sich jeder ausrechnen.

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Sklavenfrage

Aus welchem Grund also trat Lincoln seine Präsidentschaft mit der Forderung nach Abschaffung der Sklaverei an?

Aus moralischen Gründen?
Ein typisches Beispiel der Geschichtsfälschung, wie uns Hollywood und Geschichtsunterricht so simplifiziert weismachen will, ging es im Bürgerkrieg um die Befreiung der Sklaven.

Bullshit.

1862 gestand Lincoln: "Wenn ich die Union retten könnte, ohne einen Sklaven zu befreien, würde ich das tun".
So wurde die Befreiung der Sklaven auch erst 1863 zum Kriegsgrund erwählt.
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Kriegsverlauf:

- 1861

Nachdem sich 1860 South Carolina, Alabama, Mississippi, Florida, Georgia, Texas und Louisiana von der Union getrennt hatten und Jefferson Davis zum Präsidenten der Konföderierten Staaten Amerikas wählten, traten kurz nach Kriegsbeginn noch Virginia, Arkansas, North Carolina und Tennessee bei.

Im April begannen schließlich die offenen Kriegshandlungen mit dem Beschuß von Fort Sumter.

Wiederum einseitige Geschichtsschreibung.
Es ist immer die Rede vom Angriff der Südstaatler, niemals jedoch, daß sich Fort Sumter in South Carolina (also auf konföderiertem Gebiet) befand.

Lincoln weigerte sich die Forts im Süden preiszugeben, da er niemals vorhatte, die Sezession zu akzeptieren.
Heutzutage zeigt die Welt mit dem Finger auf Russland, da sie nicht die Sezession Tschetscheniens akzeptieren.
Warum bitte dürfen sich nicht 11 Bundesstaaten in einem demokratischen Land unabhängig erklären und eine neue Nation formen?

Die Erhaltung der Union war immer Lincolns größtes Kriegsziel, ob die Bevölkerung der Südstaaten das nun will oder nicht war ihm egal.

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Bull Run, 21. Juli 1861

Die erste große Schlacht des Krieges.
28.450 Unionssoldaten unter Führung von Brigade-General Mc Dowell stehen 32.230 Konföderierten unter den fähigen Brigade-Generälen Johnston und Beauregard gegenüber.

Nachdem Mc Dowell die linke Flanke der Konföderierten passieren konnte, drängte er sie zunächst bis Henry Hill zurück.
Als jedoch Verstärkungen am Nachmittag eintrafen gelang es den Konföderierten die Lage zu stabilisieren und ihrerseits die rechte Flanke der Union zu durchbrechen, welche daraufhin einen unorganisierten Rückzug antraten.

Verluste:
2.950 USA, 1.750 CSA

Randnotiz: Thomas J. Jackson, einer der besten Kommandeure des Krieges erlangte den Beinamen Stonewall bei dieser Schlacht.

1861 geschahen keine weiteren entscheidenden Ereignisse. Die Blockade der Häfen der Konföderation begann.

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1862

Das Jahr begann verheißungsvoll für die Union, die mittlerweile große Streitkräfte mobilisieren konnte.

Der wohl beste und berühmteste General der Union machte zum ersten Mal von sich Reden:
Ulysses S. Grant.

Von Februar bis Juni dauerte seine Offensive in Tennesse, in deren Verlauf er Fort Henry und Fort Donelson (12.000 Gefangene) einnahm und die Schlacht bei Shiloh gewann und den Beinamen "unconditional surrender" (bedingungslose Kapitulation) einheimste.

Shiloh 6. - 7. April

65.000 USA - 44.900 CSA
Verluste: 13.000 USA - 10.700 CSA.

Nachdem die Unionisten bereits besiegt schienen, trafen in der Nacht auf den 7. April Verstärkungen ein, mit deren Hilfe Grant die Schlacht noch gewinnen konnte.

Diese Schlacht ist symbolisch für den gesamten Krieg, materielle Überlegenheit entschied letzten Endes den Krieg.

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Mai 1862

Nach der Verwundung Johnston's in der Schlacht von Seven Pines wird Robert E. Lee Befehlshaber der legendären "Army of Northern Virginia".

Dessen Karriere beginnt zunächst wenig erfolgreich in den verlustreichen Seven Days Battles.

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August 1862

Die vorläufige Wende zugunsten der Konföderation bringt die Northern Virginia Kampagne unter Leitung der Major-Generäle Thomas "Stonewall" Jackson und James Longstreet.

Nach den Siegen von Cedar Mountain, Manassas Station und Thoroughfare Gap folgt schließlich die entscheidende Schlacht der Kampagne:

Second Bull Run, 28. - 30. August 1862

75.000 Unionisten unter Major-General Pope.
55.000 Konföderierte unter General Robert E. Lee und Major General "Stonewall" Jackson.

Jackson lockte zunächst Pope mit kleineren Scharmützeln, welcher sich daraufhin zu einer großen Attacke hinreißen ließ die in einem Patt endete.
Am Nachmittag des 29. Augusts traf schließlich Longstreet ein und postierte sich auf der rechten Flanke von Jackson.
Pope merkt dies nicht und setzte massive Attacken am folgenden Tag fort, die unter heftigem Artilleriebeschuß zurückgeschlagen wurden.

Nun begann der größte Massenangriff des gesamten Krieges.
Longstreet's Mannen (28.000!) setzten zum Konterangriff an und überrollten die linke Flanke der Union, welche sich daraufhin zurückzog.

Verluste: 13.830 USA - 8.530 CSA.

Bull Run wurde erneut zum Debakel für die Union und der Weg nach Norden war bereitet für Lee.

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Lee's erster Vorstoß Richtung Washington begann mit 50.000 Mann.
Auf seine Verfolgung machte sich Unionsbefehlshaber Mc Clellan mit 90.000 Mann.

So kam es am zum blutigsten Tag des gesamten Krieges:

Antietam, 17. September 1862

Die Verluste betragen insgesamt 23.000 Mann (tot, verwundet oder vermisst), mit etwas größerem Anteil auf konföderierter Seite.
Die Schlacht hatte zwar keinen klaren Sieger, doch Lee zog sich in der Nacht zurück aufgrund der ungleichen Kräfteverhältnisse.

Somit war sein erster Vormarsch nach Washington gestoppt.

Da Mc Clellan jedoch in der Verfolgung Lee's versagte, wurde er abgesetzt und Ambrose Burnside übernahm den Befehl.
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Fredericksburg, 11. - 15. Dezember 1862

Truppenstärke:
100.000 USA - 72.500 CSA

Major General Burnside - General Robert E. Lee

Lee befestigte die Höhen hinter der Stadt und wehrte in Zusammenarbeit mit "Stonewall" Jackson sämtliche Attacken der zahlenmäßig weit überlegenen Unionstruppen ab.

Verluste:
13.353 USA - 4.576 CSA

Aussageschwere Zitate aus der Schlacht:

"We might as well have tried to take hell"
- Unions Soldat

"It is well that war is so terrible - we should grow too fond of it."
- Robert E. Lee


Nach dem eher ruhigen Auftaktjahr war 1862 gekennzeichnet von großen Schlachten, von Licht und Schatten für beide Parteien.
Die Konföderierten waren jedoch erfolgreicher in den entscheidenden Kampagnen.

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1863, die Wende

Januar: Lincoln behandelt erstmals das Thema Sklaven und setzt sich von nun an für deren Befreiung ein. Wenn's auch lange gedauert hat...

März: Die sogenannten "drafts" beginnen.
Männer zwischen 20 und 45 werden in den Nordstaaten eingezogen.
Randnotiz: Für eine Gebühr von 300 Dollar kann man sich freikaufen.

"Das Blut eines armen Mannes ist so wertvoll wie das eines reichen", beschweren sich arme Bürger.

Der Film "Gangs of New York" zeigt die Ausschreitungen und Ermordungen schwarzer Bürger in den Nordstaaten sehr gut. Soviel zum Thema, es gehe um die Freiheit der Sklaven...

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Zwei große Kampagnen kennzeichnen das Jahr 1863, beide sind kriegsentscheidend.

1. Gettysburg

Chancellorsville, 1. - 4. Mai 1863

97.382 USA - 57.300 CSA
Maj. Gen. Hooker - Gen. Robert E. Lee, Maj. Gen. "Stonewall Jackson

Wieder einmal gelingt es Lee die Gesetze des Krieges ausser Kraft zu setzen. Obwohl die Unionsarmee beinahe doppelt so stark ist, gewinnt er die Schlacht.

Die linke Flanke der Union wies frappierende Lücken auf, Jackson nutzte dies und druchbrach die Flanke.
Unorganisierte Unionstruppen setzten zum Gegenangriff an und erlitten schwere Verluste.

Am 3. Mai folgte der Großangriff Lee's. Mit beiden Flügeln und konzentrierter Artillerie auf Hazel Grove.
Die Front der Union war gebrochen und der Rückzug begann.

Verluste:
14.000 USA - 10.000 CSA

Doch der Sieg wurde teuer bezahlt.
Als Thomas "Stonewall" Jackson in der Nacht auf den 3. Mai das Gelände erkundete wurde er versehentlich von einem eigenen Soldaten tödlich verwundet.

"Ich habe meinen rechten Arm verloren", sagte ein erschütterter Lee nach der Schlacht.

Mit "Stonewall" Jackson verlor die Konföderation den besten Infanterie-Kommandeur des Krieges.
Viele fragen sich, wie der Krieg ausgegangen wäre ohne seinen Verlust.

Wieder war der Weg frei nach Norden.
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Gettyburg, 1. - 3. Juli 1863

83.289 USA - 75.054 CSA
Maj. General Meade - Gen- Robert E. Lee

Nachdem Hooker das Kommando abgab, wurde Meade neuer Befehlshaber der "Army of Pottomac".
Ein glücklicher Zufall für die Union.

Die Konföderierten trafen zunächst nur auf eine kleine Truppe der Union, welcher es allerdings gelang die Stellung solange zu halten bis Nachschub eintraf.
Zunächst sah es nach einer Niederlage der Konföderierten aus, doch als Early die vollkommen fehlbesetzte rechte Flanke der Union durchbrach flüchteten die Unionisten, konnten sich jedoch auf die Höhe von Cemetery Hill zurückziehen.

Was nun folgte war ein Debakel. Lee wollte die Höhen vor Einbruch der Dunkelheit nehmen, bevor die Verstärkungen der Union eintreffen.
Es wäre ein Kinderspiel geworden, da sind sich die Historiker einig.
Doch Early und dessen Vorgesetzer Ewell weigerten sich den Befehl auszuführen, ihre Männer seien zu müde.

So verstrich die Nacht und die Union hatte wieder die Oberhand, konnte die Höhen entsprechend verstärken.

2. Juli

Berühmt wurde die Bajonett-Attacke von Chamberlain. Als die Konföderierten die Höhe von Little Round Top stürmten und den zahlenmäßig weit unterlegenen Unionstruppen die Munition ausging, befahl Chamberlain die Bajonette aufzuspannen und den Hügel herunterzustürmen.
Einzigartig in der Geschichte, wie auch der Erfolg. Die vollkommen überraschten Gegner wurden überrollt und kapitulierten in großen Mengen.

Gerne wird das als Entscheidung von Gettysburg genommen, ist jedoch arg 黚ertrieben.

Der Sieg am 2. Tage war so nah für Lee, doch sollte es anders kommen.
Zunächst traf Longstreet erst verspätet ein.
Dann folgte eine Reihe beinahe Siegen.
Die Höhe von Cemetery Ridge war schon quasi eingenommen, doch ein Logistikfehler (es kam kein Nachschub!) zwang Wright zum Rückzug.
Schließlich gelang es Ewell nicht Culp's Hill einzunehmen.

Hätten Ewell und Early am ersten Tag die beinahe menschenleeren Höhen eingenommen, oder wäre zumindest am zweiten Tag nicht alles schiefgelaufen, so wäre die Schlacht von Gettysburg und vielleicht der Krieg bereits zugunsten für die Konföderation entschieden.

3. Juli
Robert E. Lee war immer noch überzeugt, die Schlacht zu gewinnen und sagte: "Wenn der Feind noch da ist, werde ich angreifen".

Diese Einschätzung war jedoch sein größter Fehler.
Die Union besetzte sämtliche Höhen und postierte starke Artillerie-Verbände auf diesen.

Lee ging davon aus, daß Meade seine Truppen auf die Flanken konzentrierte, da diese der Schauplatz des zweiten Tages waren.
Folglich müsse dessen Zentrum schwach sein.

Der Tag begann mit einem großangelegten Artillerie-Bombardement gegen das Zentrum der Union.
Dieses richtete jedoch wenig Schaden an, wie sich erst später zeigte.
Als die Kanonen der Union verstummten, glaubte Lee, die Munition sei erschöpft und reiche nicht mehr für einen massiven Einsatz.

Er hätte auf Longstreet hören sollen, der meinte, es sei Selbstmord anzugreifen.

Der Pickett-Pettigrew Assault begann:
16.000 Mann mussten die kilometerlange Ebene zum Feind überqueren.
Die Artillerie der Union kam nun heftig zum Einsatz, man hatte klugerweise die Munition für den antizipierten Infanterieangriff gespart.

Der Angriff wurde zum Debakel, nur wenige Männer kamen am Ziel an und wurden aufgerieben.

Das Vorhaben, die Unionstruppen in zwei Hälften zu teilen wurde zur totalen Niederlage für die Konföderation.

Am folgenden Tag begann Lee's Rückzug, die erwartete Verfolgung blieb aus.

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Verluste:
23.000 USA - 28.000 CSA

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2. Vicksburg Kampagne, März - Juli 1863

Das Ergebnis der vielleicht brilliantesten Kampagne des gesamten Krieges war der zweite große Schlag für den Süden.

Ulysses Simpson Grant hatte das Ziel, die Südstaaten am Mississippi zweizuteilen.

Nach einer Reihe kleinerer Schlachten, gelang es Grant die Konföderationstruppen unter Lt. Gen. Pemberton bei Vicksburg einzukesseln.
Die Belagerung endete schließlich am 4. Juli 1863 mit der Gefangennahme von 31.000 Konföderierten!

Mit der Kontrolle über den Mississippi waren die Südstaaten nun effektiv in zwei Hälften geteilt.
Diese zwei beinahe zeitgleichen Niederlagen waren der Genickbruch für den Süden, vergleichbar mit Moskau für Hitler und Midway für Yamamoto.

Fritz Fullriede
10.07.2005, 07:52
Seit wann durften den die Farbigen im 19.Jahrhundert inden USA wählen ???

Das durften ja nich ma die Frauen !

Alfredos
10.07.2005, 10:53
Nibelungen, Falsch. Januar 1863 erklärte Lincoln den amerikanischen Bürgerkrieg als Sklavenkrieg. Zwei Jahre nach Kriegsbeginn. Er tat es, weil sich sonst Frankreich und England auf die Seite der Südstaaten gestellt hätten. Die Südstaaten hatten ihre Baumwollproduktionen drastisch heruntergefahren und exportierten kaum noch in Richtung Frankreich und England. Weil in Frankreich und England die Sklaverei abgeschafft wurde, konnten sich beide Länder auf die Seite der Südstaaten stellen. Es war ein feiner Schachzug von Lincoln. Ansonsten wäre der Krieg mit Sicherheit anders verlaufen. Aber 1865 kämpften noch Schwarze auf der Seite der Südstaaten, warum auch immer.

Alfredos. :cool: :cool: :cool: :cool:

Nibelung
16.12.2005, 17:43
bump

Ich denke, dieses Thema könnte die Frage der Widerstandskraft der CSA erklären.

Mark Mallokent
17.12.2005, 16:53
Hier ein guter Text von den "Freunden der offenen Gesellschaft" zum amerikanischen Bürgerkrieg.

http://www.fdog-berlin.de/index.php/how-the-west-ended-slavery-heute-der-amerikanische-burgerkrieg/

Neutraler
18.12.2005, 15:14
Insgesamt sehr gute Zusammenfassung!

Atahualpa
20.12.2005, 10:18
Wär interessant sich auszumalen wie die USA heute wären, hätten die Südstaaten gewonnen. :rolleyes:

sunbeam
20.12.2005, 10:24
Wär interessant sich auszumalen wie die USA heute wären, hätten die Südstaaten gewonnen. :rolleyes:

Dann sieh` Dir mal Brasilien an! Dann weißt Du es!

Nibelung
22.12.2005, 16:16
Wär interessant sich auszumalen wie die USA heute wären, hätten die Südstaaten gewonnen. :rolleyes:

Empfehle dir die alternativen Geschichten von Harry Turtledove, nach dessen Meinung eine friedliche Wiedervereinigung innerhalb von 100 Jahren stattgefunden hätte.
Fakt ist jedoch, daß der 1. WK anders verlaufen wäre und somit uns womöglich eine bessere Zukunft bestimmt wäre.

Picket
22.12.2005, 16:52
Buchtipp zu dem Thema: Der amerikanische Bürgerkrieg. William .Davis, da steht alles über die Schlachten drin was wichtig ist.