Freeman
05.06.2010, 09:19
Hrant Dinks Anwalt tot aufgefunden
Angebliche Selbsttötung wirft Fragen in der Türkei auf
05.06.2010
ISTANBUL. Ein prominenter Menschenrechtsanwalt ist in Istanbul tot aufgefunden worden. Hakan Karadag arbeitete auch für den von einem Ultranationalisten ermordeten türkische-armenischen Journalisten Hrant Dink. Der Jurist hatte nach dem Tod Dinks dessen Familie als Nebenkläger im Prozess gegen den Mörder vertreten. Gestern wurde er erhängt in seiner Wohnung aufgefunden. Türkische Medien berichteten, dass die Ursache für seinen Tod, der wie Selbstmord aussieht, zunächst unklar war. Die Leiche wurde von seiner Wohnung im Stadtteil Cihangir zur Autopsie in die Gerichtsmedizin gebracht.
Eine Freundin Hakan Karadags war der Zeitung Today's Zaman zufolge in die Wohnung eingebrochen, weil sie von ihm einige Tage nichts gehört hatte. Dort habe sie die Leiche gefunden. Ein Onkel Hakan Karadags sagte, dass er ihn erst am Donnerstag gesehen hatte und keine Anzeichen für einen bevorstehenden Selbstmord bemerkt habe. Er habe einen Fall zu betreuen und habe sich mit den Worten verabschiedet: "Ich hoffe wir sehen uns am Nachmittag."
Drohungen im Gerichtssaal
Der 40-jährige Karadag hatte die Familie Dink zusammen mit anderen Anwälten im Mordfall des Journalisten vertreten. Während einer Verhandlung hatte ihm der jugendliche Attentäter Ogün Samast, der Hrant Dink im Januar erschossen hatte, im Gerichtssaal mit einer Handgeste gedroht und gesagt: "Du solltest mal im Gefängnis vorbeischauen".
Hrant Dink war Chefredakteur der türkisch-armenischen Zeitung Agos und wurde im Januar 2007 von einem Ultranationalisten vor der Redaktion auf offener Straße erschossen. Der damals 43-Jährige hatte sich stets für die armenische Minderheit eingesetzt und war Verteidiger einer liberalen Türkei. Er wurde von der Justiz verfolgt, weil er die Deportationen von Armeniern während des Ersten Weltkriegs als "Völkermord" bezeichnet hatte. Trotz mehrfacher Drohungen verweigerte er Polizeischutz.
"Es tut uns sehr leid", sagte eine Mitarbeiterin der Hrant Dink Foundation. Und der Chefredakteur von Agos, Etyen Mahçupyan, sagte, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sei, dass Karadag sich selbst umgebracht habe. Die Gründe kenne er allerdings nicht. Erste Ergebnisse der Autopsie werden bald erwartet.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0605/politik/0092/index.html
Ein Selbstmord oder wieder ein Mord von einem psychisch kranken Täter...?
Angebliche Selbsttötung wirft Fragen in der Türkei auf
05.06.2010
ISTANBUL. Ein prominenter Menschenrechtsanwalt ist in Istanbul tot aufgefunden worden. Hakan Karadag arbeitete auch für den von einem Ultranationalisten ermordeten türkische-armenischen Journalisten Hrant Dink. Der Jurist hatte nach dem Tod Dinks dessen Familie als Nebenkläger im Prozess gegen den Mörder vertreten. Gestern wurde er erhängt in seiner Wohnung aufgefunden. Türkische Medien berichteten, dass die Ursache für seinen Tod, der wie Selbstmord aussieht, zunächst unklar war. Die Leiche wurde von seiner Wohnung im Stadtteil Cihangir zur Autopsie in die Gerichtsmedizin gebracht.
Eine Freundin Hakan Karadags war der Zeitung Today's Zaman zufolge in die Wohnung eingebrochen, weil sie von ihm einige Tage nichts gehört hatte. Dort habe sie die Leiche gefunden. Ein Onkel Hakan Karadags sagte, dass er ihn erst am Donnerstag gesehen hatte und keine Anzeichen für einen bevorstehenden Selbstmord bemerkt habe. Er habe einen Fall zu betreuen und habe sich mit den Worten verabschiedet: "Ich hoffe wir sehen uns am Nachmittag."
Drohungen im Gerichtssaal
Der 40-jährige Karadag hatte die Familie Dink zusammen mit anderen Anwälten im Mordfall des Journalisten vertreten. Während einer Verhandlung hatte ihm der jugendliche Attentäter Ogün Samast, der Hrant Dink im Januar erschossen hatte, im Gerichtssaal mit einer Handgeste gedroht und gesagt: "Du solltest mal im Gefängnis vorbeischauen".
Hrant Dink war Chefredakteur der türkisch-armenischen Zeitung Agos und wurde im Januar 2007 von einem Ultranationalisten vor der Redaktion auf offener Straße erschossen. Der damals 43-Jährige hatte sich stets für die armenische Minderheit eingesetzt und war Verteidiger einer liberalen Türkei. Er wurde von der Justiz verfolgt, weil er die Deportationen von Armeniern während des Ersten Weltkriegs als "Völkermord" bezeichnet hatte. Trotz mehrfacher Drohungen verweigerte er Polizeischutz.
"Es tut uns sehr leid", sagte eine Mitarbeiterin der Hrant Dink Foundation. Und der Chefredakteur von Agos, Etyen Mahçupyan, sagte, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch sei, dass Karadag sich selbst umgebracht habe. Die Gründe kenne er allerdings nicht. Erste Ergebnisse der Autopsie werden bald erwartet.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0605/politik/0092/index.html
Ein Selbstmord oder wieder ein Mord von einem psychisch kranken Täter...?