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Vollständige Version anzeigen : Die Freie Wirtschaft



Historiker1933
21.05.2010, 13:26
Hier ein Zitat von Tucholsky:

Die freie Wirtschaft

Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.
Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen.
Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen.
Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen.
Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein,
wir wollen freie Wirtschaftler sein!
Fort die Gruppen – sei unser Panier!
Na, ihr nicht.
Aber wir.
Ihr braucht keine Heime für eure Lungen,
keine Renten und keine Versicherungen.
Ihr solltet euch allesamt was schämen,
von dem armen Staat noch Geld zu nehmen!
Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn –
wollt ihr wohl auseinandergehn!
Keine Kartelle in unserm Revier!
Ihr nicht.
Aber wir.
Wir bilden bis in die weiteste Ferne
Trusts, Kartelle, Verbände, Konzerne.
Wir stehen neben den Hochofenflammen
in Interessengemeinschaften fest zusammen.
Wir diktieren die Preise und die Verträge –
kein Schutzgesetz sei uns im Wege.
Gut organisiert sitzen wir hier …
Ihr nicht.
Aber wir.
Was ihr macht, ist Marxismus.
Nieder damit!
Wir erobern die Macht, Schritt für Schritt.
Niemand stört uns. In guter Ruh
sehn Regierungssozialisten zu.
Wir wollen euch einzeln. An die Gewehre!
Das ist die neuste Wirtschaftslehre.
Die Forderung ist noch nicht verkündet,
die ein deutscher Professor uns nicht begründet.
In Betrieben wirken für unsere Idee
die Offiziere der alten Armee,
die Stahlhelmleute, Hitlergarden …
Ihr, in Kellern und in Mansarden,
merkt ihr nicht, was mit euch gespielt wird?
mit wessen Schweiß der Gewinn erzielt wird?
Komme, was da kommen mag.
Es kommt der Tag,
da ruft der Arbeitspionier:
»Ihr nicht.
Aber Wir. Wir. Wir.«

DENKT MAL DRÜBER NACH !!!!!!!!

Ausonius
21.05.2010, 13:44
Was Tucholsky hier als satirisches Gedicht schrieb, taucht als Gedankengut auch bei Foristen wie Manfred G, Der Don, Henriof9 oder Klartext völlig ernst gemeint auf.

Er erkennt hier übrigens glänzend, dass den "Markt!"-Schreiern keineswegs um die freie Marktwirtschaft, sondern um die Bildung von Trusts und Monopolen und deren Abschottung gegenüber aller Konkurrenz geht.

Skorpion968
21.05.2010, 16:03
Was Tucholsky hier als satirisches Gedicht schrieb, taucht als Gedankengut auch bei Foristen wie Manfred G, Der Don, Henriof9 oder Klartext völlig ernst gemeint auf.

Er erkennt hier übrigens glänzend, dass den "Markt!"-Schreiern keineswegs um die freie Marktwirtschaft, sondern um die Bildung von Trusts und Monopolen und deren Abschottung gegenüber aller Konkurrenz geht.

Absolut richtig.
Es geht diesen selbsternannten Liberalen auch nicht wirklich um Freiheit. Es geht ihnen in Wahrheit darum, allen anderen die Spielregeln zu diktieren, von denen sie selbst profitieren. Es geht ihnen darum, die Bedingungen so zu setzen, dass eine Vielzahl von Menschen ihrer Pissbrut ausgeliefert und damit hochgradig erpressbar ist.

blues
22.05.2010, 00:08
Jedem Verfechter des "freien Marktes" sollte es bitter aufstossen wer ihre Misswirtschaft finanzierte und finanziert.

Don
22.05.2010, 00:12
Was Tucholsky hier als satirisches Gedicht schrieb, taucht als Gedankengut auch bei Foristen wie Manfred G, Der Don, Henriof9 oder Klartext völlig ernst gemeint auf.

Er erkennt hier übrigens glänzend, dass den "Markt!"-Schreiern keineswegs um die freie Marktwirtschaft, sondern um die Bildung von Trusts und Monopolen und deren Abschottung gegenüber aller Konkurrenz geht.

Du hast was übersehen.

Tucholski schrub von Schweiß.

Ein den heutigen Linken unbekannter Begriff.

BRDDR_geschaedigter
22.05.2010, 00:22
Jedem Verfechter des "freien Marktes" sollte es bitter aufstossen wer ihre Misswirtschaft finanzierte und finanziert.

Und du bist nicht der Markt?

Und dann jammern, das man auf der Bank nur 1% Zinsen bekommt. :))

John Shepard
22.05.2010, 03:35
Wo die Foristen wohl ihre superschnellen DSL-Router her haben, in ihren gut ausgebauten Eigenheimen, wo drei Autos vor der Tür stehen und vermutlich vier Fernseher und drei Computer drinne sind. Sie leben in einer der reichsten Gesellschaften der Erde und wagen es dennoch sich ständig zu beschweren. Sie können kaufen was sie wollen, in Urlaub fahren wohin sie wollen und das ganze günstig und gut. Aber das reicht ihnen wohl nicht. Die Nimmersatts haben nichts bersseres zu tun, als den ganzen Tag zu nöhlen. Anstatt hart zu arbeiten, in der freien Marktwirtschaft, der sie ihr Luxusleben verdanken...

John Shepard
22.05.2010, 03:45
Oh, ich noch das (fast) kostenlose Studium vergessen, dass die potente deutsche Gesellschaft finanziert hat, die soviel Geld hat, weil sie kapitalistisch ist. Normal dürften Linke gar nicht zugelassen werden. Züchtet man in den Soziologiestudiengängen doch dekadente Parasiten heran, die später Hasspredigten gegen die Wirtschaft halten, der sie ihre Schmarotzerexistenz in Frieden und Wohlstand verdanken.

Humer
22.05.2010, 07:48
Oh, ich noch das (fast) kostenlose Studium vergessen, dass die potente deutsche Gesellschaft finanziert hat, die soviel Geld hat, weil sie kapitalistisch ist. Normal dürften Linke gar nicht zugelassen werden. Züchtet man in den Soziologiestudiengängen doch dekadente Parasiten heran, die später Hasspredigten gegen die Wirtschaft halten, der sie ihre Schmarotzerexistenz in Frieden und Wohlstand verdanken.

Bis jetzt war das mit dem Wohlstand ein schlagendes Argument gegen jeden Versuch den freien Markt zu kritisieren. Nach der Bankenkrise nicht mehr, denn das Finanzsystem gleicht einem Patienten, der künstlich am Leben gehalten wird. Es braucht das Geld der Steuerzahler und des Staates, den er 30 Jahre lang erfolgreich verschlankt hat und den er jetzt final noch einmal ordentlich ausnimmt.
Wer ist denn hier der "Parasit" ? Menschen als Parasiten zu bezeichnen ist übrigens NS Tradition, wer das Wort verwendet, der macht das nicht zufällig.

henriof9
22.05.2010, 07:55
Bis jetzt war das mit dem Wohlstand ein schlagendes Argument gegen jeden Versuch den freien Markt zu kritisieren. Nach der Bankenkrise nicht mehr, denn das Finanzsystem gleicht einem Patienten, der künstlich am Leben gehalten wird. Es braucht das Geld der Steuerzahler und des Staates, den er 30 Jahre lang erfolgreich verschlankt hat und den er jetzt final noch einmal ordentlich ausnimmt.
Wer ist denn hier der "Parasit" ? Menschen als Parasiten zu bezeichnen ist übrigens NS Tradition, wer das Wort verwendet, der macht das nicht zufällig.

Na super.
Immer diese Unsitte jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, völlig aus dem Zusammenhang und dieses dann auch noch mit der NS- Zeit in Verbindung zu bringen. :rolleyes:

Letztendlich ist es doch eine Tatsache, daß gerade die Verfechter der sozialistischen Ideologie genau jene sind welche später vom bösen Kapiatlismus am meisten profitieren.
Man siehe sich dazu nur einige Figuren der Grünen, Linken und sogar der SPD an.

Rikimer
22.05.2010, 08:05
In einer freien Marktwirtschaft wuerde das frei Spiel der Marktkraefte dafuer sorgen das grosse Unternehmen und Banken ganz einfach durch Bankrotts verschwinden und nicht durch Geldzahlungen des Staates am Leben erhalten werden, was doch an ein Sozialismus fuer Superreiche erinnert.

Aufsteigende Kraefte aus dem Mittelstand wuerden dann die Plaetze der sich als nicht wettbewerbsfaehigen erweisenden Mitglieder der Elite einnehmen. Ein dynamischer Prozess, welcher vor allem der Geldelite der Welt nicht passt. Ein muehsam errunger Platz am der Spitze der Pyramide ist leichter zu verteidigen, indem die freie Marktwirtschaft ganz einfach langsam aber sicher abgeschafft wird. Mittels Begruendung fuer den Umweltschutz, buerokratische Reglementarien aller Art und andere Huerdnisse, um den nachdraengenden laestigen Mittelstand zu beseitigen. Der Ruf nach einer Weltregierung eines einheitlichen Systems wird das Ganze zementieren und vereinfachen. Die Unterschicht ist leichter zu lenken, erst recht in einer multikulturellen Gesellschaft, wo einer gegen den anderen auzuspielen ist, gleich welches Mittel benutzt wird, Kulte, Religionen, Ideologien.

Ein lustiges uraltes Spiel der Elite.

MfG

Rikimer

lupus_maximus
22.05.2010, 08:46
Na super.
Immer diese Unsitte jedes Wort auf die Goldwaage zu legen, völlig aus dem Zusammenhang und dieses dann auch noch mit der NS- Zeit in Verbindung zu bringen. :rolleyes:

Letztendlich ist es doch eine Tatsache, daß gerade die Verfechter der sozialistischen Ideologie genau jene sind welche später vom bösen Kapiatlismus am meisten profitieren.
Man siehe sich dazu nur einige Figuren der Grünen, Linken und sogar der SPD an.
Jedes Wort, daß bei Adolf dem Letzten im täglichen Sprachgebrauch verwendet wurde, ist umgehend aus dem Duden zu entfernen. Alleine schon deswegen damit der Sprachschatz der Linken auch dem täglichen verwendeten Wortschatz von etwa 5000 Wörtern entspricht!
Ein Duden mit 5000 Wörtern ist auch deutlich schlanker und kann auch leichter überflogen werden, womit dann das Hirn von Linken nicht übermäßig belastet wird.

twoxego
22.05.2010, 10:26
Letztendlich ist es doch eine Tatsache, daß gerade die Verfechter der sozialistischen Ideologie genau jene sind welche später vom bösen Kapiatlismus am meisten profitieren.
Man siehe sich dazu nur einige Figuren der Grünen, Linken und sogar der SPD an.


Du propagierst also: "wessen brot ich esse, dessen lied ich singe".

ich halte dies nicht für sonderlich erstrebenswert. zumal man sein brot momentan kaum anderswo essen könnte ausser auf Kuba vielleicht oder in Nordkorea.

von sozialistischen ideen halte ich wenig, vielleicht weil ich knappe vierzig jahre in einem solchen system lebte.
völligen verzicht auf kritik halte ich allerdings ebenso für schwachsinn.

wir leben nicht in der besten aller denkbaren wirtschaftsordnungen sondern nur in einer momentan alternativlosen.

am rande:
wäre dem nicht so, wäre beispielsweise auch dieses forum täglich voll von lobhudelei.
dem aber ist nicht so, eher wohl im gegenteil.

henriof9
22.05.2010, 10:47
Du propagierst also: "wessen brot ich esse, dessen lied ich singe".

ich halte dies nicht für sonderlich erstrebenswert. zumal man sein brot momentan kaum anderswo essen könnte ausser auf Kuba vielleicht oder in Nordkorea.

von sozialistischen ideen halte ich wenig, vielleicht weil ich knappe vierzig jahre in einem solchen system lebte.
völligen verzicht auf kritik halte ich allerdings ebenso für schwachsinn.

wir leben nicht in der besten aller denkbaren wirtschaftsordnungen sondern nur in einer momentan alternativlosen.

am rande:
wäre dem nicht so, wäre beispielsweise auch dieses forum täglich voll von lobhudelei.
dem aber ist nicht so, eher wohl im gegenteil.

Nein, keineswegs.
Das tun ja eben all jene ( Politiker ) welche sich großartig aufregen darüber wie überaus unsozial doch Deutschland ist und die Rächer der Underdogs spielen aber in Wirklichkeit auch nur Wasser predigen und Wein saufen, zudem aus Prinzip dafür sind, daß sie dagegen sind.

Beste Beispiel ist doch die SPD.
Hat erst die Hartzgesetze eingeführt und tut heute so unschuldig dabei mit dem Brustton der Überzeugung das da aber einiges daran geändert werden müsse.
Sorry, einen Fehler einzugestehen ist das Eine, sich aber nun hinzustellen und gespielte Entrüstung postulieren obwohl sie bis vor noch nichteinmal allzu langer Zeit dies hätten selbst tun können, das ist absolut unglaubwürdig und verlogen.

Selbstverständlich muß man Kritik üben und ich bin der Letzte der behaupten würde so wie es jetzt ist wäre es völlig in Ordnung.
Der Weg zurück in die soziale Marktwirtschaft würde mir völlig ausreichen aber die Ideen der Sozialismusanhänger führen ganz bestimmt nicht dahin.

Im übrigen propagiere ich, wenn denn, " jeder ist seines eigenen Glückes Schmied " und " willst Du etwas im Leben erreichen, mußt Du auch selbst etwas dafür tun ", von nüscht kommt nüscht :]

twoxego
22.05.2010, 10:58
Deinem letzten abschnitt stimme ich zu. allerdings gibt es da auch einschränkungen, hinderungsgründe, die ausserhalb der eigenen fähigkeiten und entscheidungsmöglichkeiten liegen.

das fängt schon mit dem ort der geburt an. es dürfte eine binsenweisheit sein, dass jemand in Ahlbeck andere möglichkeiten haben dürfte als jemand in Hamburg oder Berlin.

henriof9
22.05.2010, 11:07
Deinem letzten abschnitt stimme ich zu. allerdings gibt es da auch einschränkungen, hinderungsgründe, die ausserhalb der eigenen fähigkeiten und entscheidungsmöglichkeiten liegen.

das fängt schon mit dem ort der geburt an. es dürfte eine binsenweisheit sein, dass jemand in Ahlbeck andere möglichkeiten haben dürfte als jemand in Hamburg oder Berlin.

Moment, es geht hier um das System und dabei um freie Wirtschaft.

Und was hindert den in Ahlbeck Geborenen nach seinem Schulanschluß oder Studium dort hinzugehen, wo er andere Möglichkeiten hat ?

Ich erkenne und sehe sehr wohl den Unterschied ob jemand, schon älter, z.B. von Arbeitslosigkeit heimgesucht wird und den Wohnort nur schwer wechseln kann weil er sich ein Eigenheim geschaffen hat oder aber ob es sich um junge Menschen handelt denen die Familienbande wichtiger sind als die Gestaltung ihres eigenen Lebens.
Ist ja nun nicht so, daß wir in der Steinzeit leben, ohne Telefon, Bahn oder Auto.

twoxego
22.05.2010, 11:57
er hat keine nützlichen kontakte und die eltern sitzen eher nicht an wichtigen stellen.
es gibt noch mehr gründe.
ich verzichte allerdings darauf, sie aufzuzählen.
das gehört wohl eher in den strang über chancengleichheit.

ich erwähnte es nur, weil es eben doch mit der vorstellung der freien wirtschaft als bestem aller denkbaren systeme zusammenhängt.

übrigens gab es bekanntlich nur einst und in Manchester tatsächlich freie wirtschaft.
seither greifen alle entwickelten staaten mehr oder weniger regulierend ein. dafür gibt es gründe.
einer davon ist, dass die warenproduktion eben doch nicht der sinn menschlicher existenz ist auch wenn produzenten dies gern so hätten und es gern so darstellen.

BRDDR_geschaedigter
22.05.2010, 12:00
er hat keine nützlichen kontakte und die eltern sitzen eher nicht an wichtigen stellen.
es gibt noch mehr gründe.
ich verzichte allerdings darauf, sie aufzuzählen.
das gehört wohl eher in den strang über chancengleichheit.

ich erwähnte es nur, weil es eben doch mit der vorstellung der freien wirtschaft als bestem aller denkabren systeme zusammenhängt.

übrigens gab es bekanntlich nur einst in Manchester tatsächlich freie wirtschaft.
seither greifen alle entwickelten staaten mehr oder weniger regulierend ein. dafür gibt es gründe.
einer davon ist, dass die warenproduktion eben doch nicht der sinn menschlicher existenz ist auch wenn produzenten das gern so hätten.

In einer freien Marktwirtschaft zwingt dich keiner irgendetwas zu kaufen oder zu produzieren.

In der BRD ist die Lage schon anders (Subventionen, Regulierungen). Das hat nichts mehr mit freier Wirtschaft zu tun.

twoxego
22.05.2010, 12:02
es gibt keine freie marktwirtschaft.
ich dachte eigentlich, dies wäre klar.

im letzten absatz Deines textes schreibst Du es selbst.
was willst Du mir also sagen?

ps.:
Deutschland steht hier nur beispielhaft.

Der Wehrwolf
22.05.2010, 13:23
Bei einer absolut freien Wirtschaft, sehe ich immer die Gefahr, dass die weniger gut ausgebildeten und weniger ehrgeizigen/skrupellosen auf der Strecke bleiben.

twoxego
22.05.2010, 13:28
eine absolut freie wirtschaft ist nicht möglich, weil alle der wirtschaft nicht nutzenbringenden gesellschaftbereiche keinerlei grundlage mehr hätten.

das würde beispielsweise die gesammte "hochkultur" betreffen.
warum sollten beispielsweise an universitäten noch leute ausgebildet werden, die nie eine wirtschaftlich messbaren nutzen erzielen werden?

einen schritt in diese richtung ging man ja schon mit der sogenannten "elite initiative".
es gibt aber eine grenze.

der mensch lebt eben auch noch nach feierabend weiter auch wenn dies manager ärgern mag.

Der Wehrwolf
22.05.2010, 13:59
Das mag sein,darauf wollte ich aber nicht hinaus.

Ich wollte lediglich meine Befürchtung äußern, dass in einer,so weit das denn möglich ist, freien Wirtschaft, doch hauptsächlich die "Guten" die Gewinner wären und die weniger guten eben auf der Strecke bleiben würden.

twoxego
22.05.2010, 14:07
das sind immer diese "der mensch, das tier" ideen.

es gibt natürlich auch einiges, was dagegen spricht.
ganz lustig brachte dies herr Sloterdijk mit seiner idee der freiwiligen abgabe an stelle von steuern zum ausdruck.

tatsächlich neigen die "gewinner" zum wohltätigen.
allerdings ist dies eher ein psychologisches und weniger
ein wirtschaftstheoretisches phänomen.

zudem ist ein almosen etwas anderes als etwas, worauf ein anspruch besteht.

Der Wehrwolf
22.05.2010, 14:16
Die "Verlierer" können auch schlecht zu Wohltaten neigen, jedenfalls nicht in Form von Geld etc.

Skorpion968
22.05.2010, 14:39
Du hast was übersehen.

Tucholski schrub von Schweiß.

Ein den heutigen Linken unbekannter Begriff.

Ja, im Gegensatz zu dir waschen wir uns mehrmals täglich. :]

Skorpion968
22.05.2010, 14:41
Wo die Foristen wohl ihre superschnellen DSL-Router her haben, in ihren gut ausgebauten Eigenheimen, wo drei Autos vor der Tür stehen und vermutlich vier Fernseher und drei Computer drinne sind. Sie leben in einer der reichsten Gesellschaften der Erde und wagen es dennoch sich ständig zu beschweren. Sie können kaufen was sie wollen, in Urlaub fahren wohin sie wollen und das ganze günstig und gut.

Das kannst du dir alles sonstwohin stecken. Du weißt schon wohin, kleine gierige Kröte. :)

GG146
22.05.2010, 15:17
Was Tucholsky hier als satirisches Gedicht schrieb, taucht als Gedankengut auch bei Foristen wie Manfred G, Der Don, Henriof9 oder Klartext völlig ernst gemeint auf.

Er erkennt hier übrigens glänzend, dass den "Markt!"-Schreiern keineswegs um die freie Marktwirtschaft, sondern um die Bildung von Trusts und Monopolen und deren Abschottung gegenüber aller Konkurrenz geht.

Der Text ist überhaupt nicht von Kurt Tucholsky:

http://www.sudelblog.de/?p=378

Das ist wirklich eine ganz aussergewöhnlich hartnäckige Internet - Legende, die ist mir schon auf etlichen Foren begegnet, zuletzt hier:

http://www.politik.de/forum/wirtschaft-und-finanzen/222921-haltet-ihr-von-leerverkaeufen-9.html

twoxego
22.05.2010, 15:28
es findet sich allerdings auch in der dokumentation der tagung "Tucholsky und die Medien" von 2005.

mir kommt es etwas ungeschliffen vor.
das könnte aber auch daran liegen, dass er es in seiner rolle als Peter Panter schrieb.

GG146
22.05.2010, 15:52
es findet sich allerdings auch in der dokumentation der tagung "Tucholsky und die Medien" von 2005.

mir kommt es etwas ungeschliffen vor.
das könnte aber auch daran liegen, dass er es in seiner rolle als Peter Panter schrieb.


Nein, er hat es gar nicht geschrieben. Das Gedicht ist aus dem Jahre 2008 und stammt von einem österreichischen Publizisten:

http://wien.orf.at/stories/318946/

politisch Verfolgter
22.05.2010, 16:19
Freie Marktwirtschaft bedingt ihre Leistungsgesellschaft.
Arbeiten ist anbieten.
Anbieterprofit bedingt netzwerkeffizient moderierte Gruppenintelligenz individueller Leistungsadäquanz als Managementvorgabe, um damit den Profit leistungsanteilig abzuschöpfen.
Netzwerke sind staatsfern privatwirtschaftlich selbsteignende rein jur. Personen - ganz anlog rel. anonymen, kreuz und quer verflochtenen Finanzkonglomeraten und Kapitalgesellschaften, deren Mittel ebenfalls von Betriebslosen generiert werden.
Das haben die AnbieterRechts- und -AbgabenOrdnung per aktiver Wertschöpfungspolitik für vollwertige Marktteilnahme samt deren Verwissenschaftlichung zu flankieren.
Dazu benötigen wir keine Gedichte, sondern pure ökonomische Vernunft.

twoxego
22.05.2010, 16:34
Nein, er hat es gar nicht geschrieben. Das Gedicht ist aus dem Jahre 2008 und stammt von einem österreichischen Publizisten:

http://wien.orf.at/stories/318946/


dabei geht es aber um einen ganz anderen text.
der hier zitierte beginnt mit:

"Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen."

der text in Deinem link beginnt mit:

"Wenn die Börsenkurse fallen, regt sich Kummer fast bei allen".

ich kann da nicht einmal eine entfernte ähnlichkeit entdecken.
der zweite ist übrigens erst recht platt und würde eher keinen auf Tucholsky bringen.
so reimt man höchstens in hochzeitszeitungen.

GG146
22.05.2010, 16:39
dabei geht es aber um einen ganz anderen text.
der hier zitierte beginnt mit:

"Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen."

der text in Deinem link beginnt mit:

"Wenn die Börsenkurse fallen, regt sich Kummer fast bei allen".

ich kann da nicht einmal eine entfernte ähnlichkeit entdecken.
der zweite ist übrigens erst recht platt und würde eher keinen auf Tucholsky bringen.
so reimt man höchstens in hochzeitszeitungen.

Stimmt, ich hatte mir den Text gar nicht richtig angesehen und voreilig angenommen, dass mal wieder der überall im Internet grassierende Tucholsky - Hoax zugeschlagen hat.

Das hier stimmt nämlich nicht:


würde eher keinen auf Tucholsky bringen.

Die grosse Mehrheit aller Forenteilnehmer ist auf den Hoax reingefallen, auch wenn der Text tatsächlich viel zu platt für Tucholsky ist.

twoxego
22.05.2010, 16:43
egal.
auch der hiesige zählt sicher nicht zu den Tucholskytexten, die man unbedingt kennen müsste.
ich fiinde ihn immer noch ziemlich platt und eigentlich liebe ich Tucholsky.

Esteban
22.05.2010, 20:08
Wo die Foristen wohl ihre superschnellen DSL-Router her haben, in ihren gut ausgebauten Eigenheimen, wo drei Autos vor der Tür stehen und vermutlich vier Fernseher und drei Computer drinne sind. Sie leben in einer der reichsten Gesellschaften der Erde und wagen es dennoch sich ständig zu beschweren. Sie können kaufen was sie wollen, in Urlaub fahren wohin sie wollen und das ganze günstig und gut. Aber das reicht ihnen wohl nicht. Die Nimmersatts haben nichts bersseres zu tun, als den ganzen Tag zu nöhlen. Anstatt hart zu arbeiten, in der freien Marktwirtschaft, der sie ihr Luxusleben verdanken...

... Und hatten bisher das Glück, dass diese Wirtschaft sie noch nicht totgewirtschaftet hat.

Bräunie
22.05.2010, 22:56
Bis jetzt war das mit dem Wohlstand ein schlagendes Argument gegen jeden Versuch den freien Markt zu kritisieren.

Ehrlich gesagt, habe ich große Schwierigkeiten in der BRD von Wohlstand zu sprechen. In einer der reichsten Städte der BRD, Hamburg, lebt jedes siebte Kind von Armut, jeder fünfte Arbeitnehmer ist auf ergänzende Hartz IV- Leistungen angewiesen, die Zahl der Privatinsolvenzen nimmt zu, wo ist denn da, bitte schön der Wohlstand? Immer mehr Arbeiter müssen frühzeitig verrentet werden, weil sie körperlich nicht mehr imstande sind, ihrer Arbeit nachzugehen, psychische Erkrankungen nehmen zu, ich sage nur "burn out". Den Wohlstand, den hier so mancher preist, kann ich hier nur bedingt erkennen. Die Reallöhne sinken, die Unterschichtendebatte prägt die öffentliche Diskussion, immer mehr öffentliche Güter geraten unter den Privatisierungshammer und werden verramscht, wodurch den Kommunen noch größere Kosten entstehen, alles für mich klare Indizien, dass es mit dem Wohlstand hierzulande nicht soweit bestellt ist, wie viele immer wieder aufs Neue herausposaunen.


nach der Bankenkrise nicht mehr, denn das Finanzsystem gleicht einem Patienten, der künstlich am Leben gehalten wird. Es braucht das Geld der Steuerzahler und des Staates, den er 30 Jahre lang erfolgreich verschlankt hat und den er jetzt final noch einmal ordentlich ausnimmt.

Wieso erst seit der Bankenkrise? Die Krise gehört zum Kapitalismus wie "Dinner for one" zu Sylvester. Asienkrise, Russlandkrise, Schuldenkrise, unter der die sog. "Entwicklungsländer" schwer zu leiden hatten und gravierende Börsenturbulenzen hatten wir doch immer wieder. Es entstehen doch in periodischen Zeitabständen immer wieder spekulative Blasen, die irgendwann platzen und mit einer exorbitanten Kapitalvernichtung einhergehen. Das Finanzsystem hat sich im Laufe der Zeit zu sehr verselbsständigt und sollte einmal mehr auf seine ursprüngliche Aufgabe, nämlich der Bereitstellung von Investitionen für die Wirtschaft, zurückgeführt werden. Ganz so verkehrt ist das auch nicht, was Attac da stets fordert, das mit der Finanztransaktionssteuer, besser bekannt unter Tobin Steuer. Natürlich sind dann auch die Staaten angewiesen, dass dadurch gewonnen Geld sinnvoll zu investieren und nicht nur sich selbst alimentieren.

Lokfuehrer
24.05.2010, 19:21
Wo die Foristen wohl ihre superschnellen DSL-Router her haben, in ihren gut ausgebauten Eigenheimen, wo drei Autos vor der Tür stehen und vermutlich vier Fernseher und drei Computer drinne sind. Sie leben in einer der reichsten Gesellschaften der Erde und wagen es dennoch sich ständig zu beschweren. Sie können kaufen was sie wollen, in Urlaub fahren wohin sie wollen und das ganze günstig und gut. Aber das reicht ihnen wohl nicht. Die Nimmersatts haben nichts bersseres zu tun, als den ganzen Tag zu nöhlen. Anstatt hart zu arbeiten, in der freien Marktwirtschaft, der sie ihr Luxusleben verdanken...


setzt voraus , dass man Geld hat, und nicht für 1.200 Euro Brutto anschaffen gehen muss im Monat oder Hartz IV ist, da kannste meilenweit von dem Luxus entfernt sein, und nochwas - ein Internetcafe kostet meistens auch nicht mehr als 5 Euro die Stunde, da kannste auch viel Schreiben ...

Don
24.05.2010, 20:04
In einer der reichsten Städte der BRD, Hamburg, lebt jedes siebte Kind von Armut, ...

Ja, ich frage mich auch immer was das so attraktiv macht. Erzähl mal.

Querulantin
24.05.2010, 20:17
Diskutiert wurde das Thema hier:
http://www.politikforen.net/showthread.php?t=85771