Felixhenn
30.04.2010, 13:11
Papst Johannes Paul II. sprach Edith Stein am 1. Mai 1987 selig und am 11. Oktober 1998 heilig. Ihr Gedenktag ist der 9. August.
Das schrieb der Spiegel 1987 dazu und wurde nie von der Kirche widerlegt:
…
Durch Verfälschung zur Heiligen
Eine neue Märtyrerin soll vom Versagen der Kirche in der NS-Zeit ablenken
Das Andenken an die Ordensschwester Edith Stein, Jahrgang 1891, steht in der katholischen Kirche seit Wochen in hohem Kurs. Im Kölner Dom predigte der Dominikaner Rudolf Stertenbrink sechs Sonntage lang über ihr Leben. Auch in Dutzenden von Schulen, in Kindergärten und Bildungsstätten wurde der Klosterfrau schon gedacht.
Das Dominikanerinnenkloster zu Speyer erhielt ihren Namen, und Kölns Erzbischof Joseph Kardinal Höffner feierte sie als "Schicksalsgefährtin unserer Menschlichkeit". Er widmete ihr einen Hirtenbrief, der in 800 Kirchen seiner Diözese verlesen wurde und mittlerweile in 170000 Exemplaren verbreitet ist.
Am 1. Mai werden mehr als 60000 Menschen dabeisein, wenn die Ordensschwester, die 1942 als Häftling Nummer 44074 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet worden ist, im Müngersdorfer Stadion zu Köln vom Papst seliggesprochen wird. Fortan dürfen Katholiken sie und ihr Bild, verschönt mit einem Strahlenkranz ums Haupt, öffentlich anrufen und verehren.
Dem Papst-Publikum wird weitgehend verborgen bleiben, was Theologen und Historiker seit geraumer Zeit beschäftigt: der Verdacht, daß Edith Stein als Märtyrerin reklamiert wird, um von einer historischen Schuld der katholischen Kirche abzulenken - Seligsprechung als Alibi.
Die promovierte Klosterfrau mußte sterben, weil sie als konvertierte Jüdin von jener Kirche nicht errettet werden konnte, in deren Obhut sie sich begeben hatte - einer lauen Kirche, die sich, bis auf wenige mutige Repräsentanten, zum NS-Terrorregime ausschwieg und dieses Schweigen im nachhinein auch noch "im Interesse der Leidenden" geübt haben wollte, zur "Verhütung des größeren Übels". Der Historiker Friedrich Heer sieht darin ein "gigantisches Verdeckungsmanöver".
...
Der Leidensweg der Edith Stein begann am 10. April 1938, als im Reich die Wahl und Volksabstimmung über den Anschluß Österreichs stattfand.
An diesem Tag kamen drei Männer der Kölner Wahlleitung mit einer Urne in den Karmel. In alphabetischer Reihenfolge mußten die Nonnen ihre Stimmen abgeben. Zum Schluß stellte der Schriftführer nach einem Blick in die Liste fest, "Dr. Edith Stein" habe "nicht gewählt".
Was sich dann zutrug, hat die Karmel-Schwester Renata in einer Stein-Biographie beschrieben. Die Oberin, laut Renata: "Die ist nicht wahlberechtigt." Der Wahlleiter: "Selbstverständlich, 91 geboren! Also auch wahlberechtigt." Die Oberin, "mit eiserner Ruhe" (Renata): "Sie ist nichtarisch."
Die Priorin hätte, so die Alternativ-Biographin Inge Moossen, sehr wohl eine Krankheit ihrer Mitschwester vorschieben können. Statt dessen aber habe sie Edith Stein an die Nazis "verraten", um eine Wahlbeteiligung und damit eine sichere Neinstimme zu verhindern.
...
Da geht’s weiter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523465.html
Sehr interessanter Bericht. Damals wurde noch recherchiert.
Das schrieb der Spiegel 1987 dazu und wurde nie von der Kirche widerlegt:
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Durch Verfälschung zur Heiligen
Eine neue Märtyrerin soll vom Versagen der Kirche in der NS-Zeit ablenken
Das Andenken an die Ordensschwester Edith Stein, Jahrgang 1891, steht in der katholischen Kirche seit Wochen in hohem Kurs. Im Kölner Dom predigte der Dominikaner Rudolf Stertenbrink sechs Sonntage lang über ihr Leben. Auch in Dutzenden von Schulen, in Kindergärten und Bildungsstätten wurde der Klosterfrau schon gedacht.
Das Dominikanerinnenkloster zu Speyer erhielt ihren Namen, und Kölns Erzbischof Joseph Kardinal Höffner feierte sie als "Schicksalsgefährtin unserer Menschlichkeit". Er widmete ihr einen Hirtenbrief, der in 800 Kirchen seiner Diözese verlesen wurde und mittlerweile in 170000 Exemplaren verbreitet ist.
Am 1. Mai werden mehr als 60000 Menschen dabeisein, wenn die Ordensschwester, die 1942 als Häftling Nummer 44074 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet worden ist, im Müngersdorfer Stadion zu Köln vom Papst seliggesprochen wird. Fortan dürfen Katholiken sie und ihr Bild, verschönt mit einem Strahlenkranz ums Haupt, öffentlich anrufen und verehren.
Dem Papst-Publikum wird weitgehend verborgen bleiben, was Theologen und Historiker seit geraumer Zeit beschäftigt: der Verdacht, daß Edith Stein als Märtyrerin reklamiert wird, um von einer historischen Schuld der katholischen Kirche abzulenken - Seligsprechung als Alibi.
Die promovierte Klosterfrau mußte sterben, weil sie als konvertierte Jüdin von jener Kirche nicht errettet werden konnte, in deren Obhut sie sich begeben hatte - einer lauen Kirche, die sich, bis auf wenige mutige Repräsentanten, zum NS-Terrorregime ausschwieg und dieses Schweigen im nachhinein auch noch "im Interesse der Leidenden" geübt haben wollte, zur "Verhütung des größeren Übels". Der Historiker Friedrich Heer sieht darin ein "gigantisches Verdeckungsmanöver".
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Der Leidensweg der Edith Stein begann am 10. April 1938, als im Reich die Wahl und Volksabstimmung über den Anschluß Österreichs stattfand.
An diesem Tag kamen drei Männer der Kölner Wahlleitung mit einer Urne in den Karmel. In alphabetischer Reihenfolge mußten die Nonnen ihre Stimmen abgeben. Zum Schluß stellte der Schriftführer nach einem Blick in die Liste fest, "Dr. Edith Stein" habe "nicht gewählt".
Was sich dann zutrug, hat die Karmel-Schwester Renata in einer Stein-Biographie beschrieben. Die Oberin, laut Renata: "Die ist nicht wahlberechtigt." Der Wahlleiter: "Selbstverständlich, 91 geboren! Also auch wahlberechtigt." Die Oberin, "mit eiserner Ruhe" (Renata): "Sie ist nichtarisch."
Die Priorin hätte, so die Alternativ-Biographin Inge Moossen, sehr wohl eine Krankheit ihrer Mitschwester vorschieben können. Statt dessen aber habe sie Edith Stein an die Nazis "verraten", um eine Wahlbeteiligung und damit eine sichere Neinstimme zu verhindern.
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Da geht’s weiter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523465.html
Sehr interessanter Bericht. Damals wurde noch recherchiert.