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Vollständige Version anzeigen : Pflichtlektüre bezüglich Kaczynski



stefanstefan
17.04.2010, 00:28
http://www.welt.de/debatte/weblogs/Sex-Macht-und-Politik/article7209775/Koenigstreue-Kommunisten-gegen-Lech-Kaczynski.html?page=2#article_readcomments


Blog "Mainstream Report"

Königstreue Kommunisten gegen Lech Kaczynski

Von Bettina Röhl 16. April 2010, 14:50 Uhr

Noch vor dem Ende der Staatstrauer um Lech Kaczynski und die anderen verunglückten Mitgliedern seiner Delegation verfällt das linke Lager in Polen unter Führung des Medienzaren Adam Michnik und dessen Zeitung „Gazeta Wyborcza" in ihr altbekanntes Kampfgeschrei zurück. Die westlichen Medien assistieren.

http://www.welt.de/multimedia/archive/1271422007000/01071/pmz__trauer_100416_1071712g.jpg
Trauernde Polen warten bis zu 12 Stunden um im Präsidentenpalast am Sarg von Lech Kaczynski zu kondolieren.



Was ein anständiger König ist, der sein Volk unterdrückte und auspresste und der mit seinem sonnigen Gemüt meinte, dass der Staat er selber sei und sonst niemand, der Recht sprach und Unrecht vollstreckte und vielleicht sogar das Recht der ersten Nacht für sich reklamierte, das wussten die Kommunisten vor 150 Jahren und auch in den vergangenen 150 Jahren ziemlich genau. Deshalb machten sie Revolution mit viel Blutvergießen und so verjagten sie unter anderem den russischen Zaren und viele andere feudale Bösewichte.

In Polen hatten die Kommunisten zwar 1989 abgewirtschaftet und zwar so richtig, aber linkes, kommunistisches, marxistisches Gedankengut und Gefühlsgewissheiten sind in allerlei transformierter Form im linken Lager in Polen sehr gegenwärtig. Manchmal nennt man sich dort dann modern gar „liberal“, denn Kommunist ist man natürlich unter keinen Umständen mehr. Das verkauft sich schlecht.

Lech Kaczynski, der von seinen Gegnern relativ fanatisch gehasste polnischer Staatspräsident und Patriot ist am vergangenen Samstag bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Die Kritik, ein regelrechtes Lech Kaczynski-Bashing aus eben diesem linken, sich häufig "liberal" nennenden Lager in Polen, das über gewaltige Medienmacht verfügt – siehe etwa die „Gazeta Wyborcza“, ein polnisches Leitmedium unter dem höchst kapitalistisch agierenden Medienzaren und Chefredakteur linker Provenienz Adam Michnik an der Spitze, der auch als Person ein politischer Faktor in Polen ist – begleitete die Amtszeit der Kaczynski-Brüder.

Adam Michnik, der sich auf seiner Website selber als aktiven Solidarnosc-Aktivisten und als Widerstandskämpfer von 1968-1989 gegen die kommunistische Partei und Staatsführung selber beschreibt, bezeichnete jetzt nach dem Tod seines politischen Gegners Lech Kaczynski seine eigenen früheren öffentlichen Äußerungen gar als „brutal“ und kündigte in einem etwas eigenartigen Video, das auf der Gazeta Wyborcza“ erschien, an darüber nachdenken zu wollen, ob er nicht teilweise ungerecht gegenüber seinem früheren Kampfesgenossen aus der Solidarnosc-Bewegung gewesen sei.

Der kurze Burgfrieden der Pietät und der Trauer in Polen hielt nicht lang.

Das gesamte linke Lager in Polen hatte gerade begonnen (milde und hinterlistig zugleich) von dem routinierten Herabsetzen der Kaczynski-Brüder abzulassen und in eine Art Versöhnungsgeheul zu verfallen mit dem offenkundigen Ziel Kaczynski gar in die Bedeutungslosigkeit herab zu loben: man habe ihm womöglich unrecht getan, Kaczynski sei gar nicht so schlimm gewesen, nicht so konservativ, nicht so populistisch und dergleichen mehr.

Die meisten polnischen Medien zeichnete in den ersten Tagen nach dem Tod Kaczynskis plötzlich die positiven Seiten des Präsidenten, dessen Patriotismus, dessen Einsatz für Polen,dessen Bedeutung für die Solidarnosc-Bewegung als Stellvertreter und juristischer Berater von Lech Walesa, dessen Bescheidenheit, dessen Erfolge, die sie zuvor jahrelang verkannt hätten.

Doch dann kam Mitte der Woche die Nachricht, dass Lech Kaczynski nicht in Warschau, sondern in Krakau auf dem Wawel beerdigt wird. Das aktivierte den alten Hass auf Kaczynski augenblicklich und auch Adam Michnik kehrte zu der Brutalität zurück, der er gerade abgeschworen hatte:

Sterben durfte Kaczynski. Dagegen hatte das linke Lager nichts. Man muss es so brutal und makaber ausdrücken, wie es ist. Aber unsterblich soll Kaczynski unter keinen Umständen werden. Und da ist bei den linken Anti-Feudalisten dann eine Sicherung durchgebrannt.

Sterben durfte Kaczynski...

Die sogenannte „liberale“ Gazeta Wyborcza mit großer Unterstützung deutscher Schwestermedien im Geiste wie der ZEIT oder der SÜDDEUTSCHEN und anderen heulte auf und das restaurative linke polnische Lager in Polen zeigte, dass nur dieses Lager über wirkliche Kampagnenfähigkeit verfügt, von denen das konservative, das Kaczynski-Lager, nur träumen kann.

Seit letztem Mittwoch hat Adam Michnik alles und jeden zusammen getrommelt, um rund um seine Zeitung herum eine Front gegen das Begräbnis von Lech Kaczynski auf dem Wawel in Krakau zu organisieren. Die üblichen Professores und Studiosos, Regisseure, Bohemiens und Medienleute fahren eine Kampagne, wie sie im Buche steht.

Man zitiert sich gegenseitig, leitartikelt vor sich hin, mahnt und drischt auf den nicht einmal beerdigten Lech Kaczynski ein und dies offenbar mit dem Ziel mehr Demonstranten auf die Straße zu peitschen, die in letzter Minute verhindern sollen, was wahrscheinlich nicht mehr zu verhindern ist, dass Kaczynski auf dem Wawel beigesetzt wird. Ein Versuch zumindest dessen dortige Beisetzung zu bemakeln, um die Startlöcher für den anstehenden Präsidentschaftswahlkampf gegen einen möglichen Kandidaten Jaroslaw Kaczynski, den Zwillingsbruder von Lech Kaczynski und früheren Ministerpräsidenten Polens, zu graben.

Wawel in Krakau

Der Wawel in Krakau ist ein Herzstück in der polnischen Geschichte. Krakau war lange Zeit polnische Hauptstadt. In der Kathedrale liegen die sterblichen Überreste polnischer Helden, Dichter und eben prominent auch polnischer Könige. Darunter auch der Sachse, August der Starke, der auch ein Wahlkönig Polens war, wenn auch ohne demokratische Legitimation wie alle Könige.

Nun ja, die Kommunisten und die Postkommunisten und die Linken, die den Feudalismus und die Feudalen so richtig gefressen haben, ganz überwiegend ja auch mit gutem Grund, stehen jetzt mit ein paar 100 Figuren und mit vielen etablierten und kapitalistisch arrivierten Linken und einem ganzen Lager im Hintergrund, im Internet, in der „Gazeta Wyborcza und auf der Straße und tönen, dass ihre Könige und Wahl-Könige von damals, aus dem Mittelalter und überhaupt das Maß aller Dinge seien.

Könige dürfen im Wawel beerdigt werden, aber bitte doch keine demokratisch legitimierten Präsidenten. Jedenfalls keine solchen, die nicht dem linken Lager entspringen, muss man wohl hinzufügen.

Polen hat also seinen Lagerkampf wieder und die Karten werden neu gemischt, noch bevor die Staatstrauer für Lech Kaczynski beendet ist. Zumindest die Kartenmischer, wie Adam Michnik, hält es nicht mehr auf den Plätzen. Ihr Hassobjekt Lech Kaczynski auf einem symbolträchtigen, historischen Platz ist ein Politikum, das ihnen das Herz und den Verstand zerreißt.

Schon eher ein linker Solidarnosc-Mensch, wie etwa Michnik selber oder ein Lech Walesa, die die Aufarbeitung der kommunistischen Unrechtstaten in Polen doch wohl eher be-und verhindern, was ihnen die Kaczynski-Brüder stets vorgehalten haben, seien prädestiniert für eine Beerdigung auf dem Wawelberg – so könnte man die neuerliche Kampagne gegen Lech Kaczynski deuten. Nicht zu viel der Ehre für den ersten demokratisch gewählten Präsidenten Polens, der im Amt verstorben ist, denn das könnte die Lager-Waage zu Gunsten der konservativen Seite ,möglicherweise zu sehr verschieben.

Nein, Kaczynski, sollte schön in Warschau beerdigt werden. Wo käme man denn hin? Es sei doch noch nie ein demokratisch gewählter Präsident in Krakau königsgleich beerdigt worden.

Das linke Lager in Polen zeigt seine hässliche Fratze

Links-Konservativer geht’s nicht. Verlogener, verbissener, fanatischer, pietätloser geht’s auch nicht. Die Kaczynski-Gegner dekuvrieren sich als Netzwerker mit außerordentlich schlechten Verliererqualitäten.

Statt mit Würde die durch den Tod des Staatspräsidenten und fast 100 Mitgliedern aus der polnischen Führungsschicht ausgelöste, lagerübergreifende Solidarität in Trauer einfach geschehen zu lassen und die Beerdigung in Krakau mit Würde zu tolerieren, zeigt das linke Lager, das es bis jetzt versäumt hat das kommunistische Unrecht in Polen aufzuarbeiten, zeigt seine hässliche Fratze.

Sonst immer so schnieke gebügelt und geschnatzt, modern und weltoffen daher kommend, zeigen sich die Kaczynski-Gegner nun als kleinkariert und hässlich. Viel kleiner und karierter , als sie die Kaczynski-Zwillinge seit Jahren zu zeichnen versucht haben.

In der bundesrepublikanischen Medienlandschaft zeigt ein kleines Artikelchen einer taz-Autorin, die sich als Osteuropa-Expertin geriert und besagten Artikel an keinem geringeren Ort als bei ZDF.de veröffentlichte, symptomatisch mit welcher Hetz-Sucht das linke Lager seine Aversion gegen Lech Kaczynski artikuliert und es zeigt auch, in welcher Weise sich ein ganzes Lager an Kaczynski bisher abgearbeitet hat.

Hier wird keineswegs die Auffassung vertreten, dass Kaczynski politisch fehlerfrei agiert hätte oder nicht in manch einem Punkt essentiell zu kritisieren war, aber seine Leistungen für Polen überwiegen seine Fehler bei weitem, ob er einem sympathisch war oder nicht und: das linke Lager ist arg begriffsstutzig in Sachen Demokratie! Und das notorisch seit 150 Jahren.

In eigener Sache geht man dort stets von überwältigender demokratischer Legitimation aus, auch wenn’s im Einzelfall noch so falsch ist, aber bei einem gewählten konservativen Präsidenten Lech Kaczynski übersieht man dessen unumstößlich feststehende demokratische Legitimation geflissentlich und allein darum geht es hier.

Lager- Artikel auf Heute-Journal.de

Zurück zu besagtem Artikel auf Heute Journal.de. Die taz-Schreiberin stellt in ihrem Text, der vor zwei Tagen erschien, zwar die generelle Behauptung auf, dass polnische Piloten gemeinhin als gute Piloten bekannt seien, merkt dann aber für den Fall eines Pilotenfehlers in Smolensk an:

„Ein solches Verhalten kann man nicht mehr "Pilotenfehler" nennen. Es zeichnet eher Selbstmordattentäter aus. Sollte aber auch Polens Regierung bei dieser "Pilotenfehler"-Version bleiben, hätte die NATO ein Problem. Sie müsste Polens Piloten vorerst sperren. Denn Piloten, die nicht in der Lage sind, Gefahren richtig einzuschätzen, stellen ein Sicherheitsrisiko für die ganze NATO dar.“

Gemeinhin nennt man solche „Argumentationen“ heutzutage rassistisch. Die Dame will mit dererlei verquastem Unrat verhindern, dass Kaczynski in Krakau auf dem Wawel beigesetzt wird und spielt dabei auf Zeit: man solle erst einmal gucken, ob nicht in Wahrheit Kaczynski den Tod der fast 100 Insassen verursacht hätte, in dem er den Piloten zum vierfachem Landungsversuch mit „tödlichem Befehl“, so wörtlich, angehalten hätte zu landen.

Schon als dieser ZDF-Beitrag ins Netz gestellt wurde, stand allerdings fest, dass es keine vier Landeversuche gegeben hat, sondern nur zwei und es stand, wie bekannt, fest, dass der Flughafen Smolensk nicht geschlossen worden war, woraus unwiderleglich zu schließen ist, dass die verantwortlichen Flughafenbetreiber jedenfalls davon ausgingen, dass eine Landung nicht für unmöglich gehalten wurde.

Selbst wenn Kaczynski gedrängt hätte einen zweiten Versuch auf dem offenen, gerade nicht gesperrten Flughafen in Smolensk zu unternehmen, würde ihm dies weder juristisch noch moralisch zwingend zu einem Täter machen, wie die taz-Schreiberin in öffentlich-rechtlichem Forum geifert. Der Pilot, der weder sich noch andere gefährden wollte, trägt die Verantwortung und entscheidet autonom. Und Unfälle passieren, manchmal auch weil man etwas riskiert, was dem Handelnden in der Sekunde vielleicht irrtümlich als ungefährlich erschien.

Eine Mitverantwortung hat der Flughafen in Smolensk auf jeden Fall. Die Fluglotsen eines geöffneten Flughafens hätten eigentlich nur sagen können: unser Chef hat den Flughafen regelwidrig nicht gesperrt. Hier kann man nicht landen! Oder, wenn der Flughafen zu Recht offen ist, hätten sie sagen müssen: der Flughafen ist offen, man kann landen, aber man muss vorsichtig sein! Was ist das überhaupt für eine Formulierung, die russischen Fluglotsen hätten dem Piloten „abgeraten“ zu landen. Von einem Landeverbot oder einer Sperrung des Flughafens in Smolensk war jedenfalls nicht die Rede.

Das ist Kaczynski-Hetze pur

Die Taz-Schreiberin hetzt jedoch weiter:

„Diejenigen (Piloten, Anmerk. der Autorin )der Unglückmaschine aber sind durchgeflogen. Obwohl sie dort nochmals gewarnt wurden, setzten sie zum Landeanflug an. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie dies aufgrund eines Befehls getan haben, ist hoch. Als Befehlsgeber kommen Lech Kaczynski als der oberste Befehlshaber Polens in Frage, aber auch einer der Generäle an Bord oder aber der Generalstabschef der polnischen Armee selbst, der ebenfalls in der Maschine saß.

So lange aber nicht klar ist, wer den letztlich tödlichen Befehl zur Landung in Smolensk gegeben hat, sollte die Entscheidung über die endgültige Ruhestätte des Präsidentenpaares ausgesetzt werden. Schon gar nicht sollte es die Königsgruft im Wawel sein, wo Polens Könige, Nationaldichter und Heilige bestattet sind.“

Mit der allgemeinen Unschuldsvermutung zu Gunsten eines jeden, hat das, was da öffentlich-rechtlich vom ZDF ins Netz gestellt wurde, nichts mehr zu tun. Das ist Kaczynski-Hetze pur. So etwas muss eigentlich Konsequenzen haben. Das hat regelrecht massiv negative Wirkungen für das offiziöse deutsch-polnische Verhältnis. So geht es nicht.

Dass die taz zu den Kaczynski-Hassern gehört, ist ja hinlänglich bekannt: Das ist auch gut so. Was wäre ein Präsident ohne eine aufgebrachte taz!

Aber die Behauptung in dem kleinen Heute Journal-Internet-Beitrag, dass sich die „Zeichen mehrten“, dass Kaczynski oder eine ihm nahe stehende Person den Piloten gar zur Landung genötigt oder gar gezwungen hätten, war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels unhaltbar.

Gerüchte, Spekulationen und Legenden sind keine harte Tatsache und wenn sie in politischem Lagerkampf zielgerichtet sind, schon gar nicht. Das war unseriöser öffentlich-rechtlicher Journalismus bis zum Anschlag.

Polens Präsident Kaczynski war an Bord

Nur der guten Ordnung halber: es versteht sich von selbst, dass jemand, der diesermaßen tendenziösen öffentlich-rechtlichen oder mindestens tendenziellen taz-Journalismus macht, gewissermaßen connectet ist mit den entsprechenden polnischen Kreisen. Die Autorin gehört natürlich zu jenen, die journalistischen Kontakt zu besagtem Adam Michnik hat, der in Polen gern Politik macht ohne sich der Mühsal demokratischer Legitimation für irgendein Amt zu unterziehen.

Was in dem Artikel noch an Halbwissen und Dummheit zur Rechtsfigur eines Piloten in der Luft steht, muss hier nicht weiter ausgeführt werden. Der unverhohlene Todschlagn - wenn nicht Mordvorwurf („tödlicher Befehl“) gegen Kaczynski muss jedoch eigentlich ein Nachspiel haben. Derartig spekulativ herum zu holzen, ist unabhängig von dem, was sich möglicherweise noch heraus stellen wird, nicht Journalismus, sondern Kampagnenhandwerk übelster Sorte und zeigt einen überbordenden Fanatismus.

Man mag die Kaczynski gut oder nicht gut finden, für den Fanatismus, den sie bei ihren Feinden ausgelöst haben, gibt es objektiv weder Grund noch Anlass.

Sie sind schon sehr speziell die Kaczynski, aber das macht auch ihren Reiz aus und was wäre die Politik ohne Individuen: der reinste Horror! Alle kohärent auf Mainstream gebürstet, das wäre das Ende der Demokratie.

Mehr bunte Kaczynskis statt weniger, das ist, was die Demokratie braucht. Und deswegen ist es gut, wenn Lech Kaczynski in Krakau auf dem Wawel beigesetzt wird.

Was soll das Geschrei!

Einen konservativen Exoten mit Substanz muss das linke Lager in seiner grenzenlosen Überheblichkeit und Selbstüberschätzung aushalten lernen. Ein Roland Koch, ein Franz Müntefering, ein Oskar Lafontaine oder ein Guido Westerwelle sind wichtiger für die Demokratie als die ergonomisch optimierten Merkels oder Steinmeiers.

Was soll das hässliche Geschrei! Die Vermutung, dass eine große Mehrheit der polnischen Bürger damit höchst einverstanden ist, dass Lech Kaczynski auf dem Wawel beerdigt wird, hat vieles für sich und das wäre eine höchst demokratische Vermutung. Und die dort beigesetzten Despoten aus vergangenen Tagen würden auch gleich noch ein bisschen demokratisch aufgemöbelt. Daran sollte gerade das sogenannte linke Lager ein großes Interesse haben.

Die Behauptung in besagtem Artikel, dass Kaczynski keinen „Heldentod“ ( welch ein Wort!) , sondern einen Unfalltod gestorben sei, ist so evident richtig, dass man der Autorin, die den Piloten auch mal mit einem Selbstmordattentäter vergleicht, besonderes Lob in Sachen Scharfsinn aussprechen könnte.

Allerdings hat der von der Autorin geforderte „Heldentod“ als Eintrittskarte für den Wawel noch nie eine rühmliche Rolle in der deutschen Geschichte oder sonst gespielt. Was meint diese Osteuropa-Expertin von Heute-Journal.de eigentlich mit dem „Heldentod“, mit dem nicht nur sie, sondern latent auch das Anti- Kaczynski-Lager herumfuchtelt?

Heute-Journal.de /taz-Autorin fordert „Heldentod“ als Eintrittskarte für den Wawel

Um noch mal auf den polnischen Wahlkönig August den Starken zurück zu kommen, der im Wawel beerdigt ist. Der hätte zwar Raimund Harmstorf (man erinnert sich, der „Seewolf“) beim Zerdrücken einer Kartoffel übertroffen, aber da die Kartoffel zu seiner Zeit in Europa noch recht unbekannt war, war er berühmt für seine Nummer mit dem Hufeisen, das er mit bloßer Händen verbiegen oder brechen konnte.

Nur gestorben ist August der Starke, so ist es überliefert, an einem Schwächeanfall, was nichts direkt mit Heldentum zu tun hat. Und trotzdem liegt er auf dem Wawel. Und, ganz Europäer, liegt ein Teil seiner Leiche auch in Warschau und sein Herz liegt in Dresden. Und dass er einst womöglich mit Bestechung und Einsatz von Militär zum polnischen Wahlkönig geworden war, klingt auch nicht besonders vornehm.

Auf dem Wawel ist also Platz für Vielfalt und allemal für Lech Kaczynski, der sich mutig in der Solidarnosc-Bewegung bewährt hatte und der dem russischen Nachbarn historische Gerechtigkeit abtrotzen wollte, für Polen, weshalb er die Reise nach Katyn angetreten hatte.

Es wäre gut, wenn Donald Tusk, der amtierende Ministerpräsident Polens und der polnische Parlamentspräsident und amtierende Staatspräsident Bronislaw Komorowski jetzt den Mut aufbrächten und die Anti- Kaczynski-Front zur Mäßigung aufriefen und auf den Teppich zurück holten.

Inzwischen kursieren Verschwörungstheorien, denen gemäß Wladimir Putin bereits unmittelbar nach dem Absturz der Präsidentenmaschine dessen wahre Ursache gekannt hätte und dass er sein Wissen dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk unter Verschwiegeheit mitgeteilt hätte. Na, dann man zu. Dann muss diese Wahrheit auf den Tisch und es muss auf den Tisch, warum diese Wahrheit solange verschwiegen worden wäre, wenn es sich so verhielte, wie das Gerücht es wissen will.



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Das ist der erste Artikel in der Deutschen Presse, von dem man sagen kann, daß er die Lage in Polen so darstellt wie es wirklich ist. Jeder sollte ihn lesen. Am besten mehrmals.

Justas
17.04.2010, 13:13
Ein primitives Weltbild mit seiner antiquierten Teilung in Polens Patrioten und Kommunisten.

Und noch etwas: Ausgerechnet Die Welt, die zum Hetzerverlag Axel Springer gehört, muss nun über "ein polnisches Leitmedium unter dem höchst kapitalistisch agierenden Medienzaren und Chefredakteur linker Provenienz Adam Michnik" schwadronieren. :rolleyes:

Wenig überzeugend das Ganze.

Justas
17.04.2010, 13:17
http://www.welt.de/debatte/weblogs/Sex-Macht-und-Politik/article7209775/Koenigstreue-Kommunisten-gegen-Lech-Kaczynski.html?page=2#article_readcomments

Inzwischen kursieren Verschwörungstheorien, denen gemäß Wladimir Putin bereits unmittelbar nach dem Absturz der Präsidentenmaschine dessen wahre Ursache gekannt hätte und dass er sein Wissen dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk unter Verschwiegeheit mitgeteilt hätte.Oh, das habe ich übersehen.

Man zitiert und kommentiert Verschwörungstheorien und fordert eine Erklärung... :rolleyes:

Na dann, gute Nacht! :)):)):))

Justas
17.04.2010, 13:32
http://www.welt.de/debatte/weblogs/Sex-Macht-und-Politik/article7209775/Koenigstreue-Kommunisten-gegen-Lech-Kaczynski.html?page=2#article_readcomments

Noch vor dem Ende der Staatstrauer um Lech Kaczynski und die anderen verunglückten Mitgliedern seiner Delegation verfällt das linke Lager in Polen unter Führung des Medienzaren Adam Michnik und dessen Zeitung „Gazeta Wyborcza" in ihr altbekanntes Kampfgeschrei zurück.Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Die Autorin spricht vom altbekannten Kampfgeschrei von „Gazeta Wyborcza". Muss ja ein übles Hetzblatt sein, könnte man meinen.

Und so entstand es:

Der Gewerkschaft Solidarność wurde damals das Recht zugestanden, zu den ersten demokratischen Wahlen in Polen nach der Ära des Kommunismus eine Tageszeitung herauszugeben (daher der Name Wahlzeitung).

http://de.wikipedia.org/wiki/Gazeta_Wyborcza

Es scheint, als habe Polen gewisse Probleme mit eigener unmittelbarer Vergangenheit.

Felix Krull
17.04.2010, 16:26
"Der polnische Präsident landet, wo er will!"

Für mich das tragisch-komische Bonmot des Jahres, und in gewisser Weise auch historisch bezeichnend für polnischen Wahn und Großmannssucht, welche die polnischen Eliten regelmäßig früh in die Grube einfahren läßt. Es war wohl wieder an der Zeit die Polen - wortwörtlichen - auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.

Zeit zur Tagesordnung über zu gehen.

fatalist
17.04.2010, 16:30
"Der polnische Präsident landet, wo er will!"

Na isser ja auch :cool2:

Dass das ausgerechnet bei Katyn schief ging... das ist schon ganz schön schräg :rolleyes:

Candymaker
17.04.2010, 19:20
"Der polnische Präsident landet, wo er will!"

Für mich das tragisch-komische Bonmot des Jahres

Ja, nur leider ist diese Aussage eine Erfindung der deutschen bzw. russischen Medien, um den ungeliebten Kaczynski der Lächerlichkeit preiszugeben. Es gibt in Wahrheit immer noch keinerlei bestätigte Aussagen von irgendwem aus der Unglücksmaschine. Also macht euch nicht lächerlich. Erst wenn die Flugrekorderdaten ausgewertet wurden, erst dann könnt ihr euch über die dummen Polacken lustig machen, nicht jedoch früher.