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Vollständige Version anzeigen : Volvo nun offiziell chinesisch - Ford kassiert 1,8 Milliarden



Candymaker
29.03.2010, 01:16
Der chinesische Autokonzern Geely zahlt für die Übernahme des schwedischen Herstellers Volvo 1,8 Milliarden Dollar, umgerechnet gut 1,3 Milliarden Euro. Geely und der bisherige Volvo-Mutterkonzern Ford besiegelten das bereits im Dezember vereinbarte Geschäft mit der Vertragsunterzeichnung. Zum Verkaufspreis waren damals allerdings keine Angaben gemacht worden. Die Übernahme soll im Sommer abgeschlossen werden.

Der künftige Volvo-Eigentümer versprach, die Fabriken in Schweden und Belgien nicht zu schließen. Darüber hinaus wolle man Produktionsstandorte in China ins Auge fassen. "China, der größte Pkw-Markt der Welt, wird der zweite Heimatmarkt für Volvo", sagte Geely-Chef Li Shufu.

Geely profitiert von Volvo-Technologie

Ford hatte die Volvo-Pkw-Sparte 1999 für 6,45 Milliarden Dollar gekauft und versuchte seit Ende 2008, sie wieder zu verkaufen. Geely wurde 1986 gegründet und fertigte anfangs Ersatzteile für Kühlschränke. Seit 1997 baut das Unternehmen auch Autos. Mittlerweile arbeiten bei Geely 12.000 Menschen, darunter 1600 Ingenieure. Die Firma besitzt in China sechs Produktionsstätten für Autos. Chinas Branchenführer ist seit langem auf der Suche nach moderner Technik, um seine Modellpalette aufzurüsten und stärker in den internationalen Wettbewerb einzugreifen. Durch den Zukauf stärkt sich Geely für seine Aufholjagd mit europäischer Technologie.

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/volvo106.html

Wie lang es wohl noch dauert, bis die Chinesen den europäischen Markt mit qualitativ hochwertigen Billigautos überschütten... dann können Volkswagen und Co. ggf. einpacken.

Commodus
29.03.2010, 04:41
Zwischen

Der künftige Volvo-Eigentümer versprach, die Fabriken in Schweden und Belgien nicht zu schließen.

und

Darüber hinaus wolle man Produktionsstandorte in China ins Auge fassen.

liegt eine Welt mit Halb- u. Vollwahrheiten. Natürlich will man keine Werke in Europa schließen. Alles eine Frage wie man Umstrukturiert. Aber auf jedem Fall wird man den Produktionsstandort verlegen. Die Probleme sind breit gefächert.

Die überbordende Anzahl von Leiharbeiter mit geringen Einkommen ist nur eines davon. Für diese Leute (mit ca. 900-1100 € netto) kommen nun mal Gebrauchtfahrzeuge in Frage.

Es geht weiter mit der Auslagerung von feste und gutbezahlte Arbeitsplätze in nahezu allen Bereichen: Große Speditionen haben kaum noch eigene Fahrer, große Bauunternehmen keine eigene Bauarbeiter. Alles wird von billigen Subunternehmer erledigt (friß oder stirb). Auch die Kommunen verfahren auf diese Weise, wie etwa bei der Auftragsvergabe bei der Müllabfuhr, Fahrdienste (Busunternehmen) etc. etc. ... alles billig billig billig! Das ist die neue Religion.

Und wenn man nunmal wenig Geld in der Tasche und somit zur Verfügung hat, dann kann man sich keine größeren Sprünge beim Autokauf erlauben. Hinzu kommt, daß jeder 2. Arbeitsvertag befristet ist. Geh mal mit so ein Vertrag zum Fahrzeughändler und frag nach einer Finanzierung!

Jetzt könnte man den Verbraucher als "den Schuldigen" fixieren, schließlich schaut sich dieser immer nach Billigprodukte um. Nein!! Der Verbraucher kauft das was man ihn ermöglicht und anbietet. Früher (also in der 80´er war es noch so) da hieß es (sinngemäß): Du willst einen Toyota in Europa verkaufen? Dann muß dieser Toyota auch in Europa hergestellt werden. Und es hat funktioniert!!!

Jetzt sind die Märkte offen, die Globaliserung im vollen Gange. Jeder kann egal was, egal wo herstellen und überall verkaufen. Reste von europäische Traditionsunternehmen jauchzen nun an den Folgen dieser Globalisierung welche angeblich, ich wiederhole, angeblich nicht rückgängig gemacht werden kann.

Sie gingen und gehen über Leichen. Man hat den Bürger mit voller Absicht dem knallharten internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Nicht aus irgend einer Notwendigkeit heraus, sondern aus niederträchtiger Raffgier. Wir können nunmal nicht mit einem Chinesen oder Inder konkurrieren! Ein Durschnittshaushalt zahlt etwa 500-700 Euro an Miete pro Monat. So viel hat unser Konkurrent nichteinmal netto!!

Solche Dinge sind die hauptsächlichlichen Gründe, warum wir in einer repräsentativen Diktatur leben. Mehr Demokratie darf auf Teufel komm raus nicht geduldet werden. Zu verlockend sind die Belohungszuwendungen der Industriellen. Sie wehren sich mit Hände und Füße ... die sogenannten Demokraten. Der einfacher Bürger kann die Tragweite höchstkomplizierter Prozesse nicht verstehen ... aber klar doch!!

Aber es rächt sich! Ein arbeitsloser Europäer wird sich ein Billig-Volvo (stellvertretend für alle Produkte) auch dann nicht kaufen können, selbst wenn dieser nur noch die Hälfte kostet. Der Chinese (Inder usw.) mit seinem geringen Einkommen auch nicht. Den Industriellen ist es wurst. Zunächst machen die einen rießigen Reibach, legen ihre Reichtümer in Sachwerte an (Aktien, Immobilen etc.) und warten den großen Krach ab. Hinterher, wenn es wieder von vorne losgeht, sind sie an erster Stelle wieder dabei.

Bergischer Löwe
29.03.2010, 08:55
Volvo wird genauso untergehen wie MG-Rover in chinesischer Hand untergegangen ist. Sobald der Käufer nur vermutet, daß der Hersteller chinesische Bauteile verwendet (was durchaus zukünftig nicht unwahrscheinlich ist - schließlich produziert Geely bereits hundertausende von "Autos" - da werden doch bestimmt Fertigungskapazitäten für Motoren, Getriebe etc. vorhanden sein), wird er sich bei Preisen zwischen 25,000 und 60,000 EURO für einen Volvo mit Schaudern abwenden.

George Rico
29.03.2010, 09:30
Wie lang es wohl noch dauert, bis die Chinesen den europäischen Markt mit qualitativ hochwertigen Billigautos überschütten... dann können Volkswagen und Co. ggf. einpacken.
Das ist Unsinn. Kein ausländischer Hersteller - und der Chinese erst recht nicht - kann dem direkten Vergleich mit den deutschen Autobauern hinsichtlich Qualität, Innovationsgeist und Design standhalten. Noch heute drängen sich die BS6 des chinesichen Herstellers Brilliance zu Tausenden in Bremerhaven und Emden, weil niemand sie haben will. So wird es auf absehbare Zeit allen chinesischen Herstellen gehen, die töricht genug sind, zu meinen, sie könnten mit den Deutschen konkurrieren.

Wie auch immer, mit der Übernahme hat Volvo sich endgültig aus dem Kreis der fahrbaren Autos verabschiedet. Ich befürchte, dass die Chinesen die Marke ausschlachten und am Ende fallenlassen werden. Schade.




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klartext
29.03.2010, 09:44
Die Chinesen haben immer noch nicht verstanden, dass das Image einer Marke oft der Kaufentscheid ist. Volvo hat den Ruf des grundstabilen Schwedenautos. Als Chinesenschleuder hat es jedoch keine Zukunft. In dieser Preisklasse gibt es bessere Alternativen.

Bergischer Löwe
29.03.2010, 10:05
Die Chinesen haben immer noch nicht verstanden, dass das Image einer Marke oft der Kaufentscheid ist. Volvo hat den Ruf des grundstabilen Schwedenautos. Als Chinesenschleuder hat es jedoch keine Zukunft. In dieser Preisklasse gibt es bessere Alternativen.

Es geht sogar noch tiefer: Autos stehen auch sehr stark für das Image ihres Heimatlandes. Wer italienische Autos fährt, möchte ein bißchen Dolce Vita in seinen täglichen Weg zur Arbeit bringen. Wer französische Autos fährt, hat auch oft ein Faible für Frankreich. Englische Autos symbolisieren für viele die gediegene Eleganz des Empires und US Autos sind was für Asphalt-Cowboys. Japaner haben sich Modellen wie dem Mazda 6 oder dem Nissan Quashqai in den letzten Jahren das Image der zuverlässigen und preiswerten High-Tech Autos erarbeitet, die mittlerweile auch einen Hauch "Japan" im Design verströmen. Korea ist noch, 20 Jahre nach Markteinführung, auf dem Billigeimer Niveau (teilweise auch noch qualitativ berechtigt). China muß erst einmal auf dieses "Billigheimer" Niveau kommen, denn noch konnte sich kein chin. Auto auf dem Markt behaupten. Selbst Lada hat mehr verkauft in den letzten Jahren.

Und ob China ein positives Länderimage in Europa und den USA bei den Käufern verursacht, wage ich langfristig zu bezweifeln. Aus diesem Grunde bin ich mir fast sicher, daß Eigenkreationen aus dem Reich der Mitte hier - zumindest mittelfristig - keine Chancen haben.

Haspelbein
29.03.2010, 14:43
[...]
Und ob China ein positives Länderimage in Europa und den USA bei den Käufern verursacht, wage ich langfristig zu bezweifeln. Aus diesem Grunde bin ich mir fast sicher, daß Eigenkreationen aus dem Reich der Mitte hier - zumindest mittelfristig - keine Chancen haben.

Du meinst, die in den USA in grossen Zahlen vertriebenen japanischen und koreanischen Autos werden in den USA so gerne gekauft, da sich die Amerikaner so gerne an den Inselkrieg, oder die Winterschlachten auf der koreanischen Halbinsel erinnern? ;)

Haspelbein
29.03.2010, 14:46
[...]
Wie lang es wohl noch dauert, bis die Chinesen den europäischen Markt mit qualitativ hochwertigen Billigautos überschütten... dann können Volkswagen und Co. ggf. einpacken.

Die Automobilmaerkte in den USA und in Europa sind zu reguliert und uebersaettigt, um hier mit dem Absatz anzufangen. Ich nehme mal an, China wird erst einmal weiterhin Autos fuer Schwellenlaender herstellen, da es einfach das lohnendere Geschaeft ist.

MarschallŁukasiewicz
29.03.2010, 14:46
Das ist Unsinn. Kein ausländischer Hersteller - und der Chinese erst recht nicht - kann dem direkten Vergleich mit den deutschen Autobauern hinsichtlich Qualität, Innovationsgeist und Design standhalten. Noch heute drängen sich die BS6 des chinesichen Herstellers Brilliance zu Tausenden in Bremerhaven und Emden, weil niemand sie haben will. So wird es auf absehbare Zeit allen chinesischen Herstellen gehen, die töricht genug sind, zu meinen, sie könnten mit den Deutschen konkurrieren.

Wie auch immer, mit der Übernahme hat Volvo sich endgültig aus dem Kreis der fahrbaren Autos verabschiedet. Ich befürchte, dass die Chinesen die Marke ausschlachten und am Ende fallenlassen werden. Schade.




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Tja,da ich etwas Einblick in die Materie habe: Denke ja nicht,dass die Chinesen uns nicht einmal zumindest einholen: Sie haben genug Leute,sie haben genug gute Leute,sie haben die richtige Einstellung (Neokonfuzianismus,in welchem Lernen als das Hochste Gut eingeschatzt wird).
Es wird also noch spannend werden-

Haspelbein
29.03.2010, 14:49
Tja,da ich etwas Einblick in die Materie habe: Denke ja nicht,dass die Chinesen uns nicht einmal zumindest einholen: Sie haben genug Leute,sie haben genug gute Leute,sie haben die richtige Einstellung (Neokonfuzianismus,in welchem Lernen als das Hochste Gut eingeschatzt wird).
Es wird also noch spannend werden-

Natuerlich. Die Japaner haben es gelernt, warum sollten es die Chinesen nicht lernen?

Bergischer Löwe
30.03.2010, 08:37
Du meinst, die in den USA in grossen Zahlen vertriebenen japanischen und koreanischen Autos werden in den USA so gerne gekauft, da sich die Amerikaner so gerne an den Inselkrieg, oder die Winterschlachten auf der koreanischen Halbinsel erinnern? ;)

Nein - sie sind günstig und Korea und Japan sind keine Feinde. Gerade DU solltest wissen, daß die Kauflust ganz schnell gebremst werden kann, wenn das politische Klima nicht stimmt (ich sag nur "Freedom - Fries" - und das war ein harmloses Beispiel). Dazu kommt, daß der überwiegende Teil der in den USA vertriebenen Japaner und Koreaner mittlerweile in den USA vom Band rollt.

China hat nun einmal in den USA ein super negatives Image. Im Dezember war ich in den Twin Cities in einer Outlet Mall. Im Eddie Bauer store. Neben mir stand ein Päärchen, das Softshell Jacken durchsah. Plötzlich hatte sie eine Jacke in der Hand und sagte laut zu ihrem Mann: "Look honey - it`s made in Canada!" Der darauf: "Better than China."

:D

Haspelbein
30.03.2010, 13:30
Nein - sie sind günstig und Korea und Japan sind keine Feinde. Gerade DU solltest wissen, daß die Kauflust ganz schnell gebremst werden kann, wenn das politische Klima nicht stimmt (ich sag nur "Freedom - Fries" - und das war ein harmloses Beispiel). Dazu kommt, daß der überwiegende Teil der in den USA vertriebenen Japaner und Koreaner mittlerweile in den USA vom Band rollt. [...]

Keinesfalls. Glaubst du in dieser Hinsicht wirklich den Medien? Die deutschen Automobilmarken haben lange in der US Werbung versucht, vom "deutschen" Image zu profitieren, und es ging immer nach hinten los.

Die japanischen Autos sind in den USA nicht unbedingt guenstig, jedoch von der Qualitaet einfach besser als das, was man in letzter Zeit aus Deutschland bekam, wenn man mal von Marken wie Porsche absieht. Vor allen Dingen Volkswagen hatte sich bei der Qualitaet so in die Nesseln gesetzt, dass es nicht mehr feierlich war.

Das "politische Klima" ist dem US Konsumenten herzlich egal.



China hat nun einmal in den USA ein super negatives Image. Im Dezember war ich in den Twin Cities in einer Outlet Mall. Im Eddie Bauer store. Neben mir stand ein Päärchen, das Softshell Jacken durchsah. Plötzlich hatte sie eine Jacke in der Hand und sagte laut zu ihrem Mann: "Look honey - it`s made in Canada!" Der darauf: "Better than China."

:D

Ja, wenn die Jacke mehr kostet als die aus China, so kauft er die Jacke aus China. Daran ist das "Buy American" immer wieder gescheitert. Hier sollte man sich nichts vormachen. Eddie Bauer ist mittlerweile in Konkurs.

Stadtknecht
30.03.2010, 16:14
Mich erinnert das an die traurige Geschichte der Siemens-Handys.

Vor ein paar Jahren kaufte BenQ die Handysparte von Siemens auf. Natürlich wurde versprochen, daß weiterhin Siemens-Handys in Deutschland hergestellt würden.
In Wirklichkeit zogen die Chinesen bzw. Taiwanesen von BenQ das technische Know How ab und produzierten fortan Handys, die von Siemens entwickelt worden waren, in Taiwan und verkauften sie als BenQ. Nach ein paar Wochen war die Handysparte von Siemens platt.

Volvo wird es nicht anders gehen.
Die Chinesen werden Know How und ganze Werke aus Schweden und Belgien nach China verfrachten, dort irgendein Shiang Shang Ping Pong Auto mit Volvotechnik bauen, es für einen Kampfpreis auf den Markt werfen während Volvo selbst kaputt geht.

Leila
31.03.2010, 00:11
Nicht wenige Schweizer Bauern schworen einst auf Volvo. Ich erinnere mich noch gut daran, als ein bodenständiger Mann mit der Hand aufs Blech seines Volvos schlug und sagte: „Da weisch äbe, was häsch: Qualität!“ (Da weißt du eben, was du hast …).

Bettmaen
31.03.2010, 12:26
Die europäische Realtwirtschaft wird einerseits von den Chinesen und andererseits von den US-Heuschrecken in die Zange genommen.

Die einen saugen das Know How aus, die anderen das Kapital. Am Ende sterben die Unternehmen - und die Karawane zieht weiter auf der Suche nach neuer Beute.