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Vollständige Version anzeigen : Wolfgang Wagner ist tot.



harlekina
22.03.2010, 08:42
Der Enkel Richard Wagners verstarb am Sonntag im Alter von 90 Jahren.

R.I.P. (http://www.focus.de/kultur/musik/ehemaliger-festspielleiter-bayreuth-trauert-um-wolfgang-wagner_aid_491860.html)

cajadeahorros
22.03.2010, 08:47
Sehr bedauerlich. Bedeutet dann auch für Bayreuth den Endsieg des sinnfreien Regietheaters und des sog. "Kulturevent".

Ruepel
22.03.2010, 09:10
Welch eine Tragödie!
Der weg ist nun frei für eine Disneylandisierung in Bayreuth.

umananda
22.03.2010, 09:25
Welch eine Tragödie!
Der weg ist nun frei für eine Disneylandisierung in Bayreuth.

Wie gesagt, Wolfgang Wagner hatte schon lange keine führende Funktion in Bayreurh mehr. Bayreuth versucht schon seit vielen Jahren neue Wege zu gehen.

Der Weg hat sich also nicht durch den Tod von Wolfgang Wagner geändert, sondern wurde schon unter seiner Leitung eingeleitet.

Man sollte sich erst darüber informieren .. dann schreiben.

Quo vadis
22.03.2010, 09:36
Wie gesagt, Wolfgang Wagner hatte schon lange keine führende Funktion in Bayreurh mehr. Bayreuth versucht schon seit vielen Jahren neue Wege zu gehen.



Ja, hoffentlich wird bald Tierblut und Exkremente auf das hocherlesene Publikum verspritzt und das Ganze dann als Kunst verkauft. Standig Ovations vom von oben bis unten besudelten, elitären Pöbel wäre doch ne super schöne Metapher auf die Zeit in der wir leben und wie sie von den "Eliten" weiter gestaltet wird.

umananda
22.03.2010, 09:52
Ja, hoffentlich wird bald Tierblut und Exkremente auf das hocherlesene Publikum verspritzt und das Ganze dann als Kunst verkauft. Standig Ovations vom von oben bis unten besudelten, elitären Pöbel wäre doch ne super schöne Metapher auf die Zeit in der wir leben und wie sie von den "Eliten" weiter gestaltet wird.

Weshalb sollte Tierblut verspritzt werden? Fällt dir selber nichts mehr zum Thema "Festspiele" ein?

Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquie machen ihre Aufgabe gut.

Servus umananda

latrop
22.03.2010, 09:54
@cajadeahorros

Hast du nicht auch ein Bild, wo der gerade auf dem Klo sitzt ?

Auch diese Person ist ersetzbar !!

cajadeahorros
22.03.2010, 10:06
@cajadeahorros

Hast du nicht auch ein Bild, wo der gerade auf dem Klo sitzt ?

Auch diese Person ist ersetzbar !!

Siehe unten.

Brutus
22.03.2010, 10:08
Sehr bedauerlich. Bedeutet dann auch für Bayreuth den Endsieg des sinnfreien Regietheaters und des sog. "Kulturevent".

Möge ihm ein festlicher Einzug in Walhall beschieden sein.

Mir kam im Lauf der Jahre der Wagner'sche Familienclan immer mehr als eine Miniaturausgabe der Deutschen insgesamt vor, in seiner Zerfallenheit, gegenseitigem Intrigieren und unsolidarischen Charakterlosigkeit.

*Ein Atriden-Geschlecht, wo ein Bruder dem anderen an der Leber frißt*, hat Nike Wagner, glaube ich, einmal gesagt.

Leider scheinen sich die bereits bei Stammvater Richard so unangenehmen Charakterdefizite über die Generationen hinweg erhalten zu haben, und leider ist die familiäre Wagner-Brühe für Deutschland und die Deutschen allzu repräsentativ.

Wenn das nur möglich wäre, würde ich Land und Volk gerne zurufen, *Euren Sudel sauft selbst*! Nutzt aber nix, der Trank wird einem eingeflößt.

umananda
22.03.2010, 10:19
Möge ihm ein festlicher Einzug in Walhall beschieden sein.

Mir kam im Lauf der Jahre der Wagner'sche Familienclan immer mehr als eine Miniaturausgabe der Deutschen insgesamt vor, in seiner Zerfallenheit, gegenseitigem Intrigieren und unsolidarischen Charakterlosigkeit.

*Ein Atriden-Geschlecht, wo ein Bruder dem anderen an der Leber frißt*, hat Nike Wagner, glaube ich, einmal gesagt.

Leider scheinen sich die bereits bei Stammvater Richard so unangenehmen Charakterdefizite über die Generationen hinweg erhalten zu haben, und leider ist die familiäre Wagner-Brühe für Deutschland und die Deutschen allzu repräsentativ.

Wenn das nur möglich wäre, würde ich Land und Volk gerne zurufen, *Euren Sudel sauft selbst*! Nutzt aber nix, der Trank wird einem eingeflößt.

Die Familie Wagner repräsentiert im Grunde eine Familie, die mit dem Projekt "Richard Wagner" verbunden ist. Da aber auch diese Familie dem Wechsel der Generationen ausgesetzt ist wie ALLES, verändern sich die Dinge.

Nichts bleibt brav als Museum einfach in der angestaubten Ecke liegen. Die Prämisse der Bayreuther Festspiele ist klar. Die Musik Wagners soll ihren Platz in der Weltmusik behaupten.

Ich bin regelmäßig dort und habe immer den Eindruck gehabt, dass sich gerade Katharina Wagner dieser Aufgabe gewachsen gefühlt und auch ist. Niemand ist unersetzlich und sollte es auch nicht sein. Wenn es so wäre, gäbe es diese Festspiele nicht mehr.

Servus umananda

Lilly
22.03.2010, 10:20
Es gibt doch tatsächlich Leute, die selbst angesichts des Todes eines Menschen ihre giftige, vor Hass triefende Gülle ausschütten müssen.

Hat jemand von den Gift- und Gallespuckern W. Wagner persönlich gekannt?

cajadeahorros
22.03.2010, 10:22
Möge ihm ein festlicher Einzug in Walhall beschieden sein.

Mir kam im Lauf der Jahre der Wagner'sche Familienclan immer mehr als eine Miniaturausgabe der Deutschen insgesamt vor, in seiner Zerfallenheit, gegenseitigem Intrigieren und unsolidarischen Charakterlosigkeit.

Großes Theater eben. Wolfgang Wagner hatte sicher genug Fehler und hat genug Fehler gemacht und war die letzten Jahre wohl auch geringfügig senil, aber was jetzt bald aus ihm gemacht wird kotzt mich jetzt schon an - die pseudolinken Kulturschmierfinken warten doch nur darauf über ihn herzufallen. Ich warte schon auf die erste Nazikeule.

twoxego
22.03.2010, 10:28
ein vedienstvoller mann ist gestorben.
das ist traurig.
auf den zickenkrieg in der familie hatte er wohl schon länger keinen einfluss mehr.
ob den namen Wagner zu tragen, tatsächlich die einzige voraussetzung bleibt, die festspiele zu leiten, ist nun mehr als zuvor umstritten.

Brutus
22.03.2010, 10:31
Großes Theater eben. Wolfgang Wagner hatte sicher genug Fehler und hat genug Fehler gemacht und war die letzten Jahre wohl auch geringfügig senil, aber was jetzt bald aus ihm gemacht werden wird kotzt mich jetzt schon an - die pseudolinken Kulturschmierfinken warten doch nur darauf über ihn herzufallen. Ich warte schon auf die erste Nazikeule.

So was lese ich mittlerweile nicht mehr, mir wird schlecht. Man mag von Wolfgang Wagner keine allzu hohe Meinung gehabt haben, aber als Mensch, der sich in den Grenzen, die einem nun mal auferlegt sind, redlich und ehrlich bemüht hat, verdient er unseren Respekt, vielleicht sogar ein wenig mehr.

Es war Wolfgang Wagner, der einen Boulez und Chereau nach Bayreuth geholt hat. Das alleine reicht aus, ihn unter die größten aller Intendanten einzureihen. Vielleicht hat der Regisseur W. Wagner nur selten die Größe des Theaterleiters erreicht? Wer weiß schon, ob er selbst darunter nicht am meisten gelitten hat?

Jodlerkönig
22.03.2010, 10:46
jedenfalls ist im alter von 90 jahren die hebamme nicht mehr schuld.

Klopperhorst
22.03.2010, 15:15
Ja, hoffentlich wird bald Tierblut und Exkremente auf das hocherlesene Publikum verspritzt und das Ganze dann als Kunst verkauft. Standig Ovations vom von oben bis unten besudelten, elitären Pöbel wäre doch ne super schöne Metapher auf die Zeit in der wir leben und wie sie von den "Eliten" weiter gestaltet wird.

Die Verballhornung der Festspiele ist Zeichen von Langerweile und Unfähigkeit, etwas Neues zu produzieren.

Wagner war damals auch neu. Aber anscheinend können solche revolutionären Neuerungen nur alle paar Jahrhunderte geschehen.

---

Krabat
22.03.2010, 15:36
Möge ihm ein festlicher Einzug in Walhall beschieden sein....

Er starb den Strohtod. Nach Walhall kommt bekanntlich nur, wer im Kampf gefallen ist.

Schwarzer Rabe
22.03.2010, 15:46
R. I. P.

Silencer
22.03.2010, 15:47
Es gibt doch tatsächlich Leute, die selbst angesichts des Todes eines Menschen ihre giftige, vor Hass triefende Gülle ausschütten müssen.

Hat jemand von den Gift- und Gallespuckern W. Wagner persönlich gekannt?


Ja, ich. Wenn man ein kurzes ca. je 3 Sätze dauerndes Gespräch in einem Verlag als "persönlich" bezeichnen dürfte. Ich habe in den 80gern 6 Jahre lang in Bayreuth gelebt und jeden Tag das Festspielhaus durchs Fenster gesehen.

Maxvorstadt
22.03.2010, 16:12
Die Verballhornung der Festspiele ist Zeichen von Langerweile und Unfähigkeit, etwas Neues zu produzieren.

Wagner war damals auch neu. Aber anscheinend können solche revolutionären Neuerungen nur alle paar Jahrhunderte geschehen.

---

Kannst du dir überhaupt eine Eintrittskarte nebst Hotelunterkunft leisten? Oder redest du nur so munter drauflos? :]:]:]

Klopperhorst
22.03.2010, 16:19
Kannst du dir überhaupt eine Eintrittskarte nebst Hotelunterkunft leisten? Oder redest du nur so munter drauflos? :]:]:]

Nein ich lebe vom Flaschensammeln, kann mir keine Eintrittskarte leisten.

---

Maxvorstadt
22.03.2010, 16:25
Nein ich lebe vom Flaschensammeln, kann mir keine Eintrittskarte leisten.

---

Soll ich dir eine zukommen lassen? :)

cajadeahorros
22.03.2010, 16:26
Kannst du dir überhaupt eine Eintrittskarte nebst Hotelunterkunft leisten? Oder redest du nur so munter drauflos? :]:]:]

Na, mußt du wieder dein Häufchen machen und dich in Dinge einmischen von denen du so wenig Ahnung hast wie von der Thora?

Klopperhorst
22.03.2010, 16:27
Soll ich dir eine zukommen lassen? :)

Gerne, weiteres per PN.

---

cajadeahorros
23.03.2010, 08:01
Aus der Zeitschrift Opernwelt (http://www.kultiversum.de/Oper-Themen-Personen/Wolfgang-Wagner-Wolfgang-Wagner-ist-tot.html):


Die Verstrickungen und Kabalen der Familie Wagner dienen als Ersatz. Kaiser, Könige und Fürsten spielen keine Rolle mehr. Vergleichbar wären allenfalls der Krupp-Clan und die Familie Mann. «Grüner Hügel» und «Villa Hügel» waren nicht zufällig quasi benachbart; und Viscontis Film über die Geschicke derer von Essenbeck heißt im Original «La caduta degli dei»: «Götterdämmerung».

(...)

Diese Bedeutung Wagners für das Musiktheater im 20. Jahrhundert versank zuletzt leider ganz im Schatten der unendlichen Nachfolgediskussion. Die «opernwelt» analysierte zuletzt 2008 die Intrigen- und Nachfolgeproblematik im Hause Wagner: «Der Erbenzwist im Hause Wagner hat denn auch sein Tragikomisches, spielt auf olympischen Höhen wie in den Niederungen des Boulevards. Das macht ihn auch so attraktiv, und seine Verschlingungen ähneln einer nicht enden wollenden Odyssee durch Geschichte und Gegenwart, gleichfalls durch Wagners Werk.»

Bleiben werden aber die bedeutenden Beiträge zur Interpretation der Werke seines Großvaters, die unter Wolfgang Wagners Ägide entstanden: Ob «Tannhäuser», «Tristan und Isolde» oder der legendäre «Ring».

Zimbelstern
28.03.2010, 20:26
Der Enkel Richard Wagners verstarb am Sonntag im Alter von 90 Jahren.

R.I.P. (http://www.focus.de/kultur/musik/ehemaliger-festspielleiter-bayreuth-trauert-um-wolfgang-wagner_aid_491860.html)

R.I.P.

Der Organisator geht nach dem Intendanten (Wieland). Wir wollen hoffen, daß mit seinen Töchtern das Ganze nicht aus dem Ruder läuft. Schlingensief in Bayreuth ist der falsche Weg.

cajadeahorros
20.07.2010, 09:49
So, nun ist er ein paar Monate tot und kurz vor der ersten Neuenfels-Premiere in Bayreuth präsentiert Kati schon ihre neuen, dollen Ideen.

«Ab nächstem Jahr bieten wir vielleicht ein Club- Event an, wo DJs Wagner-Musik mit elektronischem Pop mischen», kündigte die Ur-Enkelin des Komponisten Richard Wagner eine Woche vor der Eröffnung der diesjährigen Wagner-Festspiele in einem Interview mit dem Magazin «Focus» an.

Bayreuth lebte, nach der schleichenden Erosion des künstlerischen Exklusivanspruchs, nur noch von der Atmosphäre und von der Exklusivität. Waren die Politfressen und die sich als "Intellektuelle" maskierenden "Promis" nach der Premiere abgereist war man unter sich, d.h. Wagnerfreunde, die einiges auf sich genommen hatten um eine Karte zu ergattern und die in Bayreuth sich selbst und den Meister feierten, sei es im teuren Hotel oder an der berühmten Wurstbude neben der städtischen Liegewiese. Auch das wird jetzt zielsicher vernichtet, "Public-Meistersinger-Viewing", Sofortvermarktung der Inszenierungen (statt wie bisher der Devise zu folgen nur Abgespieltes zu veröffentlichen), alles wird EVENT, und da darf auch der DJ nicht fehlen - wegen der "Jungen" (als würde ein Mensch mehr in die Oper gehen weil er einmal einen Idioten über das Rheingoldvorspiel rappen hätte hören...). Es rächt sich bereits jetzt. Immer öfter werden außer der Reihe Karten angeboten, alleine für diese Festspiele hatte ich von drei verschiedenen Veranstaltern plötzlich Angebote im Briefkasten, und das ganze auch noch zu vernünftigen Preisen (nur die Lohengrin-Premiere wurde noch "auf Anfrage" notiert, die Meistersinger gab es bereits zum Nennwert).

Machts nur weiter so... (Erni Singerl).

Michael Kohlhas
20.07.2010, 10:02
Möge ihm ein festlicher Einzug in Walhall beschieden sein.

Mir kam im Lauf der Jahre der Wagner'sche Familienclan immer mehr als eine Miniaturausgabe der Deutschen insgesamt vor, in seiner Zerfallenheit, gegenseitigem Intrigieren und unsolidarischen Charakterlosigkeit.

*Ein Atriden-Geschlecht, wo ein Bruder dem anderen an der Leber frißt*, hat Nike Wagner, glaube ich, einmal gesagt.

Leider scheinen sich die bereits bei Stammvater Richard so unangenehmen Charakterdefizite über die Generationen hinweg erhalten zu haben, und leider ist die familiäre Wagner-Brühe für Deutschland und die Deutschen allzu repräsentativ.

Wenn das nur möglich wäre, würde ich Land und Volk gerne zurufen, *Euren Sudel sauft selbst*! Nutzt aber nix, der Trank wird einem eingeflößt.

Die Kinder von Genies sind meistens Idioten.

Das war bei Gauß so, bei Goethe so bei Euler so.............

harlekina
20.07.2010, 10:17
So, nun ist er ein paar Monate tot und kurz vor der ersten Neuenfels-Premiere in Bayreuth präsentiert Kati schon ihre neuen, dollen Ideen.

«Ab nächstem Jahr bieten wir vielleicht ein Club- Event an, wo DJs Wagner-Musik mit elektronischem Pop mischen», kündigte die Ur-Enkelin des Komponisten Richard Wagner eine Woche vor der Eröffnung der diesjährigen Wagner-Festspiele in einem Interview mit dem Magazin «Focus» an.

Bayreuth lebte, nach der schleichenden Erosion des künstlerischen Exklusivanspruchs, nur noch von der Atmosphäre und von der Exklusivität. Waren die Politfressen und die sich als "Intellektuelle" maskierenden "Promis" nach der Premiere abgereist war man unter sich, d.h. Wagnerfreunde, die einiges auf sich genommen hatten um eine Karte zu ergattern und die in Bayreuth sich selbst und den Meister feierten, sei es im teuren Hotel oder an der berühmten Wurstbude neben der städtischen Liegewiese. Auch das wird jetzt zielsicher vernichtet, "Public-Meistersinger-Viewing", Sofortvermarktung der Inszenierungen (statt wie bisher der Devise zu folgen nur Abgespieltes zu veröffentlichen), alles wird EVENT, und da darf auch der DJ nicht fehlen - wegen der "Jungen" (als würde ein Mensch mehr in die Oper gehen weil er einmal einen Idioten über das Rheingoldvorspiel rappen hätte hören...). Es rächt sich bereits jetzt. Immer öfter werden außer der Reihe Karten angeboten, alleine für diese Festspiele hatte ich von drei verschiedenen Veranstaltern plötzlich Angebote im Briefkasten, und das ganze auch noch zu vernünftigen Preisen (nur die Lohengrin-Premiere wurde noch "auf Anfrage" notiert, die Meistersinger gab es bereits zum Nennwert).

Machts nur weiter so... (Erni Singerl).
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie es gar ruiniert hat.

umananda
20.07.2010, 10:42
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie es gar ruiniert hat.

Die Festspiele werden mit Sicherheit nicht ruiniert .. sie befinden sich in einem Wandel. Letztendlich wird alles einem Wandel unterzogen. Jede Epoche wird geprägt von einem Wandel. Die Festspiele leben von der Musik Wagners, nicht von dessen Inhalten, die heute kaum noch jemand fühlt.

Wagners Musik bleibt ... nur werden sie mit anderen Inhalten besetzt. Das nennt man Generationswechsel.

Servus umananda

harlekina
20.07.2010, 11:23
Die Festspiele werden mit Sicherheit nicht ruiniert .. sie befinden sich in einem Wandel. Letztendlich wird alles einem Wandel unterzogen. Jede Epoche wird geprägt von einem Wandel. Die Festspiele leben von der Musik Wagners, nicht von dessen Inhalten, die heute kaum noch jemand fühlt.

Wagners Musik bleibt ... nur werden sie mit anderen Inhalten besetzt. Das nennt man Generationswechsel.

Servus umananda

Dann will ich es mal anders ausdrücken:
Als Richard Wagner - du kannst es auf jeden Komponisten übertragen, der länger als eine Dekade aufgeführt wird - seinerzeit seinen Lohengrin oder was auch immer komponiert hat, hatte er seine Oper(n) genauso im Auge oder Ohr, wie er sie geschrieben hat und nicht, wie sie klingen, wenn sie nach Jahrzehnten dem Zeitgeist angepaßt werden, nur damit man Oper auch noch heute versteht.
Die wenigsten haben Ahnung von anspruchsvoller klassischer Musik (ich zähle mich im übrigen dazu), aber ich denke, man sollte schon aus Ehrfurcht vor dem Künstlergenie auf neue Inhalte und trendige Anpassungen verzichten.
Und auf Bühnenbilder, in denen eimerweise Farbe verschüttet werden. Nicht immer ist Moderne besser.

umananda
20.07.2010, 11:33
Dann will ich es mal anders ausdrücken:
Als Richard Wagner - du kannst es auf jeden Komponisten übertragen, der länger als eine Dekade aufgeführt wird - seinerzeit seinen Lohengrin oder was auch immer komponiert hat, hatte er seine Oper(n) genauso im Auge oder Ohr, wie er sie geschrieben hat und nicht, wie sie klingen, wenn sie nach Jahrzehnten dem Zeitgeist angepaßt werden, nur damit man Oper auch noch heute versteht.
Die wenigsten haben Ahnung von anspruchsvoller klassischer Musik (ich zähle mich im übrigen dazu), aber ich denke, man sollte schon aus Ehrfurcht vor dem Künstlergenie auf neue Inhalte und trendige Anpassungen verzichten.
Und auf Bühnenbilder, in denen eimerweise Farbe verschüttet werden. Nicht immer ist Moderne besser.Ein Künstler ist nicht deshalb ein Künstler, weil man vor Ehrfurcht erstarrt. Alles was erstarrt und dadurch unbeweglich wird ist tot. Ich bin jedes Jahr in Bayreuth und habe mich fadisiert und auch amüsiert ... aber eswar immer Wagner. Oper macht nur dann Spass, wenn man immer wieder aufs Neue überrascht wird.

Wie bei allen Überraschungen sind auch dort manchmal Enttäuschungen darunter.

Servus umananda


Servus umananda

Knudud_Knudsen
20.07.2010, 11:38
...........Ich bin jedes Jahr in Bayreuth.....................




Servus umananda

nun diese Lifestyleveranstaltung,bei der die Promis der Welt zeigen müssen das sie zum Kreis der Kartenbevorzugten gehören muss nichts mit dem Werk Wagners zu Tun haben..

Knud

umananda
20.07.2010, 11:49
nun diese Lifestyleveranstaltung,bei der die Promis der Welt zeigen müssen das sie zum Kreis der Kartenbevorzugten gehören muss nichts mit dem Werk Wagners zu Tun haben..

KnudDas ist doch nur der Teil, den die Öffentlichkeitzu sehen bekommt. Das ist in Salzburg auch nicht anders. Aber der wichigste Teil dieser Festspiele sind ganz bestimmte Inszenierungen und Interpreten.

Festspiele sind immer noch ein Schaufenster für Künstler ... die Schönen und Reichen sind nur Staffage.

Servus umananda

cajadeahorros
20.07.2010, 11:50
Die Festspiele werden mit Sicherheit nicht ruiniert .. sie befinden sich in einem Wandel. Letztendlich wird alles einem Wandel unterzogen. Jede Epoche wird geprägt von einem Wandel. Die Festspiele leben von der Musik Wagners, nicht von dessen Inhalten, die heute kaum noch jemand fühlt.

Wagners Musik bleibt ... nur werden sie mit anderen Inhalten besetzt. Das nennt man Generationswechsel.

Servus umananda

Gewiß, "andere Inhalte", also der politisch korrekten Gedankenkot der Neuzeit. Wie dieser Idiot dessen Name mir gerade nicht einfällt in Hamburg der die Meistersinger kurz vor Schluß unterbrechen ließ um irgendein plapperiges "darf man denn soetwas heute noch spielen", also die ureigenste Wagner'sche Erfindung, die absolute Einheit von Text und Musik bewußt durchbrach um seinen Gedankendünnschiß abzusondern.

Das nennt man nicht Generationswechsel, sondern Dekadenz. Und die wird jetzt auch Bayreuth erreichen. Vielleicht ist es ja auch gut so.

P.S. Freitag bin ich in München, bin schon gespannt, ob die politische Korrektheit, der als "künstlerische Freiheit" verstandene Zwang zur Uniformität, es schaffen wird, den Text eines Juden zu verändern um den Holocaust nicht zu verharmlosen...

umananda
20.07.2010, 11:53
Gewiß, "andere Inhalte", also dem politisch korrekten Gedankenkot der Neuzeit. Wie dieser Idiot dessen Name mir gerade nicht einfällt in Hamburg der die Meistersinger kurz vor Schluß unterbrechen ließ um irgendein plapperiges "darf man denn soetwas heute noch spielen", also die ureigenste Wagner'sche Erfindung, die absolute Einheit von Text und Musik bewußt durchbrach um seinen Gedankendünnschiß abzusondern.

Das nennt man nicht Generationswechsel, sondern Dekadenz.

Niemand zwingt dich eine Karte zu erwerben. Dann bleibst du halt fern von solchen Festspielen ... so einfach ist das.

Servus umananda

cajadeahorros
20.07.2010, 11:57
Niemand zwingt dich eine Karte zu erwerben. Dann bleibst du halt fern von solchen Festspielen ... so einfach ist das.

Servus umananda

Ich erwerb ja auch keine Karte, auch wenn sie dein Kollege maxvorstadt hier großspurig anpreist. Werde mir wieder am Radio anhören wie versungen und vertan wird und damit hat sichs.

Brutus
20.07.2010, 11:59
Gewiß, "andere Inhalte", also der politisch korrekten Gedankenkot der Neuzeit.

Der Gedanke ist ausbaufähig. Damit kann man jede Oper denunzieren, indem man beispielsweise die Festwiese nach Auschwitz verlegt, beim Walkürenritt im Hintergrund Stuka-Bomber sausen läßt, oder aus der Gralsburg eine Homo-Bar macht, mit Amfortas als Ole-von Beust-Verschnitt und Parsifal als Stricherjungen. Im nächsten Schritt wird Wagner Noten ein völlig neuer Text unterlegt.

Knudud_Knudsen
20.07.2010, 12:00
Aber der wichigste Teil dieser Festspiele sind ganz bestimmte Inszenierungen und Interpreten.


Servus umananda

so lange das geistige Anliegen nicht verändert wird und dieses Anliegen gibt es bei Wagner ich erinnere an die Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Freund Nietzsche,bleibt es spannend und das Werk lebt weiter..
ich wage zu bezweifeln, dass diese Inhalte den meisten Festspielbesuchern bekannt sind,die halten die Nibelungen sicher für eine ferne Moritat aus längst vergangener Zeit..

Knud

umananda
20.07.2010, 12:04
Ich erwerb ja auch keine Karte, auch wenn sie dein Kollege maxvorstadt hier großspurig anpreist. Werde mir wieder am Radio anhören wie versungen und vertan wird und damit hat sichs.

Dann ist doch alles in Ordnung. Niemand kann es allen recht machen. Auch die Kunst nicht. Wenn du das Traditionelle magst, kannst du ja auf CD oder Radio zurückgreifen. Dafür sind ja die Konserven da ... und die eine oder andere DVD befindet sich auch noch im Handel.

Aber in einem Festspiel hat so etwas nichts zu suchen ... das wäre im schlechtesten Sinne "Museum" ... es ist schon völlig ausreichend, wenn im Garten die musealen Zaungäste ihren Cocktail zu sich nehmen.

Servus umananda

Brutus
20.07.2010, 12:06
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie es gar ruiniert hat.

Ich warte auf die BLÖD-Schlagzeile:

*Endlich hat auch Bayreuth seine Angela Merkel.*

Sicher Zufall, was sich an Zerfall vor unser aller Augen abspielt.

umananda
20.07.2010, 12:06
so lange das geistige Anliegen nicht verändert wird und dieses Anliegen gibt es bei Wagner ich erinnere an die Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Freund Nietzsche,bleibt es spannend und das Werk lebt weiter..
ich wage zu bezweifeln, dass diese Inhalte den meisten Festspielbesuchern bekannt sind,die halten die Nibelungen sicher für eine ferne Moritat aus längst vergangener Zeit..

Knud

Ich wage sogar zu bezweifeln, dass die wenigsten von denen, die sich hier lautstark eschauffieren ... jemals in Bayreuth gewesen sind.

Servus umananda

Knudud_Knudsen
20.07.2010, 12:09
... jemals in Bayreuth gewesen sind.

Servus umananda

..jedenfalls nicht auf den Festspielen..wie denn auch,es gibt ja für die Normalos kaum Karten..:D

Knud

cajadeahorros
20.07.2010, 12:10
Ich wage sogar zu bezweifeln, dass die wenigsten von denen, die sich hier lautstark eschauffieren ... jemals in Bayreuth gewesen sind.

Servus umananda

Genau, nur du mit deinen angeblich 30 Jahren warst "jedes Jahr" seit 51 dort...

harlekina
20.07.2010, 12:22
Ich wage sogar zu bezweifeln, dass die wenigsten von denen, die sich hier lautstark eschauffieren ... jemals in Bayreuth gewesen sind.

Servus umananda

Ich bekam in Bayreuth sogar meinen Blinddarm raus.

umananda
20.07.2010, 12:30
so lange das geistige Anliegen nicht verändert wird und dieses Anliegen gibt es bei Wagner ich erinnere an die Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Freund Nietzsche,bleibt es spannend und das Werk lebt weiter..
ich wage zu bezweifeln, dass diese Inhalte den meisten Festspielbesuchern bekannt sind,die halten die Nibelungen sicher für eine ferne Moritat aus längst vergangener Zeit..

Knud


Ich bekam in Bayreuth sogar meinen Blinddarm raus.

Aber dieser wurde nicht in einem Bühnenbild hineingearbeitet ...

Servus umananda

harlekina
20.07.2010, 12:43
Aber dieser wurde nicht in einem Bühnenbild hineingearbeitet ...

Servus umananda

Den hätte ich sogar gestiftet.

cajadeahorros
20.07.2010, 12:44
Aber dieser wurde nicht in einem Bühnenbild hineingearbeitet ...

Servus umananda

Neuenfels schafft das... In einer Ariadne wurde mal auf die Bühne gekotzt (Notenpapier) und danach gepißt, der Feuilleton-Mensch des lokalen Schmierblatts hat fast eine Erektion beim Schreiben bekommen ob soviel geilen "Neuen Inhalten". Tilman Knabe hieß der Idiot der jetzt irgendwo im Ruhrgebiet glaube ich auch einen Ring verbricht.

harlekina
20.07.2010, 12:48
Neuenfels schafft das... In einer Ariadne wurde mal auf die Bühne gekotzt (Notenpapier) und danach gepißt, der Feuilleton-Mensch des lokalen Schmierblatts hat fast eine Erektion beim Schreiben bekommen ob soviel geilen "Neuen Inhalten". Tilman Knabe hieß der Idiot der jetzt irgendwo im Ruhrgebiet glaube ich auch einen Ring verbricht.
Du meinst "erbricht".
Mit den neuen Inszenierungen ist es so eine Sache. Viele derjenigen, die sie bejubeln, trauen sich insgeheim nicht zu sagen, wie scheiße sie es finden.

umananda
20.07.2010, 13:11
Neuenfels schafft das... In einer Ariadne wurde mal auf die Bühne gekotzt (Notenpapier) und danach gepißt, der Feuilleton-Mensch des lokalen Schmierblatts hat fast eine Erektion beim Schreiben bekommen ob soviel geilen "Neuen Inhalten". Tilman Knabe hieß der Idiot der jetzt irgendwo im Ruhrgebiet glaube ich auch einen Ring verbricht.

Das ist doch auch Nostalgie ... die Tradition der 68er ... das gehört für mich ebenfalls ins Museum, aber nicht auf einer Bühne. Neuenfels gehört in diese Reihe von Traditionalisten, die sich wie die traditonellen Wagnerianer nur noch um die eigene Achse drehen.

Servus umananda

Brutus
20.07.2010, 13:13
Neuenfels schafft das... In einer Ariadne wurde mal auf die Bühne gekotzt (Notenpapier) und danach gepißt, der Feuilleton-Mensch des lokalen Schmierblatts hat fast eine Erektion beim Schreiben bekommen ob soviel geilen "Neuen Inhalten". Tilman Knabe hieß der Idiot der jetzt irgendwo im Ruhrgebiet glaube ich auch einen Ring verbricht.

Von den Regiegroßtaten des Hans Neuenfels ist mir die Salzburger Fledermaus in Erinnerung geblieben.

Hänschen verlegt die Handlung vom Paris bzw. Wien der 1870er Jahre in die Zeit zwischen 1940 und 1945.

Es herrscht Krieg. Bomben fallen.

Eisenstein sehen wir als verfetteten Göring-Verschnitt, den Gefängniswärter Frosch, eine Paraderolle für Wiener Originale wie Hans Moser, Otto Schenk und Erwin Steinhauer, spielt Frau Neuenfels, Elisabeth Trissenaaar; in einem schreiend grünen Gummi-Hosenanzug.

Frösche sind bekanntlich grün, worauf uns Neuenfels unnachahmlich subtil hinweist.

http://www.ciao.de/Salzburger_Festspiele__Test_2012428

Während der Ouvertüre, in der die Blamage Falkes tänzerisch dargestellt wird, reibt sich eine junge Frau in Ekstase an dem überdimensionalem Schnabel der Fledermaus.

Der (hier wirklich blinde) Dr. Blind wird auf der Strasse von einigen Männern angesprochen, ob er Jude oder Kommunist sei. Als verneint, verprügeln sie ihn
trotzdem – weil er blind ist.

Auf dem Fest des Fürsten Orlowsky wird eigentlich kein Champagner getrunken, sondern Kokain konsumiert. Der „Ball“ wird immer wieder von Kriegsgeräuschen unterbrochen.

Als im drittem Akt der Gefängnisdiener Frosch sich um Adele kümmern soll, kommt sie später verprügelt und vergewaltigt wieder auf die Bühne. Frosch sagt folgenden Kommentar: „Man singt nicht ungestraft vor den Gefangenen“

Prinz Orlowsky, von David Moss dargestellt als psychotischer Drogenfreak, führt seine Bettlergesellschaft in die Reichskristallnacht hinein – „ha welch ein Fest, welch eine Nacht voll Freud!“ Man schmeißt Steine in die Fenster und die Dächer brennen.

Wenn sich Frank und Eisenstein als Chevalier und Marquis verbrüdern, wird
„Les Preludes“ von Liszt gespielt – ein Stück, das bei den Veranstaltungen der Nationalsozialisten gespielt wurde. Später kommt dieses Stück wieder, wenn sich die Kinder Eisensteins beim Streit ihrer Eltern umbringen – sie sind Opfer der Gesellschaft oder auch Opfer für die Gesellschaft.

Nicht einmal den Notentext konnte Neuenfels unangetastet lassen, dessen *Inszenierungen* die Variante eines Verhaltens sind, das man gelegentlich bei kleinen Kindern beobachten kann, wenn sie mit ihren Exkrementen spielen und die Wände beschmieren.

umananda
20.07.2010, 13:23
Den hätte ich sogar gestiftet.

... Und dafür freien Eintritt gehabt. Auch eine Art sich kostenlosen Eintritt zu beschaffen. Aber leider ist der Vorrat verzichtbarer Teile oder Organe ziemlich schnell erschöpft.

Servus umananda

marc
20.07.2010, 13:52
So, nun ist er ein paar Monate tot und kurz vor der ersten Neuenfels-Premiere in Bayreuth präsentiert Kati schon ihre neuen, dollen Ideen.

«Ab nächstem Jahr bieten wir vielleicht ein Club- Event an, wo DJs Wagner-Musik mit elektronischem Pop mischen», kündigte die Ur-Enkelin des Komponisten Richard Wagner eine Woche vor der Eröffnung der diesjährigen Wagner-Festspiele in einem Interview mit dem Magazin «Focus» an.

Bayreuth lebte, nach der schleichenden Erosion des künstlerischen Exklusivanspruchs, nur noch von der Atmosphäre und von der Exklusivität. Waren die Politfressen und die sich als "Intellektuelle" maskierenden "Promis" nach der Premiere abgereist war man unter sich, d.h. Wagnerfreunde, die einiges auf sich genommen hatten um eine Karte zu ergattern und die in Bayreuth sich selbst und den Meister feierten, sei es im teuren Hotel oder an der berühmten Wurstbude neben der städtischen Liegewiese. Auch das wird jetzt zielsicher vernichtet, "Public-Meistersinger-Viewing", Sofortvermarktung der Inszenierungen (statt wie bisher der Devise zu folgen nur Abgespieltes zu veröffentlichen), alles wird EVENT, und da darf auch der DJ nicht fehlen - wegen der "Jungen" (als würde ein Mensch mehr in die Oper gehen weil er einmal einen Idioten über das Rheingoldvorspiel rappen hätte hören...). Es rächt sich bereits jetzt. Immer öfter werden außer der Reihe Karten angeboten, alleine für diese Festspiele hatte ich von drei verschiedenen Veranstaltern plötzlich Angebote im Briefkasten, und das ganze auch noch zu vernünftigen Preisen (nur die Lohengrin-Premiere wurde noch "auf Anfrage" notiert, die Meistersinger gab es bereits zum Nennwert).

Machts nur weiter so... (Erni Singerl).

Bayreuth wird zu einem Teil der Kulturindustrie gemacht, weil man dem Irrglauben anhängt, nur die Orientierung an der Kulturindustrie würde den langfristigen Erfolg der Festspiele sichern. Diese Bemühungen (die Welt der Klassik an den Idealen der Kulturindustrie auszurichten), enden aber naturgemäß in Peinlichkeiten und Mißerfolg, weil diese unterschiedlichen Ideale nunmal nicht in Einklang zu bringen sind. Es geht hier eben nicht darum, möglichst jung, möglichst nackt, möglichst sexy, "freakig" - möglichst viel Tier zu sein.
Eine Sängerin zum Beispiel, die, bis sie stimmlich, charakterlich und musikalisch in der Lage ist, eine Isolde oder eine Brünnhilde darzustellen, ist einfach zu alt, um mit der jugendlichen Erotik eines Popsternchens mitzuhalten. Da kann man noch so lange per Photoshop bearbeiten und noch so intensiv schminken. Ebenso kann ich mir nicht vorstellen, daß das Ergebnis dieser DJ-Vermixung mit der Musik von "guten Pop-Bands" mithalten kann.

Nein, das ist alles ein entsetzlicher Holzweg - und erinnert mich an die Versuche von Seiten einiger Christen, ihren Glauben popkompatibel darzustellen - anstatt ihn als Gegenkraft zu vermarkten. Schlimm ist auch, daß die Ideale der Kulturindustrie -oder sagen wir von mir aus der Tittitainment-Industrie- mit diesem Vorgehen als Prioritäten anerkannt werden. Man lässt sich also Werte aufdrängen, ohne diese zu hinterfragen, vergrault damit die eigentliche Zielgruppe und lockt die begehrte Zielgruppe ("die Jungen") nicht an, weil sie, um diese Werte zu leben, natürlich lieber in die Disco als auf den Hügel gehen. Zumal diejenigen Jungen, die potentielle Festspielbesucher sind, ohnehin eher nicht in der Disco zu finden sind, sondern abseits von ihr.

Bald wird Bayreuth also nur noch vom Namen, der Akustik und den unbequemen Stühlen leben; es wird sich in Konkurrenz mit den sonstigen Manifestationen der "Kulturindustrie" begeben und in diesem Konkurrenzkampf nicht gut abschneiden.
Schon heute trifft man ja immer öfter auf Menschen, die grummelig betonen, daß die wirklich "wichtigen" Wagnerproduktionen nicht in Bayreuth stattgefunden haben und die Zeit, in der man nach Bayreuth pilgern und sich darauf verlassen konnte, die besten Sänger und Dirigenten zu erleben, lange vorbei sei. Stattdessen seien die Produktionen geprägt von jungen Sängern, denen "man eine Chance" geben wollte, medienwirksamen Regisseuren (Schlingensief, Anfrage an von Trier etc.) und natürlich dem unseligen Wagnernachwuchs. ("Beck in town!")

(Übrigens war ich gerade am Sonntag in der Generalprobe des Rheingold.)

cajadeahorros
20.07.2010, 14:01
(Übrigens war ich gerade am Sonntag in der Generalprobe des Rheingold.)

Das macht mehr Spaß als jedes noch so teure "Event".

Lars von Trier hätte mich interessiert, da hätte ich mal wieder den Geldbeutel gezückt (er hat ja das Regiekonzept online, da liest sich der I. Akt Walküre so wie der Antichrist schließlich wurde, grell, aber psychologisch schlüssig bis genial). Jedenfalls interessanter als die Schulmädcheninszenierungen von Kati.

P.S. Ich war auf Empfehlung spontan im Frankfurter Rheingold - wenn das so weitergeht und noch ein wenig gefeilt wird, das wird was. Nach dem Vorspiel und mit dem einfach genialen Bild dazu war ich das erste mal seit langem wieder einmal "richtig weg" von allem.

umananda
20.07.2010, 22:45
Lars von Trier hätte mich interessiert (...)

Lars von Trier ist sein Geld auch wert ... ein positiver Berserker ...

dogville - lars von trier
http://www.youtube.com/watch?v=8rPllm4WEXw&feature=related

Servus umananda

Alfred
21.07.2010, 21:25
Ja, hoffentlich wird bald Tierblut und Exkremente auf das hocherlesene Publikum verspritzt und das Ganze dann als Kunst verkauft. Standig Ovations vom von oben bis unten besudelten, elitären Pöbel wäre doch ne super schöne Metapher auf die Zeit in der wir leben und wie sie von den "Eliten" weiter gestaltet wird.

Oder etwas mit HundeKot :




http://sprinklebrigade.com/images/film-1.jpg
Die US-Sprinkle Brigade laesst den Kot gleich auf der Strasse und veraendert ihn mit kleinen Gimmicks zu stinkenden Skulpturen.
http://sprinklebrigade.com/images/gallery/holiday/poodolph.jpg
http://sprinklebrigade.com/images/gallery/excaliber.jpg
Quelle (http://www.rebelart.net/diary/schone-scheise-kunst-muss-stinken/0016/).

marc
06.10.2010, 17:52
Israelisches Orchester empört mit Wagner-Aufführung

Premiere am Rande der Wagner-Festspiele: Der erste Auftritt eines israelischen Orchester in Bayreuth provoziert Kritik in Israel.
http://www.welt.de/kultur/musik/article10109274/Israelisches-Orchester-empoert-mit-Wagner-Auffuehrung.html


Die Sprecherin des Israelischen Kammerorchesters, Meirav Magen Lelie, bestätigte die Teilnahme an den Festspielen im Juli des kommenden Jahres. Das israelische Orchester sei von der Leiterin der Festspiele, Katharina Wagner, eingeladen worden.
(...)
Allerdings soll das Konzert nicht im Rahmen der Wagner-Festspiele stattfinden. Das sagten Katharina Wagner und der Kulturbeauftragte der Stadt, Nicolaus Richter. Beide wiesen Angaben zurück, dass das Israelische Kammerorchester direkt Teil der Bayreuther Wagner-Festspiele sein werde. Die Initiative zu dem Konzert, das für den 26. Juli 2011 in der Stadthalle geplant sei, ging nach diesen Angaben von den Gästen aus. Das Orchester werde aber ein Wagner-Stück spielen. Das Israelisches Kammerorchester teilte unterdessen mit, dass es ungeachtet der negativen Reaktionen im Land an seinem Vorhaben festhalte. Neben dem „Siegfried-Idyll“ von Wagner wolle man auch Werke anderer Komponisten, darunter auch Franz Liszt, spielen.
(...)
Der inzwischen verstorbene israelische Dirigent Mendi Rodan hatte im Oktober 2000 für Aufsehen gesorgt, als er den langjährigen Boykott gegen Wagner in Israel brach. Er spielte damals mit dem Sinfonieorchester Rischon Lezion das "Siegfried-Idyll". Das Konzert löste scharfe Proteste von Holocaust-Überlebenden in Israel aus. Seitdem werden Wagners Werke weiterhin kaum gespielt.

Der israelische Journalist und Holocaust-Überlebende Noach Klieger schrieb in einem Kommentar, die Reise des Orchesters nach Bayreuth bringe ihn in Rage. "Dies ist ein Schritt, den alle 'Freunde' des Judentums im Allgemeinen und Israels im Besonderen als Kapitulation ansehen werden - und als Eingeständnis, dass der Boykott (Wagners in Israel) wertlos und nicht gerechtfertigt war."

harlekina
06.10.2010, 17:59
Und dann heißt es, es gäbe keine Sippenhaft mehr.